FORTSCHRITTE IN DER 'ÖKUMENE'
von
Christian Jerrentrup
Zur Bestimmung des neuen 'ökumenischen' Verhältnisses zwischen dem
Reform-'Katholizismus ' und den protestantischen Bekenntnissen ist der
"Schlußbericht" zur "Überprüfung der Verwerfungen des 16.
Jahrhunderts", den die beiden Vorsitzenden der im November 198o
gebildeten "Gemeinsamen Ökumenischen Kommission", Herr D.E. Lohse (für
die protestant. Seite) und 'Bischof Paul-Werner Scheele aus Würzburg
(für die Reform-'Katholiken') vorlegten, höchst aufschlußreich. Wir
zitieren aus dem "Schlußbericht" nach der ALLGEMEINEN SONNTAGSZEITUNG
vom 24./25. 1.1986, S.3f., jeweils oben die Auszüge aus dem sog.
"Schlußbericht, denen wir darunter die katholische Lehre zu den
jeweiligen Themen gegenüberstellen.
Zur Rechtfertigung:
ökumenische Position:
"Niemand kann diejenigen verurteilen, (...) die im Glauben allein auf
den rettenden Gott vertrauen, seines Erbarmens gewiß sind und in ihrem
Leben diesen Glauben zu entsprechen suchen."
"Beiden Kirchen geht es darum, daß der Mensch Gott gegenüber in keiner
Weise auf seine eigenen Bemühungen blicken kann, daß er jedoch
ganzheitlich von der Rechtfertigung betroffen ist."
katholische Lehre:
"Wenn jemand sagt, der Sünder werde allein durch den Glauben
gerechtfertigt in dem Sinne, daß nichts anderes zur Erlangung der
Rechtfertigungsgnade erforderlich ist, (...) der sei ausgeschlossen."
(Tridentinum, can.9, über die Rechtfertigung; Dz 819.)
"Wenn jemand sagt, der Rechtfertigungsglaube sei nichts anderes als das
Vertrauen in die göttliche Barmherzigkeit, die die Sünden um Christi
willen nachlasse, oder (wenn jemand sagt), dieses Vertrauen allein sei
es, durch das wir gerechtfertigt werden, der sei ausgeschlossen."
(Ibid., can.12; Dz 822.)
"Wenn jemand sagt, daß es in keiner Weise nötig sei, daß sich (der
Sünder) durch einen Willensakt (auf die Rechtfertigung) vorbereite, der
sei ausgeschlossen." (Ibid., can. 9; Dz 819.)
"Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen." (Hebr. 11,6)
Zur Eucharistielehre:
ökumenische Position:
"Beide Kirchen bekennen, daß Jesus Christus in der Feier des Herrenmahles (sic!) real gegenwärtig ist."
"Eine historische Untersuchung zeigt, daß (...) sowohl in der
Transsubstationslehre als auch in der Lehre der reformatorischen
Kirchen das gemeinsame Grundanliegen verfolgt wurde, das Geheimnis der
wirklichen Gegenwart Jesu Christi in der Eucharistie auszusagen."
"Jede dieser Konzeptionen hat also offenkundige Stärken und Schwächen,
keine aber kann von sich aus ausschließliche Geltung dergestalt
beanspruchen, daß die je andere Lehrgestalt automatisch als häretisch
verurteilt werden müßte."
Anmerkung: Am 27.11.1523 sagte
Luther in einer Predigt: "Ich sage, daß alle gemeinen Häuser, die doch
Gott ernstlich verboten hat, ja alle Totschläge, Diebstahl, Mord und
Ehebruch nicht also schädlich sind alsdieser Greuel der papistischen
Messe".
katholische Lehre:
"Wenn jemand leugnet, daß im Sakrament der allerheiligsten Eucharistie
der Leib und das Blut unseres Herrn Jesus Christus wahrhaft, wirklich
und wesentlich, mit Seele und Gottheit, und folglich der ganze
Christus, enthalten sei, oder wer sagt, er sei nur enthalten wie in
einem Zeichen oder einem Bild oder auf Grund einer Kraft, der sei
ausgeschlossen." (Tridentinum, 13. Sitzung, can.1; Dz 883.)
"Was nun die Theologie betrifft, so gehen gewisse Leute darauf aus, den
Lehrgehalt der Dogmen möglichst abzuschwächen (...); sie hoffen, auf
diesanWege könnte man schrittweise zu einer gegenseitigen Angleichung
des Dogmas und der Auffassung der Andersgläubigen gelangen." (Papst
Pius XII., "Humani generis"; Dz 23o9.)
