DER NEUE KONZILSGOTT
Paul VI. erklärte 1970: "An dem Konflikt (d.i. der Nahost-Konflikt,
Anm. d.Red.) sind drei Religionen beteiligt, die alle den wahren Gott
anerkennen: das Volk der Juden, das Volk des Islam und dazwischen das
über die ganze Welt verbreitete christliche Volk. Sie verkünden mit
drei Stimmen den einen Monotheismus. Sie sprechen höchst authentisch,
höchst ehrwürdig, höchst geschichtlich, höchst unverwüstlich, höchst
überzeugend. Wäre es nun nicht möglich, daß der Name des gleichen
Gottes statt zu unüberbrückbaren Gegensätzen zu einer gegenseitigen
Hochachtung, Übereinstimmung und friedlichen Koexistenz führt? Könnte
der Hinweis auf den gleichen Gott den gleichen Vater, ohne vorgefaßte
Meinungen theologischer Diskussionen nicht eines Tages der klaren,
gleichzeitig schwierigen, aber unumgänglichen Entdeckung dienen, daß
wir Söhne des gleichen Vaters und allesamt Brüder sind?"
Johannes Paul II. sein geistiger Erbe, fährt 1979 fort: "Während ich an
eure Mitbürger, aber auch an die weite Welt des Islams denke, drücke
ich heute erneut die Wertschätzung der katholischen Kirche für diese
religiösen Werte aus ... Der Glaube an Gott, wie ihn die geistlich von
Abraham abstammenden Christen, Muslime und Juden kennen, ist, ehrlich
gelebt und im Leben praktisch verwirklicht, ein sicheres Fundament der
Würde, der Brüderlichkeit und der Freiheit der Menschen und ein
Grundprinzip richtigen sittlichen Verhaltens und gesellschaftlichen
Lebens. Und da ist noch etwas: Diesem Glauben an den transzendenten
Schöpfergott zufolge bildet der Mensch den Höhepunkt der Schöpfung. Er
wurde, wie die Bibel lehrt,'nach dem Bilde und Gleichnis Gottes' (Gen
1,27) geschaffen. 'Obgleich aus dem Staub gemacht', heißt es im Koran,
dem heiligen Buche der Muslime, 'hat Gott ihm seinen Geist eingehaucht
und ihn mit der Gabe des Hörens, des Sehens und des Herzens
ausgestattet' (Sure 32,8), das heißt mit dem Verstand."
(zitiert nach "SAKA-Informationsblätter, Dez. 81) |