SIND DIE SEDISVAKANTISTEN VERFÜHRER?
von
H.H. Pater August Groß
Vorbemerkung:
Auf dem von der Econer Priesterbruderschaft und der "Actio spes unica"
des H.H. Pfr. Milch am 14./15.5.83 in München veranstalteten Treffen
hielt Herr Dr. R. Krämer-Badoni einen Vortrag, in dem er seine Kritik
an der Position der Sedisvakanz-Anhänger mit dem Hinweis auf das
Verhalten des hl. Paulus gegenüber dem hl. Petrus, dem ersten Papst,
begründete und zugleich seine Haltung - bzw. die Econes - gegenüber der
nachkonziliaren 'Kirche' zu rechtfertigen suchte. Für unser kirchliches
Selbstverständnis ist es von Interesse zu wissen, ob die Exegese von
Gal. 2,11-14 - darauf beziehen sich Mgr. Lefebvre und Herr
Krämer-Badoni - eine solche Parallele zu unseren heutigen Verhältnissen
erlaubt oder nicht. Im folgenden geben wir die gekürzte Fassung eines
Beitrages von H.H. Pater August Groß wieder, den er für KYRIE ELEISON
schrieb und der dort im Juli/Aug. 1983 erschien. Unsere Wiedergabe
erfolgt nach Absprache mit dem Autor und mit der Zustimmung der
Redaktion von KE. Beiden sei dafür herzlich gedankt.
E. Heller
***
(Es) soll hier nur geklärt werden, ob Mgr. Lefebvre sich zurecht auf
das Vorbild des hl. Paulus beruft in seiner Haltung der "merkwürdigen
Anerkennung" der Konzilspäpste und zugleich der Verwerfung der
Sedisvakanztheorie.
Mgr. verlautbarte ja am 8. Nov. 1979: "Wir wollen mit Rom, mit dem
Nachfolger Petri, eng verbunden bleiben, aber wir weisen dessen
Liberalismus aus Treue zu seinen Vorgängern zurück. Wir scheuen uns
nicht, es ihm in aller Ehrfurcht, aber mit Festigkeit zu sagen, wie der
hl. Paulus es dem hl. Petrus gegenüber getan hat." (Siehe
MITTEILUNGSBLATT DER PRIESTERBRUDERSCHAFT Nr.15, März 198o, S.6.
Unterstreichung von mir.)
(...) Zu dem "Fall Petrus und Paulus in Antiochien". Es wird sich
gerade an diesem Ereignis sehr leicht zeigen lassen, wie Mgr. Lefebvre
irrt, wenn er das Verhalten des Paulus zum Beweis der Richtigkeit
seines Verhaltens gegenüber den Konzilspäpsten Paul VI. und Johannes
Paul II. und der Verkehrtheit der Sedisvakanztheorie heranzieht. (...)
Von dem Vorfall in Antiochien erfahren wir durch den hl. Paulus in
seinem Brief an die Galater (2,11-14): "Als dann Kephas nach Antiochien
kam, trat ich ihm Aug' in Auge entgegen, weil er im Unrecht war (...)
Bevor nämlich einige Leute von Jakobus her kamen, hielt er
Tischgemeinschaft mit den Heiden (mit diesem Kurzausdruck sind Christen
gemeint, die aus dem Heidentum kamen.) Als sie aber erschienen, zog er
sich zurück und sonderte sich ab aus Furcht vor den Beschnittenen
(damit sind Christen gemeint, die aus dem Judentum kamen). Und an
seiner Verstellung beteiligten sich auch die übrigen Juden, so daß
selbst Barnabas sich von ihrer Verstellung fortreißen ließ. Als ich nun
sah, daß sie nicht recht wandelten nach der Wahrheit des Evangeliums
(Kr.-B. übersetzt: daß sie nicht nach der Wahrheit des Evangeliums
handelten), sagte ich in Gegenwart aller zu Petrus: 'Wenn du als Jude
heidnisch und nicht jüdisch lebst, wie kannst du da die Heiden zwingen,
jüdischen Brauch zu beobachten?'"
