OFFENER BRIEF AN MIT-CHRISTEN - AUS USA
(übersetzt von Gladys Resch)
30. Juni 1980
Liebe katholische Glaubensbrüder!
Es hat sich eine anscheinend unüberbrückbare Kluft zwischen dem Komitee
von OUR LADY und dem der ROSARY CATHOLIC MISSION, Inc. entwickelt.
Vertreten wird die eine Partei von dem Schatzmeister, Herrn Jack
Looney, dem stellvertretenden Vorsitzenden, Herrn Henry Demers, und dem
Vorstandsmitglied, Herrn W. Millowitch. Diese Herren sind entschlossen,
unsere Kapelle in der 58th Street der sogenannten Priestergemeinschaft
von St. Pius X. anzugliedern - was gleichbedeutend wäre mit einer
Überschreibung und den Besitzerrechten über das Eigentum der Kapelle an
den Vorgesetzten des Südwest-Bezirks der Priestergemeinschaft in den
USA an Hector L. Bolduc und dem voraussichtlichen Abbau unserer
jetzigen, gemeinnützigen Gemeinschaft.
Gegen diese Angliederung stimmten die Vorstandsmitglieder Jim Scahill,
Gene Wohrlin und der Vorstand des Komitees Greg Kubina. Wir drei
befürworten die Beibehaltung unserer augenblicklichen Struktur und sind
für das Beibehalten unseres Besitzes und der Kapelle bis zu dem
Zeitpunkt, bis zu dem durch die Wahl eines echten katholischen Papstes
wieder Ordnung in der chaotischen, zersplitterten katholischen Kirche
hergestellt ist. Bei der Opposition ist besonders Herr Jack Haller zu
erwähnen. Er hat mitgeteilt, daß er den Weg des geringsten Widerstandes
wählt, und aus diesem Grund hat er für die Überschreibung gestimmt -
allerdings unter der Bedingung, daß ihm versichert wird, daß er von
seinen Verpflichtungen bezüglich der Deckung der Hypotheken für die
Kapelle befreit wird.
So sind also vier (gegen drei) für die Überschreibung. Da die andere
Partei zahlenmäßig überlegen ist, hat sie ihre Absicht erklärt, in
dieser Sache weiterzumachen, obwohl die meisten Vorstandsmitglieder
sich im vergangenen September noch darüber einig waren, ein Jahr damit
zu warten, bevor ein Entschluß zur Überschreibung an die
Priesterbruderschaft erfolgen sollte. Dadurch sollte genügend Zeit
gewonnen werden, um sich genau über die Organisation der Bruderschaft
zu informieren. Wir hatten bereits eine sehr unangenehme Erfahrung zur
Zeit des inneren Existenzkampfes und Abbruchs der O.R. CM., wodurch die
Zukunft unserer Gruppe unsicher geworden war. Unsere Organisation faßte
den weisen Entschluß, unabhängig zu bleiben, damit das Schicksal
unserer Kapelle nicht von einem weit entfernten Ausschuß in
Connecticut, N.Y. oder Kansas - Orte, die für unsere Leute hier in
Albuquerque vollkommen entlegen sind - entschieden würde. Und gerade
jetzt, wo wir von dem internen Zwist zwischen den östlichen und den
westlichen Bezirken der Bruderschaft von St. Pius X. Kenntnis haben,
der der Kampagne der O.R.CM. ähnelt, werden wir immer stärker gedrängt,
uns der Bruderschaft anzugliedern, was unwiderruflich ist, wenn es
einmal geschehen ist.
Allerdings muß erwähnt werden, daß seit 1976 bis heute auch wieder
viele Meßzentrumsgruppen aus der Bruderschaft ausgetreten sind. Sie
haben oft große Verluste eingebüßt, werden aber nicht von jenen
Apologeten erwähnt, deren Aufgabe ist, das Wachstum der Bruderschaft zu
rühmen - natürlich nicht! Einige dieser Gruppen sind:
1. St. Athanasius Chapel, Oklahoma City
- Oklahoma (dort wohnhafter Priester: Father Graham Walters); die
Trennung erfolgte 1977.
2. St. Jude Shrine, Stafford - Texas (dort wohnhafte Priester: Fr.
Robert Grant und Fr. George Musey); die Trennung erfolgte 1976.
3. St. Athanasius Guild, San Jose - California (der dort wohnhafte Priester: Fr. Joseph Eberhardt); die Trennung erfolgte 1976.
