BRIEF VON FRAU PROF. ADELGUNDE MERTENSACKER
AN DIE REDAKTION
BETRIFFT: DON-BOSCO-SCHULE IN DIESTEDDE
Sehr geehrter Herr Dr. Heller!
Liesborn, den 31.1.1984
Als die Priesterbruderschaft Schloß Crassenstein in Diestedde für die Don-Bosco-Schule erwarb, beherbergte es ein deutsch-ungarisches Internat mit 25 Jungen und Mädchen im Alter zwischen 12 und 18 Jahren. Die Eltern der ungarischen Schüler mußten nach dem Ungarn-Aufstand von 1956 ins Ausland fliehen. Neben der Pflege der ungarischen Sprache und Kultur besuchen die Exil-Ungarn das Gymnasium der Franziskaner in Wadersloh. Als im Juli 1982 die im Schloß beheimatete Realschule vom Internatsverein Lüdinghausen aufgegeben werden mußte, durften die ungarischen und deutschen Schüler mit Ihrem Internatsleiter, Hochw. Herrn Dr. Radies, m i e t f r e i wohnen bleiben. Darüber hinaus stellte der Internatsverein Lüdinghausen an den zukünftigen Käufer die Bedingung, dem deutsch-ungarischen Internat entgegenzukommen und sich über seinen weiteren Verbleib auf Schloß Crassenstein zu einigen.
Während die Kaufverhandlungen liefen, versicherte die Priesterbruderschaft unter dem Pseudonym "Gesellschaft für Schulen und Erwachsenenbildung" dem Internatsleiter, H.H. Dr. Radies, er dürfe mit seinen Schützlingen wohnen bleiben. Nachdem das Schloß in den Besitz der PB übergegangen war, teilte H. Pater Schmidberger im April 1983 H.H. Dr. Radies mit, daß die 12 Mädchen am Ende des Schuljahres Crassenstein verlassen müßten. Gleichzeitig setzte er auch für die Jungen die Frist: "sobald wie möglich!" (auszuziehen.)
Enttäuscht, daß die PB ihr Wort gebrochen hatte und eine Einigung nicht möglich war, ging H.H. Dr. Radies auf die Suche nach einem neuen Heim. Zwei Monate suchte er vergeblich. Ob der Ungewissen Zukunft des deutsch-ungarischen Internates zogen einige Eltern ihre Anmeldungen zurück. Das Internat stand kurz vor der Auflösung. Da trotz größter Bemühungen kein geeignetes Haus gefunden werden konnte, befristete die PB den Verbleib der Jungen auf den 1.11.1983 - die Mädchen waren in den Sommerferien (1983) nach Wadersloh umgezogen - mit folgenden Auflagen:
1. Herr Dr. Radies zieht mit seinen Schülern in den ältesten Trakt des Internatsgebäudes! (Dieser Teil der Anlage ist ohne ausreichende sanitäre Anlagen. Es fehlt die Dusche. Die Don-Bosco-Schüler nehmen die von H.H. Dr. Radies sorgfältig eingerichteten Räume in Besitz.)
2. Das deutsch-ungarische Internat zahlt eine Miete von I800.- DM monatlich!
3. Die von Herrn Dr. Radies eingekauften 4ooo 1 Heizöl gehen ohne Unkostenerstattung in den Besitz der Don-Bosco-Schule über. (Nach vielen Verhandlungen ließ die PB insgesamt 600.-DM von der Miete abziehen.)
4. Ein Kontakt zwischen den Jungen des deutsch-ungarischen Internates und den Don Bosco Schülern darf n i c h t zustande kommen.
5. Zu diesem Zweck muß H.H. Dr. Radies auf eigene Kosten einen eigenen Ein- und Ausgang einrichten, der zur Straße weist.
6. Zu den Mahlzeiten muß H.H. Dr. Radies mit seinen Schülern das Haus verlassen. (Zum Frühstück fuhren die Jungen mit dem Schulbus nach Wadersloh, zu den übrigen Mahlzeiten organisierte H.H. Dr. Radies den Transport mit PKW.)
7. Das Gelände der Schloßanlage darf von den Jungen des deutsch-ungarischen Internates für Spiel und Sport nicht betreten werden.
