"DIE LÄSTERUNG DES GEISTES
WIRD NICHT VERGEBEN WERDEN" (MT 12,31 B).
von
H.H. Pater August Groß
(in abgeänderter Form bereits in KE erschienen)
Am dritten Sonntag in der Fastenzeit hören wir aus dem Evangelium nach Lukas:
"Einmal trieb er einen Dämon aus, der stumm war. Als der Dämon
ausgetrieben war, konnte der Stumme reden, so daß sich die Volksscharen
verwunderten. Einige von ihnen aber sagten: "Durch Beelzebul, den
Obersten der Dämonen, treibt er die Dämonen aus" (Lk 11,14).
Das Matthäusevangelium berichtet ausführlicher von diesem Ereignis oder
von einem ähnlichen Fall. Daraus wird klar, wer dies behauptet, und aus
welchem Grund:
"Da brachte man ihm einen Besessenen, der blind und stumm war. Und er
heilte ihn, so daß der Stumme reden und sehen konnte. Da gerieten die
Volksscharen außer sich und sagten: "Ist dieser etwa der Sohn Davids?"
("Sohn Davids" ist ein Titel des Messias). Als das die Pharisäer hörten
sagten sie: "Der treibt die Dämonen nur durch Beelzebul, den Fürsten
der Dämonen, aus" (Mt 12,22-24, Text in Klammern von mir).
Die Leute kommen also, wie auch bei anderen Wundern Jesu, auf den
richtigen Gedanken, daß Jesus der Messias sein könne. Würde daraus eine
sichere Erkenntnis, dann stünden diese Pharisäer bald ohne Bewunderer
und Anhänger da. Denn sie wollen Jesus nicht als Messias. Sie erwarten
einen Messias, der ihre Frömmigkeit lobt und sie in Spitzenpositionen
des messianischen Reiches beruft. Jesus aber entlarvt ihre eingebildete
Gerechtigkeit als heuchlerische und gottlose Selbstgerechtigkeit.
Anstatt sich zu bekehren, steigern sie ihre Heuchelei. Angeblich aus
Sorge um die wahre Gottesverehrung behaupten sie, daß Jesus Gott
'lästere1, indem er durch Krankenheilungen am Sabbat und Verletzung der
'Reinheitsgebote' 'Gesetz und Propheten' mißachte und sogar im
'Bunde mit Beelzebul' sei.
Auf den letzteren Vorwurf eingehend, beweist Jesus, daß ihre Behauptung
widersinnig ist und der Religion widerspricht, in der die Pharisärer
vorgeben,
Autoritäten zu sein:
"Wenn aber der Satan den Satan austreibt, dann ist er mit sich selbst
entzweit. Wie soll dann sein Reich Bestand haben? Wenn ich aber durch
Beelzebul die Dämonen austreibe, durch wen treiben dann eure Söhne (die
jüdischen Exorzisten, 'Söhne' des eigenen Volkes) (sie) aus? Darum
werden sie eure Richter sein" (Mt 12,26+27).
Danach spricht Jesus von der Sünde der "Lästerung des Geistes":
"Darum sage ich euch: Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen
vergeben werden, die Lästerung des Geistes aber wird nicht vergeben
werden. Und wer ein Wort wider den Menschensohn sagt, dem wird vergeben
werden; wer aber wider den Heiligen Geist spricht, dem wird nicht
vergeben werden, weder in dieser noch in der zukünftigen Welt" (Mt
12,31+32)
Wie ist dieses Wort des Herrn zu verstehen? Mit "Menschensohn", was
soviel bedeutet wie einfach 'Mensch', meint Jesus sich selbst, den
selbst Gutwillige zunächst für den "Sohn Josephs" (Lk 3,23) halten
müssen, da das Geheimnis seines Ursprungs ihnen noch nicht geoffenbart
ist. Wenn die Pharisäer von Jesus sagen: "Seht den Schlemmer und
Trinker, den Freund (Kumpan) der Zöllner und Sünder" (Mt 11,19), dann
lästern sie zunächst 'nur' den 'Menschen Jesus'. Es gibt Menschen, die
Schlemmer und Trinker sind. Es ist also möglich, einen Menschen
irrtümlich für einen solchen zu halten. Das ist durch bessere
Erkenntnis korrigierbar. Wider besseres Wissen über einen Mensch so zu
urteilen, ist ein Unrecht. Das kann man bereuen und wiedergutmachen.
Dann wird einem die Schuld vergeben.
Die Pharisäer lästern aber nicht nur wider besseres Wissen den Menschen
Jesus wegen eines menschlichen Tuns. Sie gehen so weit, sein Werk, das
eindeutig kraft der Heiligkeit Gottes geschieht, dem Satan
zuzuschreiben. Über die Heiligkeit Gottes aber können die Pharisäer,
welche die Offenbarung Gottes kennen und anzuerkennen behaupten, nicht
in einem entschuldbaren Irrtum sein, so wie man über die
Tugendhaftigkeit eins bestimmten Menschen schuldlos irren kann. Ihr
Urteil kann nur aus Bosheit stammen. Ein solcher Abgrund der Bosheit
entsteht in einem Menschenherzen nicht in einem Augenblick. Diese
Pharisäer müssen sich von Bosheit zu immer größerer Bosheit entwickelt
haben, schon lange und sehr oft der Gnade Gottes widerstehend.
Gewiß kann Gott in seiner Allmacht auch den größten Sünder bekehren.
Seine Allmacht ist aber in seiner Vorsehung untrennbar mit seiner
Barmherzigkeit und Gerechtigkeit verbunden. Ist das Maß der in
Barmherzigkeit gewährten und zur Bekehrung ausreichenden
Gnadenanregungen ausgeschöpft, so fordert die Gerechtigkeit als den
Beginn der Strafe, solche Menschen endgültig der Bosheit ihres Herzen
zu überlassen. Das gilt auch für die Ewigkeit: "An der Stelle, wohin
der Baum fällt, da bleibt er liegen" (Prd 11,3). Deswegen ist die
Strafe für ihre Bosheit im Jenseits eine ewige Strafe und nicht eine
zeitlich begrenzte Sühne- und Besserungsstrafe. Das ist der Sinn der
Worte des Herrn:
"Darum habe ich euch gesagt, daß ihr in euren Sünden sterben werdet"
(Jo 8,24). Und: "Wer aber gegen den Heiligen Geist spricht, dem wird
nicht vergeben werden, weder in dieser noch in der zukünftigen Welt"
(Mt 12,32).
