PAPST GREGOR DER GROSSE - DER KONSUL GOTTES
von
Eugen Golla
Von den zwei überragenden Papstgestalten des ersten Jahrtausends gehört
Leo der Große noch der untergehenden Welt der Antike an; Gregor dagegen
schon dem frühen Mittelalter, jener Epoche, die sich nebelhaft aus den
Trümmern des römischen Imperiums erhob und nur in spärlichen Urkunden
und Überresten zu uns redet.
Wie jeder Große den Ruf seiner Zeit besonders klar vernimmt und
entsprechend handelnd über sie hinausragt, so legte dieser Papst die
Grundlagen der Kirche der späteren Jahrhunderte, unbekümmert darum, daß
es ihm vielfach nicht vergönnt war, die Früchte seiner Mühen zu sehen,
geschweige denn zu ernten.
Um 540 in Rom geboren, entstammte er einer angesehenen und reichen
Patrizierfamilie, die längst schon das Christentum angenommen hatte. So
hat er unter seinen Vorfahren einen Papst (Felix II.)ª drei Schwestern
seines Vaters zogen sich in ein Kloster zurück und seine Mutter Silvia
zählt zu den Heiligen. Gleich seinem Vater war Gregor für die
Beamtenlaufbahn bestimmt; bereits im Alter von etwa 30 Jahren
bekleidete er das Amt des Präfekten, des höchsten Zivilbeamten Roms,
das seit dem Ende der Ostgotenherrschaft wieder an das byzantinische
Reich zurückfiel. Allerdings war dessen Macht sehr beschränkt, hatten
sich doch - gleichsam als Abschluß der Völkerwanderung - die
arianischen Langobarden in einem großen Teil Italiens niedergelassen.
Wie der Biograph unseres Heiligen, der Bischof Gregor von Tours
schreibt, kleidete er sich seinem Vermögen und Stande gemäß, und in
prächtigen, mit glänzenden Edelsteinen geschmückten Staatsgewändern
pflegte er durch die Stadt zu gehen. Aber nie erloschen ganz die
Eindrücke, die er in seiner Jugendzeit durch Schüler des hl. Benedikt
von Nursia, des Stifters des Benediktinerordens, erhalten hatte, so daß
bald in ihm das Verlangen nach einem Leben in klösterlicher
Abgeschiedenheit erwachte.
Als ihm durch den Tod seines Vaters dessen großes Vermögen zugefallen
war, verwandelte er seinen Familienpalast in ein dem hl. Andreas
geweihtes Kloster, das die Regeln des hl. Benedikt annahm. Er selbst
unterwarf sich dem asketischen Leben der Mönche und errichtete
gleichzeitig auf Sizilien, wo er reichen Grundbesitz hatte, sechs
weitere Klöster.
Gregor bezeichnete später diese ersten Jahre seines Mönchslebens als
die glücklichste Zeit, die ihm vergönnt war. Seine Frömmigkeit
verbunden mit großer Gewandtheit für die Erfordernisse des praktischen
Lebens machte aber bald den Papst auf ihn aufmerksam, so daß er ihn
etwa 580 zu einem der sieben Diakone Roms weihte. Einige Jahre später
stieg er in der Gunst so hoch, daß er ihn zu seinem Apokrisiar
(Geschäftsträger) beim Kaiser in Konstantinopel ernannte. Schon 585
wieder nach Rom zurückberufen, konnte Gregor zwar wieder sein geliebtes
Kloster beziehen, aber es war ihm nicht vergönnt, in mönchischer
Abgeschiedenheit zu leben, da ihn der Papst als Berater in seiner Nähe
haben wollte. Eine furchtbare Pestepidemie raffte 59o den Papst hinweg.
Klerus und Volk von Rom - in den damaligen Zeiten die Wähler - erkoren
in seltener Einmütigkeit Gregor zum Nachfolger, der sich in echter,
ungekünstelter Demut hartnäckig weigerte, die Würde anzunehmen.
Schließlich erkannte er in dieser Wahl eine Fügung Gottes und ließ
sich, nach einer Sedisvakanz von acht Monaten, als der erste Mönch die
Weihen erteilen.
Dieses Rom, formell noch ein Bestandteil des ihm immer mehr
entfremdeten byzantinischen Reiches, umklammert und bedroht von den
wilden Langobarden, bedurfte eines Oberhauptes wie Gregor, denn von
Konstantinopel war keine Hilfe zu erwarten.
