BERICHT AUS BRÜSSEL
von
Abbé François Egregyi
(aus: BULLETIN NOTRE DAME DU TR»S SAINT ROSAIRE Nr.13 v. 19.6.83; übers.: Alfons Eisele)
Anfangs der 70er Jahre sagte Mgr. Lefebvre einigen Priestern und
Seminaristen von Econe, er halte dafür, daß der neue Ritus der
Priesterweihe ungültig sei, weil Wesentliches in der Weiheformel fehle.
Später, im August 1973, benützte er, auf Anstoß des Abtes von
Fontgombault, Dom Jean Roy, den neuen Ritus der Priesterweihe, um Abbé
Jean-Yves Cottard zu 'weihen'. Es war dies der Ritus, der seit der
Promulgation der neuen 'Weihe' in der Abtei gehandhabt wurde. Abbé
Jean-Yves Cottard, heute Superior des Econe-Priorates in Brüssel, ist
mit recht sentimentalen Gründen der Auffassung, er sei 'geweiht'
worden.
Da diese Handlung zu einem Skandal wurde, berichtete man, daß Mgr.
Lefebvre am Ende der Messe den 'Geweihten' in der Sakristei in aller
Heimlichkeit Kelch und Patene habe berühren lassen. (Im neuen Ritus ist
die Übergabe oder Überreichung dieser beiden Geräte nicht mehr
vorgesehen.) Indes, wie das die Leser dieser Bulletins festgestellt
haben, ist zur Gültigkeit der Priesterweihe die Überreichung jener zwei
Geräte in keiner Weihe erforderlich, und zwar seit Papst Pius XII.
Infolgedessen äußerte man sich einige Jahre später dahin gehend: Mgr.
Lefebvre habe beim Aussprechen der wesentlichen Worte der Weiheformel
(der modernen, ungültigen; Anm.d.Red.) die Worte der alten Weiheformel
(mit "ut") aus dem Gedächtnis rezitiert, statt die Worte der neuen
Formel zu gebrauchen.
Hier kann man sich aber legitimerweise fragen: Genügt es zur Gültigkeit
der Weihe, wenn ganz im Rahmen des neuen (ökumenischen) Weiheritus die
Worte der alten Weiheformel ausgesprochen werden? Es scheint, daß Papst
Leo XIII. diese Frage bereits entschieden hat, wenn er in seiner
Apostolischen Konstitution "Apostolicae curae" erklärt, daß die die
Wesensform des sakramentalen Ritus umgebenden Zeremonien jene
präzisieren, unterstreichen oder annullieren können.
So existiert also ein positiver Zweifel an der Gültigkeit der
'Priesterweihe' von Abbé Cottard. Und es existiert auch - solange er
nicht sub conditione nach dem überlieferten Ritus geweiht wird - ein
positiver Zweifel hinsichtlich der 'Messen', die er zelebriert (und
hinsichtlich der 'Hostien', die er 'konsekriert') sowie hinsichtlich
der anderen 'Sakramente', die er spendet (Beichte, Letzte Ölung). Die
Gläubigen dürfen seinen 'Messen' nicht beiwohnen (unabhängig von der
Frage des "una cum") und seine 'Sakramente' nicht empfangen, solange er
nicht das Notwendige tut, um das Manko hinsichtlich der Weihe zu
sanieren.
Mgr. Lefebvre hat im Verlauf der letzten Jahre Priester sub conditione
nachgeweiht, die nach dem neuen Ritus von anderen Bischöfen 'geweiht'
worden sind. Sie helfen den Priestern der Priesterbruderschaft bei der
Seelsorge. Andererseits wieder ließ Mgr. Lefebvre solche Helfer (die
nach dem neuen Ritus 'geweiht' wurden) ohne Nachweihe. Der Superior des
Nordost-Distriktes der USA, P. Clarence Kelly, hat die 'Dienste'
derartiger 'Priester' kategorisch abgelehnt. Er wurde von Mgr. Lefebvre
aus der Priesterbruderschaft ausgeschlossen, und mit ihm zusammen
weitere acht amerikanische Priester. Diese waren mit der Haltung P.
Kellys einverstanden, es sollten die Gläubigen die völlige moralische
Gewißheit darüber haben, daß die Messen, denen sie beiwohnen, und die
Sakramente, die sie empfangen, gültig sind. (...) |