DIE ZERSTÖRUNG DER HL. MESSE IM SOG. 'N.O.M.'
von
Dr. H.B. Visser
I. Fortsetzung:
(2. DIE FRÜHERE VORMESSE IST VERÄNDERT WORDEN)
- Die Lesungen erfolgen vom Ambo aus. (IG 272) Dadurch tritt weniger
deutlich hervor, daß sie in erster Linie zu Ehren Gottes vorgetragen
werden, und nicht zur Belehrung der Gläubigen.
- Nur ein Ambo. Dadurch wird der Unterschied zwischen Epistel und
Evangelium aufgehoben. Dadurch entfällt die Übertragung des Missales
von der Epistel- auf die Evangelien-Seite, ebenso der Vortrag des
Priesters versus Deum.
- "Die Lesung gehört nicht zur Aufgabe des Vorsitzenden." (IG 34)
Gemeint ist: zu den Aufgaben des Priesters. Auf diese Weise wird die
Epistel profaniert.
- Keine Vorschrift mehr über die Haltung der Hände bei Epistel und
Evangelium: das bedeutet eine Verarmung der relgiös-symbolischen
Gesten.
- Die ersten Lesungen erfolgen durch einen Laien. (Instr. Immenaae, 1973) Aber: die Messe ist kein Bibelkreis!!
- Aus dem Gebet "Munda cor..." ist ein Teil gestrichen worden, wodurch
es hinsichtlich seiner geistigen Kraft geschwächt wurde. Und das,
obwohl es aus der hl. Schrift entnommen wurde.
- Wichtige Sequenzen wie "Stabat mater", "Lauda Sion", "Ecce paÒis",
"Dies irae" sind entfallen. Damit wurde ein gewachsener Gebets- bzw.
Glaubensschatz aufgegeben.
- Die Lesungen sind vermehrt worden. Damit wird der belehrende Charakter der Lesungen überbetont. (AK "Missale")
- Es gibt auch fortlaufende Lesungen, die in keinem Zusammenhang zur Liturgie stehen.
- Statt "Epistel" und "Evangelium" heißt es nun: 1., 2., 3. Lesung. Der
spezifische Unterschied zwischen beiden ist damit aufgegeben worden und
ist verschwunden.
- Die Lesungen jedoch, die hier zu reinen Belehrung umgestaltet sind,
können auch gesungen werden. Das ist inkonsequent: normalerweise singt
man keine Belehrung.
- In der Osterzeit werden auch Lesungen aus der Apostelgeschichte
vorgetragen. (a.a.O.) Lesungen aus der Apostelgeschichte gehören jedoch
grundsätzlich in die Zeit nach Pfingsten.
- "Die Predigt wird gewöhnlich vom Zelebranten gehalten." (IG 42) D.h.,
daß die Predigt auch von einem Laien etc. gehalten werden kann und
fördert den Mißbrauch der Verkündigung des Wortes Gottes: so benutzen
Politiker und sonstige wichtige Personen des öffentlichen Lebens die
Kanzel (bzw. den Ambo), um ihre Ideen zu verbreiten. Auch
Faschingsprinzen steigen nicht nur in die "Butt", sondern auhh auf die
Kanzel.
- Augenblicke des Stillschweigens sind eingeführt worden. (IG 23) -
Dazu ist grundsätzlich folgendes zu sagen: Man hat zunächst einmal die
Stille überhaupt aus der Liturgie verbannt. Statt dessen gibt es nun
eigens gebotene Augenblicke des Stillschweigens. Diese haben etwas
Erzwungenes an sich: Man muß die Stille in dem Augenblick eintreten
lassen, der dafür von der IG angegeben ist (wer kennt diesen?) oder vom
Zelebranten, d.i. der moderne Liturgie-Vorsitzende, bestimmt wird. Die
Stille muß wieder beendet werden, wenn es dem Zelebranten gutdünkt!
- Man hat einen Moment der Stille nach der Predigt eingeführt. (a.a.O.)
