REFLEXIONEN UND MOMENTE EINER KRITISCHEN ANALYSE
ÜBER VERSCHIEDENE UMSTÄNDE
IM AUFGEWÜHLTEN GEWÄSSER DES TRADITIONALISMUS ZU SEGELN
von
M. Henault
übers. von Eugen Golla
Unter diesen Arten befindet sich auch die von Mgr. Lefebvre, der zwar
alles sagte, aber auch von allem das Gegenteil. Wie soll man siah
dieses "Umdrehen des Mantels" erklären? Nach unserem Gefühl zog er es
vor, der Versuchung der großen Zahl und des Erfolges zu unterliegen,
statt einen Bischof zu weihen, der die Zukunft des Klerus von Econe und
der Kirche und zugleich seine eigene Nachfolge gesichert hätte. Als
schlimmste Geißel fürchtete er nämlich die 'Exkommunikation', mit der
die Besetzer des Apostolischen Stuhles drohen. Mgr. Lefebvre sind die
vollen Seminare und die großen Gemeinschaften von heute, deren - in der
letzten Nummer des "Briefes an Freunde und Wohltäter" - gezeigtes
Schaufenster (in der Person von Abbé Schmidberger) uns übel werden
läßt, lieber die geschlossenen Häuser von morgen. Was wird im Falle des
Ablebens von Mgr. Lefebvre aus seinem Werk? Außer ihm, den das
eigentlich angehen sollte, gibt es niemanden mehr, der sich noch
Illusionen über das fatale Ende der Bruderschaft macht.
Aaron Lustiger, der ganz gut die katholische Lehre kennt - die Lehre
einer Religion, welche nicht die seinige ist - läßt dieses Ende ahnen
in einem Aufruf zur Ordnung an ein Mitglied dieser Bruderschaft, den
Besetzer einer Kirche, die seiner 'Jurisdiktion' unterstellt ist. Diese
Verwarnung hätte zu anderen Zeiten an Mgr. Lefebvre persönlich
gerichtet werden müssen, sein zweites Ich (?!), wenn der Letztgenannte
Superior der Bruderschaft geblieben wäre. Aaron Lustiger hat nun den
derzeitigen 'Pfarrer' von Saint Nicolas du Chardonnet darauf
hingewiesen, daß er erlaubterweise weder Beichte hören noch Trauungen
vernehmen dürfe, da er ebenso a divinis suspendiert sei wie der Prälat
von Econe, der ihn ordiniert habe. Folglich könne ihm ein Bischof, der
in Verbindung mit dem Papst stehe, keine 'missio canonica' erteilen.
Hier wäre also in Sachen der Lehre eine bestimmt gehaltene
Richtigstellung nötig, wenn sich Aaron und Lefebvre in der gleichen
Lage befänden, was auch im entfernsteten nicht zutrifft. Der eine ist
ganz mit dem 'Papst' (?!) in der Zerstörung des Glaubensgutes einig.
Und ist er nicht sein Landsmann und Joh. Pauls II. Freund, sein
'Küken'? - Der andere hält sich auch für einen Freund - natürlich für
einen uneingestandenen -, für ein geheimes Protektionskind eines
'Papstes', der der Gefangene seiner Umgebung sein soll, somit auch von
Aaron Lustiger! Was für ein Durcheinander! Man könnte glauben, es
handle sich um eine Science-Fiction!! Und dennoch stimmt es, auch wenn
es den Irrsinn (die unkontrollierte Freiheit) zeigt, von dem zahlreiche
Traditionalisten befallen sind.
Wie mit Mgr. Lefebvre verhält es sich mit Abbé Coache, der soeben eine
Abhandlung über den berüchtigten Luther herausgegeben hat. Leider! Der
Zickzackläufer hütet sich wohl, Johannes Paul II. anzugreifen, den
Hauptverantwortlichen dieser widerwärtigen, schmutzigen und
sakrilegischen Rehabilitation. Die Wirkung gleicht einem Schlag ins
Wasser: die Ehre von Johannes Paul II. bleibt wieder einmal
unangetastet dank der Laschheit des Klerus, der wegen seiner Kapellen
oder Geldbeutel - was auf das gleiche hinausläuft - herumschleicht.
Was für die vorgenannte Abhandlung gilt, trifft auch zu auf den "Brief
an einige Bischöfe", der auch nichts anderes als ein Schlag ins Wasser
ist, wie es schon die Mitverfasser feststellen konnten, die doch von
früher her schon die Bestätigung hatten, daß der Bischof ihrer Wahl,
Mgr. Castro Meyer, niemals handelt, wenn es zu handeln gilt. Wie kann
es auch anders sein, da der Ex-Bischof von Campos ebenso ein Anhänger
Johannes Pauls II. ist wie der ehemalige Erzbischof von Dakar? Außer
diesen zwei falschen Athanasiussen - oder Hilariussen - hat auch P.
