"AN IHREN FRÜCHTEN WERDET IHR SIE ERKENNEN"
- UMGEARBEITETER BRIEF AN EINEN MITBRUDER -
von
H.H. Pfr. Werner Graus
Lieber Mitbruder!
Sie beurteilen Econe noch zu positiv. Seine Haltung ist nicht mehr
katholisch: einerseits anerkennen die Econer Johannes Paul II.
ausdrücklich als Papst an und beten öffentlich für ihn als Papst,
andererseits lehnen sie es aber ab, ihm in dem zu gehorchen, was er die
gesamte Kirche lehrt und ihr auferlegt, z.B. den jetzigen Ökumenismus,
der der Wille Christi für die Kirche sei, obwohl er von Pius XI. als
"die Kirche von Grund auf zerstörend" verurteilt wurde.
Pfr. Milch, von Econe akkreditiert, schreibt folgendes (in einem seiner
Rundbriefe): "Das für uns alle indiskutabel Verpflichtende sind die
Lehren, die Worte und Weisungen von Msgr. Lefebvre." Für die
Lefebvreisten gilt nicht mehr die Lehre der Kirche, sondern - nach Pfr.
Milch - die Lehre eines Bischofs und dessen Weisungen. So hat es nach
seinen Darlegungen den Anschein, daß z.Zt. Msgr. Lefebvre das
unfehlbare Lehramt darstellt, während ein als rechtmäßig anerkannter
Papst die ganze Kirche den Irrtum lehrt.
Pius IX. hat die Religions- und Kultfreiheit in einer
Ex-Kathedra-Entscheidung feierlich verdammt und die ganze Kirche zur
Annahme dieser Verurteilung verpflichtet. Vaticanum I hat es als Dogma
definiert, daß solche Urteile des Papstes unfehlbar und irreformabel
sind. Nun hat uns aber Vaticanum II dieselbe Lehre "als von Christus
und den Aposteln überliefert?' vorgestellt, d.h. als zum Depositum
fidei gehörend... und auch hier müßte das kirchliche Lehramt unfehlbar
sein gemäß Vaticanum I: "Mit göttlichem und katholischem Glauben muß
man alles annehmen, was im überlieferten oder geschriebenen Worte
Gottes enthalten ist und was uns die Kirche, sei es in einem
feierlichen Urteil, sei es in ihrem universalen und ordentlichen
Lehramt als geoffenbarte Glaubenslehre vorstellt." (Denz. 1792)
Vaticanum II müßte also in diesem Punkte unfehlbar sein - nach seinem
eigenen Anspruch!!! -, da es uns die Religions- und Kultfreiheit als
geoffenbarte Glaubenslehre vorstellt. Diese Lehre wurde aber bereits
vom höchsten kirchlichen Lehramt unfehlbar verworfen. Gemäß dem
katholischen Glauben bleibt hier nur eine mögliche Schlußfolgerung:
Vaticanum II war kein ökumenisches Konzil der Kirche Christi, sondern
eine besonders raffinierte Art von Räubersynode und die Päpste, die
diesem Konzil vorstanden, können keine legitimen Päpste gewesen sein,
ebenso wenig wie Johannes Paul II. es nicht ist, der die Realisierung
der Konzilsbeschlüsse zum Programm seines 'Pontifikates' gemacht hat.
Will man diese Konsequenzen bestreiten, so muß man notwendigerweise die
Schlußfolgerung umkehren und behaupten, daß sich im Hinblick auf die
heutige Situation in der 'Kirche' Vaticanum I mit seinen Lehraussagen
geirrt haben müßte. Dann aber wäre es um die Unfehlbarkeit der Kirche
geschehen. Diese Folgerung will Mgr. Lefebvre nicht ziehen,
andererseits aber auch an der Legitimität von Johannes Paul II.
festhalten, weswegen er dann behaupten muß: "Das offizielle kirchliche
Lehramt kann eine Zeit lang irren." - Genau dies ist aber durch
Vaticanum I ausgeschlossen. Wie kann also noch jemand bestreiten, daß
hinsichtlich der Auffassung von Mgr. Lefebvre der Vorwurf der Häresie
unberechtigt ist? Ein Econe-Priester, der mir gestand, daß er diese
Aussage von Msgr. L. nicht annehmen könne, bekam auf seine
Gewissensbedenken weder von Abbé Schmidberger noch von Msgr. Lefebvre
eine Antwort.
