DIE WEIHE EINES BISCHOFS
(aus: THE SERAPH, Vol.III. Nr.1, September 1982;
hrsg. v. S.E. Bischof Louis Vezelis, Rochester, N.Y., U.S.A. - Leicht gekürzt; übers. v. Eugen Golla)
Immer haben nur sehr venig Menschen die Gelegenheit, Zeugen der Weihe
eines römischkatholischen Bischofs zu sein; so war es schon vor dem
großen Abfall. Derzeit trifft dies noch mehr zu, da die katholische
Kirche auf eine so kleine Zahl vermindert worden ist. Man ist
erschüttert bei der Betrachtung einer Weltkirche, die einst Millionen
von Gläubigen zählte und die in kurzer Zeit auf einige wenige
vermindert wurde. Indem einerseits mittels eines psychologischen
Prozesses der Geist stufenweise in den gewünschten Zustand gebracht
wurde und andererseits unvermeidlich Gott seine Gnade entzog, war die
Zerstörung der katholischen Kirche beinahe sicher.
Der Klerus, der an einem bequemen Leben interessiert war, war zu weich,
um dem, was sich ihm darbot, Widerstand zu leisten. Rechtfertigung,
Rationalisierung und Abschieben der Verantwortung befreiten leicht
jedermann, ob Kardinal, Bischof oder Priester, Mönche und Laien von der
Pflicht der Verteidigung des Glaubens.
Jede Art von erfolgreichem Widerstand schien neutralisiert durch Massen
von Priestern aller Rangstufen und Laienführern mit ihren
'Gefühls-Trainings'-Programmen, die nichts mehr als ärmlich verhüllte
Gehirnwäsche Sitzungen waren. Die wenigen widerstrebenden 'Reaktionäre'
würden ja doch zur rechten Zeit erledigt sein. Die alten Menschen
wurden beschwatzt und umschmeichelt, eine Schwindelmesse anzunehmen,
die, wie man sagte, nur eine 'modernisierte Form' der alten ist. Eine
Messe ist eine Messe, dieses Argument ging um.
Junge Männer, ausgebildet in umstürzlerischen Seminaren wurden schon
durch ihre Professoren in ihrem Glauben geschädigt. Sie werden
auftauchen als Soziologen und überqualifizierte und unterbezahlte
Diener des Humanismus. Sie werden die Irrtümer ihrer Lehrer mit
voreingenommener Loyalität in die Öffentlichkeit bringen.
Ein einzigartiges 'Ökumenisches Konzil' hat dies alles auf die Bühne
gebracht. Der sog.'sichtbare Stellvertreter' Christi (ein Mann für die
Welt sichtbar sowie ein Stellvertreter Christi) wird nun - verfälschte
- Dokumente unterzeichnen und daher vor der Welt den Anschein der
Gesetzmäßigkeit und Amtlichkeit erwecken. Jeder wird also mit dem
Finger auf den 'sichtbaren Stellvertreter Christi' zeigen können und
teilnehmen dürfen an der Zerstörung des Glaubens und der katholischen
Kirche mit der Überzeugung, hierbei Gottes Segen zu haben. In der Tat:
"Sie werden euch töten und dabei glauben, Gott zu ehren ..." so lautet
eine Bemerkung Christi.
Das Priestertum, das durch falsche Riten und falsche Lehren über seine
Natur verdorben ist, sichert die endgültige Zerstörung des katholischen
Priestertums. Ohne dieses gibt es nicht das erlösende Opfer der Messe
in Zeit und Raum. Diese ist das letzte Ziel, aber sie kann nur durch
Zerstören des Priestertums zerstört werden. Das ist etwas, was viele
vergessen - gerade die, welche die wahre Messe besuchen und zugleich
die Verleumder der Priester unterstützen. Sie können nicht den Zweck
solcher Verunglimpfungen verstehen: die noch übriggebliebenen treuen
Geistlichen zur Unwirksamkeit zu verurteilen. Das Volk von seinen
Priestern zu entfernen ist ihr Ziel.
Viele - Priester und Laien - hatten große Achtung und schätzten sehr
denjenigen, der gleichsam die einzige sichtbare Hoffnung für die
katholische Kirche der Zukunft zu sein schien: Erzbischof Marcel
Lefebvre. Er hatte - mit wenigen Ausnahmen, wenn es überhaupt solche
gab - die moralische Unterstützung aller, welche die wirkliche Gefahr
in der Kirche sahen. Jedermann weiß, daß sein Seminar illegal ist,
ebenso die Priesterbruderscbaft des hl. Pius X. und daß sie weder "de
facto" noch "de jure" in der katholischen Kirche existiert. Sie besteht
aber auch nicht in der Konzilskirche. Ich sage, daß all dies erfahrenen
Katholiken bekannt war und noch ist. Aber man achtete nicht darauf. Die
außergewöhnliche Zeit, rechtfertigte alles. Das war und ist die Meinung
in vielen Kreisen.
Die Anträge, die Erzbischof Lefebvre dem Oberhaupt der Konzilskirche
machte, sowie seine ständigen Ausflüchte hinsichtlich seiner wahren
Stellung haben es eifrigen Beobachtern klargemacht, daß Erzbischof
Lefebvre oberflächlich (besser: bewußt inkonsequent; Anm.d.Red.)
handelt.