8. DIE KAPELLE DARF NICHT BENUTZT WERDEN, WEDER ZUR FEIER DER HL. MESSE NOCH ZUM PERSÖNLICHEN GEBET.
H.H. Dr. Radies hat in Rom studiert und dort vor 25 Jahren die Priesterweihe empfangen. Er zählt sich nicht zu den modernistischen Priestern. Von den Schülern der Don Bosco-Schule wurde er bei zufälligen Begegnungen nie gegrüßt! Trotz seiner zahlreichen Bemühungen um ein persönliches Gespräch mit H. Pater François kam ein solches niemals zustande. Im November (1983) zogen die Jungen des deutsch-ungar. Internates nach Wadersloh um. Jungen und Mädchen sind in zwei verschiedenen Häusern untergebracht. Um die Unkosten aufzubringen muß H.H. Dr. Radies auf seine Ersparnisse zurückgreifen. (Schülerheim St. Marien, Volksbank Diestedde, Ktnr. 5o 4742 201)
Für die Richtigkeit obiger Darlegungen garantiert H.H. Dr. Radies.
Verantwortlich: (sig.:) Adelgunde Mertensacker
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WEITERE INFORMATIONEN ZU DEN VORKOMMNISSEN AN DER ECONER SOG. "DON-BOSCO-SCHULE"
Im letzten Heft unserer Zeitschrift vom Februar haben wir neben einem Brief von Frau Prof. Mertensacker ein Flugblatt veröffentlicht, das auf die unhaltbaren Zustände an der Econer Schule, die den Namen des hl. Don Bosco mißbraucht, aufmerksam gemacht. Inzwischen hat die Econer Bruderschaft in einem Rundbrief dazu Stellung genommen, die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen. Ob die Econer "Richtigstellung" hält, was sie anzukündigen versucht, soll mit weiterem Belegmaterial durchschaubar gemacht werden.
E. Heller
*** RICHTIGSTELLUNG
der falschen Beschuldigungen im Flugblatt gegen die Don-Bosco-Schule der Priesterbruderschaft St. Pius X. in Diestedde
Frau Gunderloch und Frau Mertensacker, die beide bis März 1983 einen Sohn auf der Don-Bosco-Schule in Brilon-Wald hatten, haben in einem Flugblatt vom 6. 1.2. 1983 unhaltbare Vorwürfe gegen unsere Schule erhoben. Die beiden Damen kämpfen für ein pädagogisches Konzept, das mit unseren Vorstellungen in Widerspruch steht. Sie haben versucht, die Schüler und Eltern auf ihre Seite gegen den Hochwürdigen Herrn Pater Schmidberger und den Rektor, den Hochwürdigen Herrn Pater Francois, zu bringen. Die Mehrheit der Eltern hat sich auf die Seite der Schulleitung gestellt. Frau Mertensacker, die Lehrerin in unserer Schule war, wurde daraufhin am 18. 3. 1983 entlassen. Das Flugblatt wurde an mehrere unserer Freunde in Deutschland und den Nachbarstaaten verschickt und eine Pressekampagne gegen uns entfacht. Eine klärende Stellungnahme ist daher geboten.
1. Zum Vorwurf: "Ein Don-Boscc-Gymnasium der Priesterbruderschaft gibt es nicht" - "Die Öffentlichkeit wird weiter getäuscht":
Wie jede neu gegründete private Schule, muß sich auch die Don-Bosco-Schule um die Anerkennung als "Ersatzschule" bemühen. Das in diesem Fall übliche sukzessive Anerkennungsverfahren nimmt seinen normalen Gang. Tatsache ist, daß von Anfang an in unserer Schule nach den Lehrplänen für Gymnasien unterrichtet worden ist. Uns ist daher kein Fall bekannt, daß ein Schüler, der die Don-Bosco-Schule verlassen hat, nicht anstandslos an einem Gymnasium Aufnahme gefunden hätte.
2. Zum Vorwurf: "Wegen der Mißstände im Internat... haben 1982/83, sechs Schüler und sämtliche Lehrer (bis auf den Schulleiter) die Don-Bosco-Schule verlassen":
Tatsache ist, daß kein Lehrer wegen "Mißständen" die Schule verlassen hat: Dem Lehrerehepaar Mertensacker wurde im Gegenteil gekündigt und zwei weitere Lehrer wollten sich den Umzug nach Diestedde nicht zumuten. Ferner sind im genannten Schuljahr nur fünf, nicht sechs Schüler ausgeschieden. Ein Schüler wurde entlassen. Sein Bruder wurde daraufhin von seinen Eltern abgemeldet, damit beide gemeinsam eine Schule besuchen. Ansonsten wurde außer den Söhnen der genannten Damen nur ein Schüler abgemeldet.
