F R O N T E N W E C H S E L
Am Samstagmorgen, dem 10. Dez. 1983 fuhr ein Bus mit Firmlingen und
ihren Eltern von dem Dorf Steffeshausen in Belgien in Richtung Brüssel.
Unterwegs stiegen Kinder aus Aachen zu. In Brüssel wurden die Kinder am
Mittag von Mgr. Lefebvre gefirmt (?). Verantwortlich für die
Vorbereitung und die Fahrt zu Mgr. Lefebvre war H.H. Pfarrer Paul
Schoonbroodt, bis 1981 noch Mitarbeiter an unserer Zeitschrift.
Mit dieser Fahrt nach Brüssel zu Mgr. Lefebvre hat Pfr. Schoonbroodt
eindrucksvoll dokumentiert, daß er seine ehemals eingenommene Position
verlassen und daß alle wohlgemeinten Hinweise auf sein schon länger
gezeigtes inkonsequentes Handeln umsonst und die Bemühungen, ihn vor
einem verhängnisvollen Schritt zu bewahren, vorerst gescheitert waren.
Für Pfr. Schoonbroodt war der Brief Nr.16 von Mgr. Lefebvre, in dem er
Johannes Paul II. um die Zulassung der hl. Messe neben dem sog.
'N.O.M.' gebeten hatte, der Anlaß gewesen, sich von ihm zu
distanzieren, dem er sich bis dahin verbunden fühlte. Noch im Jahre
1981 hatte er in einer Predigt, die er in Neustadt / Weinstr. gehalten
hatte, vor dem Econer Programm gewarnt. Gegenüber einer Leserin der
EINSICHT hatte er die Auffassung geäußert, die Nennung Wojtylas im
Kanon bedeute eine Beleidigung Gottes, weswegen man an solchen Messen
nicht teilnehmen dürfe . Doch im Jahr 1982 stellte er seine Mitarbeit
bei der EINSICHT ein und begann das rücksichtslose Verhalten der
Econer, besonders das von Herrn Schmidberger, zu ignorieren und die
jungen Abbés bzw. die Zöglinge aus Zaitzkofen zu fördern. Plötzlich
nahm er wieder Einladungen von dort an (1. Fastensonntag 1983). Am 3.
Fastensonntag kündigte er seinen Pfarrkindern die Ankunft eines Econer
Primizianten an. Über die Forderung von Herrn Schmidberger gegenüber
Prof. Siebel und einem weiteren Vorstandsmitglied der Saarbrücker
Gemeinschaft, die Messe in Zukunft in veränderter Form zu lesen, ja
selbst gefälschte Wandlungsworte zu gebrauchen, war Pfr. Schoonbroodt
in allen Einzelheiten brieflich unterrichtet worden. Die Anfrage, ob er
nun, da er sich wieder auf die Seite Econes geschlagen hatte, die Messe
"una cum Wojtyla" lese, verneinte er.
In einem Brief vom 24.3.1983 sprach Frau S. Pfr. Schoonbroodt auf sein
widersprüchliches Verhalten an - es war nicht das erste Mal: "Sie
bezeichnen die Haltung Mgr. Lefebvres als grundkatholisch. Mgr.
Lefebvre, der die neue Messe als gültig und Wojtyla als legitimen Papst
anerkennt und andererseits alle diejenigen, die diese Anerkennung
verweigern, aus der Gemeinschaft ausschließt. (H.H. Dr. Katzer) Da Sie
nach Ihrer eigenen Erklärung selbst zu den Ausgeschlossenen aus dieser
Gemeinschaft zählen, frage ich mich, ob Sie sich der Konsequenzen Ihres
Urteils im klaren waren. Außerdem lobten Sie die 'französische
Diplomatie'. Tatsache ist, daß die Kirche an dieser Haltung zugrunde
gegangen ist. Die Trümmer liegen vor uns. Meinen Sie nicht, daß man die
Kirche nach religiösen Prinzipien wieder aufrichten sollte?"
Als Frau S. von dem Firm-Vorhaben erfuhr, sprach sie, um den Kindern
eine schismatische bzw. fragliche Sakramentenspendung zu ersparen, noch
ein letztes Mal mit Pfr. Schoonbroodt. Sie machte ihn auf das
Unstatthafte seines Vorhabens aufmerksam und schlug ihm vor, doch Mgr.
Guerard des Lauriers zur Firmung einzuladen. Der Steffeshauser Pfarrer,
der Mgr. Guerard des Lauriers sogar persönlich gut kennt, wich aus: von
der Bischofsweihe des Dominikanerpaters unter solch ärmlichen
Umständen, wie sie in der Wohnung von Mgr. Ngo-dinh-Thuc in der Rue
Garibaldi von Toulon herrschten, fühle er sich nicht angesprochen....
Die Weihe (oder: 'Weihe') von Lefebvre durch den Freimaurer und Satanisten Lienart war bestimmt schöner!!!
Die Ästhetik - ich wage hinzuzufügen: die persönliche Bequemlichkeit - hatten Vorrang vor der Religion.
Bleibt noch nachzutragen, daß es unter den Eltern der Firmlinge auch
solche gab, denen die Problematizität der Firmung durch Mgr. Lefebvre
nicht ganz unbekannt war. Aber aus Angst, womöglich den Religionslehrer
zu verlieren, wurden die aufkeimenden Bedenken verdrängt und die Kinder
dem Steffeshausener Pfarrer anvertraut.
Eberhard Heller |