Dieser Augenblick dürfte schlecht gewählt sein, da die heutigen
Predigten eher zum Protestieren als zum Nachdenken anregen dürften.
- Das Credo selbst ist in den landessprachlichen Übersetzungen zunächst
einmal in sich verfälscht worden. Zum anderen wird es nicht mehr vom
Priester angestimmt, dessen Aufgabe dies wäre, da doch die Kirche
(dessen Repräsentant der Priester ist) den Glauben
verkündet. Es wird seltener gebetet. Beim "et Homo factus est" entfällt
die Kniebeuge, statt dessen ist nur eine Verbeugung vorgschrieben.
- Das Gebet des Volkes am Ende des 'Wortgottesdienst1 ist aufs neue eingeführt worden.
- Die Umstellung der Fürbitten ist seinerzeit nicht ohne Grund
geschehen. Es hat seine große Bedeutung, daß sie vom Priester am Altar
gesprochen werden. Die modernen Fürbitten
dürfen frei formuliert werden, was inhaltlich und in der Form des
Vortrages dieMöglichkeit eröffnet, unpassend bzw. störend zu wirken.
- Für Papst, Kirche etc. wird nicht mehr in jeder 'Messe' gebetet, da
es mehrere Formulare zur Auswahl gibt, die diese Fürbitten nicht
vorschreiben. Dennoch sind die Fürbitten für den Papst, die Kirche und
anderen Instanzen (Obrigkeit) wichtig (vgl. lTim 2).
- Laien dürfen nunmehr die 'Liturgie des Wortes' 'zelebrieren' und
anschließend die 'Kommunion' austeilen, gegebenenfalls nach
vorhergehender Lesung des 'Einsetzungsberichtes' (Instr. "Liturgicae").
- Feierlicher Segen u.a. am Ende der 'Liturgie des Wortes' (vgl. sog.
'Neues Missale Romanum' unter 'Segnungen'.) - Solch eine von einem
Vorsitzenden (Priester) geleitete 'Liturgie' ist nunmehr ohne die
darauffolgende 'Liturgie der Eucharistie' als selbständige Feier
möglich. Das ist der protestantische "Dienst des Wortes". Auch ein
Priester kann sich jetzt darauf beschränken, nur diesen Teil der
'Liturgie' allein zu feiern.
- "Der Ersatz der hl. Messe durch einen Wortdienst soll für manche Tage
gefördert werden." (CL 35) Dies soll nicht nur für den Fall gelten,
wenn kein Priester vorhanden ist! Die Messe bzw. das, was die Leute
dafür teilweise noch halten, wird für einen Wortgottesdienst beiseite
geschoben, sogar an Sonntagen, wie sich aus dem Text ergibt! An
Sonntagen kann man nun nach protestantischem Rezept verfahren: in der
Regel "Dienst des Wortes", und jede x-beliebige Woche auch einmal das
"Abendmahl"!
3. DAS OFFERTORIUM IST ABGESCHAFFT WORDEN.
- Es wurde durch die Gabenbreitung ersetzt.
- Durch das Offertorium wurden Gott die Gaben dargereicht, damit sie
geheiligt und angenommen wurden, um nachher in den Leib und das Blut
Christi verwandelt zu werden. Darum war das Opfer unentbehrlich. Ohne
die Aufopferungsgebete und die Opferhandlung kann im Normalfall von der
Wandlung keine Rede sein. - Mit dem Offertorium verschwand auch die
Intention, daß jede hl. Messe für eine Anzahl sehr wichtiger Anliegen
dargebracht wird. Dadurch wird der Gedanke der Wiedergutmachung
aufgegeben.
- Neben den Aufopferungsgebeten sind auch noch andere wichtige Gebete
eliminiert worden, so z.B. das Gebet zum Hl. Geist und das zur Hl.
Dreifaltigkeit!
- Dieser Teil heißt jetzt "Gabenbereitung". Abgesehen von dem Mischen von Wasser und Wein sind die Gaben als solche fertig.
