ECONE TRADITIONSVERPFLICHTET?
von
Eberhard Heller
Nach Darstellung des St. Petrus Canisius-Konventes (Brief vom 29.3.84
an Schmidberger) benutzen Lefebvre und sein Anhang inzwischen nicht nur
ein vom tridentinischen Meßbuch abweichendes Formular, sondern haben
sogar Änderungen des Kanons übernommen, obwohl sie in einer von Econe
herausgegebenen Schrift ("Die katholische Lehre über das hl. Meßopfer
und das Problem des Neuen Ordo", S.5) noch erklärt hatten: "Der hl.
Pius V. gedrängt vom Konzil und als Antwort auf die verschiedenen
Auffassungen der Protestanten über die hl. Messe, hat den Meßtext
endgültig festgelegt. Niemand, nicht einmal die apostolische Autorität
können daran rütteln. Gott hat einen heiligen Papst auserwählt, den
Papst Pius V., um der Welt für alle Zeiten zu zeigen, wie die heilige
Messe zu feiern ist. Und tatsächlich hat die Kirche während vier
Jahrhunderten nicht gewagt, daran zu rütteln." (Man behalte auch diesen
letzten Satz fest.)
Mit dieser veränderten Praxis in der Liturgie hat - einmal abgesehen
vom Problem der Sedisvakanz - Lefebvre mit seinen Anhängern selbst das
traditionalistische Lager verlassen.
Die Änderung in der liturgischen Praxis wurde unlängst, im
MITTEILUNGSBLATT van Juli 1984 begründet. Man zeigt zunächst
verschiedene Lösungsvorschläge für die Interpretation der Bullen "Quod
a nobis" von 1568 und "Quo primum" (157o) vom hl. Pius V. auf, mit
denen er das Brevier und das revidierte Meßbuch einführte:
a) "Sie ist buchstäblich zu nehmen. (...)
b) Sie ist 'wesenhaft' zu nehmen. Wer nicht nur Nebensächlichkeiten,
sondern an das Wesen, die Substanz gehende Dinge, Dinge, die den Geist
des pianischen Breviers oder Meßbuchs betreffen, ändert, verfällt der
angedrohten Strafe,
c) Sie gilt für alle Würdenträger außer für den Papst."
Man entscheidet sich schließlich für b) und c) und zwar mit folgender
Begründung: "Die Änderungen im Missale sind bis Johannes XXIII.
einschließlich weniger stark als diejenigen im Brevier. (Anm.d.Red.:
plötzlich doch Änderungen vor dem guten Johannes?) Das Verständnis b)
ist grundsätzlich vernünftig. Nur kann sich dann im Einzelfall die
Frage erheben: Was gehört zum Wesen, was zum Nebensächlichen? Deshalb
ist hier eine letztentscheidende Instanz notwendig. Und diese ist
selbstverständlich der Papst. Ferner ist auch einleuchtend, daß die
Nachfolger Pius V. dieselbe Macht haben, die Liturgie zu bestimmen, wie
Pius V. selbst, sodaß sich die Vereinigung von b) und c) als die
richtige Lösung ergibt." (S.22 f.)
Ohne hier auf die Berechtigung der einzelnen Argumente einzugehen - das
haben wir früher getan - wird man vielleicht noch erleben, daß Econe
mit der gleichen Begründung demnächst den verdutzten Gläubigen
nachweist, daß sie nicht nur das veränderte Formular Johannes XXIII. zu
schlucken hätten, sondern auch den 'N.O.M.' annehmen müßten, welcher ja
auch nur nebensächliche Veränderungen - darüber hat der von ihnen als
Papst anerkannte Paul VI. entschieden - enthalten dürfte.
Nun, Marc Dem ("II faut que Rome soit détruite" - "Rom muß zerstört
werden") hat's schon gewußt: Lefebvre hat "sich als Parteigänger für
die Erneuerung der Liturgie" auf dem Konzil gezeigt, jedoch "ohne dabei
zu weit gehen" zu wollen. (S.112) |