DIE KIRCHE DER LETZTEN TAGE
von
François Lagenos
übers. von Eugen Golla
Die Katholische Kirche beginnt wieder zu wachsen, nachdem sie den
Fallstricken der antichristlichen falschen Reformer entgangen ist. Aber
wer soll sie mit der Vollmacht des hl. Petrus im Namen Jesu leiten? Das
ist die Frage, die sich immer wieder der zerstreuten Herde stellt, die
nach dem guten Hirten blickt, der sie "über Wald und Gebirge" führen
soll. Eine Variante dieser Möglichkeit, auf die man die umherstreifende
Herde hinweist, ist in der letzten Nummer von FORTS DANS LA FOI (Nr.16
vom Dez. 1983) beschrieben worden, wo Pater Barbara, ein hinlänglich
bekannter Priester algerischer Herkunft, auf die kummervollen Fragen
derer, die er durch die Wüste führt, seine Antwort gibt. Natürlich sind
uns nun schon Lefebvres angebliche Versuche, die römische Festung von
der feindlichen Besatzung zurückzuerobern, seit 15 Jahren bekannt.
Ständig behauptete er, daß die falschen Päpste eigentlich bloß Liberale
wären, was ihm erlaube, einen festen Standort in dem ansonsten gut
verteidigten antichristlichen Bollwerk einzunehmen. Er behauptet
nämlich immer noch, daß der 'Heilige Vater' es ihm ermöglichen wolle zu
beweisen, daß die abgelehnte und verachtete apostolische Tradition die
Abhilfe für die dahinschwindende, hungernde Herde sei. Er will von
K.(arol) W.(ojtyla) und den häretischen (oder Pseudo)Bischöfen die
Möglichkeit eingeräumt bekommen, das Experiment der Jahrhundertealten,
ausrangierten und ausgemerzten christlichen Religion durchführen zu
können. Daneben gibt es auch noch die Richtung der wirklich zähen
Katholiken, die nicht so leicht wie die sog. 'Traditionalisten'
getäuscht' werden können und die von den eher schwachen und betrogenen
Papisten als "Sedisvakantisten" etikettiert werden. Ihr Leitspruch
lautet: "Sede vacante, nihil innovetur." ("Da der hl. Stuhl vakant ist,
kann sich nichts erneuern.") So sagen sie, es liege in Gottes eigener
Verantwortung, uns einen Papst zu geben. Er habe die verzweifelte Lage,
in die wir nach dem willkommen geheißenen Aggiornamento Roncallis
fallen werden, prophezeit, und Er werde uns daher auch wieder aus ihr
herausführen in Seinen Schafstall. Sie argumentieren, daß niemand
ermächtigt sei, ohne Dimissorialien des Papstes (d.i. Erteilung der
Weiheerlaubnis an einen normalerweise nicht berechtigten Weihespender),
oder zumindest seine sichere Zustimmung, einen Bischof zu weihen. Und
siehe da! Der römische Stuhl ist nicht besetzt!
Pater Barbaras lang erwartete Lösung kombiniert einige Bestandsteile
der vorgenannten Thesen mit einigen von ihm selbst stammenden
Überlegungen. Ihre Originalität besteht darin, daß er will, es solle
der Klerus von Rom den Papst wählen, den alle erhoffen. Dies entspräche
ganz der uralten katholischen Tradition, da das Kardinalskollegium im
Mittelalter auch als Repräsentant des römischen Klerus errichtet wurde.
