WIE DIE SCHEMATA ZUR LITURGIEREFORM UNTERZEICHNET WURDEN
zusammengestellt von Michel Mottet / Genf
"Mgr. Felici, der regelmäßig Johannes XXIII. Bericht erstattete über
den Stand des Fortschrittes der Schemata (über die Liturgiereform,
Anm.d.Red.) und ihre Ausbreitung, hatte ihm die Schwierigkeiten
erläutert, denen er gegenübersteht, weil selbst nach Billigung des
Schemas durch die gewünschte Majorität der Kommission dieses nicht ohne
die Unterzeichnung durch Kardinal Cicognani ausgefertigt werden könne.
Bevor noch die Audienz beendet war, war eine neue Taktik bereitgestellt
worden.
Johannes XXIII. ließ seinen Staatssekretär (Mgr. Cicognani, den Bruder
von Kard. Cicognani, Anm.d.Red.) rufen und bat ihn, seinen Bruder
suchen zu gehen und erst dann zurückzukommen, wenn das Schema
ordnungsgemäß unterzeichnet worden sei. An diesem 1. Februar 1962
machte sich nun der Staatssekretär auf den Weg, um seinen Bruder in
seinem Büro aufzusuchen. Er traf auf dem Korridor Mgr. Felici und P.
Bugnini und informierte seinen Bruder von dem Wunsche ihres Herrn, des
Papstes. Später bestätigte ein Sachverständiger der vor-konziliaren
Liturgie-Kommission, daß der alte Kardinal den Tränen nahe war, daß er
das Dokument hin- und herbewegte mit den Worten: 'Man will, daß ich
dies unterzeichne, ich weiß nicht, was ich tun soll.' Darauf legte er
das Schriftstück auf seinen Schreibtisch, nahm eine Feder und
unterzeichnete. Vier Tage später war er tot." (vgl. Ralph M. Wiltgen:
"Der Rhein fließt in den Tiber".)
Das ist - in nüchterner Berichtserstattung - der letzte Akt der längst
schon vorbereiteten geheimen Umtriebe, um das allerheiligste Opfer der
Messe in die Luft zu sprengen. Eine düstere Vorahnung: das erste
Ergebnis des Schemas über die Liturgie war, das Leben des unglücklichen
Kardinals Cicognani 'in die Luft zu sprengen1. Und die letzten Spieler
sind deutlich genannt: Roncalli (Johannes XXIII.), Bugnini, Amleto
Cicognani und Felici.... und... ?
"Vor der Tür des Büros von Gaetano Cicognani wartet Mgr. Felici. 'Nun?'
fragt Bugnini. 'Der Papst schickt seinen Staatssekretär mit einem
förmlichen Befehl. Ich habe ihn selten so verschlossen gesehen. Er
sagte ihm: 'Suchen Sie ihn auf und kommen Sie nicht zurück ohne das
unterschriebene Schema.' Bugnini kann sich nicht enthalten, von der
Ferne aus zu beobachten, wie Mgr. Amleto Cicognani zu seinem Bruder
eindringt... 'Der Papst hat gesprochen, unterzeichnen Sie, Eminenz!'
Wird der Staatssekretär mit einem Blatt, das noch feucht von der
Unterschrift des Kardinals ist, wieder herauskommen, glücklich, seinen
Auftrag ausgeführt zu haben? Er zeigte sich wieder, sehr schnell, die
Hände leer, der Gesichtsausdruck verlegen. 'Der alte Dickschädel',
brummte Bugnini, bevor er nach Hause zurückkehrte.
Wäre er eine Stunde länger geblieben, hätte er einen neuen Besucher
ankommen sehen, in schwarzer Sutane und violetten Strümpfen, an seiner
Brust an einer Kette das Kreuz der Väter vom Heiligen Geist. Der Prälat
dringt zu seinem alten Freund vor und erfaßt auf Grund der
Niedergeschlagenheit des alten Kämpfers sofort die Situation: 'Eminenz,
haben Sie das Schema erhalten?' 'Ich habe es erhalten, ich traue meinen
Augen nicht, schauen Sie her!' - Die Blätter sind auf dem Tisch
ausgebreitet, zerknittert, als hätte man sie lange in der Hand
gehalten. 'Sie wollen, daß ich dies unterzeichnen soll. Der Papst hat
mir Amleto geschickt! Ich weiß nicht, was ich tun soll.' Mgr. Lefebvre
betrachtet traurig die Szene..." (Marc Dem: "II faut que Rome soit
detruie") (...)
Unsere Frage: War es letztendlich Mgr. Lefebvre, der Kard. Cicognani dazu überreden konnte, das Liturgieschema zu unterschreiben?
(übers. von Eugen Golla) |