MITTEILUNGEN DER REDAKTION: WARUM KRITIK ?
München, 14. März 1984
Verehrte Leser,
in letzter Zeit bin ich etliche Male auf meine Kritik angesprochen
worden, die ich u.a. an unserer Situation, besonders aber am amtlichen
Verhalten der Priester geübt habe, die allgemein zum katholischen
Widerstand gerechnet werden. Ich tue nichts lieber, als auf diese
Fragen zu antworten, die teilweise auch mit Vorwürfen begleitet waren.
Mir ist vor einigen Jahren von einem italienischen Konzernleiter
berichtet worden, der, nachdem eine Abteilung wegen kleinlicher
Forderungen zu streiken begann (die damit die gesamte Produktion des
Unternehmens lahm legte und glaubte, auf diese Tour den Konzern
erpressen zu können), sämtliche Arbeiter der Firma aussperrte. Als dann
das große Heulen begann - in Italien fängt man immer gleich an zu
heulen -, versprach der Chef die Einstellung der ausgesperrten Arbeiter
nur unter der Bedingung, daß sie aufhörten zu spielen und arbeiten
würden. Er hätte keine Lust zuzusehen, wie durch die ewigen Streiks und
sonstigen Mätzchen der Konzern langsam ruiniert würde. Wenn das
beabsichtigt sei, dann sollte es lieber gleich geschehen. Er mache das
zermürbende Spiel nicht mit.
Man kann es auch, bezogen auf unsere Situation, mit anderen Worten, mit
den Worten des hl. Gregor d.Gr. sagen: "Besser, es gibt einen Skandal,
als daß die Wahrheit zu kurz käme!" ("Melius est ut scandalum oriatur,
quam ut veritas relinquatur!")
Ich meine, so ca. 20 Jahre nach dem Konzil wird wohl jeder langsam
wissen, woran es lag, daß es zu dieser geistigen Katastrophe, zu diesem
universalen Verrat an der Offenbarung Gottes kommen konnte, und was von
jedem einzelnen zur Besserung der Situation gefordert ist - wenn Gott
dies in seiner übergroßen Barmherzigkeit zulassen sollte. Statt dessen
tratschen viele, besonders sog. konservative Priester in den
eingetrampelten Pfaden der Arroganz, der Feigheit, der Dummheit und
Faulheit weiter.... und dann das Schielen nach dem Geld! (Ich habe
erfahren, daß ein spanischer Priester sein Gehalt den Armen überläßt
und mit Schrott- und Altpapiersammeln noch etliches hinzuverdient, um
weitere Bedürftige zu unterstützen. Aber dieser Priester ist ein
Modernist.)
Was soll man von den hochgerühmten Abbés Bligniers und Lucien halten?
Zunächst verlassen sie wegen der Papst- und Meßfrage den Econe-Verein.
Dann setzen sie sich hin und schreiben eine gelehrte Fleißarbeit
zusammen, der sie von dem im Kirchenkampf bisher sehr 'zurückhaltenden'
Mgr. Castro-Mayer ein Gütesiegel aufdrücken und es also ausgestattet
mit einer Ergebenheitsadresse des Bischofs als Morgengabe dem 'Hl.
Vater1 vorlegen lassen, den es nach ihrer eigenen Voraussetzung gar
nicht gibt! Die makabre Pointe an dieser 'diplomatisch und theologisch
schlau' eingefädelten Sache ist die, daß inzwischen der hochgerühmte
Mgr. Castro-Mayer und der verschmähte Bischof Lefebvre (dessen hl. Öle
man auch weiter gebrauchen konnte, wogegen man die von Mgr. Guérard des
Lauriers geweihten ablehnte- abgesehen von Abbé Lucien u. H.H. Schäfer)
zusammenarbeiten.
Ich empfehle jedem, dieses Verhalten in ein x-beliebiges analoges
Muster aus dem Alltag zu übertragen und einen unvoreingenommenen
Zeitgenossen - meinetwegen die Milchfrau oder den Friseur - zu fragen,
was er von einem solchen Verhalten hielte. Die Antwort wird bestimmt
keine Zweifel offen lassen. Man kann sich nur an den Kopf fassen!
Das Entsetzlichste aber ist die Verweigerung der Priester, da
anzupacken, wo sie ihrem Amt entsprechend und nach ihren spezifischen
Kräften dringend benötigt würden: in der Seelsorge, bei der Bewältigung
der derzeitig schwierigen Situation. Was sollen Vorträge über das
"Vater unser", den "Rosenkranz" - die kennt jeder; beten soll man sie
-, wenn sich die gleichen Theologen weigern, sich Gedanken über die
Lösung unserer Misere zu machen. Was würden Sie, verehrter Leser, von
einem Arzt halten, der sich bei einem schweren Verkehrsunfall darauf
beschränkt, einer eleganten Dame das Taschentuch aufzuheben, nebenan
aber die Verletzten verbluten? Diese Verweigerung, die das genaue
Gegenteil von dem ist, was Maria getan hat ("siehe, ich bin die Magd
des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort"), stellt einen noch
schlimmeren Verrat dar als der, der bereits an uns begangen wurde. Der
hl. Gregor d.Gr. vergleicht dieses Verhalten mit einem Hirten, der
seelenruhig zuschaut, wenn der Wolf in die Herde einfällt.
