DIE ZERSTÖRUNG DER HL. MESSE IM SOG. 'N.O.M.'
von
Dr. H.B. Visser
II. Fortsetzung:
5. DER KANON IST VERÄNDERT, JA IM GRUNDE SOGAR VERDRÄNGT WORDEN.
- Der Kanon wird nunmehr laut gebetet (IG lo,13). Die (wahre) Kirche
bestand aber entschieden darauf, daß der Kanon leise gebetet wird.
Dadurch wurde u.a. angezeigt, daß hier ausschließlich der Priester im
eigentlichsten Sinne seinen Dienst verrichtet. Aber es ist noch mehr
damit gemeint mit der Änderung: die laut gesprochenen Gebete heißen
nunmehr "Präsidentialgebete", die der Priester (d.i. der
Gemeindevorsteher) im Namen der Gläubigen spricht (IG lo). Aber der
Kanon, zu dem auch die hl. Wandlung gehört, wird vom Priester nicht im
Namen der Gläubigen gesprochen!
- Von den zwölf Aposteln blieben in dem Gebet "Communicantes..." nur
drei übrig. Die andern sind ausgeklammert. Aber sie hatten hier mit
Recht ihren Platz: auf den Grundmauern der Stadt stehen die Namen der
zwölf Apostel (Off. 21).
- Die im Gebet "Nobis quoque..." genannten sieben Märtyrerinnen sind
alle eingeklammert. So werden - außer dem Namen der hl. Jungfrau - im
sog. 'N.O.M.' keine Frauen bzw. Märtyrerinnen mehr erwähnt. Das ist
falsch und - mit Blick auf unsere Zeit - geradezu paradox.
- Dafür ist im Gebet "Communicantes..." der Name des hl. Josephs
aufgenommen worden. (Dies geschah schon unter Johannes XXIII.) Was die
Aufnahme des hl. Josephs in den Kanon angeht, so muß man sagen, daß sie
gegen die Unveränderlichkeit des Kanons verstößt. Mit dieser Maßnahme
wurde eine Bresche geschlagen, die anderen Änderungen den Weg bahnte -
mit fatalen Folgen.
- Verschiedene Gesten und Kreuzzeichen sind weggelassen worden bzw.
verändert worden. Gerade hier war die liturgische Gestik besonders
ausgeprägt - aus nahe liegenden Gründen: Ehrfurchtsbezeugungen vor den
allerheiligsten Handlungen. U.a. wurde das Ausbreiten der Hände des
Priesters über die Opfergaben auf das darauf folgende Gebet verschoben,
wohin es nicht gehört. Von den vielen Kreuzzeichen, die sogar mehrfach
(dreifach) gemacht worden waren - auf verschiedene Weise -, ist nur ein
einziges übrig geblieben.
- Die Konklusionen nach den verschiedenen Gebeten sind entfallen. Der
sog. 'Kanon' ist jetzt ein ununterbrochenes, langes Gebet, welches
weniger übersichtlich und weniger feierlich ist. Das liegt auch in der
Logik des neuen 'Kanons', da es in ihm ja um keine Konsekration mehr
geht, sondern um die Darbietung des Einsetzungsberichtes. Es ist klar:
auch die Anbetung der heiligsten Geheimnisse wird dadurch reduziert, da
man sie ja nicht mehr real setzt, sondern nur noch memoriert.
- Während des Kanons ist Gesang und Orgelspiel nicht gestattet (IG 12).
Auch hier gab es früher andere Bestimmungen - mit gutem Grund.
- Der Kanon wird mit dem "Amen" der Gläubigen abgeschlossen. Der
Priester, der das entsprechende Gebet spricht, sollte auch das "Amen"
beten. Dadurch, daß man die Gläubigen mit in das Sprechen der Gebete
mit hineinbezieht, wird die Vorstellung begünstigt, daß die 'Wandlung',
die keine mehr ist, der Zustimmung des Volkes bedürfe. Dieser Gedanke,
daß nämlich auch der Gläubige die gleichen Vollmachten wie der Priester
besäße, wird auch an anderen Stellen des sog. 'N.O.M.' genährt.
- Selbst der Name "Kanon" ist in "Eucharistische Gebete oder Kanon"
verändert worden. Die alte Bezeichnung ist verdrängt worden, sie folgt
erst an zweiter Stelle.
