ZIRKULAR 1/82 DES BISCHOFS CORTÉS
Den Priestern, Ordensleuten, Seminaristen und Christgläubigen der Diözese Chilipa
übers. von Heinrich Beckmann
Gnade und Friede des Herrn!
Die Bischöfe sind verpflichtet, über die Einhaltung der kirchlichen
Gesetze und über die Einheit von Glaube und Sitte zu wachen. (CIC 336)
Aus Antrieb dieser schwersten Verpflichtung sehe ich mi:h angesichts
des Umstandes, daß ein Priester der Diözese Acapulco namens Moisés
Cannona - der behauptet, Bischof zu sein - verschiedene Pfarren unserer
Diözese aufsucht und Dienste einschließlich Priester für die Seelsorge
anbietet, veranlaßt, den Diözesanen mitzuteilen, daß dieser Priester
weder predigen, noch innerhalb der Diözese Sakramente spenden kann, da
nach den Bestimmungen 1336, 1337 und 455 des kanon. Rechts nur der
Bischof einer Diözese selbst die Priester zu diesen Diensten in seinem
Jurisdiktionsbereich bevollmächtigen kann. Ich habe diesem Herrn, der
einstmals ein guter Priester dieser Diözese und später der Diözese von
Acapulco war, jetzt aber als Abtrünniger das nahtlose Gewand Christi
durch ein Schisma zu zerreißen sucht, keine Vollmacht gegeben.
Der Hl. Vater Johannes Paul II. sagte zu den Priestern aus Honduras:
"Denkt daran, daß in Eurer Amtsführung sich nichts Stabiles und
Konstruktives erreichen läßt, wenn man glaubt, es könne außerhalb der
Gemeinschaft mit dem Diözesanbischof geschehen und weniger noch gegen
ihn." Diese Worte bekräftigen die kanonische Lehre, nach der allein in
Verbindung mit dem Diözesanbischof erfolgreich und zum Wohl der Seelen
sich arbeiten läßt.
Zum anderen: wenn dieser geistliche Bruder die - wie er sagt -
Bischofsweihe erhielt, ist er, weil nicht vom Römischen Pontifex gemäß
Kanon 953 erwählt, ipso facto de jure a Divinis bis zur Entbindung
durch den Hl. Stuhl dispensiert (can. 237 c). So also kann er umso
weniger priesterliche Dienste an keinem Ort versehen. Nicht der Papst
und nicht der Bischof suspendieren ihn, sondern die von altersher für
die ganze Kirche gültige Gesetzgebung.
Es ist bekannt, daß dieser Priester nicht nur mit den Bischöfen uneins
ist, sondern ihnen Widerstand leistet, und dies sogar dem Hl. Vater
gegenüber. Und es ist bekannt, daß er gegen die Bischöfe Beleidigungen
ausschleudert, wobei er außer Acht ließ, daß bei einer Konsekration der
konsekrierende Bischof in Person Christi die Worte spricht:
"Wer ihn verflucht, sei verflucht, und wer ihn segnet, sei mit Segen erfüllt." (Rit.rom.)
So bitte ich also meine Priester, sorgfältig darüber zu wachen, daß in
ihrer Pfarre das Auftreten dieses Priesters, der sich nicht in
Gemeinschaft mit dem Hl. Vater und der Hl. Hierarchie befindet,
tunlichst verhindert wird. Seine Einmischung muß den Gläubigen übrigens
den größten Schaden zufügen. Die Gläubigen seien mit Klugheit und Liebe
auf diese Gefahr aufmerksam zu machen, wobei gegebenenfalls der Kurie
unverzüglich Mitteilung zu machen ist.
Wir, Priester und Gläubige, wollen inständig beten, daß Christus, der
höchste Hirte, in dieser gefährlichen Situation hier Abhilfe schaffe.
Denn außer diesem geistlichen Bruder es auch noch andere, die sich von
der Anerkennung und dem Gehorsam gegenüber dem Stellvertreter Christi
getrennt haben und an der Verführung der Unwissenden arbeiten, um sie
für ihre Irrtümer zu gewinnen. Bitten wir bei Gott für alle diese, daß
sie bescheiden ihre Irrtümer einsehen und zur Einheit der Kirche
zurückkehren.
***
OFFENER BRIEF SR. EXZ. MGR. CARMONA
AN DEN BISCHOF VON CHILAPA/ DR. FIDEL CORTÉS, GUER.
Acapulco, 27.2.1982
Hochwürdigster Herr Bischof!