Hat es Lästerungen Gottes wie die der Pharisäer nur zu der Zeit
gegeben, als Jesus 'im Fleisch1 unter den Menschen weilte? Leider
mußten wir in jüngster Zeit hören und lesen, daß der Geist der Wahrheit
mit folgenden Worten gelästert wird (Übersetzung und Hervorhebungen von
mir):
"Dasselbe, wenn auch anders und mit den zu machenden Unterscheidungen,
ist zu sagen zu der Bemühung, sich denen anzunähern, welche
nichtchristliche Religionen vertreten (qui religiones non Christianas
repraesentant), durch Gespräche, Gemeinsamkeit (communicando),
gemeinsames Gebet (simul orando), Suche nach den Reichtümern der
menschlichen Religiosität, die, wie wir wohl wissen, auch den Anhängern
dieser Religionen nicht fehlen. Beschämt vielleicht nicht manchmal die
feste (beharrliche, standhafte) Überzeugung der Bekenner
nichtchristlicher Religionen - die ja auch vom Geist der Wahrheit
ausgeht, der außerhalb der sichtbaren Grenzen des mystischen Leibes
wirkt - die Christen, die oft so geneigt sind, an den von Gott
geoffenbarten und von der Kirche verkündeten Wahrheiten zu zweifeln,
und so begierig, die Grundsätze der Morallehre aufzuweichen und den Weg
zu bahnen für die Erlaubnis, auf ethischem Gebiet alles zuzulassen?"
Diese Gotteslästerung wird von einem Mann vorgetragen, der sich 'Papst
Johannes Paul II.' nennt, und von Unwissenden auch dafür gehalten wird.
Er spricht so in seiner ersten Enzyklika "Redemptor hominis" vom 4.März
1979 im letzten Abschnitt des Kapitels über den Okumenismus, der von
der 'ökumenischen Gemeinschaft der Kirche mit den Nichtchristen'
handelt. Untersuchen wir, was für eine Lehre über die Offenbarung
Gottes diesem ükumenismus der Enzyklika zugrunde liegt.
Der Autor der Enzyklika befiehlt den Katholiken zur 'ökumenischen
Annäherung1 an die Nichtchristen "Gemeinsamkeit", z.B. "gemeinsames
Gebet". Man nennt so etwas "Communicatio in sacris", "tätige Teilnahme
von Katholiken an Kulthandlungen von Nichtkatholiken". Der Autor
erklärt nicht, wie das möglich sein soll. Er hält es offenbar für 'die
selbstverständlichste Sache der Welt1. Früher galt das als ein Zeichen
des Glaubensabfalls. War das ein Irrtum? Ein tödlicher Irrtum für die
Christen, die sich weigerten, dem römischen Kaiser als Repräsentanten
der obersten Staatsgottheit, den aufsteigenden Weihrauch, Sinnbild der
Anbetung, darzubringen? Waren sie Opfer eines Falscnen
Glaubensverständnisses? Früher galt es als Gebot Gottes: "Du sollst
keine anderen Götter neben mir haben" (Ex 20,3), d.h. du sollst nicht
außer mir auch noch 'andere Götter' verehren.
Das ist auch einsichtig. Das 'Gesetz des Glaubens1 ist 'Gesetz für das
Beten'. Gebet ist begründet im Glauben an Gott; Anrede, Sinn und Inhalt
der Gebete ist begründet in der Glaubenslehre über Gott. Gemeinsames
Beten ist also die gemeinsame 'Praktizierung' (vgl. die Formulierung
'praktizierender Katholik') einer gemeinsamen Religion. Ein Katholik,
der gemeinsam mit Nichtchristen betet, muB aus der Voraussetzung
handeln, daß die Nichtchristen ebenso wie die Katholiken an den wahren
Gott glauben, daß auch die nichtchristlichen Religionen, ebenso wie die
katholische Religion, von Gott übernatürlich geoffenbarte, wahre
Religionen sind. Das ist aber die Leugnung der grundlegenden Wahrheit
der katholischen Religion, daß sie die einzige von Gott geoffenbarte,
die einzig wahre und deshalb auch die einzige von Gott gewollte
Religion ist.
Die logische Grundlage gemeinsamen Betens mit Nichtchristen ist also
gänzlicher Abfall von der wahren Religion durch Indifferentismus, d.i.
Nichtunterscheidung der wahren Religion von falschen Religionen. Die
Pharisäer waren der Lästerung des Geistes schuldig, indem sie Werke des
Heiligen Geistes dem Satan zuschrieben. Der Autor der Enzyklika ist der
Lästerung des Geistes der Wahrheit schuldig, indem er Religionen Gott
zugeschreibt, die nicht göttlichen Ursprungs sind, eher vom "Vater der
Lüge" und "Menschenmörder von Anbeginn"(vgl. Jo 8,44) ausgehen, da sie
über Gottes Wesen und Wirken Irrtümer lehren!
Ist es vielleicht falsch und ungerecht, dem Befürworter gemeinsamen
Betens zu unterstellen, er müsse dann auch gemeinsame Gläubigkeit und
gemeinsame Glaubenslehre voraussetzen? Untersuchen wir, was der Autor
selbst im folgenden Satz über die nichtchristlichen Religionen aussagt.
Wegen der Wichtigkeit dieses Satzes sei der Originaltext zitiert:
Nonne interdum firma persuasio non Christianas religiones profitentium
quae et ipsa procedit a Spiritu veritatis, extra fines aspectabiles
Corporis mystici operante - forsitan confundat Christianos, ad
dubitandum de veritatibus a Deo revelatis et ab Ecclesia nuntiatis
saepe tam proclives ac tam pronos ad infirmanda principia doctrinae
moralis et ad aperiendam viam licentiae cuneta in re ethica
permittendi? ("Ioannis Pauli PP.II Summi Pontificis Litterae
Encyclicae", Libreria editrice Vaticana, MCMLXXIX, pag.l3).
Der Satz beginnt mit "nonne" ("nicht"), das eine rhetorische Frage
einleitet, d.h. eine Behauptung in Form einer Frage, die der Leser bei
sich selber mit "Ja, so ist es!" zu beantworten hat. Der rhetorische
Fragesinn von 'nonne' ist noch verstärkt durch "forsitan",
"vielleicht": "Beschämt vielleicht nicht ..?" - "Allerdings!" Der Sinn
der Aussage dürfte damit klar sein. Uns interessiert nicht, ob
Nichtchristen tatsächlich mit größerer Festigkeit glauben als Christen,
womit wir, entgegen allgemeinem und falschem Sprachgebrauch, immer
Katholiken meinen. Es muß aber - außerhalb unseres Themas - bemerkt
werden, daß die ungläubigen 'Christen' sich gewiß wegen ihres
Unglaubens schämen sollten. Nicht aber vor 'gläubigen' Nichtchristen.