Mit welchem Recht darf man diesen Verrat, der unter dem Deckmantel
angeblicher Rechtgläubigkeit geschieht, angesichts unserer elenden
Situation verschweigen? Meine Aufgabe ist es nicht, Arroganz und
Verweigerung in der Soutane zu decken! Entweder man kämpf: in diesem
Kampf ehrlichen Herzens mit oder man höre auf, sich ein
traditionalistisches Mäntelchen umzuhängen. Alles andere ist Betrug,
und es wäre unverantwortlich von einem Redakteur, solchen sublimen
Verrat zu übersehen, unverantwortlich vor Gott, vor der eigenen
Familie, vor Ihnen, verehrter Leser.
Entweder jeder einzelne strengt sich an, ist nüchtern und betet und
schafft, und betet und schafft... entsprechend seinen Kräften, hört auf
zu lügen, oder wir haben bald Gottes Barmherzigkeit restlos verspielt.
Es ist Fastenzeit. Lassen wir die großartig erscheinenden religiösen
'Klimmzüge' und fangen einmal an, in wirklicher Demut "mea culpa" zu
sprechen, jenes "mea culpa", das in der alten, in 'unserer' Messe
häufig so gedankenlos dahin geplappert wird.
(sig.:) E. Heller
LESERBRIEF ZUM PROBLEM DER "FILIOQUE"-FORMEL IM GLAUBENSBEKENNTNIS
Was die schismatische Kirche angeht, möchte ich folgendes sagen
und gleichzeitig eingehen auf den Brief aus Indien, s.b. EINSICHT vom
Oktober 1983, S.157. Was das "Filioque" anbetrifft: das Konzil von
Nicäa 325 lehrte und legte fest im Credo, daß der Heilige Geist vom
Vater ausgeht (Joh. 15,26). Der hl. Augustinus lehrte aber entgegen der
Konzilsentscheidung, daß der Heilige Geist vom Vater und vom Sohne
ausgeht. Das Konzil von Nicäa 381 blieb trotzdem bei dieser
Entscheidung, d.h. die abendländische Kirche brachte das "Filioque" im
Credo mit diesem Zusatz zum Ausdruck. Dabei hatte das Konzil von
Ephesus 431 jeden, der es wagen würde, auch nur ein Wort dem Credo
hinzuzufügen, mit dem Kirchenbann belegt! Erst 589 erlangte der Zusatz
"filioque" auf dem Konzil von Toledo für die spanische Kirche
offizielle Gültigkeit! Von dort gelangte es unter Karl d.Gr. in die
fränkische Kirche, während sich Rom immer noch ablehnend verhielt.
Papst Leo III. lehnte dieses ab und bat Karl d.Gr., das "filioque"
nicht im Credo zu singen! Basilius I. wollte unter Papst Hadrian II.
das Schisma beseitigen auf dem 8. Konzil in Konstantinopel. Doch schon
879/8o wurde das wieder verworfen unter Papst Johannes VIII., der sich
somit wieder mit dem Patriarchen von Konstantinopel einigte.
Ohne "filioque"!
Nach einem Streit um die Jurisdiktion in Süditalien wegen der
liturgischen und kirchlichen Sitten, sandte in versöhnlicher Weise
Papst Leo IX. drei Delegaten nach Konstantinopel. Als sie dort
eintrafen, starb der Papst. Am 16.7. Io54 - nach dem der Papststuhl
bereits einige Monate unbesetzt war -, legten diese Legaten während der
Liturgie plötzlich eine Bannbulle auf den Altar der Hagia Sofia mit den
Worten:"Gott mag sehen und richten" und gingen davon. In dieser Bulle
wurde der Patriarch mit dem Bannfluch belegt. Dieser erklärte zunächst
das Schriftstück für eine Fälschung und belegte seinerseits die Legaten
mit dem Anathem. Dadurch geschah das jetzt endgültige Schisma zwischen
morgen- und abendländischer Kirche. Die Politik spielte leider dabei
immer eine Rolle! Ich persönlich halte nicht viel von diesem Anathem,
war doch der Papst bereits lange tot! Außerdem wurde laut Überlieferung
die Ostkirche derart mit Schmähungen, wie Heimat aller Häresien usw.
beschimpft, daß unter diesen Umständen keine Einigung mit den
päpstlichen Legaten erfolgen konnte.
