DIE HEIDNISIERUNG DER LITURGIE IN INDIEN
von
Dr. C.B. Andrade
übers. von Eugen Golla
Fortsetzung:
Bezüglich dieser Anpassungen an den Hinduismus folgt ein ausführlicher
Auszug des Artikels "Anpassung - Heimischmachen - Nutzbarmachen11 von
dem kürzlich verstorbenen Dr. Paul Hacker, Professor für Indologie in
Münster:
"Obwohl die Kirche Indiens nur eine kleine Minorität von 1-2% der
Gesamtbevölkerung ausmacht, so ist sie doch äußerst verschiedenartig in
völkischer, historischer und auch kirchlicher Hinsicht: es besteht
nämlich außer dem lateinischen Ritus auch der syro-malabarische und der
Syro-Malamkara-Ritus. Die Katholiken der zwei zuletzt genannten Riten
bilden eine verhältnismäßig große Gruppe, die bereits seit dem Altertum
dem Christentum angehört. Andere indische Christen stammen von denen
ab, welche seit dem 16. Jahrhundert konvertierten. Nur wenige
Konvertiten waren einst Angehörige der Hindukaste; die Majorität kommt
von den Adivasis (d.h. den vor-dravidischen Ureinwohnern) und
Angehörigen der niederen Kaste oder von den Kastenlosen (Harijans
genannt). Es ist ganz natürlich, daß diese Menschen in den Formen an
Gott glauben, auf ihn hoffen und ihn lieben lernten, welche zur Zeit
ihrer Konversion vorherrschend waren. Diese Formen sind und waren die
Leiter, die sie zur Dreifaltigen Majestät hinaufführen sollten. Es kam
ihnen niemals in den Sinn, daß ihre Konversion ein Ergebnis des
"Kolonialismus" war, daß ihre Kirchen die europäischen Baustile
nachahmten und daß viele ihrer Statuen und Kultgegenstände - vom
Standpunkt der Kunst aus gesehen - Kitsch sind, und niemand hatte das
Gefühl, daß es um so besser sei, je schneller all dies ersetzt werde
durch Dinge, die dem Hindu-Ritual ähnlich sind. Nein, solche
ästhetischen und nationalen Gedanken lagen ihnen fern. Es waren - und
ich hoffe, es sind noch - viele indische Katholiken, deren Glaube
freudvoll und glühend war, und sie waren sich dessen bewußt, daß sie,
die Bekenner der wahren, nämlich der katholischen Religion, unter einer
überwältigenden Mehrheit von Nicht-Christen lebten. Schon die bloße
Tatsache, daß sich ihr Kult mit seinen Symbolen, Gesten und dem Gerät
sowie auch das Aussehen ihrer Kirchen, von all dem unterschied, was als
charakteristisch für den Hinduismus bekannt ist, war für sie ein
Bekenntnis zum Glauben und eine beständige Ermahnung, der Kirche treu
zu bleiben.
Wenn wir dies berücksichtigen, ist es leicht zu verstehen, daß die
Versuche des 'Heimischmachens'..., wie begünstigt durch die indische
Bischofskonferenz - eine heftige Opposition hervorgerufen haben. Mit
Recht fühlten die Katholiken, daß ihr Heiligtum, das ihnen die
Vereinigung mit Gott ermöglichte, bedroht wurde. Schließlich bemüht
sich doch die Religion um die Vereinigung mit Gott; sie ist nicht eine
Kundgebung sozialer Zusammengehörigkeit oder des nationalen Gefühles.
In einem unvergleichlich höheren Grad als in den im Westen
durchgeführten liturgischen Reformen scheint das grundlegende Gesetz
der Christenheit, die Liebe, in Indien verletzt worden zu sein; deshalb
in einem höheren Grade, weil die indischen Katholiken fühlen, daß das
Heidentum in die Kirche eindringt und so das erste Gebot übertreten
wird.
Es erübrigt sich zu beweisen (wie es die CBCI tut), daß sämtliche 12
Punkte der Anpassung nicht unbedingt mit dem Gottesdienst der Hindu in
Verbindung stehen. Wir müssen die Lehren des hl. Paulus beachten,
welche sich auf ähnliche Fälle beziehen. In seinem Briefe an die Römer,
Kap.14, und in dem 1. Brief an die Korinther, Kap.8, handelt es sich um
die Streitfrage, ob das Fleisch von Tieren, welches Götzen geopfert
worden ist, ein Christ essen darf. Der Apostel entscheidet das Problem
allein auf der Grundlage der Liebe. Falls ein Christ weiß, daß das
Fleisch einem Götzen geopfert worden ist, und falls sein Gewissen
verletzt ist, wenn er sieht, daß andere ein solches fleisch essen, oder
wenn man von ihm erwartet, solch ein Fleisch zu essen, dann wäre es
eine Sünde,'sein Gewissen zu verletzen' und einen Stolperstein in
seinen Weg zu legen. Nun haben aber sämtliche 12 Punkte der Anpassung
eine viel engere Verbindung zum heidnischen Kult als Fleisch. Jeder ist
sich bewußt, daß sie ein Teil dee Gottesdienstes der Hindus sind.