- Die neue Bezeichnung zeigt einen inneren Widerspruch an, wenn man,
was man nach außen hin noch behauptet, davon ausgehen würde, daß im
Kanon konsekriert wird; denn wenn der Kanon wirklich Kanon wäre, wäre
für die eucharistischen Gebete hier kein Raum. Geht man aber davon aus,
daß keine wahre Konsekration beabsichtigt ist, dann ist alles
folgerichtig.
- Der alte Kanon entspricht dem jetzt entworfenen Schema nicht. (IG
55). - Man hat ein Schema für das 'Eucharistische Gebet' entworfen, das
auch für den bisherigen Kanon als 'Eucharistisches Gebet' dienen soll.
Dem aber entspricht der alte Kanon nicht. Folglich ist der Kanon
eigentlich unverwendbar geworden, obschon man ihn hat stehen lassen und
sogar bestimmt hat, daß er vornehmlich an den Sonntagen verwendet
werden soll.
6. NEBEN DEM KANON SIND WEITERE SOG. 'EUCHARISTISCHE GEBETE' ENTSTANDEN.
- Eine solche Neuerung ist grundsätzlich unstatthaft, da der Kanon
unverletzlich ist. Durch irgendwelche Änderungen wird das Prinzip der
Unantastbarkeit durchbrochen und damit jegliche Norm oder Richtschnur
außer Acht gelassen, zumal die verschiedenen Gebete, die neu eingeführt
wurden, von sehr unterschiedlichem Gehalt sind.
- Die Bezeichnung selbst ist unzutreffend, da er das Opfer nicht betont
- aber das ist insgeheim auch beabsichtigt: Angleichung an die
protestantische Mahlfeier.
- Wichtige Momente fehlen: Es fehlen das Gedächtnis der Heiligen im
Himmel, die Anrufungen um ihre Fürsprache, die Mementos sowohl für die
Lebenden als auch für die Verstorbenen, Die Gebete vor und nach der
Wandlung sind auf ein Minimum reduziert worden, so werden z.B. die
Opfer von Abel, Abraham und Melchisedech nicht mehr erwähnt, ebenso
wenig der Titel "allzeit reine Jungfrau".
- Die sog. 'Eucharistischen Hochgebete' enthalten häretische oder der
Häresie verdächtige Termini, so z.B.: es gäbe zuerst das Volk, dann das
Opfer (was protestantisch ist); es ist gerade umgekehrt. Es wird
gesprochen von der "Kirche, die hier auf Erden auf dem Weg zu Dir ist",
womit die kämpfende Kirche gemeint sein soll.
- Es fehlt die wichtige Abbildung des gekreuzigten Heilandes auf der linken Seite, wo rechts der Kanon beginnt.
- Das Gebet vor der eigentlich Wandlung (jetzt: 'Einsetzungsbericht')
folgt in diesen Gebeten unmittelbar auf die Präfation. Es fehlt also
jegliche nähere Vorbereitung auf dieses hochheilige Geschehen.
- Die Nennung des Hl. Geistes ist in diesen Gebeten sachlich unrichtig
angeführt. Nach diesem Gebet - das bei allen sog.'Eucharistischen
Gebeten nahezu gleichlautend ist - hat es den Anschein, als ob bei der
vorgeblich beabsichtigten Wandlung der Hl. Geist alles entscheidet.
Besonders die Wirksamkeit Christi tritt nicht hervor, während doch Er
es ist, der durch den Priester sagt: "Das ist mein Leib", und somit
Opfernder und Geopferter zugleich ist.
- Der Unterschied zwischen Priester und Laie wird nicht mehr hervorgehoben.
7. DIE HL. WANDLUNG WURDE TÖDLICH GETROFFEN!
- Es wird gesagt, daß die Wandlung durch die Worte des
Einsetzungsberichts bewirkt werde.' (IG 54) Das ist so, wie es dort
gesagt wird, in mehrfacher Weise falsch. Einfach dadurch, daß die
Einsetzungsgeschichte - in der die Wandlungsworte vorkommen - in der
Kirche vorgelesen wird, findet selbstverständlich keine Wandlung statt.