Denn deren Gläubigkeit kann für Christen nicht Vorbild sein, da sie
nicht vernunftgemäß ist.
Dagegen ist die wahre christliche Gläubigkeit vernunftgemäß. Es ist
nämlich an den Wundern, welche die christliche Religion ständig
begleiten, mit der Vernunft erkennbar, daß sie wirklich und nicht nur
vermeintlich von Gott geoffenbart ist.
Die offizielle deutsche Übersetzung grade dieser Stelle ist sehr
merkwürdig. - Anscheinend auch andere offizielle Übersetzungen. -
Deswegen soll hier auf einige Formulierungen dieser Übersetzung
eingegangen werden. Wir lesen da (Hervorhebung von mir):
"Geschieht es nicht manchmal, daß die starken religösen Überzeugungen
der Anhänger der nichtchristlichen Religionen - Überzeugungen die auch
schon vom Geist der Wahrheit berührt worden sind, der über die
sichtbaren Grenzen des Mystischen Leibes hinaus wirksam ist - die
Christen beschämen, die ihrerseits oft so leichtfertig die von Gott
geoffenbarten und von der Kirche verkündeten Wahrheiten in Zweifel
ziehen und so sehr dazu neigen, die Grundsätze der Moral aufzuweichen
und dem ethischen Permissivismus die Wege zu öffnen?" ("Verlautbarungen
des Apostolischen Stuhls" 6, S.12; Herausgeber: Sekretariat der
Deutschen Bischofskonferenz)
"Überzeugungen" entspricht nicht dem Originaltext. Vermutlich wollte
man dadurch Übereinstimmung zur Mehrzahl "Bekenner" herstellen. Das ist
aber falsch. In Übereinstimmung mit der Tatsache, daß jeder der
Bekenner eine Überzeugung von einer Religion hat, muß man den Satzteil
logisch richtig so formulieren: "Beschämt vielleicht nicht manchmal die
feste Überzeugung der Bekenner einer (unbestimmer Artikel)
nichtchristlichen Religion .." Doch das sind Probleme der Sprachlogik
und nicht solche der wahren Religion. - Obwohl vielleicht die
unlogische Ausdrucksweise des Autors und noch mehr die des Übersetzers
bezeichnend ist. -
Jetzt bleibt noch die Frage, ob die Übersetzung des entscheidenden
ersten Teiles des Satzes wenigstens sinngemäß richtig ist. Am
auffälligsten ist, daß "procedit" mit "berührt worden sind" übersetzt
wird. Der Plural kommt dabei von dem eben besprochenen Plural
"Überzeugungen". Aus dem lateinischen Credo der Hl.Messe weiß jeder,
daß "qui ex Patre Filioque procedit" in deutscher Sprache heißt: "Der
aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht". Steht jetzt in den neusten
liturgischen Büchern für die 'Mahlfeier' in deutscher Sprache: "Der aus
dem Vater und dem Sohn berührt worden ist"?
Zwischen "ausgehen von" und "berührt werden" besteht nicht einmal
irgend eine Sinnverwandtschaft. Die Ursächlichkeit ist verschieden. Was
"ausgeht von" jemandem oder von etwas, ist ganz von dem bestimmt, von
dem es ausgeht. Durch "Berührung" wird etwas, das schon besteht, und
zwar u.U. durch eine andere Ursache als die "berührende", allenfalls
irgendwie verändert.
Nun ist es unmöglich, daß der/die Übersetzer und die Bischöfe insgesamt
nicht wüßten, was "procedit" auf Deutsch heißt. Man hat also
absichtlich falsch übersetzt. Aber welchen Sinn hat die Aussage, eine
"Überzeugung", ein "überzeugtsein" sei vom Geist der Wahrheit "berührt"
worden. Wer es weiß, melde sich! Wollte man das falsche 'päpstliche'
"hervorgeht von" durch ein vermeintlich richtiges "berührt.worden sind"
ersetzen? Oder wollte man nur einen mißverständlichen Ausdruck durch
einen eindeutigen ersetzen? Im zweiten Fall hätte man das Gegenteil
getan. Im ersten Fall hätte man die Gotteslästerung nicht beseitigt.
Denn, was auch gemeint und bezweckt sein mag, ob gesagt wird "vom Geist
der Wahrheit geht aus" oder "von ihm sind berührt worden", in beiden
Fällen wird gesagt, Gott bewirke die feste Überzeugung von der Wahrheit
religiöser Irrtümer. Es wird ja gesagt, daß er außerhalb der sichtbaren
Grenzen des mystischen Leibes wirke. Es bleibt also in der offiziellen
deutschen Übersetzung die Lästerung des Geistes der Wahrheit.
Oder handelt es sich gar nicht um religiöse Irrtümer? Das ist
tatsächlich gemeint! Es wird ja gesagt, daß die feste Überzeugung der
Nichtchristen gleichfalls vom Geist der Wahrheit ausgehe, der
außerhalb, der sichtbaren Grenzen des mystischen Leibes wirke. Was ist
wem gleich? Das "außerhalb" weist die Antwort. Das Wirken des Geistes
ist außerhalb der sichtbaren Grenzen des mystischen Leibes gleich dem
Wirken innerhalb dieser Grenzen.
Nun ist die feste Überzeugung der Christen ihre von Gott geschenkte
Gläubigkeit, die übernatürliche Glaubensqnade. Von Lehren, die für den
Menschen einsichtig sind, kann er sich durch seinen eigenen Verstand
überzeugen. Die Lehren der wahren Religion aber sind übernatürlich. Sie
betreffen Gottes übernatürliches, d.h. alle geschaffenen Wesen
unendlich überragendes und deshalb auch dem Verstand der Geschöpfe
unerreichbares, Wesen und Wollen. Z.B. seine Dreieinigkeit und die
Berufung der geistigen Geschöpfe zur Anschauung Gottes. Selbst die
Aussagesätze in menschlicher Sprache, in denen Gott sein Wissen
offenbart, sind für Menschen nicht einsichtig. Nur glaubend, eine
Aussage für wahr haltend, kann der Mensch sie in seine Erkenntniskraft,
den Verstand, aufnehmen. Und auch das nur, indem Gott den Verstand des
Menschen zu dieser übernatürlichen Leistung befähigt. Das Überzeugtsein
ist also eine ungeschuldete (es ist unmöglich, daß Gott jemandem etwas
schulde) Gabe Gottes, eben die übernatürliche Glaubensqnade. - Die
Möglichkeit zu glauben, bekommen alle, denen der wahre Glaube
verkündigt wird. Wenn daraus keine Wirklickeit wird, liegt dieses
Versagen allein am Menschen.