Infolgedessen ist die Verletzung der Religion, welche an den Katholiken
Indiens geschieht, wirklich ein schwerer Vertsoß gegen die Liebe."
Der langsame Fortschritt der Kirche wird verschuldet durch ihr
fremdländisches Aussehn Ist es wirklich wahr, daß der anscheinend
langsame Fortschritt der Kirche Indiens (13 Millionen Katholiken nach
2o Jahrhunderten) auf die Fremden zurückzuführen ist und das fremde
Aussehen, das sie ihr gegeben haben? Folgendes ist die Antwort, die ein
indischer Priester gab, der offensichtlich die Materie intensiv
studiert hat. Hier einige wenige Gründe, die er anführte: Die kleine
Anzahl von Arbeitern bei einer so großen Ernte; die alten
philosophischen und religiösen Systeme; die Mythologien des Landes,
denen man nur schwer beikommen kann; Schismatiker und verschiedene
christliche Sekten, die zugleich mit den katholischen Missionaren
arbeiten und infolge des Mangels an Einheit im Glauben und Benehmen
Verwirrung unter der Masse der Inder anstiften; das nur langsame
Wachstum des so nötigen einheimischen Klerus; die unzureichende Anzahl
der fremden Missionare und ihre verständlichen Fehler, und als Krönung,
die skandalöse Umleitung und Verschwendung der reichen Hilfsquellen an
Menschenkraft und Geld, welche Tätigkeiten zugeführt wurden, die
anstelle der Konversion meist geschäftlichen Zwecken dienten. "Als der
missionarische Geist abnahm und Sucht nach materiellem Gewinn zunahm,
wurde die Kirche in den Augen der zukünftigen Konvertiten allmählich in
einen schlechten Ruf gebracht, die von den Vorteilen, die man ihnen
darbot, um auf der sozialen Stufenleiter höher zu steigen, reichlich
Gebrauch machten und dabei diese Tätigkeiten als irgendeine Art von
Wohlfahrtsprogramm betrachteten."
Die Ablenkung der Tätigkeiten (statt des Lehrens des Evangeliums
nunmehr das Engagement in Profitgeschäften) hatte außerdem die
verhängnisvolle Folge, daß die Verkündigung des Glaubens auf die
Schultern nur noch weniger gelegt wurde, die allzu geschäftig und
niedergedrückt von der schweren Aufgabe der Lebensmittelversorgung für
die katholischen Gemeinschaften folgerichtig wenig oder gar keine Zeit
für die Ausbreitung der Kirche hatten. Anstatt offen und demütig zu
bekennen, daß die vorgenannten Faktoren die Ursache trier langsamen
Evangelisation Indiens sind, und statt etwas Praktisches und Positives
zu tun, um die Lage durch Verdoppelung des Werkes der Ausbreitung des
Glaubens zu verbessern, sitzen die sog. Indisierer bequem in ihren
durch ausländisches Geld finanzierten elfenbeinernen Türmen. Sie
beanspruchen für sich die Entdeckung, daß die Ausländer in der Kirche
für ihren langsamen Fortschritt verantwortlich sind. Und
konsequenterweise stellten sie die seltsame Theorie auf, daß es für die
Kirche nötig ist, Hindutracht anzulegen, um in Indien bestehen und sich
ausbreiten zu können.
Die 12 betrügerisch eingeführten Punkte
Die indischen Bischöfe haben (mit 1-2 anerkennenswerten Ausnahmen)
hartnäckig und fälschlicherweise behauptet, daß die 12 Punkte der
Hindu-Anpassung durch die erforderliche Majorität der indischen
Bischofskonferenz und auch vom Vatikan (Consilium ad exsequendam
constitutionem de sacra liturgica) gebilligt worden sind. Wie ist es
aber nun in Wahrheit? Die Wahrheit ist, daß diese Anpassungen von einer
Zwei-Drittel-Mehrheit gebilligt werden müssen, bevor sie dem Vatikan
zur Genehmigung vorgelegt werden können. Aber sie wurden nur von einer
einfachen Mehrheit gebilligt. (Für die verschiedenen Vorschläge der 12
Punkte betrug die Zahl der Bischöfe, die mit "placet" stimmten,
zwischen 34 und 4o der insgesamt 71 Bischöfe der Bischofskonferenz.)