Ich habe das Rundschreiben 1/82, das Eure Exzellenz "aus Antrieb der
schweren Verpflichtung, über die Befolgung der Gesetze der kath. Kirche
zu wachen wie auch über die Reinheit des Glaubens und der Sitten", an
die Geistlichen, Ordensleute, Seminaristen und Gläubigen Ihrer Diözese
gerichtet hat, gelesen. Eure Exzellenz sind wahrhaft bewundernswert.
Wir stehen allerdings vor zwei Kirchen: der von Christus gegründeten,
der EINEN, HEILIGEN, KATHOLISCHEN und APOSTOLISCHEN, die bis zum Ende
der Zeiten währt, - und der anderen, die Ihr in Eurem Wahnsinn ans
Licht der Welt brachtet - auf dem so erleuchteten II. vatikanischen
Konzil -, verweltlicht und sich wandelnd, da sie sich ja mit der Welt
abfindet und sich auf die "Zeichen der Zeit" stützt.
Man muß sich füglich fragen: Die Gesetze welcher Kirche meinen Sie? Von
welchem Glauben und welchen Sitten sprechen Sie? Beziehen Sie sich auf
die KATHOLISCHE KIRCHE oder die Ihrige?
Wenn Sie die KATHOLISCHE KIRCHE meinen, wie können Sie da ohne zu
erröten behaupten, um sie besorgt zu sein, da Sie in unverschämter
Weise ihre Gesetze übertreten. Was tun Sie sonst, wenn Sie die Laien
ermächtigen, die Kommunion auszuteilen oder sie zu den Kranken zu
bringen (gegen Can. 845). Oder wenn Sie anordnen oder zulassen, daß die
Kommunion unter beiden Gestalten ausgeteilt wird (gegen Can. 852). Oder
wenn Sie erlauben, daß mit dem Rücken zum Altar auf einem miserablen
Tisch zelebriert wird (gegen Can. 822). Und wenn Sie erlauben, daß Ihre
Priester ohne Amtstracht und häufig sogar ohne die heiligen Paramente
zelebrieren (gegen Can. 811). Wenn Sie die Konzelebration fördern
(gegen Can. 8o3). Wenn Sie ferner anordnen oder dulden die Feier der
Messe in einer nicht liturgischen Sprache (gegen Can. 819). Wenn Sie
sodann dulden, daß verschiedene Intentionen in einer einzigen Messe
appliziert werden, wobei Ihr Euch die Stipendien wie für Einzelmessen
bezahlen laßt (gegen Can. 828). Wenn Ihr weiterhin die Tabernakel von
den Altären entfernt und diese wie Geldschränke in die Mauern verbannt
(gegen Can. 1969). Wenn Ihr ferner erlaubt, daß die Gläubigen ohne
vorherige Beichte kommunizieren (gegen Can. 856). Wenn man den
Häretikern die Kommunion reichen ließ, ehre daß diese vorher ihre
Irrtümer abschworen (gegen Can. 731). Wenn Ihr teilnehmt an
Kulthandlungen von Nicht-Katholiken (gegen Can. 1228) usw. usw. Man
sieht angesichts des vorher gesagten mehr als klar, daß Sie nicht die
KATHOLISCHE KIRCHE im Auge haben können, sondern die Ihrige, sollte es
in dieser überhaupt Gesetze geben.
Und nun behaupten Sie, auch über die Reinheit des Glaubens zu wachen.
Welchen Glauben, Exzellenz? Zweifellos sprechen Sie nicht vom
KATHOLISCHEN GLAUBEN, denn seit 20 Jahren sind die Bischöfe bemüht,
diesen in dämonischer Wut zu zerstören. Sie wissen, daß die göttlichen
Wahrheiten, die zu glauben sind, wie auch die Prinzipien des rechten
Lebenswandels, die zu beachten sind, in dem Glaubensgut (depositum
fidei), das Christus den Aposteln und ihren Nachfolgern vermachte,
enthalten sind, wie auch die Forderung, sie irrtumslos zu bewahren. In
diesem Sinne bewahrten und übermittelten die Apostel sie und schärften
angelegentlich ein, sie weiter zu bewahren und zu lehren.
So Paulus an Timotheus: "Bewahre das anvertraute Gut! Vermeide
unheiliges leeres Gerede und die Streitfragen der fälschlich so
genannten Erkenntnis." (1 Tim. 6,2o) Und er befiehlt nicht nur dem
Timotheus, die von ihm gelehrte Essenz der göttlichen Wahrheiten zu
bewahren, sondern die von ihm gelehrte Essenz der göttlichen Wahrheiten
auch in gleicher Form zu lehren. "Nimm die heilsamen Lehren, die du von
mir vernommen hast, zum Vorbild im Glauben und in der Liebe." (2 Tim.
