DER ANTICHRIST
von
H.H. J. Vida Elmer
übers. von Eugen Golla
Heutzutage spricht und spekuliert man viel über gewisse Prophezeiungen
der Bibel, welche von der Ankunft des Antichristen vor dem Weltende
berichten. In seinem zweiten Brief an die Thessalonicher sagt der
Apostel Paulus folgendes: Vor dem Ende der Welt wird ein allgemeiner
Aufstand gegen Gott (Apostasie) erfolgen und "der Mensch der Sünde
geoffenbart werden, der Sohn des Verderbens, der Widersacher und der,
der sich über alles hinwegsetzt, was Gott genannt wird, oder Gegenstand
der Anbetung ist. Dieser wird sogar im Tempel Gottes sitzen und sich
für Gott ausgeben." (II. Thess. 2,3-4)
Diese Person wird der Anti-Christ sein, der mit Satans Hilfe großen
Einfluß über die Menschheit ausüben und Zeichen und falsche Wunder
vollbringen wird, um diejenigen zu verführen, die keine Achtung und
Liebe für die Wahrheit haben - für die Wahrheit, die von Gott
geoffenbart worden ist. "Gerade deswegen läßt Gott Verführung über sie
kanmen, damit sie der Lüge Glauben schenken, damit alle diejenigen dem
Gericht verfallen, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern die
Ungerechtigkeit vorgezogen haben." (ebd. 10-11) Daraus kann man
ersehen, wie wichtig es ist, die Wahrheit zu besitzen und an ihr
festzuhalten, sie zu verkünden. Der moderne Sophismus erkennt die
Wahrheit nicht an, sondern nur Meinungen. Indessen ist eine persönliche
Meinung für das Heil der Seele nicht ausreichend. Man benötigt die
Wahrheit so, wie es unser Herr gesagt hat: "Die Wahrheit wird euch
freimachen." (Joh. 8,32) Die Situation ist gefährlich, wenn Millionen
von Menschen den modernistischen Irrtum anerkennen, der sagt: "Es gibt
keine absolute Wahrheit, alles ist nur relativ. Jedes Individuum hat
das Recht, die Dinge von seinem eigenen Standpunkt aus zu betrachten.
Jeder ist frei, das herauszuklauben und auszuwählen, was zu seinem
Lebensgenuß dient."
Indessen bleibt die Tatsache bestehen, daß es ohne die Wahrheit keine
Erlösung gibt. "(...) wer aber nicht glaubt (d.i. die Offenbarung
Gottes), wird verdammt werden." (Mk. 16,16) Ferner hat auch der hl.
Apostel Johannes über den Anti-Christen prophezeit. Er sagt: "Kindlein,
die letzte Stunde ist da, und wie ihr gehört habt, der Anti-Christ
kommt." (I.Joh. 2,18) "Viele Verführer sind in die Welt ausgegangen,
die Christus nicht als den im Fleische Erschienenen bekennen. Das ist
der Verführer und der Anti-Christ." (II.Joh. 7) Im Buche der Geheimen
Offenbarung sagt er folgendes: "Die ganze Welt wandte sich voll
Verwunderung dem Tiere zu." (Offb. 13,4) "Ja, es wurde ihm Macht
gegeben über alle Stämme, Völker, Sprachen und Nationen. Alle Bewohner
der Erde werden es anbeten, deren Namen nicht eingeschrieben stehen im
Buche des Lebens" (7-8)
Die ganze Geschichte der Kirche hindurch verursachten diese und andere
Prophezeiungen Spekulationen hinsichtlich der Zeit des Anti-Christen.
Diese Spekulationen intensivierten sich infolge der Katastrophen in der
Welt von heute. Vorträge, Bücher und Filme erscheinen in unseren Tagen
mit der Frage: "Ist die Zeit des Anti-Christen nahe oder sind wir
bereits schon in sie eingetreten?"
Wir können auf diese Frage nicht mit einem eindeutigen "Ja" antworten, sondern nur mit einem "Es ist möglich".
Eines indessen ist sicher: Wenn der Anti-Christ auf Erden erscheinen
wird, wird niemand oder fast niemand ihn als den Anti-Christen
erkennen. Er wird sich nicht zu erkennen geben, sondern seine Identität
verheimlichen. Er wird nicht von sich selbst bezeugen: "Ich bin der
Anti-Christ, ich komme jetzt."
Wie wird also seine Ankunft sein? Naturgemäß mittels Täuschung. Er wird
auftreten im Namen Christi. Er wird auftreten als rechtmäßiger Führer.
