FLORIANI-SONNTAG 1979
von
(+) H.H. Pfarrer Alois Aßmayr
Am 4. Mai wird das Fest des hl. Florian gefeiert. Am Sonntag darauf
wird dieses Fest von der Feuerwehr feierlich begangen, da der hl.
Florian der Patron der Feuerwehr ist. Das Feuer ist eine Gabe, für die
wir nie genug dankbar sein können. Was wären wir ohne Feuer? Es muß
aber, wie manche andere Gabe, unter Kontrolle gehalten werden, sonst
kann es fürchterliche Verheerungen anrichten. (...) Um dieser
Zerstörung Einhalt zu gebieten und den Schaden möglichst gering zu
halten, dazu ist die freiwillige Feuerwehr da. (...)
Wir benötigten aber noch andere 'Feuerwehren', und zwar in geistiger
Hinsicht. Was manche Laster für Unheil anrichten, kann jeder sehen, der
die Augen offen hat.
Wie kam der hl. Florian dazu, Patron der Feuerwehr zu werden? Florian
stammte aus Cetium, dem heutigen Zeiselmauer in Nieder-Österreich. Er
wurde schon als Kind christlich erzogen, ging zum römischen Heerdienst,
da Cetium damals zu einer römischen Provinz gehörte. Er war dann
Kommandant der Garnison in Lorch, dem heutigen Enns, und zuletzt Chef
der Kanzlei des Statthalters Aquilin. Nach 18 Jahren Ruhe kam es unter
Kaiser Diokletian zur erneuten Christenverfolgung. In der Garnison
Lorch verweigerten 40 Soldaten, Christen, dem Kaiser göttliche
Verehrung und wurden verhaftet. Florian, der dies erfuhr, eilte nach
Lorch, um ihnen beizustehen, zumal als ihr früherer Kommandant. Florian
wurde natürlich selber verhaftet, da er sich selbst offen und
unerschrokken zum Christentum bekannte. Da sich Florian weder durch
Versprechungen noch durch Drohungen davon abbringen ließ, wurde er
schließlich auf grausame Weise gepeinigt, u.a. durch Feuer, und endlich
mit einem Stein am Halse in die Enns geworfen. Eine fromme Frau
entdeckte den Leichnam Florians und bestattete ihn dort, wo heute das
Kloster St. Florian steht. So hat St. Florian wirklich etwas mit Wasser
und Feuer zu tun.
Warum ist der hl. Florian diesen harten Weg bewußt und freiwillig
gegangen? Weil er Christus über alles liebte und daher bereitwillig
Zeugnis für Seine Gottheit und die Wahrheit Seiner Lehre ablegte, um
seine Treue zu Christus zu beweisen und andere für Christus zu
gewinnen, d.i. für den Himmel zu retten. Jesus sagt ja: " Eine größere
Liebe hat niemand, als wer sein Leben für seine Freunde hingibt." Aber
auch: "Wer sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen, wer
es retten will, wird es verlieren". (Matth. lo,39) Florian wußte, warum
er Christ war und um jeden Preis Christ bleiben wollte. Gibt doch der
christliche Glauben so viel Trost und Kraft in allen Lebenslagen. Wenn
man sich wirklich bemüht, danach zu leben, kann man sich in der gütigen
und allmächtigen Vaterhand Gottes ganz geborgen fühlen, auch in Kreuz
und Leid, da man ja weiß, daß Er alles lenkt und leitet. Nichts
geschieht, ohne daß Er es will oder zuläßt. Wenn wir das unsrige tun,
muß uns alles zum Heile gereichen. Jeder gute Vater tut seinem guten
Kind nur Gutes, erst recht der himmlische Vater. Florian hat es auch
erfahren. Unter den vielen Heiden war es ihm möglich, christlich zu
leben. Auch die schmerzlichen Folterungen und den Tod um Christi willen
war er imstande, sogar freudig zu ertragen. Der himmlische Vater hat
ihn nicht im Stich gelassen. "Bittet und ihr werdet empfangen".
Wir bekennen uns alle zu Christus. Wir hätten es eigentlich sehr leicht
im Vergleich zu den Christen zur Zeit des hl. Florian. Und doch fällt
es uns nicht so leicht, wie man meinen möchte. Warum? Das Christentum
ist im allgemeinen so lau geworden, daß es besonders heute schwer ist,
ein wirklich christliches Leben zu führen, da man mit diesem Vorhaben
weit und breit fast allein steht und sich den Ärger der Lauen zuzieht.
Es ist ja schon soweit gekommen, daß man so tut, als ob es eine Schande
ist, ein wirklich christliches Leben zu führen... obwohl sich einst
alle freiwillig dazu verpflichtet hatten. Man begnügt sich sehr leicht
mit dem Schein, weil der Schein billiger ist und meist auf der Welt die
gleichen Vorteile bringt wie die Wirklichkeit. Bald haben die Lauen die
Macht an sich gerissen, nach der man sich zu richten hat, will man es
nicht mit ihnen verderben.
Eigentlich ist es eine große Schande, wenn man sich unter lauen
Christen schämt, ein wirklich christliches Leben führen zu wollen,
worüber man sich doch nur freuen sollte.
Biberwier, am 19. Mai 1979.
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