Er, ein Meister in der römischen Kunst der Verwaltung, vermochte es,
teils durch sein eigenes Vermögen, vor allem aber durch die reichen
Erträge des Patrimoniums Petri - des kirchlichen Grundbesitzes, aus dem
eineinhalb Jahrhunderte später der Kirchenstaat entstand - die sozialen
Probleme vorbildlich zu lösen, so daß er sich als Verteiler des
Armengutes bezeichnen konnte. Durch seine Hände gingen die
Unterstützungen für die Armen, die Gelder zum Loskauf der Sklaven sowie
die Abfindungen, welche den Langobarden zu zahlen waren, die Rom sogar
belagerten und das er von seinem Lateranpalast aus mitzuverteidigen
half.
Aber die Lage Roms am westlichen Ende des byzantinischen Reichs war
auch ein besonderer Vorteil. Zwar blieb der Papst dem Kaiser des Ostens
während der ganzen Zeit seiner Regierung verbunden, aber sein in die
Zukunft gerichteter Blick erkannte, daß die wahren Interessen der
römischen Kirche im Westen lagen, dort, wo alles sich im Umbruch befand
und junge, vielfach nicht katholische Völker neue Reiche errichtet
hatten. Mit den unmittelbaren Nachbarn, den Langobarden, gelang es ihm
- oft gegen den Willen des Kaisers - in erträglichen Verhältnissen zu
leben und wenigstens die Bekehrung des Thronerben zu erreichen. Schon
ein Jahr vor seiner Thronbesteigung wurde der arianische König des
spanischen Westgotenreiches, Reccared, katholisch. Er war der Bruder
des hl. Hermenegild, der kurze Zeit vorher von seinem Vater seines
katholischen Glaubens wegen getötet worden war. Ganz besondere
Bedeutung erlangte Gregors Kontaktaufnahme mit dem Reiche der Franken,
die Katholiken geblieben waren. Hierbei wurde er von manchen
Historikern getadelt, daß seine an die grausame und tückische Königin
Brunhilde gerichteten Briefe bisweilen in einem lobenden, ja
schmeichlerischen Ton gehalten sind. Es muß dahingestellt bleiben, ob
der Heilige wirklich von den Schandtaten der Herrscherin wußte, oder ob
er nicht vielmehr davon überzeugt war, daß die trostlose Lage des
Frankenreiches nur durch Mitwirkung Brunhildes gebessert werden konnte.
Schließlich darf nicht verschwiegen werden, daß er ihr gegenüber auch
andere Töne anzuschlagen wußte und sie selbstbewußt tadelte, daß sie
das vielfach unsittliche Leben ihres Klerus weder rüge noch strafe.
Waren auch seinen Bemühungen kein großer Erfolg beschieden, so erwies
sich doch diese Verbindung ganz besonders bei der bevorstehenden
Missionierung Englands von Nutzen, abgesehen davon, daß etwa 15o Jahre
später aus dem Frankenreiche der Retter des Papsttuns kommen sollte.
Da die Erfüllung seines schon in der Jugendzeit gehegten Wunsches,
persönlich den Angelsachsen den Glauben zu verkünden, nicht
durchführbar war, sandte Gregor den Vorsteher seines römischen Klosters
zum hl. Andreas, Augustinus (der hl. Augustinus, Bischof und Bekenner,
Fest am 28.5.) mit mehreren Mönchen nach dem Inselreich. Bereits kurze
Zeit später konnte Augustinus verkünden, daß loooo Angeln getauft
worden waren. 601 zum Bischof geweiht, schlug Augustinus seinen Sitz in
Canterbury auf. Berühmt sind des hl. Papstes Briefe an seine
Missionare, in welchen er kluge Mäßigung bei der Bekehrung verlangt,
z.B. nicht Zerstörung heidnischer Tempel, sondern deren Umbau in eine
Kirche, Abänderung heidnischer Opfer in christliche. Unser Heiliger
wandte somit schon die Accomodation, die Anpassung der Missionierung an
die geistige Aufnahmefähigkeit der zu Bekehrenden an. Wenn auch daraus
z.B. im chinesischen Ritenstreit des 17. Jahrhunderts bedenkliche
Praktiken entstehen konnten, besteht kein Zweifel, daß sich Gregor bei
seinem Bekehrungswerk nicht von Verschwommenheit und Indifferentismus
leiten ließ.