Ein Teil von ihm - wie es sich Pater Barbara vorstellt - wird gegen den
herrschenden Antichristen revoltieren und einen wahrhaft katholischen
Bischof zur Leitung der wahren Kirche, urbi und natürlich auch orbi
wählen. Dieser Papst wird natürlich vom Himmel gesandt worden sein
gemäß der Erwartung der (bloßen) Sedisvakantisten, denn zwei weitere
Wunder werden diese wundersame Rebellion unterstützen: a) Das Kollegium
der Häretiker wird einen kath. gesinnten Kardinal erwählen, um Platz
auf Petri Stuhl zu nehmen. Dies wird durch Gottes Gnade und die mittels
der göttlichen Vorsehung erfolgte Blendung der antichristlichen
Majorität erfolgen, b) In dem Augenblick, in welchem die mißbrauchten
Häretiker dem Nachfolger des letzten Antichristen zujubeln werden, wird
der neue Pseudopapst die falschen Lehren abschwören und verurteilen,
sich zu Christus bekehren und öffentlich die katholische Religion
umarmen. Dieseerstaunlichen Ereignisse werden es den rebellierenden
Priestern Roms erlauben, ihn als den Bischof von Rom zu begrüßen; diese
Wahl wird ihm die Rechtmäßigkeit garantieren, die ihm die
Pseudo-Kardinäle nicht geben konnten. Es ist nicht unwichtig zu
erwähnen, daß gemäß dieser Lösung P. Barbaras dieser Papst Kard. Siri
(Genua) sein würde. P. Barbara behauptet nicht, daß dieser Kardinal der
einzige 'Papabile' sei, der vorhanden ist. Aber unter den Bischöfen,
die vor Roncallis Betrug konsekriert wurden, ist Siri der einzige
Überlebende derer, welche noch von Pius XII. den purpurnen Hut erhalten
haben. Bedeutet dies, daß damit P. Barbara stillschweigend anerkennt,
daß der Freimaurerfreund Roncalli der erste in der Reihe der Betrüger
ist, die wir auf dem Stuhle des hl. Petrus gesehen haben? Indessen kann
trotz dieser zurückhaltenden Vorsichtsmaßnahme P. Barbaras
Kardinalbischof - auch nach seiner erhofften Konversion - nicht Papst
werden. Es befindet sich ein geistiger Abgrund zwischen ihm und dem
Heiligen Stuhl. Dies wird einleuchtend durch das, was der Heilige Geist
1559 Papst Paul IV. offenbarte. Seine berühmte Bulle "Cum ex
apostolatus officio" machte es ausdrücklich für immer klar, daß ein
früherer Häretiker nicht zum Papst gewählt werden kann, auch wenn er
die Stimmen sämtlicher Kardinale erhalten haben sollte. Wenn derzeit
der Kardinal für ein widerwilliges Mitglied der antichristlichen Sekte
angesehen wird, ist er nichtsdestoweniger ein Renegat. Seit 1969
spendet er falsche Sakramente und 'ordiniert' Scheinpriester. Er ist
daher ein Gehilfe der Betrüger, indem er an ihren Sakrilegien teilnimmt
und ihre Häresie unterstützt. Es ist somit von P. Barbara verfehlt, ihn
als einen möglichen Kandidaten für das höchste Hirtenamt anzusehen.
P. Barbaras Entwirren der Freimaurerverschwörung erscheint um so mehr
als eine Selbsttäuschung, als das Alter im allgemeinen Feiglinge nicht
in Helden zu verwandeln pflegt, die bereit sind, einer Verfolgung mutig
ins Auge zu schauen. Wenn wir nicht Heilige sind, läßt uns das
Schwachwerden unseres Körpers nach Frieden und Bequemlichkeit suchen.
