DIE ZERSTÖRUNG DER HL. MESSE IM SOG. 'N.O.M.'
von
Dr. H.B. Visser
V. Fortsetzung:
- Das Letzte Evangelium entfällt. Die Kirche hat dieses immer sehr
geschätzt. In ihm war das ganze Offenbarungsgeschehen und die hl. Messe
zusammengefaßt.
- Die Gebete am Fuße des Altares entfallen. Gleichschaltung von Anfang und Ende.
- Der Altarkuß beim Fortgang des Priesters ist fakultativ (IG 232), was eine Verminderung der Verehrung darstellt.
- Der Priester macht zwar noch eine Verbeugung, aber nicht mehr in
Richtung auf den Tabernakel, sondern in Richtung auf die Gemeinde.
- Es gibt keine Vorschrift mehr, wie der Priester mit seinen Ministranten in die Sakristei zurück zu kehren hat.
- Beim Verlassen des Altarraumes werden keine Gebete mehr gesprochen.
Durch die Gebete gehörte die Rückkehr in die Sakristei noch zum Ganzen
der Liturgie hinzu. Sie waren für den Priester - im Zusammenhang mit
dem Zölibat - sehr wichtig.
- Die Danksagung nach der Messe ist entfallen, d.h. ihre Verpflichtung
für die Priester. Und wenn die Priester, die sie früher häufig in der
Kirche verrichtet haben, nicht mehr dazu verpflichtet sind, fühlen sich
die Gläubigen dazu noch viel weniger aufgerufen.
9. DIE KIRCHENSPRACHE LATEIN UND DER GREGORIANISCHE CHORAL WURDEN PRAKTISCH AUFGEGEBEN.
- Die Preisgabe des Latein ist sukzessive erfolgt. Viele sagen, damit
seien nur Äußerlichkeiten getroffen. Das stimmt nicht. Die eine
Kirchensprache dient zur Darstellung und Gleichförmigkeit der Liturgie.
- Abgesehen davon ist durch die Aufgabe der Kirchensprache die
Festigkeit der Lehraussage gefährdet. (Häretische Richtungen verlangten
häufig die Aufgabe des Latein als obligatorischer Kultsprache.)
- Der Gregorianische Gesang ist praktisch aus den Kirchen verbannt, mit
ihm die ureigenste sakrale Musik, in dem sich das Glaubensgut
widerspiegelte.
- Zusammen mit dem Choralgesang sind eine Reihe von Hymnen verloren gegangen, was selbst A-Katholiken bedauern.
- Übersetzungen haben nun den Rang von Grundtexten. Doch bleiben sie
damit der Problematik jeder Übersetzung verbunden - dies wird sogar
intern von den Reformern zugegeben. Damit ist die Gefahr sehr groß, daß
sich Falsch-Übersetzungen in die Texte einschleichen, die glaubensmäßig
Irrlehren darstellen. Und das ist in den letzen beiden Jahrzehnten
häufig passiert.
10. DIE PRIESTERLICHE KLEIDUNG IST DISKREDITIERT UND WEITGEHEND ABGESCHAFFT WORDEN.
- Geweihte Gewänder dürfen nunmehr auch von Laien getragen werden
(Albe, Zingulum, Amict). Das bedeutet, daß z.B. durch das verbotene
Tragen von liturgischen Gewändern durch Laien der Eindruck erweckt
wird, als ob sie qua Laien amtliche Funktionen ausüben dürften, die nur
dem Priester zustehen.
- Die Vorschrift, daß Paramente geweiht werden müssen, ist aufgehoben worden.
- Die Meßgewänder müssen nicht mehr mit einem Kreuzzeichen versehen
werden. Anstelle des Kreuzzeichen werden nun andere Symbole und Zeichen
verwendet, selbst Anleihen bei der Symbolik der Freimaurer werden
gemacht.
- Bestimmte Paramente wurden einfach abgeschafft.
- Andere können ad libitum benutzt werden. Durch die Aufgabe der festen
Vorschriften beim Gebrauch der liturgischen Gewänder werden zugleich
die liturgischen Handlungen desakralisiert.
- Die Tatsache, daß jetzt ein Laie priesterliche Aufgaben erfüllen
darf, ist dem priesterlichen Kleid abträglich: wenn z.B. heute ein Laie
in Zivil die Kommunion - d.i. real ein Stück Brot - austeilen darf,
erhebt sich die Frage für den Priester (der gelegentlich noch einer
ist, denn die alten Priester, die noch gültig geweiht wurden, sterben
selbst in der Reform-'Kirche' langsam aus), warum er bei der Spendung
der 'Sakramente' nicht auch in ziviler Kleidung auftreten darf?