Dies ist der von Petrus ausgelöste "Skandal" von Antiochien. Es ging
hier um das erste Glaubensproblem, das die junge Kirche zu lösen hatte:
ist die Befolgung des alt-testamentlichen Gesetzes - zusammengefaßt
unter: die Notwendigkeit der Beschneidung für die Erlangung des Heiles
- auch für diejenigen nötig, die aus dem Heidentum kommend an Christus
glauben und sich taufen lassen, müssen sie vor der Taufe Juden werden?
Man muß dazu aus der Apostelgeschichte Kap. 10-11,18 und Kap. 15,1-35
lesen.
Trotz der Entscheidung des sogenannten Apostelkonzils gaben einige
Judenchristen nicht auf. Bestreitend, daß der Glaube und die Taufe zur
Heiligung voll wirksam sind, hielten sie sich von den Heidenchristen
fern und betraten deren Häuser nicht, um sich nicht "kultisch unrein"
zu machen (vgl. das Verhalten der Ankläger Jesu, die das Amtshaus des
Pilatus nicht betreten (Joh. 18,28)). Diese Judenchristen behandeln
also die Heidenchristen als "Unreine".
Die von Paulus zum christlichen Glauben bekehrten Galater hatten sich
nun von solchen Judenchristen während der Abwesenheit des Paulus
bereden lassen, die Beschneidung und die übrigen jüdischen
Gesetzesvorschriften, vor allem die Reinheitsvorschriften - die
jüdische Weise zu leben - zu übernehmen.
Ihnen schreibt Paulus einen sehr deutlichen Brief, der seinen zornigen
Eifer für den wahren Glauben erkennen läßt. Denn die Notwendigkeit der
Befolgung der alttestamentlichen Gesetzesvorschriften zur Erlangung des
Heils würde bedeuten, daß die Taufe für das Heil nicht ausreicht. Da
aber die Taufe ihre heiligende Kraft aus dem Sühnetod Christi hat, wäre
dieser selbst für das Heil der getauften Gläubigen unwirksam. Deswegen
schreibt denn auch Paulus im genannten Galaterbrief: "Denn wenn durch
das Gesetz Gerechtigkeit (bewirkt wird), dann ist Christus umsonst
gestorben. 0 ihr unverständigen Galater! Wer hat euch benext?" (Gal.
2,21-3,1) - (Wer hat Luther 'behext', denn auch er hält Taufe und
Glaube für unwirksam und also auch den Sühnetod Christi, denn nach ihm
bleibt der Gläubige und Getaufte in Wirklichkeit Sünder, nur daß Gott
so tut, als wenn er kein Sünder mehr wäre.) -
Übrigens sind hartnäckig unbelehrbare Judenchristen tatsächlich die
ersten Häretiker geworden, die sich von der Kirche ausgeschlossen
haben, indem sie an Jesus nur noch als einen Propheten 'geglaubt'
haben. (Wie auch H. Küng nur noch 'glaubt1, wenn auch aus anderen
Gründen.)
Auch Paulus hat sich bei vielen Gelegenheiten den
Reinheitsvorstellungen der Juden angepaßt. Er hatte ja die Gewohnheit,
in den Städten Kleinasiens und Griechenlands die Verkündigung des
Evangeliums in den dortigen Synagogen zu beginnen; denn die "vielen"
Juden waren ja die zum Glauben "Erstberufenen". - Dabei hatte er
meistens keinen, manchmal geringen Erfolg; denn nur "wenige waren
auserwählt".
Wie wir in der Apostelgeschichte lesen (16,1 ff), ließ er Timotheus
beschneiden "mit Rücksicht auf die Juden", d.h. nicht weil er den von
ihm selbst erwählten Begleiter seiner apostolischen Reisen dadurch nach
eigener Ansicht zu einem "Reinen" machen wollte, sondern um die Juden,
mit denen er zum Zweck der Glaubensverkündigung Kontakt aufnehmen
mußte, nicht von vorne herein in ihren religiösen Gefühlen zu
verletzten, indem er etwa einen "Unbeschnittenen" als Begleiter in ihre
Häuser oder gar Synagogen mitgenommen hätte.