Seien sie also vorsichtig, damit Sie nicht in die gleiche Häresie
hineingeraten, indem Sie nämlich mit Mgr. L. behaupten müßten, das
kirchliche Lehramt könne eine Zeit lang irren. (Später würde, so der
Econer Prälat, durch eine Ex-Kathedra- Entscheidung alles wieder
richtig gestellt.) Konkret gesagt: Die Kirche könnte z.B. zwischen
Vaticanum I und dem Dogma von Maria Himmelfahrt (187o-195o) in den
Lehraussagen ihres ordentlichen Lehramtes irren. Gegen eine solche
Annahme wehrt sich schon der gesunde Glaubenssinn und sie widerspricht
auch direkt dem Glaubenssatz von Vaticanum I (Denz 1792). Und dennoch
wagte es ein Econer Distriktsoberer vom ordentlichen Lehramt der Kirche
(bei Glaubensvorlage) als "einer Horrorvision der Kirche" zu sprechen.
Pfr. Milch disqualifiziert dasselbe mit noch stärkeren Ausdrücken, er
nannte es "einen hochgradigen unkatholischen Unsinn" - dabei legt er
Mgr. Lefebvre eine größere Unfehlbarkeit bei als selbst die wahre
Kirche dem legitimen Papst!!! ("Bedingungslos folgen wir Wort und Weg
von Mgr. Lefebvre!" - Dies galt selbst gegenüber Petrus nicht... und
niehätte Paulus ihn öffentlich rügen dürfen!)
Alle, die diese Position Econes annehmen, lästern entweder Christus oder die Kirche oder gar den Heiligen Geist selbst:
a) Mgr. Lefebvre lästert Christus: In seiner Ansprache im Sommer 1982
verglich er die Leiden Christi - die höchste Liebe auf Erden - mit den
horrenden Irrlehren und dem un-katholischen Benehmen Johannes Pauls
II.: So wie damals Arius nicht an die Gottheit Christi glauben konnte
wegen dessen Erniedrigung im Leiden, so wollten heute die
Sedisvakantisten nicht Johannes Paul II als legitimen Papst anerkennen.
Dabei beschuldigte Mgr. Lefebvre die Sedisvakantisten implizite des
Arianismus, d.h. einer Häresie. Bereits zuvor verglich er alle seine
Kritiker in cumulo mit der den HERRN prügelnden Soldateska und sich
selbst mit dem geschlagenen Herrn Jesus Christus - einen schlimmeren
Hochmut unter der Maske 'frommer Demut1 kann man sich kaum vorstellen,
zudem stellt der Vergleich eine schwere Lieblosigkeit und
Ungerechtigkeit gegenüber den Nächsten dar.
b) Ein Priester, der im Vertrauen auf die bischöfliche Autorität Mgr.
Lefebvre folgt ("bedingungslos" wie Pfr. Milch es möchte), beleidigt
die Kirche Jesu Christi. Für das Econer Casettenprogramm hat man
folgendes Leitbild, in einem Bild dargestellt und kommentiert: das Bild
stellt den Apostel Johannes dar, der in der einen Hand einen Kelch
hält, aus dem Schlangen quellen. (Dies erinnert an folgende
Begebenheit: Johannes mußte aus einem goldenen Becher vergifteten Wein
trinken; er machte das Kreuzzeichen darüber... und das Gift schadete
ihm nicht.) Nun die Econer Interpretation: der Kelch bedeutet die
Kirche, die uns z.Zt. Wahrheit mit Irrtum vermischt darreicht - wir
machen das Kreuzzeichen darüber... und der Irrtum schadet uns nicht.