- Die Gaben werden teilweise von den Gläubigen herbeigetragen. Damit
wird wiederum eine Teilhandlung profaniert. Dies wird in der neuen
Bezeichnung stillschweigend übergangen.
- Was von der ehemaligen Opferung übrig blieb, ist stark eingeschränkt worden.
- Das Mischen des Wassers in den Wein kann nunmehr auch vom
Ministranten am Kredenztisch verrichtet werden. Damit wird diese ganze
symbolische Handlung, die Idee, die dieser Symbolik zu Grunde liegt,
zerstört.
- Der Kelch wird nicht mehr ausgewischt, bevor der Wein hineingegossen
wird. Durch diesen Gestus wurde betont, daß makellose Reinheit des
Opfers notwendig war, weil der Kelch bald das Blut Christi enthalten
würde; auch steckt in diesem Purgationsgestus ein Hinweis auf die
unbefleckte Empfängnis der hl. Jungfrau.
- Das Gebet beim Lavabo ist so verstümmelt, daß man nicht mehr erruieren kann, um was es sich überhaupt handelt.
- Dieser Teil wird nicht mehr vom "Dominus vobiscum" eingeleitet; bedeutet Herabsetzung dieses Teiles.
- Erst jetzt werden die hl. Gefäße und die weiteren Gerätschaften auf
den Altar gestellt. Dadurch wird die Trennung zwischen beiden Teilen
der Liturgie in unzulässiger Weise überbetont.
- Diese Handlung wird von ungeweihten Händen vollzogen: das bedeutet Entheiligung.
- Sie ist ad libitum freigegeben; also Unordnung in einer solch wichtigen Handlung.
- Man hat zwar gewisse Termini beibehalten, die noch den
Offertoriumsgedanken suggerieren sollen, so z.B. die Termini
"Offertoriumsantiphon", "offere", ebenso die Elevation, wie auch das
Gebet "In spiritu humilitatis", welches eigentlich ein
Aufopferungsgebet ist. Doch in Wirklichkeit hat man den Opfergedanken
aufgegeben. Bei der Elevation des Kelches können die Gläubigen auch
annehmen, daß diese ihnen selbst gilt, da der Priester der Gemeinde
zugewandt steht.
- Die Gebete bei der "Bereitung" sind nach dem Muster jüdischer
Tischgebete formuliert. Bei der Opferung ist aber etwas anderes
erforderlich als Tischgebete!
- In dem Gebet über das Brot wird Gott als "Gott des Universums" angesprochen. Diese Bezeichnung ist ungebräuchlich.
- Der erste Teil der Gebete über Brot und Wein ist eine Danksagung für
das Wachstum und die Arbeit. Eine solche Danksagung gab es frühere in
den Quatembertagen, die jetzt abgeschafft sind. Die Danksagung ist hier
unangebracht.
- In beiden Gebeten heißt es: "Das Werk unserer Hände". Das ist eindeutig eine Blasphemie!
- In der hl. Messe heißt es: "De tuis donis ac datis" ("Deine Gaben", d.s. die Gaben Gottes)
- Der zweite Teil dieser Gebete ist auf die Kommunion bezogen. Die hl.
Wandlung, die eigentlich noch kommen sollte, wird einfach übersprungen
und außer acht gelassen.
- Der Rahmen des Offertoriums wurde jedoch beibehalten. Aber das ist
gerade das Empörende: man erweckt den Schein, als ob es sich doch um
ein Offertorium handeln würde, während man es in Wirklichkeit
abgeschafft hat.
4. DIE PRÄFATION HAT SCHWER GELITTEN.
- Sie wird jetzt zum Kanon gerechnet. Früher war sie ein für sich
bestehender Teil. Sie ist der große Lobpreis der Kirche in der hl.
Messe. Diesen Hymnus hat man als solchen angeschafft. - Danach fährt
der Priester still in seiner Handlung weiter. Die eigentliche
Kanon-Stille ist auf diese Art unterbrochen worden.