Durch das bloße gedächtnismäßige Erinnern an das Geschehen im
Abendmahlssaal kommt keine Wandlung zustande. Zu der Benutzung
richtiger Wandlungsworte (der Form) muß unbedingt auch die Intention
des Priesters hinzukommen, die Wandlung vollziehen zu wollen. Dann
kommt es darauf an, wer die Wandlungsworte (in der Absicht zu wandeln)
spricht. Ein protestantischer Religionsdiener liest beim Abendmahl auch
die Einsetzungsworte, aber es findet dennoch keine Wandlung statt, die
auch gar nicht beabsichtigt ist. Derjenige, der die Wandlung bewirken
will, muß also gültiger Priester sein. Dies ist heute um so
problematischer, als
a) der neue Ritus der Ordination in sich ungültig ist und
b) als die noch gültig geweihten Priester ihr Amt nicht mehr von dem
einfacher Laien abheben wollen, d.h. daß der Priester seine exponierte
Stellung mit den besonderen Vollmachten, die nur ihm verliehen sind,
gar nicht mehr wahrnehmen will. - Auch nach dem Zusatz
"und die Wandlung" ist also noch nichts geklärt: die
Einsetzungsgeschichte führt zwar zu den in ihr enthaltenen
Wandlungsworten, ist aber weder Wandlung noch ein Teil von ihr.
- An den Wandlungsworten hat man Veränderungen vorgenommen. Lange vor
dem Konzil von Trient waren sie festgelegt worden, und wiederholt
wurden sie als solche bestätigt. Waren die so dogmatisierten Worte der
Wandlung untauglich geworden? Hat sich die Kirche in all den
vergangenen Jahren - gerade beim zentralsten Geheimnis ihres Glaubens -
mit einer unvollständigen Formel beholfen?
- Die früheren Wandlungsworte sind ohne Abgrenzung und unmerklich in
ein größeres Ganzes aufgenommen worden und darin aufgegangen. Sie heben
sich gegenüber dem Bericht als solchem nicht mehr ab. D.h. es wird auch
so kundgetan, daß keine Wandlung als solche beabsichtigt ist. Das kommt
auch deutlich in der gedruckten Fassung der sog. neuen 'Missale' zum
Ausdruck, den man optisch auch leicht feststellen kann.
- Die 'Wandlungsformel' beginnt schon lange bevor von einer 'Wandlung'
(im eigentlichen Sinne) die Rede sein kann. Sie wird so auch
fortgesetzt, wenn nach früherer Auffassung die Wandlung längst
vollzogen war. - Die neue Formel fängt jetzt an mit den Worten:
"Accipite et manducate ex hoc omnes..." ("Nehmet und esset alle
davon...") und schließt mit "Hoc facite in meam commemorationem..."
("Tut dies in meinem Gedächtnis..."). Diese Worte wurden früher auch
gesprochen - wenigstens in ähnlicher Form, siehe das folgende, aber
nicht als Wandlungsformel. Das können sie auch gar nicht sein. Wenn,
wie nun im sog. 'N.O.M.', den eigentlichen Wandlungsworten Worte
vorangehen und folgen, die mit der eigentlichen Wandlung als solcher
nichts zu tun haben, welchen Wert und welche Kraft haben dann in diesem
Kontext noch die (früheren) eigentlichen Wandlungsworte und was sollen
sie wirklich bewirken?
- Die sog. "Worte des Herrn" (d.s. die Worte, die bei den Modernisten
als sog. 'Wandlungsworte' zu gelten haben) sollen nunmehr laut
gesprochen werden, "wie die Natur dieser Worte es erfordert" (Missale
Romanum Nr.91). - Die Kirche hat wohl bisher diese wahre Natur verkannt
und die Wandlungsworte leise gesprochen. Erst nach 2o Jahrhunderten
weiß man, wie es richtig gemacht wird!
- Dem "Hoc est enim Corpus meum" ist begefügt worden: "quod pro
vobis
tradetur". - Die Kirche hat die Wandlungsformel dogmatisch festgelegt.
Obwohl die kürzere und längere Formel biblisch überliefert sind, hat
die Kirche die kürzere Formel gewählt. - Und warum wählte man den Text
aus 1 Kor. 2 und nicht aus Luk. 22, wo es nicht "tradetur", sondern nur
"datur" heißt?
- Zwischen "gratias agens" und "benedixit" wurde das Komma ausgelassen.
Das ist scheinbar nur eine Kleinigkeit, aber im Grunde von
weitreichender Bedeutung. Dem "segnete" wird nun die selbständige und
für die Wandlung unentbehrliche Bedeutung genommen.