Barbara keinen weiteren Bischof mehr gefunden als den Ex-Erzbischof
Mgr. Ngo-dinh-Thuc. Warum also nicht die Experimente der andern
berücksichtigen? Der Erfolg dieses von P. de BligniËre und Abbé Lucien
veröffentlichten Briefes hatte nur den relativen, aber zweifelsohne
gesuchten Erfolg des "Liber accusationis" ("Anklageschrift"): dieses
reichte hin für eine Show - wohl beabsichtigt - in Ermangelung einer
Beweisdarlegung in aller Sachlichkeit.
Es verhält sich mit diesen wie mit den Vorhergehenden, nur mit einem
kleinen Unterschied im Zuschnitt: die Abbés von dem untergegangenen
Cassicia sind überspannt nach all dem, was sie von ihrem alten Lehrer
aus Saulchoir erhalten haben. Aber haben sie sich wahrhaft seine
Gedankenwelt angeeignet? Hat nicht die allzu verweltlichte
Universitätsausbildung die Oberhand über die Ausbildung in Econe,
welche geschädigt wird durch die Freiheit in den kleinen Seminarien und
behindert durch den Mangel an Praxis in der Seelsorge? Man hat wohl
Recht, dies zu glauben, wenn man ihr Benehmen gegenüber Mgr. Guerard
des Lauriers, dem wahren unvergleichlichen Gelehrten der
CASSICIACUM-Hefte sieht. Diese Abbes gehen soweit, daß sie zwar die von
Mgr. Lefebvre geweihten hl. Öle benützen *), zugleich aber die
Schriften von Mgr. Guerard des Lauriers studieren. Was für ein
Widerspruch!!! Die Begriffe materialiter und formaliter - von ihnen vor
nicht all zu langer Zeit so intensiv benützt - sind für sie definitiv
anwendbar, aber im umgekehrten Sinne, als jene sie andern auslegten. -
Es ist hier nicht der Ort, darüber zu erstaunen, denn diese 'netten'
Abbes - ungefährlich für die Konzils-, Lefebvre- und Coache- Sekten -
vermögen nicht zu unterscheiden zwischen Buchstabe und Geist. Mit
einigen Ausnahmen sind sie im kirchlichen Recht ebenso wenig bewandert
wie in Liturgie und Gregorianik. Sie sind durchdrungen von weltlichen
Wissenschaften und haben keinen theologischen Sinn für religiöse
Probleme. Sie machten sich lächerlich, sind überspannt.
Faselnd, herumschleichend, überspannt (im Französischen: "Divagante,
pervagante, extravagante"), das sind die Hirten des Traditionalismus!
Alle verloren den Kopf hinsichtlich der Zukunft ihres Priestertums.
Schlimmer noch, sie ließen dies auch die große Mehrheit ihrer
Pfarrkinder tun. Aber die Zukunft des Priestertums ist auch die Zukunft
der Kirche, dieserhalb schlagen wir uns doch herum seit dem Ende des
revolutionären Vatikanums II.
Glücklicherweise trafen wir auf unserm Weg einen, der von der Kirche
ist - und nicht von einer Kapelle, wie alle die, welche uns bis heute
führen wollten. Es ist Mgr. des Lauriers, der uns den wahren Priester
von Chemeré erkennen ließ, der ihm nicht so folgt, wie diejenigen,
welche er nur fasziniert. "Confunduntur superbi...". Möge er alle die
Hochmütigen zuschanden machen und alle aufklären, die guten Willens
bleiben! Trotz alle dem können wir uns nicht von diesen jungen Abbés
abwenden, ohne ihnen eine letzte Frage zu stellen: "Wie könnt ihr, die
ihr die von Mgr. Lefebvre geweihten heiligen Öle benützt, aber die von
Mgr. Guerard des Lauriers geweihten ablehnt, in der Morgenröte dieser
Ära des Mischens und Weichknetens, die ihr einleitet, nach dieser Ära
einer von anderen eingeleiteten Poly-Kultur, euch noch um die Lehre
eines Mgr. des Lauriers bemühen und euch nicht vielmehr angesprochen
fühlen von der theologischen Verwarnung des Aaron Lustigers?"
Eure Antwort könnte vielleicht einige von uns hindern, durch eure Schuld Umherirrende zu werden.
Anmerkung:
*) Nach Versicherung von S.E. Mgr. Guerard des Lauriers haben H.H.
Bruno Schäfer und Abbé Lucien die hl. Öle in den letzten Jahren von ihm
- und nicht von Mgr. Lef. - angefordert.
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