Der Verfasser der Enzyklika lehrt nun, daß Gott dies gleichfalls in den
Nichtchristen wirke. Ihre feste Überzeugung wäre also gleichfalls
übernatürliche Glaubensgnade. Und diese hätte keinen Sinn, wenn nicht
gleichfalls als Befähigung, eine gleichfalls übernatürliche
Offenbahrungslehre zu glauben.
Die Aussage über "die feste Überzeugung" der Nichtchristen hat dieselbe
Voraussetzung wie die über "gemeinsames Beten": Alle nichtchristlichen
Religionen sind von Gott qeoffenbart, übernatürlich und,
selbstverständlich, wahr.
Vielleicht wendet man ein, daß dies nicht wörtlich in der Enzyklika
stehe. Es sei nicht zulässig, sie an dem zu messen, was einschlußweise
ausgesagt sei. Nun, was wörtlich gesagt wird, ist deutlich genug
unkatholisch. Außerdem ist ohne diese Methode, eine Aussage im
Zusammenhang mit anderen Aussagen zu sehen, ein gründliches Verständnis
irgendeines Textes unmöglich. Das gilt z.B. auch für die Glaubenslehre.
Ohne dieses Verfahren gäbe es keine Dogmenentwicklung. Wenn jemand sich
als katholisch ausgibt, wie der Verfasser der Enzyklika, dann ist es
nicht falsch oder unfair, katholische Glaubenslehren heranzuziehen, um
im Licht des wahren Glaubens nicht nur zu verstehen, daß dessen
Aussagen falsch sind, sondern auch, warum sie falsch sind, d.h. welcher
Grundirrtum vorausgeht.
Die Lehre der Enzyklika ist natürlich nicht eine nur persönliche
Meinung ihres Autors. Sie ist enthalten in der "Erklärung über das
Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen" ("Nostra
aetate"). Sie wurde verfaßt von einer Versammlung, die sich "II.
Vatikanisches Konzil" nannte, und von Unwissenden auch dafür gehalten
wird.
Auch das Konzil hat diese Lehre nicht selbst erfunden, wohl als eine
Lehre der Kirche. Das zeigen folgende Worte Papst Pius' XI. in der
Enzyklika "Mortalium animos" vom 6.Januar 1928:
"Wohl zu keiner anderen Zeit hat die Herzen der Menschen ein solcher
Eifer ergriffen, das Band der brüderlichen Verbundenheit, durch das wir
alle auf Grund unseres gleichen Ursprungs und der gleichen Natur
miteinander verknüpft und verkettet sind, zu bestärken und zum Wohl der
ganzen menschlichen Gesellschaft immer weiter auszudehnen, als wir in
es in unseren Tagen beobachten können.
Die Völker genießen noch nicht in vollem Maß die Segnungen des
Eriedens... Andererseits zweifelt niemand mehr an der Einheit des
Menschengeschlechtes. So versteht man leicht, weshalb so viele den
lebhaften Wunsch hegen, die Völker möchten, bewogen durch ihre
gemeinsame brüderliche Verbundenheit, die Bande ihrer gegenseitigen
Zusammengehörigkeit von Tag zu Tag enger knüpfen. Ganz ähnlich wollen
nun einige auch auf dem Gebiet vorgehen, das der von Christus dem Herrn
festgelegten Ordnung des Neuen Bundes unterliegt.
Durch die Erkenntnis der Tatsache, daß es nur sehr wenige Menschen
gibt, denen jeder religiöse Sinn abgeht, glauben sie sich zu der
Hoffnung berechtigt, es werde sich bei aller Verschiedenheit der Völker
in den religiösen Ansichten doch ohne Schwierigkeit eine brüderliche
Übereinstimmung im Bekenntnis gewisser Wahrheiten als gemeinsamer
Grundlage des religiösen Lebens erreichen lassen.
Zu diesem Zweck halten sie vor einer zahlreichen Zuhörerschaft
Konferenzen, Versammlungen und Vorträge, zu denen sie alle ohne
Unterschied zur Aussprache einladen: Heiden jeder Art und Christen, und
endlich auch jene, die unseliger Weise von Christus abgefallen sind
oder die seine göttliche Natur und seine göttliche Sendung erbittert
und hartnäckig bekämpfen.
Derartige Versuche können von den Katholiken in keiner Weise gebilligt
werden. Sie gehen ja von der falschen Meinung jener aus, die da
glauben, alle Religionen seien gleich gut und lobenswert, weil alle,
wenn auch in verschiedenen Formen, doch gleichermaßen dem uns
angeborenen und natürlichen Sinn Ausdruck geben, durch den wir nach
Gott verlangen und uns seiner Oberherrschaft gehorsam unterwerfen.
Die Vertreter solcher Ansichten sind nun nicht nur in Irrtum und
Selbsttäuschung befangen, sondern sie lehnen auch die wahre Religion
ab, indem sie ihren Begriff verfälschen. Auf diese Weise kommen sie
Schritt für Schritt zum Naturalismus und Atheismus.
In "Nostra aetate" (zitiert nach Rahner-Vorgrimler "Kleines Konzilskompendium") lesen wir:
"In unserer Zeit, da sich das Menschengeschlecht von Tag zu Tag enger
zusammenschließt und die Beziehungen unter den verschiedenen Völkern
sich mehren, erwägt die Kirche mit umso größerer Aufmerksamkeit, in
welchem Verhältnis sie zu den nichtchristlichen Religionen steht. Gemäß
ihrer Aufgabe, Einheit und Liebe unter den Menschen und damit auch
unter den Völkern zu fördern, faßt sie vor allem das ins Auge, was den
Menschen gemeinsam ist und sie zur Gemeinschaft untereinander führt.
Alle Vöker sind ja eine einzige Gemeinschaft, sie haben denselben
Ursprung, da Gott das ganze Menschengeschlecht auf dem gesamten
Erdkreis wohnen ließ."
Wie man sieht, sind das die gleichen Gedankengänge wie sie zu Zeiten
Papst Pius' XI. vorgetragen wurden. Beteiligung der Kirche an den
Einheits- und Friedensbemühungen auf dem Gebiet, "das der von Christus
dem Herrn festgelegten Ordnung des Neuen Bundes unterliegt". Der Text
des letzten Zitates wird fortgesetzt mit der vermeintlich theologischen
Begründung für die Einheitsbemühungen:
"(...) auch haben sie Gott als ein und dasselbe letzte Ziel. Seine
Vorsehung, die Bezeugung seiner Güte und seine Heilsratschlüsse
erstrecken sich auf alle Menschen"...
