LEBEN IN APOKALYPTISCHER ZEIT
von
Erich Becker
Als berechtigte Anzeichen dafür, daß diese unsere Zeit als Endzeit
apostrophiert werden kann, sprechen zwei zeitlich gleichlaufende
Entwicklungen epochaler Art: Der "Donner des nuklearen Feuers, vor dem
heute die Erde erzittert" (Philbert), und die vermeintliche Agonie, der
Todeskampf der katholischen Kirche. Dem gottfernen Weltmenschen wird
das nukleare Feuer, dem treuen Katholiken der Zerfall der Kirche das
eindringlichere Zeichen sein. Beide sind nicht ohne weiteres als
Wandmalerei der Angst abzutun.
Unübersehbar (und unüberhörbar) beherrscht die Nuklearbedrohung die
Szene. Sie ist vor allem jenen zum Schreckgespenst geworden, denen
Zivilisation und Besitz das Leben zu Amüsement und Zeitvertreib
gestalten, bei denen Lebensstandard, Lebensqualität und das Reden von
"mehr Demokratie" sich zum Fetisch des Daseins gemausert haben.
"Frieden und Sicherheit"!" - Angstruf einer Menschheit, die die
Voraussetzungen einer endzeitlichen Katastrophe sich selbst bereitet.
Geradezu handgreiflich packen uns hier die Parusiereden Christi, die
Geheime Offenbarung und der heilige Paulus im 5. Kap. des 1.
Thessalonicherbriefes: Die Brüder im Glauben sollen,Bescheid wissen
über die Zeichen, welche die Endzeit ankündigen. Wie ein "Dieb in der
Nacht" kommt der "Tag des Herrn"! Überraschend zwar, aber doch dem
Aufmerksamen sich ankündigend: "Betrachtet den Feigenbaum..." (Lk.
21,29) und "während die Menschen von Frieden und Sicherheit reden,
bricht plötzlich das Verderben über sie herein." (1 Thess. 5,3)
Was ist heute das Tagesgespräch und die Dauerparole? Welches Wort prägt
heute die Mammutkonferenzen? Was bewegt die Friedensbeweger, die
Friedensbesetzer, die Sicherheitsmarschierer, die
Sicherheitsdemonstranten? Wer und was versalzt nur den auf einmal so
furchtüberladenen und früher so unbekümmerten Gott-Verneinern und
"Gott-ist-tot"-Propagandisten so unappetitlich ihre Suppe, so daß sie
ihre Gesichter zur verzerrten "An-(ge)-sichten eines Clowns" (Böll)
verziehen? Ein Gejammer, ein Angstgeheule, ein Gejohle, Gekeife,
Gekläff und Gekritzel - über was nur? Über die eigene Züchtigung, die
eigene Erhebung, die eigene Hybris! - Aufgestiegen aus Angründen des
Hochmutes und neugieriger, alles wissen und alles machen wollender
Vermessenheit: "Wir werden es wissen! Wir wollen es doch mal sehen, wer
hier Herr im Hause ist. Wir tollen, wir fabelhaften Menschen, wir
99%-Götter!"
Aber nun, dieser Katzenjammer?! Dieses, die Selbstverschuldung
verdrängende klägliche Geplärre: Frieden und Sicherheit! (Vgl. 1 Thess.
5,3) An dieser Stelle ist es angebracht, wieder einmal die
gotteslästerliche Mondlandungsrede Montinis zu zitieren, jenes Plagiat,
jene dreiste Umkehrung der Worte aus dem Lukas-Evangelium, die dem
Menschenhochmut noch applaudiert:
"Ehre dem MENSCHEN! Ehre SEINEM Denken, SEINEM Wissen, SEINER Technik,
dem Wirken der MENSCHLICHEN Kühnheit! EHRE der Synthese der
wissenschaftlichen Aktivität und der Organisationskraft des MENSCHEN,
der durch SEINEN Geist und SEINE manuelle Geschicklichkeit Instrumente
zur Eroberung der Welt herzustellen weiß. EHRE DEM MENSCHEN, DEM KÖNIG
DER ERDE UND HEUTE FÜRSTEN DES HIMMELS! EHRE dem lebenden Wesen, das
wir sind, in dem sich das Bild Gottes spiegelt und das, im Beherrschen
aller Dinge, dem biblischen Auftrag gehorcht: Mehret euch und
herrschet!"
Worte eines angeblichen Papstes? Phantasiert hier nicht eher ein "Sohn
des Verderbens"? ("Ihr werdet sein wie GOTT!" - Gen. 3,5) War dieser
Mann noch bei Sinnen? Hier noch ein anderer Ausspruch Montinis, der zur
Hybris und menschlicher Übersteigerung provoziert: "Seinem Prinzip und
seiner Bestimmung nach ist der Mensch gigantisch und göttlich!" Ein
Gigantomane und ein Gott!
Man muß das immer wieder auffrischen, weil immer noch eine Menge
gutgläubiger Leute eine Sedisvakanz nicht für möglich halten bzw.
wahrhaben wollen. Was muß jemand noch alles an a-katholischer
Wortmalerei und an verkappter Abgötterei von sich geben, um als
Freigeist überführt zu werden? Doch genug hiervon. Wenn die von Gott
gegebene Nuklearenergie zur Vernichtung der Erde mißbraucht werden
sollte - die Urheber kennen wir!
Wenden wir uns dem zweiten, die Fassungskraft eines katholischen
Christen fast überfordernden Zeichen zu, das der Erde das Verderben
anzukündigen vermag: der "Selbstzerstörung der Kirche", der
Selbstaufgabe einer katholischen Christenheit - veranlaßt durch
'Päpste', die außer dem Namen nichts Katholisches mehr darzustellen
vermochten. Ihre katholisierenden Applikationen, ihre katholizistischen
Umschreibungen können wir getrost vergessen!
