MITTEILUNGEN DER REDAKTION
München, 23. November 1983
Verehrte Leser,
wenn ich an das Weihnachtsfest denke, wie es früher gefeiert wurde, in
den Jahren nach dem Krieg, da war es für uns, die wir damals noch
Kinder waren, gleidisam Ehrensache, an der mitternächtlichen
Christmette teilzunehmen. Die einfache Freude dieses Ereignisses von
damals spiegelte sich auch in der Natur: das Licht der Krippe inmitten
von Dunkelheit und klirrender Kälte - selbst diese Kulisse stimmt heute
nicht mehr.
Diesen Besuch der Christmette habe ich beibehalten, wenn irgend
möglich. Doch die Freude von einst ist größtenteils einer wortlosen
Traurigkeit gewichen: die Anteilnahme an den Feierlichkeiten der hl.
Nacht nahm und nimmt bei den Gläubigen immer mehr ab. Das Häuflein der
Braven schrumpft, das Lächeln und die Fröhlichkeit schwindet aus den
Herzen, auch wenn an den Weihnachtsbäumen das Lametta und die Kugeln
noch glitzern. Die Situation, in der wir stehen, hat ihre Last überall
ebenso diesem Fest des Eintritts Gottes in unsere Welt aufgebürdet.
Machen wir uns nichts vor, so ist es! Mag mancher noch so sehr unsere
Armseligkeit mit Erinnerungen an früher zu verdrängen suchen oder sich
eine Zeit lang wirklich in vertrautem Kreise, in seiner Familie, bei
seinen Kindern trösten: die allgemeine Interesselosigkeit am
Religiösen, der weitere Untergang des Glaubens, seine dahingleitende
Zerstörung, die von außen bewirkt wird, das entsetzlich feige Verhalten
vieler Priester aus den eigenen Reihen, die sich noch katholisch nennen
wollen, ihre unbeschreibliche Arroganz, ihre Gleichgültigkeit, ihr
mangelndes Mitgefühl, ihre Interesselosigkeit an der kirchlichen
Katastrophe, die allgemeine Hilflosigkeit bei uns, diese Krise zu
meistern... besonders aber diese geistige Verlassenheit von den
Mitmenschen drückt einen auch am Weihnachtsfest, und vielleicht gerade
dann.
Man kann es auch so formulieren: wir nähern uns - jeder für sich -
immer mehr der Verlassenheit des Gottes, der in die Welt kam, aber von
den Seinen nicht aufgenommen wurde, den die Welt nicht haben wollte,
der Abweisung des allmächtigen Retters, der in der absoluten Armut zu
uns kam. Und das ist - das sollten wir verstehen als gläubige Christen
- alles folgerichtig: am mystischen Leibe der Kirche wiederholt sich
das, was Christus selbst erduldet hat... wenn sie Ihm nachfolgt.
Die ersten, die an der Krippe standen und das neu geborene Gotteskind
anbeten durften, waren Hirten, Schafshirten - bestimmt keine Abordnung
aufgeputzter Paradeund Triumpfalisten-Christen. Vielleicht - oder:
sicherlich - waren sie ein bißchen schmutzig und stinkig, aber sie
'paßten1 zu dem Gott, der im Futtertrog auf Stroh lag. Möglicherweise
haben wir, die wir ein bißchen von Traurigkeit und Verbitterung
angeknackt sind, heute die Ehre, so als kleine, kümmerliche Schar am
Ende die Geheimnisse Seiner Erlösung - in jeder heiligen Messe spieglt
sich Weihnachten! - mitzufeiern. Hier allein kann unser Trost, ja, darf
ich's wagen, davon zu reden: auch der Ursprung unserer Freude liegen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gnadenhaftes Weihnachtsfest. Ich
danke von Herzen allen, die unsere Arbeit unterstützt haben.
Ihr E. Heller
Redaktionsschluß: 23.11.83
HINWEIS DER REDAKTION:
VON LEON BLOYS BUCH ÜBER LA SALETTE, "CELLE QUI PLEURE" ("DIE, DIE
WEINT") IN DEUTSCHER ÜBERSETZUNG KÖNNEN NOCH EINIGE EXEMPLARE BESTELLT
WERDEN. WIR HABEN BEIM DRUCK AN DIE GEDACHT, DIE VIELLEICHT VERGESSEN
HATTEN, IHRE BESTELLUNG RECHTZEITIG AUFZUGEBEN. PREIS, INCL. VERSAND:
12.- DM.
Verstorben ist in letzter Zeit Herr Alfred Heyder, Berlin; gedenken wir
seiner im Gebet; für sein Seelenheil lassen wir eine hl. Messe lesen.
Hl. Messe in St. Michael, München, Baaderstr. 56 Rckgbd.II: An Sonn- und Feiertagen jeweils um 9 Uhr, vorher Beichtgelegenheit.
Über ein neu erstandenes Meßzentrum in Österrich, genauer in Ost-Tirol,
in dem Heimatort von + H.H. Pfarrer Alois Aßmayr, werden wir das
nächste Mal berichten.
Hinweis von Mgr. Vezelis O.F.M.:
Denjenigen, die das Seminar unterstützen, sei ganz herzlich gedankt.
Die Spender werden gebeten, Ihre Namen deutlich anzugeben, da der
Bischof sonst die Spende nicht bestätigen und den großzügigen Spendern
nicht danken kann. |