DIE PROGRESSISTEN - GEDANKEN EINER MUTTER
von
Irmeli Altendorf
(Aus:"DIE FAMILIE" Nr.7/8o; abgedruckt in: "DAS POSTPERSONAL" der
christlich-demokratischen Postgewerkschaft im Christi.
Gewerkschaftsbund Deutschlands.)
Da traten zuerst die "Gammler" auf, Söhne im herzgewinnendsten Alter
verließen ihre Mütter, lebten in der Gosse und kamen krank, schmutzig,
unterernährt und absolut fremd nach Hause. Wir mußten sie aufpäppeln,
ihre demolierte Seele wieder ins Gleichgewicht bringen und ihre
Garderobe aufbessern.
Dann propagierten die Progressisten die "Großfamilie". Unsere Töchter
verschwanden. Wir hörten nichts oder nur Schlimmes von ihnen. Sie kamen
nach Hause, betrogen und mit fremden Kindern, von denen niemand genau
sagen konnte, wer der Vater war. Zerzaust, geschändet und zerschunden
und für alle Zeiten um böse Erfahrungen reicher. Uns Mütter halsten sie
ihre Komplexe und Kinder auf.
Schließlich die sogenannte anti-autoritäre Erziehung. Das hieß, daß
wir, die konservativen, die rückständigen Mütter, bisher nichts anderes
getan hatten, als unsere Kinder zu verprügeln. Wir hatten sie in
Käfigen eingesperrt gehalten und mit wilden Drohungen gefügig gemacht.
Das sollte nun ganz anders werden, und es wurde ganz anders. An uns
liegt es nun, die Folgen wieder zu reparieren, die deformierte
kindliche Psyche mit mütterlicher Liebe wieder geradezurichten.
Und endlich gar wurde es entsetzlich. Rauschgift, so schrieben und
redeten die Progressisten, sei die harmloseste Angelegenheit von der
Welt. Es eröffne neue Perspektiven, bereichere das Leben führe zu
ungeahnten Dimensionen. Des Teufels letzte Waffe - größter Sieg! Wir
Mütter erlebten den Zerfall unserer Kinder, und diesmal überstieg es
unsere Kraft. Familien wurden vernichtet, und was zurückblieb, sind
Wrackstücke. Niemand hat das auf dem Gewissen, denn Progressisten sind
anonym.
Wann endlich mißt man der Dummheit nicht mehr dieses gefährliche
Gewicht bei? Als ob das alles neu sei, daß man sich in Schmutz und
Gosse Krankheiten holt, daß Mädchen immer betrogen werden, und gerade
von jenen, die so lauthals das Gegenteil beschreien, daß Kinder in
Grenzen aufwachsen müssen, um nicht seelischen Schaden zu nehmen, daß
Rauschgift tödlich ist! Oder müssen sie alle Erfahrungen über Bord
werfen, um fortschrittlich zu erscheinen? Dann ist Fortschritt
Dummheit, und wir sollten auf diese Art von Fortschritt verzichten.
Nichts von dem, was vor fünf, sechs Jahren als Nonplusultra
progressiver Lebensführung gepriesen wurde, hat sich auch nur im
geringsten bewährt. Alle diese fortschrittlichen Ideen sind
gescheitert. Ihr Trümmerhaufen wurde uns Müttern zum Wegräumen
überlassen. Niemand ist schuld. Immer ist schuld, wer den Dreck
wegräumen muß.
Lernen wir daraus? Verlangen wir endlich von jedem, gleichgültig von
wem, daß er seine "neuen" Ideen zuerst an sich selbst beweist, und zwar
schlüssig überzeugend, praktikabel? Daß er eine Garantie abgibt, daß
er, und sonst niemand, für die Folgen aufkommt, und zwar
hundertprozentig? Wer schützt uns vor ihnen? - Vielleicht der Staat?
So wie die Dinge liegen, können wir uns nur selbst davor bewahren.
Niemand hilft uns. Wo aber sollten wir die Kraft hernehmen? Die
Progressisten bestehen aus Mundwerk; ihm sind wir nicht gewachsen. In
ein paar Jahren werden wir erneut Trümmer wegzuräumen haben.
Fortschrittler lernen nicht aus ihren Fehlern. Sie sind unbelehrbar und
niederträchtig.
***
SPRÜCHE DER VÄTER:
Ein Bruder sagte zu Abbas Sisoes: "Ich sehe, daß ich ständig an Gott
denke." Der Altvater antwortete: "Es ist nichts Großes, daß dein
Gedanke bei Gott ist. Doch groß ist: sich selbst niedriger als alle
Kreatur zu sehen. Denn dies und die körperliche Mühe führen zur
Gewohnheit der Demut." |