Petrus aber hatte in Antiochien anders gehandelt. Die Worte des Paulus
an Petrus, die er in seinem Bericht über den Skandal von Antiochien zur
Belehrung der Galater anführt (s.b.o.1, sind natürlich nur eine kurze
Zusammenfassung. Der Sinn der sicher längeren Ausführungen ist
folgender: solange die fanatischen Judenchristen dir noch nicht mit
ihrem Vorwurf "Du bist zu Unbeschnittenen gegangen und hast mit ihnen
(womöglich noch unreine Speisen) gegessen" (vgl. Apg. 11,3) im Nacken
saßen, hast du die Reinheitsgesetze der Juden nicht beachtet und
insofern nach "heidnischer Weise" gelebt. Du hast auch den
Heidenchristen nicht vorgeschrieben, nach "jüdischer Weise" zu leben.
Jetzt lebst du plötzlich "jüdisch". Du handelst jetzt also nicht aus
Überzeugung, sondern gegen deine Überzeugung. Du verstellst dich, du
heuchelst strenge jüdische Lebensweise vor. Außerdem verführst du zur
Heuchelei, wie die Tatsachen zeigen. Und außerdem leistest du der
Meinung Vorschub, die nicht beschnittenen, aber getauften
Heidenchristen seien immer noch "unrein". Da das Unglaube ist, leistest
du dem Unglauben Vorschub.
Die auch dem Paulus bekannte, von ihm geübte Rücksichtnahme auf die
religiösen Gefühle der Juden, konnte von Petrus auch nicht als Argument
ins Feld geführt werden. In dieser Stadt waren schon längst in einer
großen Gemeinde die Heidenchristen als 'gleidiberechtigt" anerkannt.
Das hatte Petrus ja durch sein eigenes Verhalten vor Ankunft der "Leute
des Jakobus" bewiesen. Juden, denen die Reinheitsgesetze das Wesen
ihrer "Rechtgläubigkeit" waren, konnten schon lange nicht mehr mit
Rücksichtnahme angesprochen werden. Die einzige Folge des Verhaltens
Petri war die Spaltung der Gemeinde in "Reine" und "Unreine".
Soweit die Ereignisse von Antiochien. Nun kommt es zur Anwendung auf den Erzbischof (Lefebvre) und die Sedisvakantisten. (...)
Die Argumentation von Erzbischof Lefebvre, in München von Krämer-Badoni vorgetragen, ist also:
Petrus, der erste Papst, von Christus selbst eingesetzt in sein Amt,
handelt falsch. Sein Tun ist in letzter Konsequenz eine Gefährdung
einer der grundlegensten Wahrheiten des Evangeliums, der Lehre von der
Erlösung der Menschen durch den Sühnetod Christi. Paulus folgt nicht
nur nicht dem Tun des Petrus, er zeiht ihn der Verstellung und des
Handelns gegen die eigene Gewissens- und Glaubensüberzeugung. Paulus
stellt aber die Stellung des Petrus als Oberhaupt der Kirche (Papst
wird man bald sagen) nicht in Frage. Noch viel weniger erklärt er ihn
zu einem illegitimen "Scheinpapst". Die heutigen Päpste handeln auch
falsch, so daß sie den wahren Glauben gefährden. Wie Paulus es tat,
dürfen wir ihrem Tun nicht folgen. Man darf sie tadeln und zur Ordnung
rufen, wenigstens darf das ein Bischof. Man kann und darf aber nicht
behaupten, daß sie keine legitimen Päpste seien. Wer doch so behauptet,
müßte auch behaupten, daß Petrus sich in Antiochien durch sein Tun als
illegitimer Scheinpapst entlarvt hätte, daß schon zur Zeit des Petrus
der Stuhl des Petrus unbesetzt gewesen sei. Das behaupten die
Sedisvakantisten aber nicht. Also widersprechen sie sich selbst in
ihrer Stellungnahme gegenüber Petrus und auf der andern Seite gegenüber
den heutigen Päpsten. So erweist sich ihre Meinung als falsch. Einmal
durch den Widerspruch zur Lehre der Kirche, die das Papstsein des Simon
immer als dogmatische Tatsache gelehrt hat. Zweitens durch den
Widerspruch dieser Meinung in sich selbst.
Diese Beweisführung scheint schlüssig und zwingend. Aber der Schein
trügt. Wie ich in dem Artikel "Sind die Sedisvakantisten Schismatiker?"
