NACHRICHT, NACHRICHT, NACHRICHT...
SPÄTAUSSIEDLER FÜRCHTEN UNMORAL MEHR ALS ARBEITSLOSIGKEIT
(aus: SCHWARZER BRIEF vom 5.4.1984) - Die Spätaussiedler aus Osteuropa
leiden bei ihrer Eingliederung in die Bundesrepublik Deutschland unter
einem "geistlichen und moralischen Substanzverlust". Sie stellen fest,
daß Werte wie Vaterland, deutsche Sprache, Kirche, Sitten und
Gebräuche, die sie in fremder Umgebung jahrzehntelang konserviert
haben, in der westdeutschen Gesellschaft wenig gelten. Darauf wies
jetzt Prof. Dr. Wilfried Schlau (Friedrichsdorf) in einem Gespräch mit
IDEA hin. (...) Wie Prof. Schlau betonte, finden sich besonders stark
religiös festgelegte Familien, wie Mennoniten und Baptisten, in dem
durch die "Kulturrevolution der 6oer und 7oer Jahre" veränderten
Normensystem in der Bundesrepublik nicht zurecht. Angesichts der
sexuellen Freizügigkeit machten sich die Eltern mehr Sorgen um die
Moral ihrer Kinder als um eine eventuelle Arbeitslosigkeit. Ferner
erlebten die Väter hier durch eine veränderte Familienstruktur ihre
"Absetzung und Entmachtung". Bei der Intégration komme es so häufig zu
schweren Generationskonflikten, da aus der Schule "Auffassungen und
Meinungen kommen, die für diese Familien nicht akzeptabel sind." (...)
Das moralische Wertsystem der Aussiedler sei das gleiche, das man in
ganz Deutschland vor 1945 vorgefunden habe. Nur sei es in der
Bundesrepublik nach und nach abgebaut und "in den 6oer und 7oer Jahren
weitgehend über Bord geworfen worden". Prof. Schlau wies ferner darauf
hin, daß katholische Priester in Oberschlesien ihre Kirchenmitglieder
vor der Bundesrepublik als einem "gottlosen Land" warnten. |