Auch in England konnten erst seine Nachfolger die Früchte der Bekehrung
ernten. "Indem er aber jenem Volk jenseits des nördlichen Meeres eine
Kirche gab, die eng mit dem Mittelpunkt Rom verbunden war, schuf er
gleichsam zwei Pole, von denen aus katholisch-kirchliches, religiöses
Leben wie ein Strom die dazwischen liegenden germanischen Länder
erfassen und damit die große Arbeit der Zukunft entscheidend
vorbereiten konnte."*)
Ähnlich wie dem hl. Papst Leo d.Gr. blieben auch ihm
Auseinandersetzungen mit Ost-Rom - sowohl mit dem Kaiser als auch mit
seinem Hofbischof, dem Patriarchen von Konstantinopel, nicht erspart.
Am bekanntesten ist der Konflikt mit dem Patriarchen Johannes dem
Faster, der sich den Titel "allgemeiner Bischof" beigelegt hatte. Da
diese Bezeichnung die Deutung zuließ, daß der Papst nicht das Oberhaupt
der Gesamtkirche ist, erhob Gregor dagegen Einspruch und nahm zur
Beschämung des Patriarchen den auch von den späteren Päpsten
beibehaltenen Titel "Knecht der Knechte Gottes" an. Natürlich bedeutete
dies keinen Verzicht auf die Primitialrechte von Rom - aber es sollte
damit ausgedrückt werden, daß der Primat in erster Linie ein Dienen und
nicht Herrschen ist.
Voll konnte sich des heiligen Papstes Wirksamkeit als Metropolit Roms
entfalten. Sein Hauptaugenmerk war auf würdige und verläßliche
Geistliche gerichtet, und es bedurfte großer Strenge, um gegen den
vielfach unwürdigen Klerus einzuschreiten. Besondere Sorgfalt wandte er
der Bekämpfung der Unzucht zu und drang entschieden darauf, daß
sämtliche Kleriker bis zum Subdiakon die Verpflichtung zur Einhaltung
des Zölibats übernahmen.
Unser Heiliger zählt aber auch zu den bedeutendsten kirchlichen
Schriftstellern, so daß er bereits im 8. Jahrhundert als der vierte der
Kirchenlehrer des Abendlandes - neben Ambrosius, Augustinus und
Hieronymus - genannt wird. Gewiß dürfen seine Schriften nicht an der
Größe eines Augustinus gemessen werden, der vielfach sein Leitstern
war. Aber in einer Periode des Verfalles lebend - die Kultur der Antike
war erloschen und die Geistigkeit des Mittelalters entfaltete sich erst
Jahrhunderte später - schrieb er seiner Zeit angepaßt vorwiegend für
praktische Zwecke.
Seine vortrefflichste Schrift ist die "Regula pastoralis"
("Pastoralregel"), die zum Inhalt hat, wie man zum kirchlichen Amt
gelangt, wie man als Hirte leben und lehren soll, und schließlich unter
ständigem Erwägen seiner eigenen Schwachheit der Verleitung zum Stolz
entgeht. Dieses von tiefer Menschenkenntnis durchdrungene Werk, in dem
Gregor sein Ideal vom Hirtenamt entwickelte, zählte Jahrhunderte
hindurch zu den meistgelesensten theologischen Werken. Noch 1595 wurde
Papst Klemens VIII. eine Denkschrift über die Leitung der Kirche nach
den Vorschriften des hl. Gregor vorgelegt. Gegenwärtig erhalten aber
diese Pastoralregeln infolge der Zerstörung der Hierarchie und die
damit verbundene Orientierungslosigkeit für unseren Klerus aber auch
für die Laien eine besondere Aktualität.
Diesem Handbuch der Pastoral stellte der hl. Papst Gregor in seinem
Job-Kommentar (später "Moralia" genannt) eine Moraltheologie zur Seite.
Folgendes, daraus entnommene Zitat zeigt, wie er für alle Zeiten
treffend die von der Kirche emanzipierte Bibelforschung gekennzeichnet
hat: "Haeretici, quia sacram Scripturam intellegere sua virtute
moliuntur, earn procul dubio apprehendere nequ·quam possunt; quam dum
non intelligunt, quasi non edunt. Et quia per supernam gratiam non
adjuti hanc comedere nequent, quasi quibusdam illam nisibus rodunt."