Zu den "Heilsratschlüssen" findet sich in einer Fußnote des Textes von
Rahner-Vorgrimler ein Hinweis auf 1 Tim 2,4: "Gott .., der will,
daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit
gelangen." Man könnte dem hinzufügen Rom 3,29-30: "Oder ist Gott etwa
nur Gott der Juden und nicht auch der Heiden? Gewiß auch der Heiden. Es
ist ja nur der eine Gott der rechtfertigt: die beschnittenen Juden auf
Grund des Glaubens und die unbeschnittenen Heiden durch den Glauben."
Das Konzil mißversteht diese Aussagen auf merkwürdige Weise. Aus der,
etwas abgewandelten, Aussage des Paulus: "Der Gott der Christen ist
auch der Gott der Nichtchristen und beide werden gerechtfertigt (von
Gott zu Gerechten gemacht) durch den Glauben (an Jesus Christus)",
macht das Konzil sozusagen: "Der Gott der christlichen Religion ist
auch der Gott der nichtchristlichen Religionen" und "die Christen wie
die Nichtchristen werden gerechtfertigt durch jeweils ihren Glauben".
In der "Dogmatischen Konstitution über die Kirche" (Lumen gentium) wird
über das Heil derer gesprochen, die nicht zur Kirche gehören:
"Diejenigen endlich, die das Evangelium noch nicht empfangen haben,
sind auf das Gottesvolk auf verschiedene Weise hingeordnet. In erster
Linie das Volk, dem der Bund und die Verheißungen gegeben worden sind."
In "Nostra aetate" wird das Thema wieder aufgegriffen:
"Bei ihrer Besinnung auf das Geheimnis der Kirche gedenkt die Heilige
Synode des Bandes, wodurch das Volk des Neuen Bundes mit dem Stamme
Abrahams geistlich verbunden ist. So anerkennt die Kirche Christi, daß
nach dem Heilsgeheimnis Gottes die Anfänge ihres Glaubens und ihrer
Erwählung sich schon bei den Patriarchen, bei Moses und den Propheten
finden... Denn die Kirche glaubt, daß Christus, unser Friede, Juden und
Heiden durch das Kreuz versöhnt und beide sich vereinigt hat..."
So weit, so gut, scheint es. Das Konzil folgert daraus:
"Da also das Christen und Juden gemeinsame geistliche Erbe so" reich
ist, Im Bewußtsein des Erbes, das sie (die Kirche) mit den Juden
qemeinsam hat..."
Es wird aber auch, und zwar richtig gesagt:
"Wie die Schrift bezeugt, hat Jerusalem die Zeit seiner Heimsuchung
nicht erkannt, und ein großer Teil der Juden hat das Evangelium nicht
angenommen, ja nicht wenige haben sich seiner Ausbreitung widersetzt."
Trotzdem sollen die jetzigen Juden, die ja auch das Evangelium nicht
angenommen haben - und mit denen will man ja 'Einheit' -, mit den
Christen den Alten Bund Gottes gemeinsam haben? Das Konzil verschweigt,
was Jesus zu den ungläubigen Juden sagt:
"Denn wenn ihr dem Moses glauben würdet, würdet ihr auch mir glauben.
Denn von mir hat jener geschrieben. Wenn (Da) ihr aber seinen Schriften
nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben?! (Jo 5,46f)."
Aber was kümmert schon das Konzils ein Wort des Herrn?! Auf diejenigen,
die das Konzil 'gemacht' haben, trifft auch zu, was der Herr zu eben
diesen ungläubigen Juden gesagt hat:
"Warum versteht ihr meine Sprache nicht? Weil ihr mein Wort nicht hören
könnt. Wer aus Gott ist, hört die Worte Gottes. Deshalb hört ihr nicht,
weil ihr nicht aus Gott seid" (Jo 8, 43.47).
In "Lumen gentium" lesen wir:
"Der Heilswille umfaßt aber auch die, welche den Schöpfer anerkennen,
unter ihnen besonders die Muslim, die sich zum Glauben Abrahams
bekennen und mit uns den einen Gott anbeten, den barmherzigen, der die
Menschen am jüngsten Tag richten wird."
Diese Aussage ist haarsträubend! Die Muslim: "Unsere Brüder im
Glauben"! Wie oft mußten wir das aus 'päpstlichem Munde' hören! Da hat
Mohammed bei Christen und/oder Juden etwas von Abraham und dem einen
Schöpfergott aufgeschnappt und trägt eine ihm angeblich von diesem Gott
geoffenbarte Lehre vor, in der auch Abraham als erster Prophet
vorkommt. Ihm glauben schließlich die arabischen Stämme und im Laufe
der Zeit auch viele andere Völker. Jetzt glaubt ihm sogar ein 'Konzil
der katholischen Kirche', daß Abraham der 'Vater' des islamischen
Glaubens sei, d.h. der Erste in der Reihe der Empfänger der Offenbarung
Gottes, die er mit den Offenbarungen an Mohammed (569-632 nach Christi
Geburt!) vollendet habe!
Dabei sagt das Konzil selbst in "Nostra aetate":
"Jesus, den sie allerdings nicht als Gott anerkennen, verehren sie doch
als Propheten .." (Wie erfreulich für die Konzilskirche!!)
Es wird aber nicht gesagt, daß sie das deswegen nicht tun, weil sie in ihrem 'Offenbarungsbuch' lesen:
"Einhunderzwölfte Sure". "Die Verehrung Gottes in unverfälschter
Reinheit": "Im Namen Allahs (Allah=Gott), des Erbarmers, des
Barmherzigen!":
"Sprich (der 'Prophet' Mohammed ist gemeint): "Er ist der eine, Allah,
der Alleinige; er zeugt nicht und wird nicht gezeugt, und keiner ist
ihm gleich."
Das ist gegen die Christen gesagt. Weil Mohammed an der wirklichen
Glaubenslehre nicht interessiert war, sondern selbst Religionsgründer
werden wollte, warf er nach eigenem Gutdünken die Begriffe von Trinität
und Inkarnation, also 'Gottvater1, 'Sohn Gottes', 'Gottesmutter',
durcheinander und verwarf dann diese angebliche Lehre der Christen als
Polytheismus. Was wird über die Religionen der übrigen Nichtchristen
gesagt? Hören wir zuerst wieder "Lumen gentium", Art.16:
"Was sich nämlich an Gutem und Wahrem bei ihnen findet, wird von der
Kirche als Vorbereitung für die Frohbotscnatt und als Gabe dessen
geschätzt, der jeden Menschen erleuchtet, damit er schließlich das
Leben habe."