Was das 4. Laterankonzil 1215 anbetrifft - unter Papst Innozenz III. -,
wo das "filioque" (schon wieder) zum Dogma erklärt wurde, folgte-
aufgrund der Grausamkeit des IV. Kreuzzuges, wobei Konstantinopel
ausgeplündert, die Heiligtümer geschändet, die Bevölkerung zum großen
Teil hingemordet wurde (angerichtet von Kreuzfahrern, die das hl. Land
zurückerobern sollten! Anm.d.Red.) - nicht ein einziger Würdenträger
der Ostkirche der Einladung des Papstes! Aufgrund politischer Motive -
um seine Herrschaft zu sichern - bot Michael VIII. auf dem 2. Konzil
von Lyon 1274 die Beendigung des Schismas mitsamt der Lehre vom
"filioque" dem Papst an. Da das aber aus politischen Gründen geschah,
hatte es keinen Bestand in der Ostkirche. Auch die Einigung auf dem
Konzil von Florenz 1438/39 geschah nur von Seiten der Ostkirche, da sie
sich Hilfe gegen die Türkengefahr davon versprach. Darum hatte auch
dieses keinen Bestand. Denn die Ostkirche wollte ihrem "Symbol" - ohne
"filioque" - treu bleiben, wie es das nicäa-konstantionopolitanische
Glaubensbekenntnis für alle Zeiten verlangte.
Daraus zu schließen - weil er das "filioque" nicht benutzt hat -, daß
Johannes Paul II. Häretiker ist, halte ich für nicht ausreichend. Doch
wenn er verkündigt, daß der Heilige Geist auch in nicht-christlichen
Bekenntnissen wirksam ist, ist das Grund genug, ihn als vollkommenen
Häretiker zu erkennen!
G.P. aus B.
KORREKTUR: In EINSICHT XIII(6), S.209 muß es heißen: Abbé
François, der weder eine pädagogische Ausbildung noch pädagogische
Fähigkeiten besitzt; anstatt: sonstige F.
REDAKTIONSSCHLUSS: 15.3.84 -
MIT DIESEM HEFT SCHLIESST DER 13. JAHRGANG
HINWEIS:
ES IST GELUNGEN, FÜR DAS MESSZENTRUM IN PRÄGRATEN / OSTTIROL EINEN
PRIESTER ZU FINDEN, DER DORT JEDEN SONNTAG DIE HL. MESSE UM 14 UHR
LIEST. DLE KAPELLE BEFINDET SICH IM HAUS VON HERRN LUDWIG BERGER/ NR.45
A.
TELEFONISCHE AUSKUNFT:
OO43/4877/5271, DAS VIRGENTAL, IN DEM PRÄGRATEN LIEGT, IST EIN
GROSSARTIGES ERHOLUNGSGEBIET. ANMELDUNGEN ÜBER DEN
FREMDENVERKEHRSVERBAND, A - 9974 PRÄGRATEN.
W I C H T I G E I N F O R M A T I O N
NACH AUSKUNFT VON MGR. LOUIS VEZELIS OFM / ROCHESTER IST ERZBISCHOF
NGO-DINH-THUC IM AUFTRAG VON VIETNAMESISCHEN 'N.O.M.'-BISCHÖFEN
GEKIDNAPPT WORDEN, DIE GRÜNDE FÜR DIESE ENTFÜHRUNG SIND NICHT NUR IM
RELIGIÖSEN, SONDERN AUCH IM POLITISCHEN BZW. NATIONALEN INTERESSE DER
VIETNAMESEN ZU SUCHEN. WEITERE INFORMATIONEN FOLGEN.
WEGEN DIESER BEGEBENHEIT MUSSTE BISCHOF VEZELIS SEINEN BESUCH NACH
EUROPA VERSCHIEBEN. VORAUSSICHTLICH WIRD ER IN DER WOCHE NACH OSTERN
NACH MÜNCHEN KOMMEN. WEGEN WEITERER INFORMATIONEN BITTE ICH SIE, SICH
AN DIE REDAKTION ZU WENDEN.
NACHRICHTEN, NACHRICHTEN.... Sherbrook
/ Kanada; Am 1.6.1982 hat 'Erzbischof' Joseph Louis Jean Marie Fortier
seine Kathedrale für die 'Ordination' von neun protestantischen
Religionsdiener - 5 Männer und 4 Frauen - zur Verfügung gestellt und an
der Zeremonie selbst teilgenommen. Dabei hat er vor den Augen seiner
Diözesanen, die er dazu alle eingeladen hatte, das protestantische
Abendmahl aus der Hand einer 'ordinierten' 'Pastorin' empfangen. - Auf
diesen Vorgang angesprochen hat er beteuert, von Rom dazu eine
Genehmigung erhalten zu haben, (nach MYSTERIUM FIDEI
und"Mitteilungsblatt der Bruderschaft" Jan. 1983)
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