(EINSICHT XIII, Io9 ff., vom August 83) aufgezeigt habe, ist das
Papstamt durch eine prophetische Zusage unseres Herrn Jesus Christus so
zu sagen "definiert": Was auch immer du auf Erden binden wirst, das
wird auch im Himmel gebunden sein. Was auch immer du auf Erden lösen
wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.
Oben haben wir den wahrheitsgemäßen Bericht des hl. Paulus vom Handeln
und Tun des Petrus in Antiochien gehört. Gewiß, er sagt: "weil er
(Kephas, d.i. Petrus) im Unrecht war". Und das ist nicht strittig. Das
Tun des hl. Petrus ist Verstellung aus Menschenfurcht, gegen die eigene
frühere Verhaltensweise, die im Glauben richtig begründet war. Auch die
anderen Judenchristen, die in Antiochien ansässig waren und wie Petrus
bisher die Heidenchristen nicht als "Unreine" behandelt hatten, ändern
ihr Verhalten nach der Ankunft der 'Reinheitsfanatiker', selbst der
Mitarbeiter des Paulus, Barnabas ließ sich zur Verstellung fortreißen.
Sie alle, Petrus als Apostelführer an der Spitze, wandelten (oder
handelten) nicht nach der Wahrheit des Evangeliums. Und wie sagt
Krämer-Badoni in seinem Kommentar des Skandals von Antiochien? (...)
"Päpste können Feiglinge sein." "Damit wirft er dem Petrus vor, so
gehandelt zu haben, als sei Christus umsonst gestorben." "Also das gibt
es, daß das Oberhaupt (der Kirche) wider die Wahrheit des
Glaubensschatzes handelt." "..., daß er aus Feigheit die Heidenchristen
zum jüdischen Gesetz nötigen wollte."
Dieses "nötigen" ist aber an der Grenze dessen, was die Worte des hl.
Paulus hergeben. Dies ist allenfalls als "moralischer Druck" zu
verstehen. Denn das - in diesem Fall schlechte - Beispiel des Tuns ist
natürlich besonders "mitreißend", "fortreißend" und sogar irgendwie
"moralisch maßgebend", wenn es das Beispiel des allen bekannten
Apostelfürsten ist.
Es kann aber keine Rede davon sein, daß Petrus "gebunden" hat, d.h. er
hat nicht unter Berufung auf seine Autorität verboten, die Häuser der
Heidenchristen zu betreten. Petrus hat nicht als oberster Hirt der
Kirche befohlen, die Häuser der Heidenchristen nicht mehr zu betreten
und ihre Speisen nicht mehr zu essen, sondern er hat es 'nur' selber
nicht mehr getan. Damit hat er aus Feigheit gegenüber den "Reinheits-
und Gesetztesfanatikern", wie oben erläutert, ein schlechtes Beispiel
gegeben. Und was ist mit den Folgen für den Glauben und die
Glaubenslehre, wenn man das nur praktische Verhalten daraufhin
durchdenkt, wie Paulus es tut? Wie oben erklärt: sind die aus dem
Heidentum gekommenen, gläubigen und getauften Menschen solange noch
"unrein", solange sie nicht die Reinheitsgesetze der jüdischen
Lebensweise beachten, dann wäre Christus umsonst, wirkungslos
gestorben.
Dessen ist sich Petrus offensichtlich nicht einmal bewußt gewesen. Erst
der "Theologe" Paulus hat ihn darauf hingewiesen. Krämer-Badoni sagt
selber sehr richtig: "Damit wirft er dem Petrus vor, so gehandelt zu
haben, als sei Christus umsonst gestorben". Aber eben nur gehandelt zu
haben.