3. Zum Vorwurf: "Wegen... negativer Vorfälle" stehe die Schule unter "Heimaufsicht":
Tatsache ist, daß in jedem Internat aufgrund des Jugendwohlfahrtsgesetzes eine Heimaufsicht durch das Landesjugendamt Vorschrift ist. Auch dieser Vorwurf stellt folglich eine fälschliche Diffamierung dar. Frau Gunderloch hat versucht, rechtlich gegen uns vorzugehen. Dies, weil es in der sehr unruhigen Zeit leider erforderlich war, in einigen wenigen Fällen im Internat einige Kinder zu strafen, wobei die höchste Strafe eine Ohrfeige war. Nach wie vor herrscht in Schule und Internat eine gute und herzliche Atmosphäre.
Zum leicht erheiternden Vorwurf, daß allein durch den Tagesablauf der Tatbestand der Körperverletzung vorläge, verweisen wir auf die beigefügte Stellungnahme der Elternpflegschaft.
Den letzten Eindruck von Seriosität zerstört schließlich der Schlußsatz des Flugblattes - von einer "Heilpädagogin", die unser Internat bisher nicht persönlich kennengelernt hat! Eine Antwort auf diese unqualifizierte Äußerung erübrigt sich-.
DIE VORSITZENDEN DES ELTERNBEIRATES DER DON-BOSCO-SCHULE GABEN AM 21. 1. 1984 FOLGENDE ERKLÄRUNG AB:
Die erwähnten Aussagen und Beschwerden gegen die Don-Bosco-Schule stammen von Eltern, deren Kinder in der Schule in Brilon-Wald waren, diese aber schon Monate vor dem Umzug nach Schloß Crassenstein verlassen haben. Da diese Eltern glaubten, ihre Kinder würden nicht in der rechten Art behandelt, nahmen sie diese aus der Schule, was ihr gutes Recht war. Nicht aber ist es das Recht dieser Eltern, nun den Eindruck erwecken zu wollen, als wären die Eltern der derzeitigen Schüler mit der Internatsleitung uneinig. Das Recht dieser Eltern ist es auch nicht, die Schule mit Verdächtigungen und Verleumdungen zu diffamieren. Als ordnungsgemäß gewählte Vertreter der Elternschaft der Don-Bosco- Schule sind wir verpflichtet, dem unwahren Sachverhalt entgegenzutreten.
Tatsache ist: Es sind von keinem Elternteil Klagen über die Schule geäußert worden, ganz im Gegenteil, es wird auf die familiäre und persönliche Atmosphäre hingewiesen, die Kinder werden gut betreut, Fortschritte in der körperlichen und geistigen Entwicklung konnten durch ärztliche Untersuchungen belegt werden. Daß dies so ist und die Schule sich einen guten Ruf aufbaut, sieht man daran, daß viele Eltern Entfernungen von 500 km bis 800 km, ja selbst vom benachbarten Ausland her nicht scheuen, ihre Kinder nach Diestedde zu bringen. Wir Eltern sind froh und dankbar, daß es die Don-Bosco-Schule gibt, und wir wünschen nichts mehr als weiterhin eine so gedeihliche Zusammenarbeit mit der Internatsleitung und der Lehrerschaft wie bisher.
Dr. Paschke, Rastatt 1. Vorsitzender des Elternbeirates
Dr. Ruf, Neustadt a. d. Weinstraße 2. Vorsitzender des Elternbeirates
Damit wir unsere Rechte wahrnehmen können, bitten wir unsere Freunde uns die Zeitungsausschnitte zu senden, die aufgrund dieser Kampagne veröffentlicht wurden. Nennen Sie uns bitte den Namen der Zeitung, das Datum und wenn möglich die Überschrift der Seite, auf der die Veröffentlichung erfolgte. Senden Sie bitte die Post an folgende Adresse:
Don-Bosco-Schule, 4724 Wadersloh-Diestedde.