Zum besseren Verständnis:
Gegenüber der kath. Auffassung lehrt Luther die Gegenwart des Leibes
(bzw. Blutes) Christi in, mit und unter dem (unverwandelten) Brot
(Wein), aber nur für den Augenblick des Genusses. Eine
Gegenwärtigsetzung, eine Konsekration durch den Priester konnte für ihn
nicht in Frage kommen, weil er kein Priestertum, außer dem allgemeinen,
gelten ließ. Vielmehr leitet er die Wirklichkeit dieser Gegenwart aus
der fortwirkenden Kraft der Einsetzung Christi ab und ihre Möglichkeit
aus der Omnipräsenz (Allgegenwart) des erhöhten Gottmenschen. Damit war
freilich das Geheimnis der Transsubstantion umgangen. Der reformierte
Protestantismus lehnt jede leibliche Gegenwart Christi sowohl im
katholischen wie im lutherischen Sinn ab und läßt nur eine geistige
Gegenwart Christi eintreten für den, der Brot und Wein gläubig genießt.
Zwingli gingnoch einen Schritt weiter und erklärte die Einsetzungsworte
rein bildlich. Das Abendmahl war ihm nur ein Sinnbild und Wahrzeichen
des Bundes mit Christus. (Vgl. Holzapfel, Heribert: "Katholisch und
Protestantisch" Freiburg 1930, S. 109.)
Am Schluß der gemeinsamen Erklärung heißt es:
"Die Kirchen, ihre Lehrer der Theologie
und Pfarrer sollen die evangelischen Bekenntnisschriften und die
lehramtlichen Aussagen der römisch-katholischen Kirche im Lichte der
hier formulierten Erkenntnisse auslegen. Indem alte konfessionelle
Vorurteile (sie! - die Dogmen der katholischen Kirche werden zu
Vorurteilen herabgewürdigt; Anm.d.Red.) und zu Unrecht (sie!)
behauptete Gegensätze als überwunden gelten können, wird die
Einstellung der jeweiligen Kirche zur anderen tiefgehend verändert. In
der Begegnung der Christen aus beiden Kirchen lernen sie das Erbe der
jeweils anderen Kirche neu zu sehen. Sie richten ihren Blick auf das
vor ihnen liegende Ziel, zu voller Gemeinschaft zu kommen. Auf dem Wege
dahin stellen sich allerdings neue und große Aufgaben. Es gilt, die in
der Zeit der Trennung gefallenen Entscheidungen positiv aufzuarbeiten.
Die im 19. und 2o. Jahrhundert formulierten Dogmen der
römischkatholischen Kirche sind im Blick auf ihre Aussage und die
Konsequenzen für das gesamte Glaubens- und Kirchenverständnis zu
untersuchen. Entwicklungen der reformatorischen Christenheit, die von
der Verbindlichkeit der ursprünglichen Bekenntnisse weggeführt haben,
verlangen Verständnis und kritische Aufarbeitung. (...) Wenn beide
Kirchen die nächsten in den Ausarbeitungen empfohlenen Schritte tun und
verbindlich erklären, daß die verwerfenden Urteile des 16. Jahrhunderts
(d.s. die dogmatischen Sätze des Tridentinums; Anm.d.Red.) heute nicht
mehr wiederholt werden können (sie!), befinden sie sich auf dem Wege zu
einer sie immer stärker miteinander verbindenden Gemeinschaft und
bekräftigen ihre Überzeugung: Was uns miteinander verbindet, ist
stärker als das, was uns noch trennt. Maria Laach, den 26. Oktober
1985". -
Ohne Kommentar.
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ZITATE, KURIOSES, ZiTATE, KURIOSES
"Es gibt für Dich und mich nur e i n e Linie, nur e i n Maß, e i n e
Überzeugung, e i n Entschluß und Wille: DIE KATHOLISCHE WAHRHEIT UND
WIRKLICHKEIT - nur dies, immer dies. Die katholische Wahrheit bindet
Dich und mich an Monseigneur Lefebvre; sie ist das Wesen der
Priesterbruderschaft St. Pius X." (Pfr. Milch in seinem Rundbrief vom
20.12.85) In einer 61 Seiten starken Abhandlung bemüht sich Frau
Anne-Marie Taboulot aus St. Germain des Fosses / Frankreich den
Nachweis zu erbringen, wir, d.h. die Leute von der EINSICHT, hätten den
Thomisten Mgr. Guerard des Lauriers zum Idealismus - was immer diese
Dame darunter verstehen mag - 'bekehrt'. In ihren Augen ist er ein
Abtrünniger von der 'orthodoxen' thomistischen Lehre.
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