Petrus hat also nicht als "Privattheologe" gelehrt: "nach meiner
Meinung sind die Heidenchristen noch unrein, solange sie nicht die
Reinheitsvorschriften des jüdischen Gesetzes befolgen." Noch viel
weniger hat er "ex cathedra" solches gelehrt, d.h. als von Gott
geoffenbart und deshalb von jedem fest für wahr zu halten, der das Heil
durch Jesus Christus erlangen will. Etwa so: "Kraft meiner, mir vom
Herrn Jesus Christus gegebenen Autorität als sichtbarer Stellvertreter
des Ewigen Hirten unserer Seelen, kraft der mir zugesagten Vollmacht
als oberster Hirt zu binden und zu lösen, damit die mir vom Herrn
anvertrauten Schafe den Weg zum Ewigen Leben sicher finden und sich
nicht verirren, lehre ich: die aus dem Heidentum gekommenen Brüder sind
noch unrein, solange sie nicht die Reinheitsgesetze, die Gott dem Moses
gegeben hat, befolgen. Deswegen dürfen die Brüder aus der Beschneidung
die Häuser solcher Brüder nicht betreten. Sollte jemand wagen, diese
Lehre zu bestreiten, so würde er Gottes Wahrheit und Wahrhaftigkeit
bestreiten und so ewigen Schaden leiden an seiner Seele."
Dies ist eine gänzlich hypothetisch-utopische Konstruktion zur
Verdeutlichung der Aussage über das rein praktische Verhalten im
Vergleich zu einer Amtshandlung als Papst.
Nun also, hätte Petrus in Antiochien so gelehrt, dann hätte er
versucht, eine Lehre verbindlich zu machen als von Gott geoffenbarte
Wahrheit, die unmöglich von Gott geoffenbart sein kann. Und dann wäre
erwiesen gewesen, daß auf ihn nicht zugetroffen wäre, was Jesus
Christus dem Petrus und seinen Nachfolgern als Wesenseigenschaft des
Amtes und damit des Amtsträgers bei Ausübung des Amtes zugesagt hat:
"Alles, was du auf Erden bindest, wird von Gott selbst gebunden sein."
Da Jesus nicht gelogen hat bei seiner prophetischen Zusage, und da er
die Macht hat, diese Zusage zu verwirklichen, ist eine Person, die zwar
Papstkleider trägt, gewählt zu sein scheint, und "von aller Welt" für
einen wirklichen Papst gehalten wird, für diejenigen, die den
katholischen Glauben wirklich kennen und bedenken, als Nicht-Papst
entlarvt, die als göttliche Wahrheit zu glauben vorschreibt, was nicht
göttliche Wahrheit sein kann, weil es der sicheren, bisher verbindlich
gelehrten und geglaubten Wahrheit widerspricht.
Ein solches "verbindliches Lehren" eines Glaubensirrtums ist natürlich
kein "wirkliches Lehren", sondern nur ein sinnleerer "Versuch" zu
lehren.
Anstelle der langen - oben ausgeführten hypothetischen - Berufung auf
die Amtsvollmacht hätte Petrus auch sagen können: "Es hat dem Heiligen
Geist und mir gefallen" (vgl. Apg. 15,28) zu lehren: die Heidenchristen
sind trotz Glaube und Taufe noch unrein.
Noch eine Konstruktion zur Verdeutlichung ist möglich. Gesetzt den
Fall, daß Petrus trotz der Ermahnung und theologischen Belehrung durch
Paulus sein falsches Verhalten fortgesetzt hätte, dann wäre aus seinem
feigen und theologisch unbedachten, seiner wahren Überzeugung (nach der
er vor Ankunft der Fanatiker gehandelt hatte) widersprechenden
Handlungsweise eine solche aus Überzeugung geworden. Allein dadurch,
daß er sie beibehielt. Seine Handlungsweise wäre dann zwar keine
Verstellung, Heuchelei mehr gewesen. Sie wäre aber der Nachweis einer
irrigen Glaubensüberzeugung gewesen, einer Glaubensüberzeugung, die ein
Abweichen von seiner eigenen früheren, aus Gottes Handeln erkannten und
von ihm selbst gelehrten Wahrheit (vgl. Apg. lo,44-48 und 15,8f), ein
Widerspruch zu ihr gewesen wäre.
So wie Paulus aus der wechselhaften Handlungsweise des Petrus die
Verstellung erkannt hatte und sie ihm vorwarf, so hätte er in diesem -
konstruierten - Fall, richtigerweise den Abfall des Petrus in die
Häresie erkannt.