Es gibt auch noch andere Gruppen, die sich von der Bruderschaft
zurückgezogen haben und durchMeßstipendien unterstützte) Priester in
folgenden Städten besuchsweise zelebrieren lassen:
1. Springfield - Missouri (Laienorganisatorin: Mrs. Dorothy Evans); Trennung erfolgte 1978.
2. New Orleans - Louisiana (Laienorganisator: Mr. Richard Averall); Trennung erfolgte 1979.
3. Topeka-Wamego - Kansas (in der Nähe von St. Mary's; Organisator: Mr. Fred Kilian); Trennung erfolgte 1979.
4. Colorado Springs - Colorado (Organisator: Mr. Jerry Mahoney); Trennung 1976.
5. Milwaukee - Wisconsin (Laienorganisator: Mr. Chester Batchler); Trennung erfolgte 198o.
6. Vienna - Virginia (Organisator: Mr. John Canflone); Trennung erfolgte 198o.
Wenn die Bruderschaft von M. Lefebvre wirklich der rettende Hafen für
die Traditionalisten sein wollte, wie sie das vorgibt, so fragt man
sich, weshalb immer mehr Traditionalisten sich von ihr zurückziehen.
Wahrscheinlich gibt es noch viel mehr solcher Gruppen, von denen wir
nichts wissen, da wir hier in Albuquerque - bis vor kurzer Zeit wie in
einem Informationsvakuum lebten! Inzwischen hat die Bruderschaft damit
Angst zu machen versucht, daß in Kürze nur noch die Gruppen Priester
haben werden, die von der Bruderschaft kontrolliert werden. Und wenn es
wirklich gelungen ist, diese Gruppen anzugliedern wie z.B. in El Paso,
San Antonio und DentÛn, so sind diese Kapellen in Texas oft wochenlang
ohne eine Sonntagsmesse. In anderen Städten dagegen setzen die Priester
(oder 'Priester', Anm.d.Red.) der Bruderschaft von Lefebvre alles
daran, sog. 'Oppositions'messen in gemieteten Räumen, möglichst in der
Nähe der bereits bestehenden Kapellen bzw. Meßzentren, die nichts mit
dem Lefebvrismus zu tun haben wollen, zu feiern. Dies ist der Fall in
Milwaukee, wo die Bruderschaft immer noch hofft, eine schon seit langem
bestehende Gruppe von katholischen Christen zu sprengen - durch
ständige Gegenwart und Hetzerei.
Der gefährlichste Aspekt dieser sog. 'Priester'bruderschaft von St.
Pius X. ist die vor kurzem bekannt gewordene Absicht der Anpassung und
die 'Wiedervereinigung' mit den Verbrechern des sog. 'N.O.M.' und den
Fehlern von Vatikanum II, wodurch diese Bruderschaft von Pius X. die
unrechtmäßige Besetzung des Stuhles Petri im Vatikan anerkennt. In
einer vor kurzem gehaltenen Ansprache an die Mitglieder der Society's
Queen of Angels Kapelle in Dickinson / Texas verkündete der wichtigste
angelsächsische Sprecher von M. Lefebvre, Michael Davies (Autor von
"Apologia pro Marcel Lefebvre) öffentlich das
'Wiedervereinigungs'thema, da "wir jetzt einen sehr orthodoxen Papst
haben, dessen Ideen der Theologie die gleichen sind wie die des M.
Lefebvre". (Anm.d.Red.: das stimmt ganz genau!) Der einzige Erfolg
dieser Rede von Davies in Dickinson war der, daß bei den meisten dort
eine wachsende und vollkommen unerwartete Wut ausgebrochen ist, die nun
die Bruderschaft wieder zu dämpfen versucht; denn bis dahin schluckten
die Leute vieles von dem, was ihnen die Herren der Bruderschaft
vorsetzte. Mehrer Tonbänder dieser Rede sind in Umlauf.