Wir bitten um Ihr Gebet für die Don-Bosco-Schule und auch für ihre Verfolger. "Segnet, die euch verfolgen!" (Rom. 12,14)
Stuttgart, den 31. 1. 1984 Am Fest des hl Don Bosco Pater Paul Natterer - Distriktoberer der Priesterbruderschaft St. Plus X.
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"GUTES TUN, FRÖHLICH SEIN UND DIE SPATZEN PFEIFEN LASSEN"
Mit diesem Motto des hl. Don Bosco charakterisierte Abbé François seine Einstellung zu seinem Amt als Leiter der Econer Schule in Diestedde gegenüber der Presse. Wir wollen sehen, was er Gutes tut und wie fröhlich alle im Briloner bzw. Diestedder Internat waren bzw. sind.
Zur 1. Econer Richtigstellung:
Es wurde nicht bestritten, daß Abbé Franz Schnidberger sich nicht um die Anerkennung als Ersatzschule bemüht habe, es wurde festgehalten, daß die Eltern, die Öffentlichkeit mit dem Titel "Gymnasium" bewußt getäuscht wurden bzw. werden.
Bereits am 3.8.1982, also vor der Eröffnung des Internats in Brilon, erhielt das Priorat in Saarbrücken (Schmidberger) Antwort des Schulkollegiums beim Regierungspräsidenten in Münster auf eine Anfrage vom 16.7.1982, worin es heißt: "Nach § 22 SchpflG in der Fassung vom 2.2.198o (GV.NW.S.164) ist die Feststellung erforderlich, daß anstelle der Hauptschule die von Ihnen angegebene Ergänzungsschule besucht werden kann und durch den Besuch dieser Schule die Schulpflicht erfüllt wird. Zuständig für diese Feststellung ist der Regierungspräsident in Arnsberg, dem wir eine Ablichtung Ihres o.a. Schreibens übersandt haben. Hiervon unabhängig möchten wir zu Ihrem Schreiben folgendes bemerken: Der von Ihnen gewählte Name Don-Bosco-Gymnasium kann im Zusammenhang mit den nachstehenden Sätzen aus Ihrer Informationsschrift (...) den für Eltern und sonstige Interessenten - irrigen - Eindruck erwecken, als handle es sich bei Ihrer Schule nicht um eine Ergänzungsschule, sondern um ein Gymnasium, auf dem auf normalem Weg das Abitur gemacht werden könnte. Damit ein solcher Eindruck vermieden wird, bitten wir Sie, für Ihre Schule einen Namen zu wählen, in dem die Bezeichnung Gymnasium unterbleibt, und in der Werbung deutlich zu machen, daß Ihre Schule eine Ergänzungsschule ist und kein Gymnasium."
Trotz dieser klaren, unmißverständlichen Anweisung werden Eltern und Lehrer über den wahren Status der Schule bewußt getäuscht (durch Schmidberger). Der Titel "Gymnasium" erscheint sowohl im Mitteilungsblatt der Bruderschaft, im Schulsiegel, auf dem Zeugnisformular als auch in dem Briefkopf der Schule. Auf Anfrage von Frau Gunderloch hinsichtlich der Verwendung des Titels "Gymnasium" erhielt sie am 21.6.1983 vom Schulkollegium beim Regierungspräsidenten in Münster folgende Antwort:
"Was nun Ihre spezielle Frage zu der Verwendung der Bezeichnung Gymnasium im Zeugnisformular und im Siegel der Schule angeht, so sind wir der Ansicht, daß die Schule hierzu bislang nicht befugt ist. Das Gymnasium wird von seiner Tradition her im Bewußtsein der Bevölkerung als eine Einrichtung verstanden, die auf der Grundlage eines staatlich geregelten und beaufsichtigten Ausbildungsganges Schüler zur Hochschulreife führt, und ihnen damit eine Berechtigung zum Besuch der Hochschule verleiht. Privatschulen, die lediglich den Status einer Ergänzungsschule haben, unterliegen nicht der staatlichen Schulaufsicht hinsichtlich ihre Bildungsganges und der an ihr unterrichtenden Lehrkräfte; sie können deshalb keine anerkannten Abschlüsse mit den entsprechenden Berechtigungen zum Besuch weiterführender staatlicher Bildungseinrichtungen vermitteln. (...) Demgemäß bedeutet die Verwendung der Bezeichnung Gymnasium durch die Don-Bosco-Schule eine Irreführung, solange dem Träger deser Schule nicht durch den Kultusminister die Genehmigung oder vorläufige Erlaubnis zum Betrieb einer Ersatzschule in der Form des Gymnasiums erteilt worden ist."