Die, welche in der Blüte ihrer Jahre keine Helden waren, werden
wahrscheinlich große Feiglinge werden, wenn der Winter des Lebens
kommt. Ferner zeigt es sich, daß zwar einige Vikare und Kapläne klar
sahen und Mut genug hatten, sich von der falschen Hierarchie
loszulösen, aber kein Bischof, auch nicht Mgr. Castro-Mayer. Es ist
dies auch nicht verwunderlich, denn sie hätten auf den ersten
skandalösen Betrug reagieren müssen; später hätten sie sowohl die
anderen als auch sich selbst verurteilen müssen. Sie wurden in ihren
ersten Irrtümern und Anwandlungen von Feigheit gefangen, und das
Bewußtsein ihrer Schuld machte sie blind gegenüber dem, was offenkundig
war. P. Barbara selbst ist vergebens um die Welt gereist, um einen
Bischof zur Reue zu bewegen. Er weiß deshalb, wie unwahrscheinlich -
vom menschlichen Standpunkt aus gesehen - eine Konversion Kard. Siris
sein dürfte. Vom mystischen Standpunkt aus betrachtet erscheint die
Konversion, der gesamte Entwurf als Unsinn. P. Barbara will uns zwingen
einzugestehen, daß ein solcher Renegat wie Kard. Siri ein zweiter
Saulus von Tarsus werden kann. Aber Saul war 25 Jahre hindurch kein
stummer Wachhund: er duldete keine Sakrilegien, um von Gott angenommen
zu werden. Als er nach Damaskus kam, um Jesus zu verfolgen, war er ein
aufrichtiger Jude, ein zwar im Irrtum befangener, aber von Eifer
glühender Pharisäer. Er weigerte sich niemals, Zeuge für die Wahrheit
zu sein. Tatsächlich hat Gott niemals Apostaten gefördert. Er wird sich
auch nicht ändern und sorgte dafür, dies uns auch kund zu tun: Er
bediente sich Pauls IV. als Sprachrohr, um uns zu warnen. Er wird im
heutigen Rom kein Siri-Mirakel vollziehen.
Wichtig ist festzustellen, daß P. Barbaras Tagträume das ausmalen, was
praktisch der gesamte katholische Klerus und die gesamte katholische
Laienschar erwarten, seit Roncalli Rom in das in "Scharlach gekleidete
Weib" verwandelt hat: die Rückeroberung der hl. Bezirke. Jeder
Verbannte, der durch unser modernes Babylon wandert, hat Sehnsucht nach
dem heiligen Boden, wo seine Vorväter Gott angebetet haben. Deutlich
inszeniert P. Barbara die Erfüllung dieser universalen Sehnsucht.
(Concupiscit et deficit anima mea in atria Domini.) Dies ist sowohl die
Utopie der (bloßen) Sedisvakantisten als auch der Köder, welchen Mgr.
Lefebvre den Traditionalisten hingehängt hat: morgen wird die
apostatische 'Kirche' zum Herrn Jesus zurückkehren, die Verbannten
werden wieder nach Jerusalem kommen! P. Barbara trägt mit dieser
schädlichen Täuschung dazu bei, dieses Gefühl zu pflegen. Naive
Christen werden so ermutigt zu glauben, Gott sei bereit, eine falsche
'Kirche' "en masse" zu bekehren! Niemals tat er das, nicht bei Luther
und den protestantischen Sekten. Seine Gnade hat einfach die bereuenden
Häretiker individuell gerettet. Noch einmal müssen wir behaupten, daß
Gott immer unveränderbar ist.
Das bedeutet also, daß die überlebende Kirche in der Wüste zu kämpfen
hat. P. Barbara bekämpfte Mgr. Ngo-dinh-Thuc, der den einzig möglichen
Widerstand begonnen hat, d.h. die Fortsetzung der katholischen Kirche
durch deren Versorgung mit neuen Nachfolgern der Apostel, die den
Auftrag erhielten, die Schafe Jesu in seinen Stall zu bringen. Jetzt
ist also P. Barbara gezwungen, in Lefebvres Kielwasser zu schwimmen und
auf ein dreifaches Wunder zu hoffen, sowie darauf, daß Gott sich
weiterentwickelt. Denn dieser erstaunliche Sieg der Rechtgläubigkeit
vermag nicht das Gebiet zu treffen, wo der Antichrist K.W. ungehindert
regiert: Rom wird das Babylon der Apokalypse sein.
Sollten einige römische Priester revoltieren, erwählen sie einen Mann,
der die ununterbrochene apostolische Sukzession bewahren kann; sie
würden also nach katholischen Bischöfen Umschau dort halten, wo sie
gefunden werden können, derzeit z.B. in Acapulco, Guernavaca, Houston
und Rochester. Sie würden die um Rat fragen, welche die göttliche
Vorsehung rechtzeitig aus der Gefahr der Apostasie herausgeholt hat und
veranlaßte, dem Erzbischof von Hue zu folgen. Die Kirche der letzten
Tage kann nun gedeihen - ohne den feigen, versklavten römischen Klerus
- was immer auch geschehen mag. |