- "Pro multis" wurde in "für alle" übersetzt. Das ist eine bewußte
Fälschung! Und diese Fälschung allein bewirkt, daß im sog. 'N.O.M.'
keine Wandlung zustande kommt! Denn mit einer Lüge, die man Christus
unterschiebt, kann man nicht konsekrieren. Außerdem wird der Sinn der
Aussage dahin verfälscht, daß das freie Heilsangebot Christi, das
ausreichend für alle wäre, notwendigerweise - auch gegen den Willen des
möglichen Empfängers - allen zugeteilt würde. Das ist eine eindeutige
Häresie.
- Das "Mysterium fidei" ist aus der Wandlungsformel für den Kelch
herausgenommen worden und an den Einsetzungsbericht drangehängt worden.
- Seit den ersten Jahrhunderten gehörte das "mysterium fidei" ^Ln die
Wandlungsformel hinein. Nie hat die Kirche daran zu
rühren gewagt. Dieses "mysterium fidei" gab einen Hinweis auf das
zentrale Heilsgeschehen, das sich hier abspielt bzw. abspielte.
- Die Worte "Haec quotiescumque feceritis, in mei memoriam facietis"
sind gekürzt worden, (vgl. oben). Es ist absolut unerlaubt - wie in
einem solchen Fall -, Worte der Hl. Schrift zu verändern oder auch nur
zu kürzen.
- Die Hl. Wandlung ist nicht nur verfälscht, sondern auch ihrer Würde
beraubt worden: Der Priester - wenn es überhaupt noch ein wirklicher
ist! - hält die Hostie nicht mehr mit Daumen und Zeigefinger der beiden
Hände fest; es ist nicht mehr vorgeschrieben, wie er den Kelch
festhalten soll; es gibt keine Vorschriften mehr über das Abdecken und
Bedecken des Kelches, und keine über den Platz für die konsekrierten'
Gaben. Es gibt keine besonders vorgeschriebene Haltung mehr bei der
'Wandlung', ebenso keinen besonderen Sprechton mehr. Der 'Priester'
spricht die 'Wandlungsworte' - eigentlich den sog. 'Einsetzungsbericht'
- nicht mehr tiefgebeugt über den Gaben; er kniet nicht mehr sofort
nach jeder der beiden 'Wandlungen'; die Gläubigen brauchen es auch
nicht mehr zu tun. Der sog. Zelebrant hält nach der Handlung Daumen und
Zeigefinger von beiden Händen nicht mehr aneinander. Bei den Gebeten
nach der 'Wandlung' hält er die Augen nicht mehr auf das angebliche
'Sakrament' gerichtet. Die Kirchenglocke wird bei dieser Zeremonie, die
vorgeblich die Wandlung darstellen soll, nicht mehr geläutet. - All
diese Veränderungen sind nur verständlich, wenn man, wie hier
nachgewiesen, davon ausgeht, daß keine Wandlung mehr gewallt ist!
Ähnlichkeiten und Assoziationen an den früheren Ritus haben nur eben
diesen Zweck der Täuschung über den Verrat hinweg, den man
bekanntermaßen durch Assoziationen gut erreichen kann. Die
Ähnlichkeiten haben den Zweck, die Gläubigen glauben zu machen, daß es
sich noch um die gleiche Sache handle wie früher.
- Der Priester spricht den 'Einsetzungsbericht' (n.b. der in sich noch
einmal gefälscht ist!!!) mit abgewandtem Gesicht. Es gibt ja keine
Kanontafel mehr, und das sog. 'Missale liegt auf der Seite. Diese
Haltung ist eine zusätzliche Verspottung der angeblich gemeinten
heiligen Handlung.
- Für die Mahlfeier wird gewöhnliches Brot empfohlen (IG 281-283). Die
Kirche hatte sich für den Gebrauch der Hostien entschieden wegen des
ungesäuerten Brotes.
- An die hl. Gefäße (Kelch, Ziborium) werden nicht mehr die früheren
Anforderungen gestellt. (IG 288) - Nun, ein Gedächtnismahl ist eben
etwas anderes als das Blut und der Leib Christi. Bei einem Mahl muß es
nicht unbedingt Gold sein.
- Der sog. 'Wandlung' bzw. dem Verlesen eines gefälschten Einsetzungsberichtes folgen Akklamationen, die nichts taugen.
(Fortsetzung folgt) |