Zur Präzisierung des Status der Schule wurde Frau Gunderloch vom Regierungspräsidenten in Arnsberg am 19.5.1983 ergänzend mitgeteilt: "Die im Prospekt enthaltene Angabe Mit Erlaß vom 6.1.1983 ist die Schule vom Kultusminister in NRW als Ergänzungsschule genehmigt , ist unrichtig und irreführend. (...) Über die Frage, ob an der Don-Bosco-Schule der gesetzlichen Vollzeitschulpflicht genügt werden kann, ist derzeit nicht abschließend entschieden."
Auf Anfragen von verschiedenen Eltern (Streubel, Trutt) versichterte Abbe Schmidberger jedoch im Frühjahr 1983: "Die Schule ist genehmigt." Und als ihm Vorhaltungen bezüglich des unberechtigten Gebrauchs des Titels "Gymnasium" gemacht werden, schreibt er im Mitteilungsblatt vom Aug. 1983: "Da werden Lügenmärchen über unsere Schule in Umlauf gesetzt; man versucht, die Schulbehörden gegen uns aufzuhetzen und uns selbst mit der Androhung von Prozessen zu erpressen."
(N.B. alle Dokumente und Unterlagen gegen die Econer Richtigstellung liegen der Redaktion in Kopie vor und können jederzeit eingesehen werden.)
Zur 2. Richtigstellung :
A) Insgesamt haben inzwischen schon sieben Schüler die Schule verlassen: der 6. Schüler verließ sie kurz nach dem Umzug nach Diestedde, der 7. wurde im Februar 1984 von der Schule abgemeldet. Z.Zt. wohnen noch 13 Jungen im Diestedder Internat.
Nun zu den fröhlichen Zuständen, die im Internat herrschten, und zu den Gründen, warum die Kinder von ihren Eltern wieder abgemeldet wurden. N.B. man muß sich im klaren sein, daß zunächst die Ankündigung eines kath. Internates, in dem nach den Grundsätzen des hl. Don Bosco erzogen werden sollte, bei etlichen Eltern die Hoffnung entstehen ließ, ihre Kinder guten Händen überlassen zu können. Man wäre bestimmt bereit gewesen, Anfangsschwierigkeiten zu übersehen oder in Kauf zu nehmen. Übersehen bzw. hinnehmen konnte man aber nicht:
a) Mangelnde Fürsorge, Überforderung und Lieblosigkeit: (Frau Prof. Mertensacker als Zeuge:) Die Folgen: Schwere Alpträume, Darmstörungen, mangelende Konzentration im Unterricht, Heimweh, Tränen. Ein Schüler (Matthias Schlor) versuchte den Verhältnissen dadurch zu entgehen, daß er durch fortgesetztes schlechtes Verhalten seinen Rauswurf erzwingen wollte, nachdem alle Versuche, auch bei seinen Eltern, ihn von der Schule abzumelden, fehlschlugen.
Andreas Baurmann wurde wegen eines erneuten Ausbruchs einer überwundenen Darmerkrankung in den Stadt. Kliniken Dortmund stationär behandelt. Seine Mutter schrieb an Frau Prof. Mertensacker: "Der behandelnde Arzt in der Dortmunder Klinik äußerte den Verdacht, daß der erneute Ausbruch von Andreas Krankheit (nach 1 1/2 Jahren) eventuell psychischer Natur sei. Sollte sich dieser Verdacht bestätigen, müssen wir dies leider der Führung des Internats zuschreiben."
Halvard Mörstad aus Oslo leidet an einer Unverträglichkeit gegenüber Kaffee. Abbé François: "Er soll sich an den Kaffee gewöhnen", und der Junge bekam acht Wochen lang zum Frühstück nichts zu trinken. Die Bitte von Frau Balkenhol, der Hausgehilfin, dem Kleinen Tee kochen zu dürfen, wird abgelehnt. Wegen weiterer Vorfälle ähnlicher Art gesteht die Hausgehilfin gegenüber Frau Prof. Mertensacker: "Ich kann die Kinder einfach nicht mehr leiden sehen." Sie wird entlassen. Z.Zt. liegt sie mit einer therapie-resistenten Depression zu Hause.