Die römisch-katholische Kirche, einst weltweit "bis an die Grenzen der
Erde" die unverkürzte Lehre Christi verkündend, ist in unglaublich
kurzer Zeit zu einer unglaublich kleinen Einheit zusammengeschmolzen.
Die "kleine Herde" (Lk. 12,32) - hier und heute ist sie da! Die kleine
Herde, die den Kult der Jahrtausende noch feiert; deren wenige noch
nicht der Apostasie verfallene Priester das unblutige Kreuzesopfer
Christi am Altar erneuern; die noch an die reale Gegenwart des Leibes
und des Blutes Christi glaubt. Die kleine Herde, zu einer Kaste
ausgestoßener Parias degradiert: "Wie ein Auswurf der Welt sind wir
geworden, wie ein Abschaum von allen bis zur Stunde." (1 Kor 4,13)
Einem katholischen Christen, der in diesem kleinen Verbund der Treue
verblieben ist, der das raffinierte und doch so alberne
Blinde-Kuh-Spiel der Konzilsgeister-Fabrikanten durchschaut, sein Auge
zum Sehen, sein Ohr zum Hören, sein Gewissen zum Entscheiden und sein
Herz zum "Fühlen mit der Kirche" bewahrt und dies alles nicht in den
Hut der aggiornalen und konziliaren Leierkastenmänner geworfen hat,
eben einem solch wachen Gläubigen kann die Parusieankündigung Christi
heute zur Aktualität werden. Mit greller Schärfe steht heute das
Schandmal der Ausmusterung des heiligen Meßopfers und seine Ersetzung
durch den "Greuel an heiliger Stätte" ("Wer es liest, bedenke es wohl!"
- Mk. 13,14) vor ihm. Das ist die Todsünde der Zeitenverwahrlosung! Der
volle katholische Glaube ist kaum noch zu entdecken. Um uns herum nur
ökumenische Seifenblasen! "Wird der Menschensohn, wenn Er kommt, noch
den Glauben finden?" (Lk 18,8)
Bereits 1976 nahm Dr. Hugo Maria Kellner an, daß von tausend
Mitgliedern der ehemals katholischen Kirche nur noch ganze drei übrig
geblieben seien, die den unverfälschten Glauben bewahrt und Realismus,
Kenntnis und kath. Empfinden bewiesen hätten. Schaut man heute in die
Runde, ist das eine optimistische Schätzung.
Die totale Fahnenflucht ins feindliche Lager (Desertion zur 'Welt'),
sorgfältig geplant, generalstabsmäßig vorgetragen, von der obersten
'Heeresleitung' befohlen, von stupiden 'Offizieren' angeführt und von
'Unteroffizieren und Mannschaften' sogar als Befreiung empfunden, ist
in aller Öffentlichkeit und mit beispiellosem Zynismus abgeschlossen.
Der größte und größenwahnsinnigste Verrat der Menschheitsgeschichte -
nur zu vergleichen mit dem Verrat des Judas - hat stattgefunden, und
nur wenige erkennen diese ruchlose Tat als das, was sie ist: die
Verrückung in die Ver-rücktheit.
Die Ver-Herr(lichung) des Menschen ist zur Injektionsspritze für einen
Drogenrausch geworden, in dem die Menschen in ihrer Vergottungsraserei
Christus tatsächlich 'in die Ecke' gestellt haben. "Wenn ihr den Greuel
der Verwüstung dort seht... wer es liest, bedenke es wohl!"
Alarmstufe eins! Und die Feuerwehr schläft! Das Rotlicht der Warnlampe
zuckt ununterbrochen - aber alles sieht grün! Ein winziges Rettungsboot
(Dr. Kellner nennt es: Restkirche) sendet ohne Unterlaß SOS, aber auf
dem im Nebel der Weltmeere im Zick-zack-Kurs herumtreibenden
Wohlfahrtsschiff "Spirit of council" wird getanzt! Gott hat dem
Menschen alle Freiheit gegeben, selbst die der Selbstzerstörung. Die
Gottentfremdung in Gottes eigenem Haus ist als Vorbedingung der
Endzeiterwartung von Christus selbst angekündigt. Sie ist die e i n g e
s c h r i e b e n e V o r b e d i n g u n g , nicht die
Nuklearbedrohung! Ohne Gottentfremdung keine Nuklearbedrohung!
Seien wir nüchtern und wachsam! Der treue Katholik kennt weder Furcht
noch Schrecken. Er ist der Realist. Er ist auch in der Eschatologie,
der Lehre von den letzten Dingen bewandert. "Seht, das alles habe Ich
euch vorhergesagt." (Mk 13,23) So wird dem Treuen auch das Ende der
Welt nicht Anlaß zu Panik und 'Höllenangst'. HERR allein ist der
Dreieinige GOTT! In Seine Hände sind Anfang und Ende, ist alles gelegt!
(Abdruck nach der Veröffentlichung in den SAKA-Informationen vom Januar
1984 mit freundlicher Genehmigung des Autors.)
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THOMAS VON KEMPEN: "NACHFOLGE CHRISTI" (3O. KAPITEL, S.213)
"Wie mich der Vater geliebt hat, so liebe ich euch". (Joh. 15,9) Dieses
Wort sprach ich einst zu meinen lieben Schülern, die ich gewiß nicht
ausgesandt habe zu vergänglichen Freuden, sondern zu schweren Kämpfen,
nicht zu Ehren, sondern zu Mißachtungen, nicht zum Müßiggehen, sondern
zum Arbeiten, nicht zum Ausruhen, sondern, daß sie reiche Früchte
bringen sollten in Geduld. Denke, mein Sohn, an diese Worte! |