MITTEILUNGEN DER REDAKTION
München, 25.1.1985
Verehrte Leser,
Eür die vielen guten Wünsche zu den Festtagen und zum Neuen Jahr, die
die Redaktion erhalten hat, möchte ich mich herzlich bedanken. Ebenso
gilt mein Dank all jenen, die dem Spendenaufruf gefolgt sind und unsere
Zeitschrift unterstützt haben. Bedanken möchte ich mich auch bei jenen,
die an meinem persönlichen Schicksal Anteil genommen haben.
An religiös-kirchlichen Neuigkeiten gibt es nicht viel zu berichten.
Ich glaube, auf die Petitionen, die pseudo-konservative Kreise um den
'Hl. Vater' zur Unterschrift wegen Zulassung der Roncalli-Messe
vorlegen, brauche ich nicht einzugehen. Das ist reiner Aktivismus, der
den Initiatoren nur zur Schande gereicht, weil sie wissen, daß man mit
dem Heiligen Geist keinen Kuhhandel treiben kann.
Zwar werden inzwischen in dem Lager der konservativen Reformer (so
möchte ich einmal die Gruppe derjenigen bezeichnen, die zwar sensibel
genug sind, den allgemeinen Glaubensverfall festzustellen, die aber
nicht merken, meistens aber nicht sehen wollen, daß die Revolution von
oben, d.h. von der Hierarchie der Kirche ausgeht) einige Stimmen
lauter, die öffentlich Anklage erheben und Rechenschaft verlangen, doch
hat die allgemeine Abgestumpftheit und das religiöse Unwissen (welches
inzwischen schon seine eigene Tradition hat - zwanzig Jahre nach dem
Konzil!) einen solchen Tiefstand erreicht, daß selbst diese Kreise im
Reformer-Lager nicht mehr verstanden werden.
Und wie steht es bei uns? Es ist seltsam, durch den Tod von Erzbischof
Ngo-dinh-Thuc ist mir schlagartig bewußt geworden, daß der Kampf gegen
Gleichgültigkeit, Arroganz und (klerikalen) Dünkel, der auch von Laien
ausgeht, aussichtsloser denn je geworden ist, daß er Züge angenommen
hat, die eine bedrohliche Stagnation signalisieren, zumal es den von
ihm geweihten Bischöfen und Priestern nicht gelungen ist, sich zusammen
zu tun, um sein Werk fortzusetzen. Anstatt aufzubauen, überhäufen sie
sich gegenseitig mit (persönlichen) Vorwürfen. Dafür fehlt den
Gläubigen, denen ihre Verlassenheit immer stärker bewußt wird,
jegliches Verständnis. Vor etlichen Tagen fiel mir wieder einmal der
Wahlspruch der hl. Theresia von Avila in die Hände, die ja auch bis zur
Erschöpfung gegen die Dummheit und das Unverständnis ihrer religiösen
Umwelt anzugehen hatte.
"Nichts soll Dich ängstigen, nichts Dich erschrecken!
Alles vergeht: Gott, Er bleibt derselbe.
Geduld erreicht alles.
Wer Gott besitzt, dem kann nichts fehlen.
Gott allein genügt!"
Ja, solos Dios basta, Gott allein genügt. Bitten wir, daß er uns in diesem geistigen Nebel immer sein Antlitz leuchten läßt.
Ihr Eberhard Heller
GOTTESDIENST IN ST. MICHAEL, MÜNCHEN, WESTENDSTR. 19: SONN- UND FEIERTAGS JEWEILS 9 UHR, VORHER BEICHTGELEGENHEIT
ROSENKRANKGEBET: AM 28. FEBRUAR
1985, UM 18 UHR (AM VORABEND DES HERZJESU-FREITAG. BITTEN WIR DIESMAL
INSTÄNDIG DARUM, DASS GOTT UNS DIE KRAFT VERLEIHT, IM WAHREN GLAUBEN
AUSZUHARREN, DASS WIR NICHT IRGENDWELCHEN IRRTÜMERN ERLIEGEN... ODER
DER RESIGNATION. |