MITTEILUNGEN DER REDAKTION
München, den 29. September 1983, am Fest des hl. Erzengel Michael
Verehrte Leser,
man muß manchmal staunen, in welch geringem Umfang den Gläubigen, die
sich zur Tradition, zur kath. Rechtgläubigkeit bekennen (wollen), das
schreckliche Ausmaß unserer religiösen und kirchlichen Katastrophe
bewußt ist. Man weiß zwar, daß die neuen Sakramentsriten ungültig oder
zweifelhaft sind, daß die Hierarchie in Häresie gefallen ist und daß
Johannes. Paul II. nicht Papst sein kann, wenn er lehrt, alles habe
sich ausschließlich auf den Menschen auszurichten Aber trotz alledem,
es muß da noch die Kirche existieren, von der Christus ja prophezeit
hat, die Pforten der Hölle würden sie nicht überwältigen. In den Augen
vieler ist diese 'Kirche' so eine unsichtbare Größe im Hintergrund,
gleichsam eine Art "Deus ex machina", der bei der "großen Wende" schon
eingreifen wird. Dieser unreflektierte Kirchenbegriff wird dann
intellektuell mit einem stupiden Legalismus kaschiert: die 'Kirche' (?)
hat noch nicht gesprochen; also ist Wojtyla Papst, den man bittet, die
Irrtümer zu verdammen, obwohl man weiß, daß er die meisten selbst
verbreitet. (Gerade die absichtlichen Brandstifter möchte man als
Feuerwehr haben, weil diese schöne Helme tragen!!!) Diese 'Kirche' wird
dann auch einmal entscheiden, ob Mgr. Wojtyla rechtmäßig Papst war oder
nicht, jetzt kann man das nicht entscheiden... Man stelle sich vor:
Herr X macht seinen Nachbarn darauf aufmerksam, daß es draußen in
Strömen regnet, er möge sich doch entsprechend kleiden und einen Schirm
mitnehmen. Auf diesen wohlgemeinten Rat erhält Herr X die Antwort: Eine
solche Feststellung über das Wetter zu treffen, stehe ihm gar nicht zu,
die könne nur das Wetteramt machen, und dieses würde dann schon einmal
per Radio davon Meldung machen, daß es vor etlicher Zeit in München
geregnet habe.
Dieser Legalismus, bezogen auf unsere religiöse Wirklichkeit, ist
reiner Zynismus. Bischof Musey, U.S.A., hat uns bei seinem Besuch
letzten Jahres einmal folgendes Beispiel erzählt, um diese Einstellung
zu geißeln: Ein Vater stirbt und hinterläßt Frau und unmündige Kinder.
Aber es gibt keinen approbierten Arzt, der den Totenschein ausstellt.
Also ist der Tote nicht tot, also kann der Leichnam nicht bestattet
werden, die Mutter und die Kinder bekommen keinen Erbschein
ausgestellt, können nicht ans Geld heran, müssen hungern... weil der
Totenschein eines approbierten Arztes nicht beschafft werden kann.
Jeder weiß, daß es diesen Arzt auch gar nicht gibt. Mittlerweile geht
der Leichnam schon in Verwesung übrig..., aber von einem Toten darf man
offiziell nicht reden, weil der Zettel fehlt! - Jeder kann sich die
Geschichte weiter ausmalen. Wir stehen in der gleichen Situation: der
approbierte Arzt, spricht: die zuständige Kongregation, die
normalerweise ein Verdammungsurteil über Wojtyla und seine Genossen
aussprechen müßte, gibt es nicht!!! Alle stecken sie unter einer Decke
bzw. sind erst durch diesen Wojtyla in die Startlöcher gehievt worden.
Mag das moderne theologische Spiel "Warten auf Godot" (nach Samuel
Becket: ein programmiertes, absolut sinnloses Warten) noch so
interessant und angeblich so 'demutsvoll' sein, es nutzt nichts und
bezeugt denen, die es spielen, nur (klerikale) Überheblichkeit, die
über die wirkliche Not 'theologisch' hinwegtrabt.
Ich mute Ihnen noch einmal zu, sich etwas vorzustellen: man hätte im
Krieg - nach den schrecklichen Bombenangriffen, nach den mörderischen
Materialschlachten, wo tausende und abertausende Gefallene auf den
Schlachtfeldern zurückblieben - vor der Bestattung jeweils nach einem
Arzt zur Ausstellung eines Totenscheines gerufen... die verstümmelten
Leichenreste lägen heute noch herum! Man hat sie ohne Totenschein
begraben, weil jeder sah, daß sie tot waren, und hat an ihnen ein Werk
der leiblichen Barmherzigkeit geübt.
N.B. über dieses Beispiel sollten viele einmal nachdenken, denn es
birgt auch den Schlüssel für die Lösung unserer verfahrenen Situation -
damit meine ich die Verhälnisse innerhalb des traditionsverpflichteten
Lagers! - in sich.
Mögen uns der hl. Erzengel Michael beistehen und für die Kirche
kämpfen. Beten wir täglich den Rosenkranz, die einizige Waffe, die wir
im Kampf gegen diesen Verfall einsetzen können.
Allen, die unsere Arbeit, die Seminare und die armen Priester und Bischöfe unterstützen, mein herzlichstes "Vergelt's Gott".
Ihr Eberhard Heller
***
Redaktionsschluß : 2.10.1983
***
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ER HATTE JAHRELANG UNSERE ARBEIT UNTERSTÜTZT. FRAU TINA HERDT AUS GOCH
WURDE VON GOTT AM 19.8.83 ABBERUFEN. AUF BESONDERS TRAGISCHE WEISE -
DURCH EINEN AUTOUNFALL - SCHIED HERR ULRICH SCHWÖRER VON DIESER WELT.
HERR SCHWÖRER WAR ZEITWEISE MITARBEITER DER EINSICHT GEWESEN, DIE
NACHRICHT VON SEINEM TODE HAT MICH BESONDERS GETROFFEN. (MAN VGL. AUCH
DEN NACHRUF IN DEN SAKA-INFORMATIONEN.) FÜR DAS SEELENHEIL DER
VERSTORBENEN WERDEN WIR HL. MESSEN LESEN LASSEN;" WIR BITTEN ABER AUCH
SlE. DAFÜR ZU BETEN, MÖGE GOTT IHNEN EIN BARMHERZIGER RICHTER SEIN.
4. HEILIGE MESSE IN ST, MICHAEL. MÜNCHEN. BAADERSTR. 56. RCKGB II IST
JEWEILS SONN- UND FEIERTAGS UM 9 UHR; AN HERZ-JESU-FREITAGEN UM 9.3o
UHR.
5. BITTE UNTERSTÜTZEN SIE DIE PRIESTERKANDIDATEN GROSSZÜGIG. SPENDEN ZU
IHRER FÖRDERUNG WERDEN VON UNS GERNE AN MGR. VEZELIS OFM
WEITERVERMITTELT.
6. ROSENKRANZGEBET IM OKTOBER:
IM MONAT, DER BESONDERS DER ROSENKRANZKÖNIGIN GEWEIHT IST, RUFE ICH DIE GLÄUBIGEN ZU TÄGLICHEM ROSENKRANZGEBET AUF.
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