- Es gint kein spezielles Meßgewand mehr. Die Kasel kann ersetzt werden
(IG 299, 304 i, Notitiae, 81) durch andere Gewänder. Andererseits ist
die Kasel nicht bloß auf das Tragen während der hl. Messe eingegrenzt
worden. Damit wird die herausragende Stellung der Messe negiert und an
andere liturgische Handlungen angeglichen.
- Die liturgischen Farben sind reduziert worden. Zugleich fand eine
Veränderung in der Bedeutung der einzelnen Farben statt (weiß bei
Beerdigungen etc.). Damit wurde auch eine Akzentverschiebung in den
liturgischen Handlungen, gerade in der Messe erzielt. (N.B. bei den
Protestanten fanden die liturgischen Farben wieder zögernde Aufnahme.)
- Die liturgische Kleidung ist auch in Zukunft jedes festlichen
Ausdruckes beraubt, bzw. einer festen Ordnung entzogen. Die neuen
Bestimmungen werden mit den "Anforderungen der Gegenwart" begründet
(a.a.O.). D.h., daß sich die Kleidung des Priesters in absehbarer Zeit
wiederum ändern kann.
- Auch die Kleidung des Priesters außerhalb seiner liturgischen
Tätigkeit ist nicht mehr verbindlich vorgeschrieben, d.h. im
öffentlichen Leben ist selten noch ein Priester als solcher durch seine
Kleidung von Laien unterscheidbar. Nachdem alle bzw. fast alle ihre
klerikale Kleidung gegen zivile vertauscht haben, nutzen auch keine
Appelle aus 'Rom' mehr, wieder in Soutane etc. gekleidet zu gehen. Denn
was will dieses 'Rom', wenn es selbst die liturgische Vorschriften für
die Gewänder gelockert oder weitgehend geändert hat?
- Die Tonsur wurde abgeschafft.
11. VERÄNDERUNG BZW. ZERSTÖRUNG VON ALTAR UND TABERNAKEL.
- Der Altar muß nicht mehr aus Stein hergestellt sein. Die Altardecken
müssen nicht mehr aus Leinen sein. Es genügt heute nur eine Altardecke.
Sie wird nur während der liturgischen Handlung benutzt, ansonsten ist
der Altar entblößt. Die Kanontafeln sind entfallen.(Wenn es keinen
Kanon mehr gibt, braucht man natürlich auch keine Tafeln mehr.)
Kruzifix und Leuchter müssen nicht mehr auf dem Altar stehen, sie
können sogar ganz entfallen. Altarstein mit Reliquien ist ebenfalls
nicht mehr vorgeschrieben.
- Kein Hauptaltar mehr, weil es keine Seitenaltäre mehr gibt (IG 267).
Auf den Hauptaltar und dessen Ausstattung wurde immer besondere
Sorgfalt verwendet, weil sich dort Christus selbst zum Opfer anbot und
geopfert wurde.
- Der Altar wurde versus populum (zum Volk hin) gewendet. (IG 262)
(Weil darüber schon sehr vieles gesagt wurde, können wir uns hier
entsprechende Anmerkungen sparen.)
- Einen Tisch vor dem Altar zu stellen wird empfohlen (IG 262).
- Die Altarkonsekration ist entfallen. Diese Konsekration war früher
der Höhepunkt der Konsekration einer Kirche. (Diese kann heute auch
entfallen; s.b.u.)
- Die Idee des Altares hat man völlig aufgegeben. Ein Mahl feiert man
natürlich nicht auf einem Altar, sondern an einem Tisch. Darum ist man
auch gar nicht mehr gehalten, bei Zelebrationen außerhalb der Kirche
einen Altarstein zu verwenden.
- Der Tabernakel ist meist in einer Seitenkapelle oder Nische etc.
verschwunden (IG 276). Abgesehen von der nicht vollzogenen Konsekration
der Hostie war der Hintergrund für diese Maßnahme die Entfernung des
Herrn aus Seinem Haus. Damit hat man auch die Idee aufgegeben, daß die
Kirche Gotteshaus ist.
- Wegfall des Ewigen Lichtes, das die Gegenwart Gottes anzeigte.
- Wegfall des Tabernakels. Die IG Instr. 1967 spricht von Kirchen, die
die "Gewohnheit haben, das Allerheiligste aufzubewahren".
- Die Seitenaltäre sind verschwunden bzw. nicht nötig (IG 267).
12. DAS KIRCHENGEBÄUDE WURDE SEINES EIGENTLICHEN CHARAKTERS BERAUBT.
- Wo früher der Tabernakel stand, steht heute der Priestersessel (IG
271), d.h. wo früher Gottes Platz war, sitzt heute das Geschöpf. Welch
ein Tausch! Gott draußen oder in einer Nische versteckt (wenn
überhaupt) und der Mensch an seiner Stelle! So ist es bei den
Protestanten.
- Die Orgel ist nicht mehr auf der Empore, sondern wurde in den Altar-,
besser Tischraum gestellt (IG 275), ebenso der Sängerchor (IG 274).