1,13) Daß die göttlichen Wahrheiten so zu bewahren und zu überliefern
sind, wie sie die Apostel - empfangen von Christus - weitergaben, sagt
auch der Apostel Paulus: "Brüder, ich mache euch mit dem Evangelium
bekannt, das ich euch verkündet habe. Ihr habt es angenommen und steht
in ihm fest. Durch dies erlangt ihr auch das Heil,
WENN IHR SO DARAN FESTHALTET, WIE ICH ES EUCH VERKÜNDET HABE."
Papst Leo XIII. sagt in seiner Enzyklika "Arcanum" zu den Bischöfen:
"Was Euch angeht, bemüht Euch mit Eurer ganzen Autorität, daß unter den
Euch anvertrauten Gläubigen DIE LEHRE, die Christus und die Apostel als
Interpreten seines göttlichen Willens lehrten, UNVERSEHRT UND
UNVERLETZT erhalten bleibe und was alles die katholische Kirche streng
bewahrte und zu allen Zeiten den Christgläubigen zu bewahren gebot."
Wenn Ihr legitime Bischöfe wäret, so wäre auch Euch das Glaubensgut
anvertraut. Aber was habt Ihr daraus gemacht? Habt Ihr Euch nicht von
der Illusion des Wandels mitreißen lassen, und habt Ihr nicht alle
Neuerungen, die man Euch aufzwang, widerspruchslos akzeptiert?
Unterwürfig bis zur Kriecherei habt Ihr Euch mit allen Häresien
verbunden, die von alters her schon von den Päpsten verurteilt waren -
und wie alten Plunder habt Ihr das Glaubensgut als veraltet und als
unbrauchbar in den Winkel gestellt. Wo ist denn die Reinheit des
Glaubens, über die Sie so sehr wachen? Es ist also offenkundig, daß Sie
sich in Ihrem Rundschreiben nicht auf den KATHOLISCHEN GLAUBEN
beziehen. Und wie können Sie über ihn überhaupt reden, da Sie ihn ja
nicht haben? Sie sind zu einer neuen Religion hinübergewechselt und
haben einen neuen Glauben, so wie alles neu ist, was dieser enthält.
Von Ihnen könnte gelten, was der Apostel Paulus über die Galater sagte:
"Es wundert mich, daß ihr so schnell
von dem abfallt, der euch durch die Gnade Christi berufen hat und euch
einem anderen Evangelium zuwendet," (Gal. 1,6)
Und Ihren Glaubensabfall findet man schon angekündigt beim Apostel
Paulus im ersten Timotheus-Brief: "Der Geist sagt bestimmt: in späteren
Zeiten werden manche vom Glauben abfallen und Irrgeistern und
Teufelslehren anhangen." (1 Tim. 4,1) Ja, Exzellenz, was Sie treiben
ist wahrhaft teuflisch.
Bezüglich der Reinheit der Sitten könnte ich Sie im gleichen Sinne
fragen: Wo ist denn diese Reinheit, die Sie nicht schlafen läßt? Wo ist
sie, da Ihr alles geändert habt?
Ihr habt den Brauch, auf den Knien zu kommunizieren, gegen die
Stehkommunion ausgetauscht. Und die Mundkommunion gegen die
Handkommunion, an einem geweihten Altar zu zelebrieren gegen einen
kläglichen Tisch. Ihr nahmt den Frauen den tradtionellen Brauch der
Kopfbedeckung beim Gebet in der Kirche, und das tatet Ihr gegen das
kanonische Recht und die Heilige Schrift (can.262; l.Kor.) Das
Rosenkranzgebet, das den Gläubigen so teuer war, schafftet Ihr als
langweilig und veraltet ab. Und das Schlimmste von allem: Ihr tauschtet
die KATHOLISCHE MESSE gegen eine protestantische und von Protestanten
(mit)fabrizierte 'Messe' aus, um Eure harmlosen Gläubigen zu
Protestanten zu machen. Bald werden wir auch eine neue Bibel sehen, in
der Christus nicht mehr als Gott erscheint, und in der es keine Wunder
mehr gibt, in der Christus weder sein Leiden litt, noch auferstanden
ist, und in der auch der Hl. Geist nicht herabkam. Wir sehen Euch als
Mitglieder eines Nationalrates der Kirchen, in einem schrecklichen
Mischmasch mit den Häretikern der ganzen Welt und als Teilglied der
atheistischen Universal'kirche'. Seien Sie aufrichtig, Exzellenz,
aufrichtig...