("Weil die Häretiker sich bemühen, die Heilige Schrift aus eigener
Kraft zu verstehen, können sie diese keinesfalls zweifelsfrei
begreifen; infolge dieses Nicht-Begreifens verzehren sie sie gleichsam
auch nicht. Weil sie also ohne übernatürliche Gnade nicht imstande
sind, sie als Speise zu sich zu nehmen, strengen sie sich an, sie zu
benagen." +)
Die "Dialoge über Leben und Wunder der italienischen hl. Väter", eine
dem Wunderglauben der damaligen Zeit entgegenkommende Heiligenlegende,
wurde besonders im Mittelalter gerne gelesen. Dieses Werk ist aber
darüber hinaus bahnbrechend für den Glauben an die Fürbitte der Armen
Seelen im Fegefeuer geworden. Es wird nämlich hier u.a. auch von der
Heilung eines Besessenen berichtet, der die auf dem Sarg des Diakons
Paschasius, eines heiligmäßigen Mannes, liegende Stola berührte,
während dessen Seele wegen einei nicht schweren Sünde noch im Fegefeuer
weilte. D.h., daß die Verdienste der Armen Seelen auf Erden schon
während der Zeit ihrer Läuterung fürbittende Kraft besitzen sollen. Auf
den hl. Gregor sind auch die "Gregorianischen Messen" zurückzuführen -
3o Tage hindurch ohne Unterbrechung Meßfeiern für einen Verstorbenen.
Außerdem hinterließ der Papst eine Reihe von Predigten, von denen
einige zu verschiedenen Zeiten während der Messe vorgetragen wurden,
sowie etwa 850 Briefe, die uns wichtige Aufschlüsse über seine Person
und sein Zeitalter geben.
Dem auf das Religiöse gerichteten Charakter unseres Heiligen entsprach
es, besondere Sorgfalt dem würdigen Ausbau des Gottesdienstes zu
widmen. In der römischen Messe zur Zeit unseres Papstes kann man daher
gut unsere heilige Messe erkennen und mit Recht gesteht ein modernes
Standartwerk der Kirchengeschichte: "Im Sacramentarium Gregorianum
fühlt sich der moderne Leser, dem die Liturgie aus der Zeit vor der
Reform des zweiten vatikanischen Konzils vertraut ist, sofort
heimisch." ++) Man müßte hinzufügen: "Der wirklich katholische Leser
wird sich in der durch die 'Reform' des sog. II. vatikanischen Konzils
verprotestantisierten Liturgie niemals heimisch fühlen können."
Auf den hl. Gregor geht auch die Stellung des "Vater unser" unmittelbar
nach dem Kanon zurück, wie es in der Ostkirche üblich war, und nicht
erst nach der Brotbrechung. "Seit jener Zeit erscheint das Paternoster,
ohne im eigentlichen Sinne dem Konsekrationskanon anzugehören, als eine
Art Ergänzung desselben. Es stellt wenigstens eine vollkommene
Verbindung zwischen den beiden Teilen des heiligen Opfers her; denn es
ist ebenso sehr ein Opfergebet als ein Vorbereitungsgebet auf die
heilige Kommunion."+++)
Unsterbliche Verdienste erwarb sich Gregor auf dem Gebiete der
kirchlichen Musik, denn er hat "alles von den Vorfahren Überlieferte
eifrig gesammelt und gesichtet, und er hat durch zweckmäßige Gesetze
und Richtlinien die unversehrte Reinheit des kirchlichen Gesanges
geschützt."++++)
Der Choralgesang entstammt römischen, griechischen und jüdischen
Quellen und war einstimmig; er ist aber auch die Grundlage der sich im
9. Jahrhundert entwickelnden Mehrstimmigkeit, die nach ihrem
Höhepunkt im 16. Jahrhundert (Palestrina) bisweilen eine Musik
entwickelte, die der Andacht und der heiligen Handlung nicht angepaßt
war. Es war daher immer wieder ein Anliegen der Päpste, die Pflege des
gregorianischen Gesanges anzuordnen. In diesem Jahrhundert waren es
besonders Pius X. anläßlich des 13oo. Todestages von Gregor dem Großen
(1904) und Pius XII. in seinem Rundschreiben "Musicae Sacrae
Disciplina" vom 25. Dezember 1955 - also nahezu am Vorabend der
Verbannung der Gregorianik in das Museum, besser gesagt: in die
Rumpelkammer. Um seine Ideen in die Praxis umzusetzen, errichtete unser
Heiliger in Rom die schola cantorum für Knaben, das Vorbild der später
vielerorts errichteten Sängerschulen.