Daß eine Zwei-Drittel-Mehrheit zur Genehmigung erforderlich war, geht
aus folgendem klar hervor:
Brief des Bischofs Ignatius Gopus (veröffentlicht im NEW LEADER vom 20.8. 1978):
"Sehr geehrter Herr! Um jeden möglichen schlechten Eindruck, der in den
Herzen Ihrer Leser vielleicht verborgen sein mag, zu entfernen, bitte
ich um den Abdruck des folgenden wichtigen Teiles aus dem Briefe von
S.E. Erzbischof Lourduswamy*) vom 11.8. 1969 an mich: 'Aber tatsächlich
betrug die Anzahl jener, die mit 'placet' (für die 12 Punkte) stimmten,
je nach den Vorschlägen zwischen 34 und 4o, und seither haben wir eine
klare Zwei-Drittel-Mehrheit und sogar mehr für manche Zwecke'. Eine
Zwei-Drittel-Mehrheit bei 71 Stimmberechtigten müßte 47-mal 'placet'
sein."
Auszug aus den Verhandlungen der römischen Bischofssynode 1977:
Auf eine Anfrage von Bischof R.A. Villalobos, Costa Rica, antwortete
der Sekretär der Kommission Mgr. R.C. Lara: "Der neue Kodex setzt nur
ein Generalprinzip fest, das für sämtliche Bischofskonferenzen gültig
ist. Es unterscheidet nicht zwischen großen und kleinen Konferenzen.
Das Prinzip ist mehr oder weniger dieses: Bischofskonferenzen haben
gesetzesgeberische Kraft, sofern dies ihnen durch das Gesetz selbst
verliehen ist, oder in Sonderfällen durch den Heiligen Stuhl. Und in
diesem Falle haben Entscheidungen der Bischofskonferenzen bindende
Kraft, wenn sie durch eine Majorität (Zwei-Drittel) der maßgebenden
Mitglieder gebilligt wurden - und anschließend durch den Hl. Stuhl."
Auszug aus einer Anleitung für die Ausführung der sog. Constitution
über die heilige Liturgie: Kap.l, einige allgem. Normen; VI. Die
zuständige Autorität in Sachen Liturgie (Const. 22):
"28. Für das gültige gesetzliche Erlassen von Beschlüssen ist eine
Anzahl von 2/3 der in geheimer Wahl abgegebenen Stimmen erforderlich."
Es ist somit sonnenklar, daß für einen ordnungsgemäßen Erlaß von
Dekreten eine 2/3-Mehrheit der Mitglieder der für das betreffende Land
zuständigen Autorität, die eine beratende Stimme besitzen (in diesem
Falle die Bischofskonferenz), absolut erforderlich ist. Bischof Gopu
sagt klar, daß es 71 Bischöfe waren, welche in der Bischofskonferenz
eine beratende Stimme besaßen, als man über die 12 Punkte abstimmte;
und 2/3 hiervon wäre 47 gewesen: Daher kann weder die einfache Mehrheit
noch die von Erzb. Lourduswamy erwähnten 34 bis 4o placet die
Entscheidung, die 12 Punkte einzuführen, gültig machen - und dies trotz
der behaupteten Billigung der sog. Ritenkongregation. Diese sog. hl.
Kongregation benötigte auch keine große Entscheidung, standen doch an
ihrer Spitze als Präfekt der geheime Jude, Kard. Gut und als Sekretär
der Freimaurer Bugnini. Zufällig war der Brief (vom 25.4.1969), der die
12 Punkte genehmigte, nur von Bugnini, und nicht auch vom Präfekt Gut
unterzeichnet worden; er war somit ungültig, da zu seiner Gültigkeit
beider Unterschriften erforderlich gewesen wären. Außerdem war die
Genehmigung des Vatikans in einer Art gegeben worden, die man nur als
Anstoß erregende Hast bezeichnen kann, d.h. innerhalb der kurzen Frist
von lo Tagen. War diesar kurze Zeitraum für die großen Geister des
Vatikans ausreichend, um zu entscheiden, ob die Einführung der 12
Punkte ratsam war oder nicht, ob einige (oder alle) der 12 Punkte
harmlos waren und frei von Nebentönen eines falschen Glaubens?!
(Anm.d.Red.: vorstehende Argumentation ist nur ad personam, per
impossibilem gedacht, d.h. sie zeigt nur auf, daß die Verabschiedung
der 12 Punkte selbst innerhalb der 'Konzils-Kirche' unrechtmäßig
erfolgte.) Es ist daher klar, daß diese 12 Punkte der Hinduisierung in
die Liturgie in Indien durch eine aufdringliche, berechnende und wohl
überlegte Heimtücke eingeführt und gewaltsam den Laien aufgehalst
wurden. Das Ziel kann nichts anderes sein, als die im voraus überlegte,
kaltblütige Zerstörung der Messe und somit auch der Kirche.
(Fortsetzung folgt)
Anmerkung:
*) D.S. Lourduswamy, Erzbischof von Bangalore und damals Vorsitzender
der Liturgie-Kommission, derzeit Sekretär der Kongr. für die
Evangelisation der Völker. Er ist der böse Geist und der Erzschuft (mit
seinem Bruder D.S. Amalorpavadoss) hinsichtlich der Heidnisierung der
indischen Liturgie. |