Da nun Petrus dadurch nicht einfach ein kleines, unbedeutendes
Gemeindemitglied geworden wäre, sondern von der Masse der Christen
natürlich weiterhin für das Oberhaupt der Kirche gehalten worden wäre,
so hätte das nun beibehaltene Meiden des Kontaktes mit den
Heidenchristen weiterhin bei ihnen als ein richtiges Beispiel, als ein
Vorbild glaubensgemäßen Handelns gegolten. Natürlich gehört dazu, daß
auch er selbst an seiner Stellung als Oberhaupt der Kirche festgehalten
hätte. So wäre sein Verhalten wegen der damit verbundenen
Vorbildwirkung eine bindende Lehrverkündigung durch das Handeln allein
gewesen. Eine Irrlehre wäre praktisch als vermeindlich wahre Lehre
durchgesetzt worden.
Auch eine solche Art von "Binden" ist durch die Zusage Christi über das
Petrusamt bei einem wirklichen Papst unmöglich. Päpste, die durch ihr
dauerndes Handeln, dem eine Irrlehre zugrunde liegen muß, auf diese
Weise eine Irrlehre durch langsame "Bewußtseinsveränderung" in den
Geist bisher gläubiger Menschen einführen, können mithin auf Grund der
Worte Christi über das Papstamt keine wahren Päpste sein, selbst wenn
sie die neue Lehre nicht ausdrücklich verkünden und zu glauben
vorschreiben würden.
Es ist also offensichtlich, daß Erzbischof Lefebvre und seine Anhänger
die Argumentation der Sedisvakantisten überhaupt nicht verstanden
haben. Deswegen unterstellen sie ihnen etwas, was sie überhaupt nicht
sagen. Das vorübergehende Versagen des Petrus in Antiochien, das sogar
glaubensgefährdend gewesen ist, wie Paulus richtig betont hat, ist nach
den Beweismethoden der ernsthaften, theologisch gebildeten
Sedisvakantisten selbst überhaupt kein Verhalten, das sein Amt als
"Petrus", als "Papst" in Frage stellen würde. Er hat eben nur, und nur
vorübergehend, gehandelt, aber nicht eine Irrlehre dauernd als eine
Glaubensüberzeugung gelebt, noch weniger dauernd gelehrt, noch viel
weniger zu glauben befohlen, "gebunden". Erst wenn er, vor allem das
zuletzt Genannte getan hätte, dann wäre Petrus nach den Prinzipien des
wahren Glaubens als Nicht-Papst erwiesen. Denn dann hätte sich in ihm
nicht erfüllt, was Jesus Christus in jedem wahren Papst zu bewirken
versprochen hat.
Nun, verhalten sich die Konzilspäpste nicht auch nur so wie
vergleichsweise Petrus in Antiochien? Wenn die Sedisvakantisten nicht
noch heute nachträglich den "Petrus von Antiochien" für einen
"erwiesenen Nicht-Papst", einen"Scheinpapst" erklären, die
Konzilspäpste aber wohl, widersprechen sie sich dann nicht? Oder sind
sie in diesem Fall "allwissend", so daß sie "Maßstäbe" für ein Urteil
haben, die sonst kein Mensch hat? Kann man als frommer Mensch also nur
Gott bitten, mit diesen armen Irren Mitleid und Erbarmen zu haben, daß
er sie bekehre von dem Wahn, sich "eitel", d.h. umsonst, Allwissenheit
zuzuschreiben? (...)
Wenn man nicht die unglaubliche Torheit begehen will, für wahr zu
halten, daß ein Häretiker erst durch die Verurteilung zum Häretiker
wird - (und von den 'positiven' Urteilen würde dann dasselbe gelten:
die allerseligste Jungfrau wäre dann erst Jungfrau, ohne Erbsünde, in
den Himmel aufgenommen, der Papst erst Primatsinhaber, unfehlbar
geworden, als dies definiert wurde) -, wo doch in Wirklichkeit amtlich
erklärt wird, daß er es seit der nicht zurückgenommenen Irrlehre ist,
der muß auch akzeptieren, daß die Nichtigkeit des Papstamtes einer
bestimmten Person auch schon vor der amtlichen Erklärung erkennbar ist
und man sich als gläubiger Katholik entsprechend zu verhalten hat. So
hat Athanasius gehandelt, lange bevor Arius verurteilt wurde, ja als er
selbst wegen seines Kampfes gegen Arius verurteilt wurde von einem
Platz aus, von dem aus später Arius verurteilt wurde! (...)
***
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