Einverstanden, daß die Priester in Union mit den Bischöfen zu wirken
haben, jedoch nur dann, wenn es sich um legitime Nachfolger der Apostel
handelt und sie sich wie solche aufführen. Aber in dem Augenblick, wo
sie sich von dem trennen, was die Kirche immer lehrte, in Häresie
fallen, verlieren sie jeden Autoritätsanspruch und können keinen
Gehorsam verlangen, denn wir müssen Gott mehr gehorchen als den
Menschen.
In Ihrem Rundschreiben sagen Sie: "Es ist bekannt, daß dieser Priester
nicht nur mit den Bischöfen uneins ist, sondern sogar in wirklicher
Opposition zu ihnen steht."
Hier ist zu unterscheiden: mit Bischöfen, die getreu ihrer Mission, der
Kirche und deren Lehre wirken, mit überzeugungstreuen Bischöfen wie
Manriquez und Zarate, Lara, Torres (...) Kardinal Stepanec bin ich
immer und mit ganzer Seele einig und werde das immer sein. Mit
häretischen Bischöfen indes, die sich preisgeben und sich mit den
Feinden der Kirche Christi gegen seine Kirche verbunden haben, mit den
unverfrorenen Figuren, die heute anbeten, was sie vorher verbrannten,
und heute verbrennen, was sie vorher anbeteten - mit diesen nicht.
Schließlich heißt es beim hl. Johannes in seinem zweiten Brief:
"Kommt einer zu euch, der nicht so lehrt, so nehmt ihn nicht ins Haus
auf und bietet ihm auch nicht den Gruß an. Wer ihnen den Gruß
entbietet, macht sich an seinem Treiben mitschuldig." (10-11)
In Ihrem Rundschreiben heißt es: "ein Priester namens Moisés Cannona -
der sich Bischof nennt". - Ich nenne mich nicht so, ich bin es. Und ich
bin es, nicht weil ich eine so hohe Würde verdiente. Wenige gibt es,
glaube ich, können sich einer solchen Armseligkeit rühmen (wie ich -
Hinzufügung der Red.) Aber Gott bedient sich sogar des Unflats zur
Verwirklichung seiner Pläne, und zudem ist er frei, sich seiner
Geschöpfe nach seinem Gutdünken zu bedienen. Ich wurde in Europa zum
Bischof geweiht von einem katholischen Erzbischof und legitimen
Nachfolger der Apostel. So bin ich gültig geweiht. Daß der Papst mich
nicht berief? Das konnte er nicht, denn verhängnisvollerweise ist heute
in der katholischen Kirche der Heilige Stuhl vakant, und wir haben
keinen Papst. Wenn es ihn wieder gibt, unterwerfen wir uns ihm als
rechtmäßigen Nachfolger des hl. Petrus und zollen ihm den Tribut
unseres Gehorsams und unserer Liebe.
Ich will schließen, aber nicht ohne vorher Er. Exzellenz zu fragen:
Haben Sie das Recht zu verhindern, daß ich die Gläubigen, die Sie so
erbarmungslos hintergehen, in der katholischen Lehre unterrichte? Haben
Sie das Recht zu verhindern, daß die Gläubigen sich frei entscheiden,
in welcher Kirche sie verbleiben wollen, nachdem Sie kläglicherweise
auf diesem Ihren Konzil die Religionsfreiheit approbierten? Mit welchem
Recht nötigen Sie sie mit Drohungen der Exkommunikation, wenn diese
Ihre entwürdigende Lage durchschauen und Euch den Rücken kehren? Gibt
es keine Personalrechte? Haben jene kein Anrecht darauf, von Ihnen in
ihrem freiwilligen Entscheid respektiert zu werden? Wozu haben Sie dann
dieses häretische Dekret approbiert?
Ich weiß, daß Sie nicht müde werden, Ihren ahnungslosen Gefolgsleuten
zu wiederholen: "Pater Carmona ist exkommuniziert. Seine Amtshandlungen
sind nichtig." Welche Autorität haben Sie, der Sie aus der katholischen
Kirche austraten, mich, der ich in der katholischen Kirche mit ihrer
Lehre und der heiligen Tradition verblieb, zu exkommunizieren? Seid
nicht Ihr die Exkommunizierten? Wäret nicht Ihr es, die in dieser
Kloake aller Häresien, die sich Modernismus nennt, versänket? Seid
aufrichtig! Denkt daran, daß Ihr eines Tages Gott Rechenschaft ablegen
müßt über das unbeschreibliche Elend, das Ihr so vielen Seelen zufügt,
die Euch noch folgen, weil sie Euch für katholisch halten. Qui nihil
est.
sig.: + Moises Carmona |