Was das "Wahre" und "Gute" sogar "Heilige" ist, das von dem "ausgeht",
"der jeden Menschen erleuchtet", finden wir wiederum in "Nostra
aetate":
"Von den ältesten Zeiten bis zu unseren Tagen findet sich bei den
verschiedenen Völkern eine gewisse Wahrnehmung jener verborgenen Macht,
die dem Lauf der Welt und den Ereignissen des menschlichen Lebens
gegenwärtig ist, und nicht selten findet sich auch die Anerkenntnis
einer höchsten Gottheit oder sogar eines Vaters. .. Im Zusammenhang mit
dem Fortschreiten der Kultur suchen die Religionen mit genaueren
Begriffen und in einer mehr durchgebildeten Sprache Antwort auf die
gleichen Fragen. So erforschen im Hinduismus die Menschen das göttliche
Geheimnis und bringen es in einem unerschöpflichen Reichtum von Mythen
zum Ausdruck. In den verschiedenen Formen des Buddhismus wird .. ein
Weg gelehrt, auf dem die Menschen .. den Zustand vollkommener Befreiung
zu erreichen oder .. zur höchsten Erleuchtung zu gelangen vermögen."
Man beachte, daß hier so gesprochen wird, als wenn es sich in diesen
Religionen um den wirklichen Gott handele. Ein Katholik müßte doch
sagen: "Sie meinen irrtümlich, mit einer "höchsten Gottheit" - unter
anderen 'Göttern' -, den wahren Gott erkannt zu haben. Sie meinen
irrtümlich, mit einem "Vater der Götter und Menschen", wie die Griechen
Gott (Zeus, mit lat. Deus verwandt = Gott) nannten, den wahren Gott zu
kennen und zu verehren. Sie meinen irrtümlich, so Hindus, Buddhisten
und Schintoisten, ein unendliches, unpersönliches Wesen als 'Gott'
erkannt zu haben, das allein wirklich ist (Monismus), da sie den
Schöpfungsbegriff nicht kennen. Sie meinen irrtümlich, daß aus diesem
'Gott' in einem Naturprozeß die nur scheinbar wirklichen Dinge unserer
Erfahrung - auch der Mensch und sein Ichbewußtsein - 'herausfließen',
so wie Tropfen auf den Wellenkämmen des Meeres, aus ihm entstehend und
in ihm wieder vergehend, die doch nichts anderes sind als das Meer
selbst. Die Buddhisten meinen irrtümlich, in einem Bewußtseinszustand,
den sie für die 'höchste Erleuchtung' halten, ihre Identität mit dem
unendlichen und unpersönlichen Wesen zu erfahren."
Die Ausdrucksweise des Konzils aber bedeutet, daß eben in den Lehren
dieser Nichtchristen wenigstens auch Wahrheiten über Gott und in ihren
Religionen heilige Riten der Verehrung des wahren Gottes gegeben sind.
Das sagen sie denn auch ausdrücklich:
"Die Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist."
Auf sie trifft also zu, was schon Papst Pius XI. sagte: "Sie gehen ja
von der falschen Meinung aus, alle Religionen seien gleich" - oder
wenigstens auch - "gut und lobenswert..."
So meint man den 'Frieden in der Welt' fördern zu können, ja schon
gefördert zu haben, indem man behauptet, nach katholischer Lehre sei
"eine brüderliche Übereinstimmung im Bekenntnis gewisser Wahrheiten"
"als gemeinsamer Grundlage des religiösen Lebens" ( siehe "gemeinsames
Gebet" in der Enzyklika), bereits vorhanden. Jetzt müsse nur noch
erreicht werden, daß die Anderen es vom Standpunkt ihrer Religion auch
so sehen. Dann sei wenigstens der 'religiöse Friede' in der Welt
erreicht durch 'Einheit aller Religionen'. Um welchen Preis? In dem man
alle Religionen für 'göttlich' und nur unwesentlich verschieden
erklärt. Wie sagte Paul VI., angeblich und vermeintlich Papst, vor den
"Vereinten Nationen"? Was die UN auf politischer Ebene erstrebe, das
erstrebe die Kirche auf religiöser Ebene. Also strebt er eine
antichristliche 'Einheit im Glauben' an. Sie ist nämlich der
gottgewollten Einheit der Menschen im wahren Glauben feindlich.
Diese Auffassung ist auch 'naturalistisch'. Da die geistbegabten
Geschöpfe zur Teilnahme am Göttlichen Leben berufen sind, ist bei ihnen
alles, was wirklich heilig ist, im übernatürlichen Sinn heilig. Zu
sagen, in falschen Religionen, die höchstens natürlich-menschlichen
Ursprungs sein können, gebe es geoffenbarte Wahrheiten und heilige
Riten, zerstört den wahren Begriff des "übernatürlichen". Das ist der
Naturalismus, den Papst Pius XI. bei dem 'katholischen ökumenismus mit
nichtchristlichen Religionen' feststellte und verurteilte.
Die naturalistische Mentalität zeigt sich auch darin, daß man
Religionen, von denen man sagt, daß sie göttlich Wahres und Heiliges
enthalten - daß dies nicht stimmt, ist in diesem Zusammenhang unwichtig
-, als Teil menschlicherKulturaktivität sieht; wie diese sich
entwickelnd von primitivsten Anfängen in den "ältesten Zeiten" zu
höheren Formen bis zur "höchsten Erleuchtung" im Buddhismus
(Religonsdarwinismus). Das Wort der Enzyklika von den "Reichtümern der
menschlichen Religiosität" kommt auch aus diesem Naturalismus.Das
Konzil und die Enzyklika trifft ferner, was Papst Pius XI. sagt: "Sie
lehnen auch die wahre Religion ab, indem sie ihren Begriff
verfälschen." Die wahre Religion ist nämlich Offenbarungsreligion. Wer
nun sagt, daß Juden, Muslim und andere Nichtchristen Teile der
Offenbarungsreligion haben, der behauptet, eine göttliche Offenbarung
brauche nicht gänzlich, sondern könne auch nur teilweise und dennoch
gültig geglaubt werden. Wenn man sich für einen Bekenner und Lehrer
einer Offenbarungsreligion ausgibt, was die Männer des Konzils doch
wohl tun, dann darf man nicht sagen, man könne rechtens und gültig nur
einen Teil der Lehre glauben. Gott muß man alles glauben, da er niemals
irrt oder lügt.
Eine teilweise Übereinstimmung von 'Religionen' oder 'Konfesssionen' im
Bekenntnis einer Offenbarungsreligion ist ein logischer Widerspruch und
die
Verneinung des Offenbarungscharakters dieser Religion. Die auf dem
Konzil oder in der Enzyklika so reden, sind in katholischer
Religionslehre wissenschaftlich ausgebildet. Sie müssen die ständige
Lehre der Kirche über diesen Punkt des Glaubens kennen. Wenn sie nun so
reden wie sie reden, so wissen sie, was sie tun. Sie wollen aus
liberalistischer Toleranz, 'um des Friedens in der Welt willen1 eine
andere Religion und eine andere Kirche.