Abbé François verbietet Frau Prof. Mertensacker Schürfwunden mit deutlichem Entzündungsrand oder starkes Nasenbluten zu behandeln (bei Marin Streubel, Michael Weiland). Er verbietet darüber hinaus, daß sich die Kinder in ihren Nöten vertrauensvoll an Frau Prof. Mertensacker wenden dürfen. Die Kinder werden gelegentlich gezwungen, verschimmeltes Brot zu essen.
Nachdem alle Bemühungen von Frau Prof. Mertensacker und ihrem Mann gescheitert sind, eine Änderung der Verhältnisse zu erreichen, wendet sie sich an den Beichtvater der Kinder, an den inzwischen verstorbenen H.H. Pfr. Jungblut, damit dieser seinen Einfluß bei Abbé François geltend machen solle. Seine Antwort an Frau Mertensacker vom 17. 2.1983: "Um es Ihnen gleich zu sagen, ich hatte mir mehr von dem Gespräch mit P. Fr. erwartet. Ich habe alles vorgebracht, was ihn hätte einsichtig machen können, aber er sperrte sich und daher hatte kein Motiv eine spürbare Wirkung. Er fürchtet einfach um eine Spaltung der Autorität".
Nachdem auch die Versuche von Frau Mörstad (Oslo) gescheitert sind, holt die Familie den Sohn wieder nach Hause. Über die Erziehungsmaßnahmen im Internat schreibt sie: "Halvard sprach von ungewöhnlichem Haarausfall in der ersten Zeit.. Wäre es wahr, was ich immer noch nicht wage anzunehmen, wäre es ein Alarmzeichen ersten Ranges gewesen... Doch was fehlt? Die Liebe!!... Ja, genau so schlimm steht es um diese Kinder, die jetzt auf der Don-Bosco-Schule sind. Bloß ist die Not geistiger und nicht materieller Art... Welche Sehnsüchte und Hoffnungen dabei bei unserer Familie zerbrachen weiß nur die liebe Gott".
b) Bespitzelung der Kinder untereinander: Nachdem Halvard Mörstad durch diese Bespitzelung und Verpfeifung seiner Kameraden in eine gefährliche Isolation geraten und Abbe Fr. durch Frau Prof. Mertensacker darauf aufmerksam gemacht worden war, wurde ein anderer Junge mit diesem Verräterdienst beauftragt.
c) Abbé François zwingt die Kinder (ca. 10-13 Jahre) zur Aufklärung von Bubenstreichen zu schwören.
d) Kontrolle der Päckchen, die von den Eltern gesandt werden, und teilweise Beschlagnahme des Inhaltes.
e) Körperliche Züchtigungen: Sie wurden bewußt als Erziehungsmittel eingesetzt. Um Geständnisse zu erzwingen und den Blickkontakt herzustellen, reißt Abbé François den Kindern mit einem kräftigen Ruck das Kinn in die Höhe, wobei es zu blutenden Verletzungen kam (Martin Mertensacker); die Eltern Streubel wurden von Frau Prof. Mertensacker auf eventuelle Schäden der Halswirbel bei ihren Kindern aufmerksam gemacht, da bei ihren Kindern dieser Griff häufiger angewendet wurde. Wenn die Kinder während der Choralproben die Beine vorstellten oder kreuzten, wurden sie von Bruder Joachim so hart vor s Schienbein getreten, daß sich blaue Flecken bildeten.
Wegen Lapalien, Unaufmerksamkeiten im Unterricht etc. wurden die Kinder in die Besenkammer gesperrt (Guido Gunderloch); andere mußten bis zu 45 min lang zur Strafe knien. Schläge ins Gesicht (Martin Streubel), deren Spuren man nach drei Tagen noch sah, Fußtritte in den Rücken (Guido Gunderloch) oder ins Gesäß wurden von Abbé François und Br. Joachim häufiger angewandt.
Um sie ohne Zeugen ohrfeigen zu können, bestellte Abbé François die Kinder auf s Schlafzimmer, um sie dort zu malträtieren. Neben Frau Prof. Mertensacker können noch weitere Personen sämtliche Vorkommnisse bezeugen. Selbst die Mutter eines Schülers (Frau Gunderloch) wurde am 21.3.1983 von Abbé Francois körperlich mißhandelt.