Mit Recht kann man also den heiligen Papst nicht nur Vater des
Abendlandes, sondern auch den Vater unserer Kirche nennen, ist ja doch
sein Einfluß in jedem Zeitalter, sogar in dem der Aufklärung
festzustellen. Folgerichtig ist auch die Ablehnung, die ihm in der
zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts durch die vom Nationalismus und
Liberalismus geprägte protestantische Geschichtsforschung und Theologie
zuteil wurde. So zeichnet z.B. Johannes Haller in seinem Werk "Das
Papsttum" ein durchaus negatives Bild vom hl. Gregor und zitiert
Theodor Mommsen, der ihn einen recht kleinen großen Mann nannte.
Verächtlich spricht auch der berühmteste Theologe des wilhelminischen
Zeitalters Adolf Harnack: "Die Lehre von den Engeln und vom Teufel
tritt in den Vordergrund, weil sie der populären und mönchischen
Frömmigkeit entsprach. Man kann Gregor den doctor angelorum et diaboli
nennen. In Bezug auf jene hat er sich besonders in der Ausbildung der
Rangstufen (Einfluß der griechischen Mystik), in der Verherrlichung des
Michael, Gabriel und Raphael - der Wunderheld, der große Bote und
Streiter wider die Luftgeister, der Medicinmann -, in der reinlichen
Verteilung der Engelsgeschäfte und in der Idee der Schutzgeister - die
Engel stehen den Menschen vor, wie diese dem Vieh - gefallen. Er, der
über die griechischrömische Kultur so gering dachte, hat ihre
inferiorsten Teile in der Engelslehre sanctioniert..." *)
Gregor starb 6o4; seine Leistungen sind umso bewundernswerter, als er,
seit langem kränklich, die letzten Jahre oft an das Bett gefesselt war.
Seine Gebeine wurden aus dem alten St. Peter, der im 16. Jahrhundert
der Spitzhacke zum Opfer fiel, in die Capeila Clementina des neuen
Petersdomes überführt. Das Altarbild dieser Kapelle stellt folgendes,
vom langobardischen Geschichtsschreiber Paulus Diaconus erzählte Wunder
dar: Ein Fremder hatte eine Reliquie aus dem Kirchenschatz erbeten; man
bot ihm eines jener Linnentüchlein, mit welchem beim Meßopfer der Kelch
gereinigt zu werden pflegt; den am Wert dieser Gabe Zweifelnden
überzeugte Gregor, indem er das Tüchlein mit einem Dolch durchstach,
worauf ihm sofort Blut entströmte." **)
Der Wortlaut der in Versen gehaltenen Grabinschrift ist uns erhalten
geblieben. Sie nennt unseren Heiligen "Consul Dei". Den letzten Consul
Romanus gab es 534 - einige Jahre vor Gregors Geburt, aber in ihm lebte
noch einmal - in verklärter Gestalt - das alte Römertum auf.
Anmerkungen:
*) Lortz, Joseph: "Geschichte der Kirche in ideengeschichtlicher Betrachtung" Münster 1962, Bd.I, S.193.
+) Gregor d.Gr.: "Moralia", XX.9; zit. aus Hettinger, Tim.: "Briefe an einen jungen Theologen" Freiburg 189o, S.414.
++) Handbuch der Kirchengeschichte, hrsg. von Hubert Jedin, Freiburg 1975, Bd.II, S.237
+++) George Chevrot: "Unsere Heilige Messe" Einsiedeln 1953, S.332
++++) Apost. Rundschreiben "Musica Sacrae Disciplina" Pius XII. vom 25.12.1955
*) Harnack, Adolf von: "Lehrbuch der Dogmengeschichte" 3.Bd., Darmstadt 1964
**) Pastor, Ludwig Freiherr von: "Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelalters" Bd.XIIl/2, S.93o, Freiburg 1929.
Benutzte Literatur:
Apostolisches Rundschreiben vom 25.12.1955 "Musicae Sacrae disciplina".
Chevrot Goerges: "Unsere Heilige Messe" Einsiedeln - Köln 1953
Handbuch der Kirchengeschichte, hrs. von Hubert Jedin, Freiburg 1975
Harnack, Adolf v.: "Lehrbuch der Dogmengeschichte" 3.Bd., Darmstadt 1964
Lortz, Josepf: "Geschichte der Kirche in ideengeschichtlicher Betrachtung" Münster 1962
Pastor, Ludwig v.: "Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelalters" Freiburg 1927
Seppelt, F. X.: "Geschichte der Päpste von den Anfängen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts", Münster 1954.
Walz, Johann Baptist: "Die Fürbitte der Armen Seelen und ihre Anrufung durch die Gläubigen auf Erden" Würzburg 1932
Wetzers und Weites Kirchenlexikon, Freiburg 1982; (Artikel: "Gregor d.Gr.).
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