Deswegen "verfälschen sie den Begriff der wahren Religion", wie mit Recht Papst Pius im Jahre 1928 von den Ökumenikern sagte.
Die Vertreter solcher Ansichten kommen auch Schritt für Schritt zum
Atheismus, sagt Papst Pius XI. Warum ist das eine unausweichliche
Folge? Dazu müssen wir uns fragen, was denn für ein 'Gott' übrigbleibt,
wenn man mit Nichtchristen 'teilweise im Glauben einig' ist. Nehmen wir
als Beispiel die Muslim. "Nostra aetate" sagt von ihnen, daß sie "den
Schöpfer Himmels und der Erde anbeten", also auch an ihn glauben. Denn
man kann, wie oben gesagt, nur gemäß dem eigenen Glauben beten. Nach
ihrer Religion hat dieser Schöpfer seine Offenbarung an die Menschen
mit Abraham begonnen und mit Mohammed vollendet und diesem geoffenbart,
daß er "keinen Sohn h,abe". Auch die Katholiken glauben an Gott, den
Schöpfer Himmels und der Erde. Auch sie glauben, daß er, nachdem seine
Offenbarung an das erste Menschenpaar in der Menschheit in
Vergessenheit geraten war, sich zuerst dem Abraham geoffenbart hat. Sie
glauben aber, daß er seine Offenbarung vollendet hat durch sein Ewiges
Wort, den menschgewordenen Sohn des Vaters. Was ist nun der gemeinsame
'Teiler' dieser 'Gleichung'? "Schöpfer Himmels und der Erde, der sich
dem Abraham geoffenbart hat". Aber diesen Gott gibt es gar nicht! Er
ist weder für die Christen, noch für die Muslim der 'Gott ihres
Glaubens'. Er 'wäre' für sie nur ein Begriff von Gott.
Was ist ein Begriff? Z.B. bedeutet 'Mensch' als Begriff das, was damit
gemeint ist, wenn wir sagen 'Peter ist ein Mensch'. Was damit gemeint
ist, wissen wir aus der Erfahrung mit uns selbst und anderen, die so
sind wie wir: Körperlich-geistige Lebewesen, in Körperbau, Erkenntnis-
und anderen Aktivitäten verschieden von anderen körperlichen Lebewesen.
'Mensch' wird 'allgemein' von allen diesen Wesen ausgesagt. Es ist ein
Allgemeinbegriff, wie alle Begriffe.
Wie ist das möglich, denn alle diese Wesen, die mit einem und gleichen
Begriff benannt werden, sind doch verschieden. Das ist dadurch möglich,
daß Begriffe 'abstrakt' sind. Das 'Begriffliche' wird durch eine
besondere menschliche Erkenntnisfähigkeit, die 'von Natur aus' und ohne
bewußtes Wollen tätig ist, vom sinnenhaft erfaßten Einzelobjekt
'abgezogen' (lat. trahere= ziehen), 'abgehoben'. Dies abgehobene Abbild
des Wirklichen, ist dann im erkennenden Geist die Abbildung aller Wesen
dieser Art. 'Mensch' ist z.B. deswegen ein Wesensbegriff, der
ausdrückt, was in allen Menschen wirklich ist und sie eben zu Menschen
macht. Entscheidend ist nun, daß bei dieser Abstraktion die
individuellen Eigenschaften jedes Einzelwesens nicht geleugnet oder
verneint werden. Sie sind in Unbestimmtheit mitgemeint. Ihre
Bestimmtheit wird 'offen' gelassen. Oft kann man ja auch, etwa aus
großer Entfernung oder im Nebel, tatsächlich nicht erkennen, ob ein
Wesen, das eindeutig als Mensch zu erkennnen ist, ein Mann oder eine
Frau ist. Die individuellen Eigenschaften werden auch abstrakt erkannt:
Da ist ein Mann, ein Alter, ein 'Weißer' usw.
Ein Begriff, z.B. "Mensch" kann nun nicht in der physischen, wie man
sagt, Wirklichkeit, existieren. Es kann ja keinen Menschen geben, bei
dem die individuellen körperlichen und seelischen Eigenschaften in
Wirklickeit unbestimmt wären. Ein Begriff kann auch nicht ein
körperliches Abbild sein, da es ebenfalls körperliche Eigenschaften
nicht unbestimmt lassen kann. In einem Gesundheitslexikon z.B. muß 'Der
Mensch1 zweimal abgebildet werden, als Mann und als Frau, in Europa
'Weiße' und in Afrika 'Schwarze' usw. - Daraus ist übrigens leicht zu
erkennen, daß der Mensch geistige Erkenntnisfähigkeit hat. Der Begriff
ist eine wirkliche und unkörperliche, d.h. geistige, Abbildung
körperlicher Wirklichkeit, die nur wirklich sein kann in einer
gleichfalls unkörperlichen, d.h. geistigen Fähigkeit des geistigen
Wesensteiles des Menschen, im geistigen Verstand der geistigen Seele. -
Nun wieder zu dem 'Gott', der Christen und Muslim gemeinsam sein müßte,
wenn sie gemeinsam an ihn glauben und zu ihm beten sollen. Er wäre
"Schöpfer Himmels und der Erde, der sich dem Abraham geoffenbart hat".
Er müßte wirklich durch seinen menschgewordenen Sohn seine in Abraham
begonnene Offenbarung vollendet haben und hätte es zugleich nicht,
sondern erst durch Mohammed. Und durch diesen hätte er geoffenbart, daß
er 'keinen Sohn hat' und hätte dementsprechend wirklich keinen Sohn.
Ein solcher 'Gott' kann so wenig wirklich sein, wie ein Mensch, der
zugleich Mann und Frau, 'Weißer' und 'Schwarzer' wäre.
Gemeinsam wäre den Religionen, und zwar polytheistischen, nur ein
abstrakter Allgemeinbegriff "Gott". Er wäre, wie eben ein Begriff,
durch Abstraktion des 'Wesens' unter 'Offenlassen' der verschiedenen
individuellen Eigenschaften der 'Götter' gebildet, und so aussagbar von
'allen Göttern', wie der Begriff 'Mensch' von allen Menschen. Der
'gemeinsame Gott' würde, als Begriff, nicht in Wirklichkeit existieren,
sondern nur im Verstand, wie der Begriff 'Mensch'. Der 'Gott' der
'Religion des Konzils und der Enzyklika' ist etwas nur 'Gedachtes ',
nur eine 'Idee'. Diese 'Religion' ist, erkenntniskritisch gesehen,
'Idealismus ', wie der Marxismus richtig von den falschen und
fälschlich von der wahren christlichen Religion sagt. Diese 'Religion'
wäre, was sogar dem religiösen Gespür auf die Dauer nicht verborgen
bleiben würde, in Wirklichkeit ohne Gott, also atheistisch. So sagte es
schon Papst Pius XI.:
"Auf diese Weise kommen sie Schritt für Schritt zum Atheismus. Daraus
ergibt sich dann ganz klar die Folgerung, daß jeder, der solchen
Ansichten und Bemühungen beipfichtet, den Boden der von Gott
geoffenbarten Religion vollständig verläßt."