Man kann den Zynismus der Herren Dr. Paschke und Dr. Ruf kaum noch überbieten, wenn sie angesichts dieser Zustände - die ihnen bekannt waren - die Stirn haben zu sagen, daß von "keinem Elternteil Klagen über die Schule geäußert worden" sind,und es noch wagen, in diesem Zusammenhang von "familiärer und persönlicher Atmosphäre" zu sprechen. Aber vielleicht stellen sich diese Biedermänner econeistischer Prägung tatsächlich eine familiäre und persönliche Atmosphäre in der oben geschilderten Weise vor!!
B) Ausscheiden der Lehrer:
Dem Ehepaar Mertensacker, das eigens seine Wohnung in Dortmund aufgegeben hatte, um in der Nähe der Schule zu sein, wurde am lo.3.1983 - nicht am 18.3.83 wie die Richtigstellung behauptet - von Abbé Francois nach Rücksprache mit Abbé Franz (Schmidberger) telephonisch fristlos gekündigt. Es lag kein Arbeitsvertrag vor. (Meiner Meinung nach dürfte dennoch diese Kündigung unter arbeitsrechtlichen Gesichtspunkten unwirksam gewesen sein.) Frau Mertensacker hatte die Fächer Musik, Biologie und Kunst, ihr Mann Geschichte und Erdkunde unterrichtet. Darüber hinaus war das Ehepaar im Internat überall dort tätig gewesen, wo Hilfe nötig war (Aufsichten, Orgelspiel etc.). Frau Prof. Mertensacker erlitt nach der fristlosen Kündigung ihren dritten Kreislaufkollaps binnen kurzer Zeit.
Die Eltern der Internatskinder reagierten auf diesen Vorgang prompt: "Aus gegebenem Anlaß sprechen wir Ihnen, Frau Prof. Mertensacker, unser Vertrauen aus und bitten Sie, als Erzieherin unserer Kinder im Internat des Don-Bosco-Gymnasiums für das Wohl unserer Kinder zu wirken!" - Dieses Schreiben ist, abgesehen von drei - die entsprechend von Abbé Francois bearbeitet worden waren - von allen übrigen Eltern unterzeichnet worden. Anzumerken zu Frau Prof. Mertensacker ist noch, daß sie nach Absprache mit Abbé Franz (Schmidberger) am 1.3.1983, also neun Tage vor der fristlosen Kündigung, ihre Professur an der Dortmunder Musikhochschule niedergelegt hatte, um sich ganz in den Dienst der Don-Bosco-Schule stellen zu können!
Die beiden anderen Lehrer, Herr Risse und Herr Hammerschmid, zogen es nach all diesen Vorkommnissen vor, aus dem Econer Schuldienst auszuscheiden, nachdem die Schule von Brilon nach Diestedde verlegt wurde. Beide wären aus finanziellen Gründen durchaus an einer Weiterbeschäftigung interessiert gewesen. Herr Hammerschmid (Sportlehrer) beklagte sich häufiger, daß den Kindern die "Puste ausging" und daß es "mit der Pädagogik nicht stimme".
Zur 3. Richtigstellung : Tatsache ist, daß die Sachbearbeiterin des Landes-Jugendamtes
Münster, Frau Gertrud Bönisch auf Grund der Berichte über die Econe-Schule in Diestedde und den dort herrschenden pädagogischen Stil Mitte November 1983 auf Schloß Crassenstein weilte und von Abbé François eine Änderung des Tagesplanes verlangte. Tatsache ist auch, daß, wie aus einem Schreiben des LandesJugendamtes Münster vom 4.8.83 hervorgeht, Abbé François gegenüber diesem Jugendamt gezwungen war, gewisse Vorkommnisse im Internat nicht nur zu bestätigen, sondern auch noch die unqualifizierten Erziehungsmethoden seines Kompagnon Joachim bedauern zu müssen. Außerdem mußte er versichern, daß sich Vorfälle, wie oben beschrieben, grundsätzlich nicht wiederholen würden! Unter solchen Umständen wagt es Abbé Franz (Schmidberger) noch, von "boshaften Verleumdungen" und einem "satanischen" "Kampf" gegen die Schule zu sprechen, der angeblich von "bekannten Drahtziehern im Hintergrund" geführt wird!!! (Brief vom 24.6.1983 an den Dozenten für Heilpädagogik F. Grunwald.)