"Er gibt sich als Gott aus". (II.Thess. 2,4) Er wird sich großer
Beliebtheit erfreuen, und die Masse der Menschheit wird ihm zujubeln
als ihrem großen Führer. "Die ganze Welt folgte dem Tiere." (Offb.
13,4) Da der Anti-Christ nicht Gott gefallen kann, muß er den Menschen
gefallen. Er muß sich solcher Mittel bedienen, die ihn bei der Masse
des Volkes beliebt machen. Das ist eines der Zeichen, welches wachsame
Christen in der Umgebung des Anti-Christen entdecken können:
Popularität. Im Gegensatz dazu wollten sämtliche Apostel Christi Gott
gefallen, und nicht den Menschen. Der hl. Apostel Paulus sagt: "Wenn
ich den Menschen gefallen will, kann ich nicht Diener Christi sein."
(Gal. 1,10)
Wer ist also der Anti-Christ? Dies kann sein der atheistische
Kommunismus oder vielleicht das Vatikanum II, oder ein schlecher Papst,
oder eine Reihe schlechter Päpste. (Anm.d.Red.: ein "schlechter" Papst
wäre immer noch ein Papst; der Anti-Christ könnte nicht nur ein
"schlechter" - von denen gab's schon mehrere! - Papst sein, sondern
müßte ein Anti-Papst, ein illegitimer 'Papst' sein.) Wir können dies
nicht sicher wissen, bevor sich "der Mann der Sünde, der Sohn des
Verderbens" nicht offenbart hat, "den der Herr Jesus mit dem Hauche
seines Mundes wegraffen wird." (II. Thess. 2,8) Indessen hat unser Herr
uns genügend Gnade und Unterscheidungskraft gegeben, um die Fallstricke
des Anti-Christen zu erkennen und zu meiden.
Welches sind diese Sicherheiten? Der Apostel Johannes sagt: "Jeder
Geist, der Christus abtrennt, ist nicht von Gott, sondern ist vom
Anti-Christen, von dem ihr gehört habt, daß er kommt." (I.Joh. 4,3) Wie
kann sich der Anti-Christ von Jesus trennen? Durch Verfälschung seiner
Lehre, d.h. der traditionellen Lehre der Kirche sowie Entfernung des
Opfers der hl. Messe aus der Kirche.
Als sich Martin Luther von der Kirche trennte und er die Kirche
zerstören sollte, wußte er - sicherlich auf den Rat des bösen Geistes
-, was zu tun war. Er sagte: "Um die Kirche zu zerstören, müssen wir
die Messe zerstören." Als Paul VI. das alte Opfer der Messe abschaffte,
entlarvte er sich als ein Werkzeug in Satans Händen.
Die göttliche Vorsehung versah indessen von Anbeginn an die Christen
mit drei unüberwindlichen Schilden gegen die "glühenden Pfeile des
Bösen." Dies sind das Wort Christi, das Opfer Christi und die Mutter
Christi. Satan kann mit denen sein Spiel nicht treiben, die diese drei
Schilde tragen.
Es ist schließlich eine Tragödie, daß viele Menschen es versäumen,
diese drei Schilde zu tragen. Sie haben es daher zugelassen, Opfer der
satanischen Täuschung zu werden. Ohne diese umfassende Täuschung, diese
Unterstützung durch das Volk könnte der Anti-Christ seine Pläne nicht
durchführen. Er könnte sich nicht in den Tempel Gottes setzen. Er
könnte sich nicht über die ganze Lehre der Kirche hinwegsetzen und über
die ganze Anbetung, die vorher für Gott allein bestimmt war.
1962 rief Johannes XXIII. das II. Vatikanische Konzil mit der Erklärung
ein, daß die Kirche der Modernisierung bedürfe - oder, wie er es
nannte, des "aggiornamento". Er war überzeugt, daß er der auserwählte
Prophet sei, um dieses Projekt, die Kirche zu modernisieren, in Gang zu
bringen. Vielleicht erkannte er aufgrund dieser Lieblingsillusion
nicht, daß sich hinter diesem Plan Satan versteckt hielt. Als er sein
"aggiornamento" verkündete als das oberste Gesetz der Kirche (für alle
praktischen Zwecke), setzte er sich über alle definierten Lehren der
Kirche hinweg. Kein Wunder, daß die verweltlichten Massenmedien ihn zur
höchsten Stufe der Popularität emporjubeleten.