Noch haben wir nicht die perverseste Lästerung des Geistes der Wahrheit gesehen.
Als ersten Satz aus der Enzylika "Redemptor hominis" zitierte ich: "Das
Gleiche, wenn auch anders und mit den nötigen Unterscheidungen, ist zu
sagen zu den Bemühungen sich denen anzunähern, die nichtchristliche
Religionen vertreten." "Das Gleiche" war das, was der Autor zur
Verteidigung des 'Ökumenismus der Christen untereinander' gesagt hatte.
Er zitiert in der Enzyklika die Bedenken gegen den Ökumenismus. Er
"schade der Sache des Evangeliums", "verwirre die Begriffe des Glaubens
und der Moral" und "führe vereinzelt zum Indifferentismus". Bedenken,
die offenbar auf dem Konzil vorgebracht worden waren und zur Zeit der
Enzyklika selbst in der Konzilskirche noch nicht ganz verstummt waren.
Heute ist der Okumenismus, den das Konzil beschlossen hat, durch die
Praxis längst 'überholt'.
Der Autor hatte am Anfang des Kapitels zur Begründung des Ökumenismus,
wie man das ja immer tut, auf das Gebet Christi verwiesen: "Ich bitte
... Vater ..., daß alle eins seien" (Jo 17,21). Zu Unrecht natürlich.
Das erkennt jeder, der diese Stelle mit eigenem Geist liest, und sich
nicht blind von anderen 'Geistern' etwas 'vorlesen' läßt, wer immer sie
sein mögen!
Man lese den ganzen Satz:
"Ich bitte aber nicht allein für diese (d.i. die Apostel), sondern auch
für jene, die durch ihr Wort an mich glauben werden, daß sie alle eins
seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir; daß sie in uns eins seien,
damit die Welt glaube, daß du mich gesandt hast" (Jo 17, 20+21).
Die Ökumeniker verstehen die Stelle so: Jesus bittet, daß alle, "die
glauben werden" "im Glauben eins" sein mögen. Es ist jedoch
selbstverständlich, daß diejenigen, "die glauben werden", dadurch, eo
ipso, "im Glauben eins sein" werden. Sie alle werden nämlich alle
Lehren glauben. 'Einiger' im Glauben können sie nicht sein! Nur
diejenigen, die das nicht tun, sondern eine Auswahl (Häresie) machen,
sind untereinander uneins. Sie gehören aber auch nicht zu denen, "die
glauben werden". Es ist nämlich unmöglich, man kann es nicht oft genug
sagen, Gott nur teilweise zu glauben. Man ist also schon Häretiker,
wenn man diese Stelle so versteht, als wenn Jesus um Glaubenseinheit
betete. Doppelt Häretiker, wenn man mit den Worten dieser Bitte die
'ökumenische Scheineinheit sich widersprechender Religionen' begründen
will. Das würde voraussetzen, Jesus habe in seinem Hohepriesterlichen
Gebet den Vater um diesen 'ökumenischen Einheitsbetrug' gebeten. Das
bedeutet, den Herrn zu lästern.
Wirklich Gläubige sind also selbstverständlich im Glauben eins. Jesus
bittet den Vater darum, daß sie besonders auch "eins seien" in der
tätigen Liebe untereinander.
Zum Schluß jenes Absatzes holt der Autor zum 'entscheidenden Schlag' gegen die Gegner des 'Ökumenismus aller Christen' aus:
Alle, die, aus welchem Grund auch, der Kirche abraten möchten, die
umfassende Einheit der Christen (communem Christianorum unitatem)
anzustreben, sind noch einmal zu fragen: Ist es uns etwa erlaubt, es zu
unterlassen? Können wir etwa - trotz der menschlichen Schwachheit und
der Irrtümer der früheren Jahrhunderte - der Gnade unseres Herrn nicht
vertrauen, die in den letzten Zeiten durch das Wort des Heiligen
Geistes deutlich geworden ist, das wir auf dem Konzil gehört haben?
"Das Gleiche" gilt den Gegnern des 'Okumenismus aller Religionen1. Der
Autor weiß also ganz klar, daß die Kirche früher etwas anderes gelehrt
hat. Das erklärt er, mit dem Konzil, kurzerhand zu einem Irrtum aus
menschlicher Schwachheit. Gleich am Anfang hätte dann die Kirche sich
geirrt. So der hl. Paulus: "Wie wir es zuvor gesagt haben, so sage
ich's jetzt nochmals: wenn jemand ein anderes Evangelium verkündet, als
ihr empfangen habt verflucht sei er". Sehr ausdrücklich, ausführlich
und schlimm hätte noch Papst Pius XI. 1928 in seiner Enzyklika
"Mortalium animos" geirrt. Fast zwei Jahrtausende hätte die Kirche in
der Frage der "Einheit im Glauben" geirrt. Erst das Konzil von
1962-1965 hätte die Wahrheit verkündet, und zwar durch das Wort des
Heiligen Geistes!
Das Wort, das den Ökumensimus befohlen hat, ist letztlich gewiß das
Wort eines Geistes. Es ist ein Wort des "Vaters der Lüge", wie der Herr
diesen Geist nennt. Kann man schlimmer den Geist der Wahrheit
verleumden als durch die Behauptung, das Wort Satans zur Zerstörung der
göttlichen Wahrheit und der Kirche sei ein Wort des Heiligen Geistes,
des Hüters der göttlichen Wahrheit in der Kirche (vgl. Jo 14, 16-17)?
Eine bösere Lästerung des Heiligen Geistes, als des Geistes der
Wahrheit ist nicht denkbar!
"Wer aber gegen den Heiligen Geist lästert,
findet in Ewigkeit keine Vergebung,
ondern ist ewiger Sünde schuldig." (Markus 3,29)
***
NÄCHSTES ROSENKRANZGEBET: AH
6.12.84 UM 18 UHR. BETEN WIR BESONDERS FÜR DAS GEISTIGE WOHL UNSERER
KLNDER UND DER JÜNGEREN GENERATION, DAMIT SIE NICHT MUTLOS WERDEN UND
AN DIESER ARMSELIGEN WELT VERZWEIFELN. |