- Die Einführung in die Präfation ist verändert worden. Früher wandte
sich der Priester beim einleitenden "Dominus vobiscum" nicht um, weil
er in das Allerheiligste trat. Jetzt aber steht er von Anfang an mit
dem Gesicht dem Volk zugewandt, so nun auch hier.
- Auf Wunsch des Priesters kann der Anfang ("Vere dignum et justum est..." noch gekürzt werden.
- Ebenso kann der Schluß entfallen, nämlich das "per quem majestatem
tuam laudant angeli...". In diesem Teil wurde Hebr. 12,12 gleichsam
Wirklichkeit - früher; und es gibt über die Engel noch viele andere
Aussagen in der hl. Schrift, die diesen Schluß wichtig machen.
- Der Priester spricht das "Sanctus..." nicht mehr tief gebeugt, und
die Gläubigen brauchen auch nicht mehr wie früher zu knien. Dadurch
wird der Charakter der tiefen Anbetung aufgegeben.
- Beim "Benedictus" ist das Kreuzzeichen entfallen. - Es handelt sich
hier um ein Zitat aus dem Evangelium; wenn ein solches in der Liturgie
benutzt wird, bekreuzigt man sich normalerweise.
- "Sanctus" und "Benedictus" sind dem Priester entzogen worden. Sie wurden zu Teilen der Akklamation degradiert.
- Sie können auch ausgelassen werden. Also die liturgische Feier, die
noch von manchem für eine Messe gehalten wird, ohne Sanctus und
Benedictus!
- Die Zahl der Präfationen dagegen ist vergrößert worden, und das ohne
zwingenden Grund. Man hat z.B. Festen, die nur einmal im liturgischen
Jahr gefeiert werden, eine zweite Präfation zugeordnet.
- Die gewöhnliche Sonntagspräfation ist nicht mehr die der hl. Dreifaltigkeit, obwohl sie hier am richtigen Platz war.
- Die gewöhnlichen Sonntagspräfationen haben nunmehr Themen. Solche Themen gehören aber eben zu speziellen Messen.
- Auch die Wochentags-Präfationen haben Themen. Auf diese Weise sind
die Votivmessen für die Wochentage geräuschlos ausgemerzt worden. Doch
gerade sie gaben diesen Tagen eine besondere Bedeutung, und sie hatten
wichtige Themen.
- Der "Herz-Jesu-Freitag" und der "erste Samstag" (im Monat) sind auf diese Weise verschwunden. Ein unschätzbarer Verlust.
- Manche Präfationen sind theologisch oder disziplinär bedenklich. Eine
geht von der Annahme aus, daß die Gemeinde unter zwei Gestalten
kommuniziert. In der neuen Präfation für Marienfeste fehlt das "immer
Jungfrau", usw.
- Die Präfation gehört nicht mehr zum festen Bestandteil der Liturgie.
(Fortsetzung folgt)
***
AUFOPFERUNGSGEBET
Ewiger Vater, durch die reinsten Hände Mariens lege ich in den Kelch,
den heute ein jeder Priester auf dem Altar erhebt, meine Gedanken,
meine Arbeit, meine Mühen und Leiden, meine Gegenwart, meine
Vergangenheit, meine Zukunft, alle meine Lieben, alle meine Schwächen,
alle Seelen in der Welt, die armen Seelen und den Tod. Ich opfere Dir
auf jeden Schlag meines Herzens, jeden Schritt, jeden Laut, in der
Absicht, daß jede dieser meiner Handlungen von Dir umgewandelt werde in
ebensoviele Akte der Liebe zur Sühne für die Sünden der Welt. Gib, daß
in Vereinigung mit Deinem Sohne Jesus Christus dieser Tag, ja mein
ganzes Leben eine fortwährende Messe sei, ein beständiges Opfer, eine
ewige Kommunion, um Deiner göttlichen Gerechtigkeit Genugtuung zu
leisten. Amen. |