Statt sich dem Kommunismus zu widersetzen, wie es seine Vorgänger getan
hatten, streckte Johannes XXIII. ihm dann seine helfende Hand entgegen
- wiederum im Namen des "aggiornamento". Während katholische Bischöfe,
Priester und Laien Gefängnis, Marter und Tod durch die Hand der
Kommunisten erdulden mußten, lud Johannes XXIII. Adzhubey, einen hohen
Funktionär des Kremeis und Schwiegersohn Chruschtschows, des
kommunistischen Diktators von Rußland, in den Vatikan ein und empfing
ihn mit hohen Ehren.
Dieser Bruch mit der Vergangenheit hatte ernste Konsequenzen. Die
freundliche Aufnahme beendete die Verfolgung der Christen in Rußland
nicht, sondern machte große Reklame für die kommunistischen Parteien
des Westens. Die Völker erkannten die Änderung der Windrichtung. Bei
den Wahlen in Italien, die auf den Adzhubey-Besuch folgten, gewann die
italienische kommunistische Partei eine Millionen mehr Stimmen, als sie
bei der vorhergehenden Wahl erhalten hatte. Dieses
Eine-Millionen-Stimmen-Paket war ein Geschenk Johannes XXIII. an die
Kommunisten und ein Schlag für die christliche Regierung Italiens, und
von diesem Schlag konnte sich diese Regierung nicht mehr erholen. Kein
Wunder, daß die Massenmedien Johannes XXIII. bis in die höchsten Ränge
menschlicher Popularität hinaufkatapultierten. Er wurde ihr Idol: der
vornehme, milde, fromme Liebling der Welt. Aber für die Kirche wurden
er und sein Konzil zum Unglück. (...) Als Johannes XXIII. das Konzil
einberief, sagte er uns, er handle unter der Eingebung des Heiligen
Geistes. Aber bei Betrachtung der katastrophalen Folgen dieses Konzils
können wir sicher sein, daß diese 'Eingebung' nicht vom Heiligen Geist
kam.
Jeder unterrichtete Katholik wird gerne zugeben, daß diese furchtbare
Zerstörung der Kirche im Kielwasser des Vaticanums II nicht ohne
satanische Manipulation geschehen konnte. (...) Wie konnte Satan
Einfluß gewinnen und seine vergifteten Irrtümer im Inneren der Kirche
verstreuen, wenn nicht durch Täuschung? Die Wächter des wahren
Glaubens, die Priester, Bischöfe, Papst hätten es niemals erlaubt, daß
diese satanischen Irrtümer in die Kirche eindringen, wären diese
Irrtümer nicht gut getarnt gewesen in einer unschuldig aussehenden
Aufmachung. (Anm.d.Red.: Die religiöse Revolution durch Vat.II war kein
Zufallsprodukt, das auf Irrtum oder Täuschung basierte. Die harmlos
aussehende Aufmachung der Irrtümer war hausgemacht - von den sog.
'Hirten'!)
Es war für Satan nötig, eine Tarnung zu ersinnen, die genügend
anziehend war für den modernen Menschen und mit deren Hilfe er seine
Ideen ins Innere der Kirche einschleusen konnte. Satan ist ein guter
Psychologe. Er weiß, daß die moderne Menschheit den Fortschritt in den
Wissenschaften anbetet. Er weiß, daß jedermann in unserer Gesellschaft
wünscht, Schritt zu halten mit dem Fortschritt und sich die neuesten
Erfindungen auf dem Gebiet des Wohnens, des Schulwesens, der Medizin,
des Reisens, der Unterhaltung u.s.w. aneignen will. Das ist an und für
sich in Ordnung. Sie tun z.B. nichts Falsches, wenn Sie Ihren alten
Wagen oder Kühlschrank gegen einen neuen austauschen, der mehr leistet.
Aber bezüglich der wahren katholischen Religion ist das ganz anders!
Satan erließ daher einen unwiderstehlichen Aufruf an den Stolz der
modernen Menschheit, einschließlich der Priester, in dem Begriff des
"Aggiornamento". Mit diesem Angebot kam zugleich die Suggestion, das
"Aggiornamento" sei, wenn schon nützlich auf dem Gebiet des materiellen
Lebens, auch nützlich auf dem Gebiet des Geistigen. Das "Aggiornamento"
wurde daher als ein Blankoscheck für das ganze menschliche Leben - das
materielle und das geistige - angeboten.
Hier ist die Falle gestellt, die Täuschung für die Seele des Menschen.