- Keine Erhöhung des eigentlichen Chorraumes mehr (IG 276).
- Das gleiche gilt für den Altar bzw. Tisch: er kann auf dem gleichen
Niveau des übrigen Kirchenraumes stehen. Die Erhöhung hatte
symbolischen Wert ("Zum Altare Gottes.1.1) Früher führten zum Altar
drei oder fünf Stufen, die ebenfalls symbolische Bedeutung hatten.
- Der Altar- bzw. Tischraum muß vom übrigen Gebäude nicht abgetrennt
sein bzw. unterscheidbar sein (a.a.O.). Damit ist er als solcher
aufgegeben worden. Der Tisch-Raum ist für alle gedacht, die bei der
Liturgie eine spezielle Funktion haben: Schlagzeuger, Tanzmädchen etc.
Liturgen. (IG 271)
- Der Tisch ist aus dem Chorraum in die Mitte des Gebäudes gestellt
worden (IG 262). Die Einteilung in Kirchenschiff, Chor- und Altarraum
ist somit aufgegeben worden.
- Die Kanzel wurde abgschafft (IG 272). Die moderne Ansprache an die
Gemeinde wird heute vom Ambo aus geführt. Früher fühlten sich
verschiedentlich noch die Protestanten davon angesprochen, daß es in
den kath. Kirchen Kanzeln gab, ergo verschwanden sie.
- Nur noch wenige religiöse Bilder in den modernen Kirchen, von einem
Heiligen höchstens noch ein einziges (IG 278). Man will auf diese Weise
die Heiligenverehrung zurückdrängen. Damit führte man zum anderen einen
harten Schlag gegen Wallfahrten etc.
- Das Kirchengebäude muß nicht mehr eingeweiht werden, die Weihe ist nur wünschenswert (IG 255).
- Die Kommunionbank ist entfernt worden: zu einem Mahl muß man sich ja
auch nicht hinknien. Durch die sog. 'Stehkommunion', d.i. das Verteilen
von Brot, ist sie überdies überflüssig geworden.
- Keine Kniebänke mehr. Vor einem leeren Tabernakel braucht man das ja auch nicht.
- Keine Beichtstühle mehr. Die Beichte wurde praktisch durch die sog. Bußandacht ersetzt.
- Keine Taufkapeile mehr: eine Folge der neuen Auffassung von der Taufe und des Taufritus.
- Keine Kerzen mehr. Sie sind verschwunden wie die Heiligenbilder. Im
Anzünden einer Kerze symbolisierte sich Verehrung und Verzehrung des
Stifters, gleichsam in einem nicht aufhörenden Gebet.
- Das Weihwasserbecken kaum noch in Gebrauch, eine Folge des Vergessens des Asperges.
- Das Weihwasserbecken hatte seine Bedeutung gleichsam als Reinigung,
deren wir durch unsere Sündhaftigkeit bedürfen. Durch das Kreuz, das
wir mit dem Weihwasser machten, bekannten wir uns zugleich zur
Heiligsten Dreifaltigkeit, zugleich ein Hinweis auf unsere Taufe. -
Heute betritt man die Kirche wie einen gewöhnlichen Saal - und man
verläßt sie auch ebenso wieder. - Das Weihwasserbecken ist auch aus den
Häusern verschwunden.
- Die Kirche ist zu einem Mehrzweckraum geworden. Sie wird nicht nur
für liturgische Handlungen benutzt, sondern für Versammlungen jeglicher
Art. Vielfach werden die Kirchen auch A-Katholiken zur Verfügung
gestellt, selbst zu kultischen Veranstaltungen der unterschiedlichsten
Sekten. Hier wird noch einmal ganz deutlich, daß man die Kirche als
Gotteshaus aufgegeben hat.
- Auch im äußeren Erscheinungsbild hat man der Kirche eine andere
Bedeutung gegeben: die äußere architektonische Gestalt einer Kirche
soll die Idee einer zusammengekommenen Gemeinde sichtbar machen (IG
257). Damit sind alle früheren Dome und Kirchen unbrauchbar für die
Reformer geworden, denn in ihnen trat die Idee des Gotteshauses auch in
ihrer äußeren Gestalt deutlich hervor. - Wenn nicht kunsthistorische
Interessen ins Spiel und Auflagen von den entsprechenden Behörden
gemacht worden wären, hätte man auch die Kirchengebäude noch etwas
'gründlicher' 'reformiert als bisher schon geschehen. - Als nach der
Reformation viele kath. Kirchen den Protestanten zugesprochen wurden
bzw. von diesen übernommen wurden bzw. in Beschlag genommen wurden,
beließ man - obwohl für den Gebrauch ungeeignet - ihnen ihre Gestalt.
(Fortsetzung folgt) |