(N.B. als ich einem 14-jährigen Schüler diesen Vergleich vorlegte und
ihn fragte, ob er sich eine Kirche vorstellen könne, die Wahrheit und
Irrtum zugleich offerieren könne, da antwortete er nach einigem
Überlegen: "Bei der alten Kirche nicht.") Wie könnte uns auch die
Kirche, die Braut Christi, vergiften wollen? Sie wäre ja schlimmer als
eine Rabenmutter!
c) Pfr. Milch geht noch weiter. Um für sein Verhalten und das Econes
eine rechtfertIgende Theorie zu finden, kam er auf folgenden Gedanken,
der sicher nicht vom Heiligen Geiste eingegeben war: z.Zt. befindet
sich die Kirche Christi in einer Art geistiger Besessenheit. Der Geist
und das Amt des von ihm als rechtmäßig anerkannten Papstes und der
Bischöfe sind z.Zt. vom bösen Geist besetzt, so daß der Heilige Geist
nicht mehr durch sein Organ, das kirchliche Lehramt, sprechen kann.
Econe und seine Akkreditierten stellen so eine Art Exorzismus dar zur
Befreiung der Kirche vom Teufel - eine 'geniale' Lösung; in
Wirklichkeit eine Blasphemie. Man stelle sich vor: der Heilige Geist,
die dritte göttliche Person, selber in einer Art von Besessenheit, vom
bösen Geist überwältigt, aus der er durch Econe befreit werden müßte!!!
Auf eine solche Ungeheuerlichkeit kamen nicht einmal die Freimaurer!
Zum 2oo-jährigen Jubiläum der Freimaurerei stellten sie auf einer
Standarte 1917 den Wunschtraum Luzifers dar: St. Michael unter den
Klauen von Luzifer. Diese Fahne trugen sie vor dem Vatikan zur Schau.
Wir aber, die wir nur katholisch, d.h. unserem Glauben treu, sein
wollen und die man Sedisvakantisten nennt - was schon zum Schimpfwort
geworden ist -, folgen nicht diesen Lästerungen, weil wir die Lehre von
der Unfehlbarkeit des kirchlichen und päpstlichen Lehramtes auf die
jetzigen Umstände anwenden und weil wir mit der Kirche und ihrem CIC
(Kirchenrecht) sagen: Ein Häretiker kann kein Papst sein und ein
ökumenisches Konzil kann nicht im Widerspruch stehen zu den
Lehraussagen der Päpste und den früheren Konzilien. Daß Johannes Paul
II. (auch) formeller Häretiker ist, beweist seine Hartnäckigkeit. Auf
keine Anklage reagiert er.
Die Gottesmutter hat uns in Fatima und Salette die deutlichsten
Hinweise für unsere Zeit gegeben, in Fatima: "Es wird den Feinden
Gottes gestattet sein, bis in die höchsten Spitzen der Kirche
einzudringen"; in La Salette: "Rom wird den Glauben verlieren und Sitz
des Antichristen sein."
***
"Zu den Sedisvakantisten aber zählen auch nicht die Gerardianer (d.s.
die Anhänger von Mgr. Guerard des Lauriers), die einen sog. 'papa
materialiter' in Joh. Paul II. sehen. 'Kirchengeschichtlich und
kirchenrechtlich haben wir einen rechtmäßigen Papst... es gibt keine
Sedisvakanz - Unbesetztsein des päpstlichen Stuhles -, sondern nur ein
Sediabus - Mißbrauch des päpstl. Amtes -', so formulierte es wohl
richtig ein Gerardist. Somit nehmen diese Leute im Prinzip dieselbe
Haltung ein wie Econe, nur überdecken sie es mit einem Mantel der
Gelehrsamkeit."
(Pfr. W. Graus in SUB TUUM PRAESIDIUM Nr.2, 86) |