Die Zeit zum Handeln ist gekommen. Die gegenwärtigen und zukünftigen
Nöte der Kirche veranlaßten Erzbischof Thuc, mehrere Bischöfe zu
weihen. Die gegenwärtige Not der katholischen Kirche verlangt die
sichtbare Gegenwart von gültig geweihten Bischöfen, um das auf
göttlicher Einrichtung beruhende Amt eines Bischofs auszuüben. Ein
Bischof richtet, erklärt, weiht, ordnet an, opfert, tauft und firmt.
Zunehmendes Chaos und wachsende Anarchie, von manchen absichtlich
aufgezogen und von anderen ausgenützt, machen aus der katholischen
Kirche ein Ärgernis für viele und einen Sorgenquell für alle.
Satans Plan der Vernichtung des mystischen Leibes Christi ist daher
durch die Weihe der Bischöfe vereitelt. Man kann sich gar nicht
vorstellen, wie diese unheiligen Horden der Hölle sich anstrengen
werden, um so eine Weihe zu sabotieren. Gerade die, welche sich über
dieses Anzeichen eines geistigen Ostern in der Kirche freuen sollten,
sind infolge menschlicher Schwäche dazu verführt worden, zu negieren,
was Gott gewähren ließ.
Die durch die Bewohner des Vatikans verursachte unmögliche Lage, sowie
der endgültige Verrat von Erzbischof Lefebvre riefen die energische und
wirksame Tat von Erzbischof Thuc hervor. Dieser kampferprobte
Erzbischof kennt das Spiel und den Preis.
Die Weihe des zum Bischof erwählten Louis Vezelis O.F.M. erhöhte die
Zahl der bekannten und rechtgläubigen römisch-katholischen Bischöfe in
den Vereinigten Staaten auf zwei. Es gibt nur zwei loyale römisch
katholische Bischöfe in den Vereinigten Staaten, an welche sich die
römischen Katholiken mit vollem Vertrauen zwecks Übernahme der Führung
wenden können. Die Kirchengeschichte erläutert umfangreich, daß der
einzige Unterschied zwischen der gegenwärtigen Lage der Kirche und
ähnlichen in der Vergangenheit, in der Größe des Abfalls liegt.
Gegenwärtig hat er Ausmaße erreicht, von denen man sich bisher gar
keine Vorstellung machen konnte. Trotz dem in jedem Zeitalter
herrschenden Durcheinander, blieb immer eine kleine Schar treuer
Katholiken um ihre Bischöfe und Priester geschart. Die katholische
Kirche kann auf ein absolutes Minimum verkleinert werden: einen Bischof
und einen Laien; sie wird immer noch die von Jesus Christus gegründete
katholische Kirche sein, wider die die Pforten der Hölle niemals die
Oberhand gewinnen können. Wie in der Vergangenheit, kann sich die
beinahe ausgelöschte Kirch´ aus ihrer Asche wieder erheben, so wie sie
war. Das ist es, was sie tut.
Durch diese Weihe sind wir Zeugen einer übernatürlichen Tat geworden.
Nur allzu oft verfehlen auch die Gläubigen diese überaus wichtige
Wahrheit. Es ist dies eine Tat, welche auch der Gipfel menschlicher
Bosheit nicht rückgängig machen, und die Raserei Satans nicht
verhindern kann.
***
DAS HEILIGE OFFIZIUM ÜBER DIE ÄNDERUNG
DER KONSEKRATIONSWORTE DES KELCHES
Am 24. Juli 1958, wenige Wochen vor dem Tode Pius XII. erließ das hl.
Offizium folgende Mahnung (monitum), laut welcher es strikte untersagt
ist, die Form der Konsekration des Kelches zu ändern oder auch nur die
geringste Änderung in der Materie und Form der Sakramente überhaupt
einzuführen:
"Diese heilige Kongregation hat erfahren, daß in der Übersetzung der
neuen Karwochenordnung in die Volkssprache die Worte 'Mysterium fidei'
in der Form der Konsekration des Kelches ausgelassen worden sind. Zudem
ist berichtet worden, daß manche Priester diese Worte bei der
Zelebration der Messe selbst auslassen.
Daher macht diese höchste Kongregation darauf aufmerksam, daß es nicht
erlaubt ist (monet nefas esse), in eine so heilige Sache Änderungen
einzuführen und die Ausgaben der liturgischen Bücher zu verstümmeln und
zu fälschen (vgl. Can.1399, n.lo) (in rem tarn sanctam immutationes
inducere et editiones liturgicorum librorum mutilare vel interpolare).
Die Bischöfe sollen also dafür sorgen, nach dem Sinn der Mahnung des
hl. Offiziums vom 14. Februar 1958, daß die Vorschriften der hl.
Kanones über den Gottesdienst gewissenhaft beobachtet werden, und
sollen eifrig darüber wachen, daß es niemand wagt, auch nur die
geringste Änderung in die Materie und Form der Sakramente einzuführen.
(Current Episcopi... ut praescripta sacrorum canonum de cultu divino
stricte serventur atque sedulo advigilent, ne quis audeat immutationem
vel minimum in materiam et formam Sacramentorum inducere.) - Übers,
nach: Majer, Neueste Kirchenrechtssammlung IV, S.363. Das Monitum
selbst s.b. AAS 5o, 1958, S.536. |