M. Lefebvre selbst hat die "Co-existenz der vor- und nachkonziliaren
Riten in der Universalkirche" befürwortet und erklärt, daß es "für
diejenigen, die behaupten, der Novus Ordo sei ungültig" keinen Platz in
der Bruderschaft St. Pius X. mehr geben kann. Lefebvres Süd-West
Oberer, Hector L. Bolduc sagt, daß falls der zu erwartende
Wiedervereinigungsvertrag es fordert, er sich vom apostatischen
Ortsbischof - in diesem Fall 'Bischof' John L. Morkowsky,
Ortsordinarius von Dickinson / Texas, wo sich die Queen of Angels
Kapelle befindet - die Genehmigung zur Feier der Tridentinischen Messe
einholen und zu Morkowsky gehen werde, um sich die Erlaubnis dazu
erbeten werde, (vgl. HOUSTON CHRONICLE 1.9.1979) Es handelt sich um den
gleichen Morkowsky, den Bolduc später im Mai 1980 in einer
Veröffentlichung von ANGELUS bloßstellt, weil er versucht hatte, eine
Dispens für jüdisch-'katholische' Mischehen zu bekommen, die ihre
Kinder jüdisch erziehen wollen!
Seit der Ankunft des Priesters (oder besser: 'Priester', Anm.d.Red.),
der von der Bruderschaft nach Albuquerque gesandt worden war, hat sich
unserer Gruppe ein Gefühl des Mißtrauens bemächtigt. Es handelt sich um
Philippe de Moulière, der ohne von uns eingeladen worden zu sein,
einfach hier erschien. Einige von uns sind kritisiert worden, weil sie
wÁgen kanonischer Hindernisse an de Moulière empfindliche Fragen
gestellt haben. Die Wahrheit ist, daß de Moulière seine eigene
Glaubwürdigkeit dadurch in Frage gestellt hat, als er von der Kanzel
herab verkündete: "In eurer Gruppe ist ein Teufel" und: "Jemand hat
meinen Beichtstuhl und mein Pfarrhaus 'verwanzt' (d.h. Abhörapparate
installiert hat, Anm.d.Red.)."
Wie lächerlich! (Er machte bereits die gleiche blödsinnige Bemerkung,
als er in der New Orleans Chapel tätig war.) So eine
Unverantwortlichkeit und solch schändlicher Mißbrauch der Kanzel führen
nur zu dem Erfolg, daß unsere Leute unsere Kapelle meiden, und seitdem
ist der Besuch der Messe erheblich zurückgegangen. Als wir das letzte
Mal, am Sonntag, dem 22. Juni 198o zur Kapelle gingen, wurden einige
von uns von einigen Mitgliedern des engeren Kreises von de Moulière
belästigt. Sie beschimpften uns ständig mit ihren irrsinnigen Tiraden:
"Hier kommen die Teufel! - Die Teufel sind da!" Wir und andere
gewissenhafte Eltern wollen es ganz einfach nicht zulassen, daß unsere
Kinder durch diese Art einer reinen Zirkus-Athmosphäre, die sich
obendrein noch 'religiös' nennt, seelisch und geistig gefährdet werden.
In ganz kurzer Zeit hat es die Bruderschaft unter Führung von de
Moulière fertig gebracht, unsere früher so homogene Gruppe von
Gläubigen zu zerspalten. Sie steht jetzt kurz vor derVerwirklichung der
zweiten Phase ihres Programms, nämlich der Beschlagnahmung unserer
Kapelle. Der dritte Schritt wird schließlich sein - nach den
Verlautbarungen von Lefebvre, Bolduc und Davies - die Eingliederung
unseres Meßzentrums in die Herde der Häretiker und Apostaten, also
derjenigen, die uns anfangs in die Katakomben gezwungen haben.
Inzwischen sind viele unserer Absichten, nämlich die Fehler der
konziliaren Reform'kirche', des Vatikanum II, des sog. 'N.O.M.'
aufzudecken, um sich ihnen widersetzen zu können, vereitelt worden -
so, als ob das genau geplant gewesen sei.
Eine kürzlich bekannt gewordene Dokumentation enthüllt die Tatsache,
daß M. Lefebvre von Achille Lienart, der vor dem Empfang seiner eigenen
Bischofsweihe bereits seit 192o Hochgradfreimaurer war (33. Grad), zum
Priester und Bischof geweiht wurde. Es muß betont werden, daß ein
Prälat, der Mitglied einer Freimaurerloge ist, automatisch
exkommuniziert ist, wodurch für ihn das Spenden der Sakramente der
Kirche unerlaubt ist. Auf Grund der in Frage gestellten Intention beim
Empfang des Sakramentes ist nach Meinung einiger katholischer
Schriftsteller der Empfang der Bischofsweihe von Lienart sogar ungültig
... und wenn das zutrifft, was machen dann Lefebvre und die von ihm
'geweihten' 'Priester'? (Anm.d.Red.: Manche argumentieren so: auch wenn
die Priesterweihe von Lefebvre durch Lienart ungültig gewesen sein
sollte, und ebenfalls seine Bischofsweihe durch den gleichen
Ordinarius, nämlich Lienart, dann haben doch bestimmt die beiden
Mit-Konsekratoren gültig geweiht; also ist seine Bischofsweihe gültig.