Und wie schaut nun der Tagesablauf in Diestedde für die lo-13-jährigen Jungen aus? (Anzumerken ist, daß er den Eltern erst am 18.3.83, also über sieben Monate nach der Eröffnung der Schule bekannt gemacht worden war.)
Wochentage 6.3o Uhr Aufstehen 6.45 " hl. Messe oder Silentium 7.5o " Morgengebet, Engel des Herrn 7.55 Frühstück mit geistl. Lesung Pause 8.3o - 9.15 Uhr 1. Stunde Unterricht 9.2o- 10.05 " 2. Stunde 10.05-10.3o Große Pause 10.30-11.15 3. Stunde 11.20-12.O5 4. Stunde 12.o5-12.2o kl. Pause 12.2o-13.o5 5. Stunde Vor und nach jeder Stunde Gebet 13.15 Uhr Engel des Herrn 13.2o " Mittagessen mit geistl. Lesung" Freizeit 15.oo Uhr Silentium 16.15 " Kaffeepause 16.45 - 17.10 Uhr Gregorianik 17.15 Silentium 18.15 Pause 18.3o Rosenkranz, Engel des Herrn 19.00 Uhr Abendbrot mit geistl. Lesung 2o.10 Uhr Komplet 21.oo Bettruhe
Sonn- und Feiertage 7.00 Uhr Aufstehen 7.20 " Morgengebet, Engel des Herrn 7.25 " Frühstück 8.3o " Silentium (Post) 9.3o Freizeit 10.00 " hl. Messe Freizeit 12.25 Uhr Engel des Herrn 12.3o Mittagessen mit geistl. Lesung 13.3o Wanderung 17.15 Silentium (!) 18.OO Pause 18.15 Rosenkranzgebet 19.OO Abendbrot 20.10 Komplet 21.OO Bettruhe
Mittwoch-Nachmittag ca. 14.15 Uhr Wanderung 17.15 - 18.15 Uhr Silentium
Samstag - Nachmittag 15.OO Uhr Duschen u. Zimmer aufräumen Freizeit 16.45 Uhr Gregorianik 17.15 " Silentium bis 18.15 Uhr
Auf die Überforderung durch diesen Tagesplan für 10-13jährigen Jungen wurde pausenlos hingewiesen. Ich selbst habe fünf Jahre im bischöflichen Konvikt, also auch in einem Internat zugebracht und ich kann mich nicht erinnern, in den Jahren von 1956-1961 je in einer solchen Zwangsjacke gesteckt zu haben. Im Gegenteil! Aber Abbé Franz (Schmidberger) ist anderer Meinung: "Es wird sich nichts ändern. Wem es hier nicht paßt, der kann gehen!"
N.B. die Econer Richtigstellung vom 31.1.84 wurde seitens der Elternschaft von deren Vertretern (?) Herrn Dr. Paschke und einem Herrn Dr. Ruf unterzeichnet. Auf der ordentlich einberufenen Elternversammlung wurden als Pflegschaftsvorsitzende am 18.3. 1983 für ein Jahr jedoch Herr Alfons Weilandt und Frau Dr. Paschke gewählt.
Noch etwas zu den "Spatzen", die Abbé François "pfeifen lassen" möchte: Natürlich bekamen das Ehepaar Mertensacker und Frau Gunderloch Hausverbot. Darüber hinaus wurden sie vom Meßbesuch ausgeschlossen. Abbé Franz (Schmidberger), der seinen Vasallen Natterer für die bösen Verfolger beten läßt, meinte offenherzig zu Abbé Franz (Prosinger) "Lieber gebe ich die Sache (d.i. die Schule) auf, als daß ich mich dem Druck von unten beuge!"
Und da wir die dargestellten Verhältnisse mit den Augen des hl. Don Bosco (Gutes tun, fröhlich sein und die Spatzen pfeifen lassen) versucht haben zu betrachten, noch eine Schlußbemerkung, in der wir noch einmal auf den großen, heiligen Erzieher zurückgreifen: Nach meinen Informationen soll Abbé Franz (Schmidberger) das barocke Schloß Crassenstein und die Schulgebäude für 4,8 Millionen Mark gekauft haben... für 13 Schüler. Meinen Sie nicht, der hl. Don Bosco hätte mit dieser Summe nicht etwas besseres angefangen, als diesen Schülern eine solch triste und lieblos Existenz zu bieten?
Eberhard Heller
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