Ist man unfähig, diese Falle zu entdecken, fällt man zwangsläufig Satan
zum Opfer. Niemand ist gefeit gegen diese Gefahr, auch nicht ein Papst.
Satan wird daher - Sie können darauf wetten - nach dem höchsten Preis
greifen, und das wäre die Verführung eines Papstes. (...) Diejenigen,
welche sich nicht irreführen ließen, bauen nun das Gebäude der
katholischen Restkirche auf, wie der hl. Paulus sagte: "... so ist auch
in der Gegenwart ein Rest nach der Gnadenauswahl vorhanden." (Rom.
11,5). Diese katholische Rest-Kirche setzt die wahre Lehre, das wahre
Sakrament der hl. Messe sowie das Versprechen Christi, daß die Pforten
der Hölle seine Kirche nicht überwältigen werden, fort.
Im Juni 1980 beschloß der 'Vatikan', sich darüber zu informieren,
wieviel Gläubige entschlossen seien, an der ewigen hl. Messe - anstatt
des sog. 'N.O.M.' - festzuhalten. Daher versandte 'Kard.' Knox an alle
(Reform)'Bischöfe' des ehemaligen lateinischen Ritus einen Fragebogen.
(...) Unter den vielen Erläuterungen, die diese 'Bischöfe' in den
Vatikan sandten, war eine von besonderem Interesse für uns. An einer
Stelle dieses Berichtes stand, daß viele Katholiken der Tradition einen
"ungewöhnlichen Grad an Bildung" besäßen. Schlicht ausgedrückt heißt
das, daß die Mehrzahl der Katholiken, die der Tradition verbunden
geblieben sind, einen Intelligenzgrad hat, der über dem
durchschnittlichen Niveau liegt. In der Tat, das sind die Leute, welche
die ökumenische Gehirnwäsche nicht mit der Häresie des Modernismus
vergiften konnte. Das sind die Menschen, welche nicht das Tier des
Anti-Christen anbeten. Das sind die Menschen, deren Name eingeschrieben
ist "im Buche des Lebens". (Offb. 13,8)
Diese Menschen waren fähig zu entdecken, daß das "Aggiornamento" eine
satanische Falle war, die nicht Fortschritt bringt, sondern die
Erniedrigung der einst großen katholischen Kirche. Das Verderbnis kam
von der Spitze! Johannes XXIII. ließ sich vom bösen Geist leiten. Es
kann nicht anders sein. Indem wir die furchtbaren Folgen sehen, die
durch dieses Konzil über die Kirche kamen, sind wir dessen sicher, daß
sie nicht vom Heiligen Geiste gekommen sind. Sie kamen von einem
anderen Geist, der Satan heißt. (...)
Der hl. Apostel Johannes schrieb in seinem ersten Briefe an seine
Schüler eine ausführliche Warnung hinsichtlich der Inspirationen. Er
sagte: "Geliebte, glaubet nicht einem jeden Geist, sondern prüft die
Geister, ob sie von Gott sind; denn viele falsche Propheten sind in der
Welt aufgetreten. Daran aber wird der Geist Gottes erkannt: jeder
Geist, der bekennt, daß Jesus Christus im Fleische gekommen ist, ist
von Gott. Aber jeder Geist, der Christus trennt, ist nicht von Gott.
Dies ist der Geist des Anti-Christen, von welchem ihr gehört habt, daß
er kommt und der jetzt schon in der Welt ist." (I.Joh. 4,1-3)
Johannes XXIII. prüfte seine 'Inspiration' nicht. Wirklich drückte eine
Anzahl von Kardinälen ihre Sorge darüber aus, daß es jetzt nicht an der
rechten Zeit sei, ein allgemeines Konzil einzuberufen. Aber er hörte
nicht auf sie. Er berief das II. vatikanische Konzil ein, das seine
Sitzungen am 11. Oktober 1962 eröffnete - mit dem Blankoscheck des
"Aggiornamentos". (...)
Johannes XXIII. lebte nicht lange genug, um die schrecklichen Folgen
seiner Irrtümer noch zu sehen. Er starb am 3. Juni 1963. Es war daher
die Arbeit seines Nachfolgers, Pauls VI., die sog. 'Selbstzerstörung'
der Kirche fortzusetzen. Bei diesen Bemühungen erwies er sich
zweifelsohne als der größte Fachmann im Zerstören im Verlauf der
Kirchengeschichte.
(aus: Radio-Ansprach Nr.44, 45) Rev. J. Vida Elmer (+)
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