EIN 'KATHOLISCHES' RÄTSEL
von
Eugen Golla
Im sog. KATHOLISCHEN SONNTAGSBLATT, dem Familienblatt für die
'Katholiken' in Württemberg, - Diözesanblatt der 'Diözese'
Rottenburg-Stuttgart, 6/1983 steht folgende Preisfrage: Wie heißt
dieser Mann? Gesucht wird ein Mann... Gewiß, nur ein auf der
Kinderseite stehendes Rätsel, aber doch zugleich ein sehr deutliches
Symptom des modernen 'Katholizismus'! Ein Mönch, der sein Gelübde
gebrochen hat, ist vom kath. Standpunkt aus kein guter Ehemann und
Vater. Auch ist Luther nicht als großer Gottesgelehrter, sondern als
Irrlehrer mit dem Bannfluch belegt worden. ("Fluch" soll wohl lautstark
die 'Lieblosigkeit' der Kirche des 16. Jahrhunderts betonen.) Luther
ist gewiß eine Persönlichkeit, mit der sich jede Generation neu
auseinandersetzen muß; auch das katholische Lutherbild hat im Laufe der
Zeit seine Wandlungen erfahren müssen. Dies ändert aber nichts an der
Tatsache, daß der Reformator die Kirche zerstören und an ihrer Stelle
eine neue Religion setzen wollte. Wer dies nicht zum Ausdruck bringt,
steht am Ende des 2. Jahrhunderts nicht mehr auf dem Boden des
Katholizismus.
Zu welchem Resultat werden also die Kinder kommen? Soll man die
Reformation bejahen oder ablehnen? Vielleicht teils-teils? Oder ist es
besser, eine neutrale Stellung einzunehmen?
Alle Ecken, an denen man sich hätte stoßen können, sind sorgfältig
geglättet. Aber so soll es ja nach dem 'Konzil' sein! Aus diesen
Kindern werden in wenigen Jahren angebliche 'Katholiken', für die sogar
der sog. 'N.O.M.' noch zu viel "tridentinischen Ballast" mitschleppt
und in deren Augen die großen Heiligen der Gegenreformation - ein hl.
Canisius, ein hl. Karl Borromäus - nichts als engstirnige Pedanten sind. |