Das stimmt nicht! Voraussetzung für den Empfang der gültigen
Bischofsweihe ist die gültige Priesterweihe, die durch den Empfang der
Bischofsweihe nicht ersetzt wird!) Wie kommt es, daß Lefebvre der
einzige Prälat (oder 'Prälat') ist, der von den kontrollierten
Nachrichtenagenturen als der Kämpfer der Traditionalisten ausgerufen
wird, obwohl die Kardinale Bacci, Ottaviani und Slipij, die sich
anfänglich derZerstörung der Kirche widersetzt haben, faktisch
ignoriert worden sind?
Dies sind einige Fragen, die gründlichst beantwortet werden müssen,
bevor irgendeine Überschreibung von unserem Besitz vollzogen werden
kann. Daher haben wir uns entschlossen, folgendes zu unternehmen:
1. Wir werden mit sofortiger Wirkung unsere Unterstützung einstellen
und uns mit unseren Familien aus dem Meßzentrum in der 58th Street
zurückziehen; wir werden versuchen, andere von unserem Standpunkt zu
überzeugen, und sie bitten, das gleiche zu tun bis zu dem Zeitpunkt, an
dem es keine Verbindung mehr zwischen der Lefebvre-Bruderschaft und
unserem Meßzentrum gibt.
2. Wir werden eine gründliche Untersuchung über die sog.
'Priester'bruderschaft St. Pius X., ihre Agenten und ihre wahren Ziele
beginnen.
3. Wir werden auch weiterhin gegen eine Überschreibung unseres Besitzes
des Meßzentrums an die Bruderschaft oder ihrer Benutzung durch dieselbe
stimmen, und wir werden uns so lange, wie wir unsere Stellung im
leitenden Ausschuß behalten, gegen die Auflösung unseres
gemeinnützigen, steuerfreien Vereins "Our Lady of the Rosary Catholic
Mission, Inc., wehren.
4. Wir werden Öffentlich jeden Versuch bekämpfen, unsere Kapelle in den
'konservativen' Flügel der abgefallenen 'Kirche' eingliedern zu lassen.
5. Schließlich werden wir wieder die heilige Messe in der neuen Kapelle
der Universität von Mexiko unterstützen, mit Hilfe der vielen, guten,
unabhängigen katholischen Priester, die wir alle kennen und die uns in
der Vergangenheit so oft ausgeholfen haben und die nach Albuquerque
zurückkommen werden, um wieder für uns die wahre Messe zu feiern, und
zwar schon diesen kommenden Sonntag, den 6.7.198o um 10 Uhr.
Falls Sie unsere Sorge über die jetzige Richtung unserer Gemeinschaft
teilen, bitten wir Sie dringend um ihre Teilnahme an der hl. Messe am
kommenden Sonntag in der Kapelle der Universität von Mexiko, und bitten
Sie anschließend an einem kurzen Treffen teilzunehmen, um Möglichkeiten
zu besprechen, wie wir den eventuellen Verlust unseres Meßzentrums, das
wir mit so viel Mühe errichtet haben, verhüten können. Das Treffen wird
unter dem Beisein eines wirklich katholischen Priesters stattfinden.
Ihre in Christus ergebene
(gez.) Greg Kubina, Vorstand des Ausschusses;
(gez.) Jim Scahill, Mitglied des Ausschusses;
(gez.) Gene Wohrlin, Mitglied des Ausschusses.
Anm.d.Red.: Mit dieser
Darstellung wird für unsere Leser nichts Neues erbracht ... oder
vielleicht dieses: daß das lefebvreische Programm zum Ankuppeln der
widerspenstigen Gläubigen nicht der Willkür und den Machtgelüsten eines
Schmidbergers und Konsorten überlassen ist, sondern von dem Mann mit
den blauen Augen, von Lefebvre selbst zentral gesteuert wird. Warum
wohl? |