DAS GLAUBENSBEKENNTNIS DER KIRCHE ?
von
Prof.Dr. D. Wendland
Zum sog. neuen "Katholischen Erwachsenen-Katechismus - Das Glaubensbuch der Kirche"
Bonn 1985; hrsg. im Auftrag der sog. deutschen 'Bischofskonferenz'.
Vorbemerkung der Redaktion:
In seinem Brief an die Redaktion hatte Herr Prof. Wendland auch den
neuen Erwachsenen-Katechismus erwähnt, der in seinen Augen "ohne
Zweifel das 'Credo' der Konzilskirche" darstellt, welches in einer
recht verführerischen und gefährlichen Verpackung verkauft wird. Aus
diesem Grund hat sich Herr Wendland entschlossen, dieses
programmatische Werk einer genauen Analyse und Kritik zu unterziehen.
Das Ergebnis dieser Untersuchung will er in einer eigenen Abhandlung
darlegen, die demnächst als Broschüre erscheinen wird.
(Selbstverständlich werden wir dann die Leser auf das Erscheinen
hinweisen.) Um die Aufmerksamkeit bereits jetzt auf diese schwierige
Materie hinzulenken, hat uns Herr Prof. gestattet, das Vorwort zu
seiner Abhandlung in einem Vorabdruck zu veröffentlichen.
E. Heller
***
Wir Apostel, schrieb einmal der hl. Paulus, "sagten uns los von
ehrlosen Heimlichkeiten, treten nicht arglistig auf und treiben kein
Falschspiel mit dem Gotteswort, suchen vielmehr durch Offenbarung der
Wahrheit Zutritt zu jedem Gewissen der Menschen im Angesicht Gottes.
Sollte aber auch unser Evangelium verhüllt sein, so ist es nur denen
verhüllt, die verlorengehen, den Ungläubigen, deren Sinn der Gott
dieses Äons geblendet hat". (2 Kor 4,2-4)
Mit einer gewissen Befriedigung und einer nicht minder großen Freude
gab die Deutsche (nationale) Bischofskonferenz' ein Buch heraus, das
den Titel trägt: "Katholischer Erwachsenen-Katechismus --Das
Glaubensbekenntnis der Kirche" hrsg. vom Verband der Diözesen
Deutschlands, Bonn 1985. Dieses Buch ist jedoch eigentlich nicht das,
als was es sich bezeichnet. Denn unter einem Katechismus versteht man
eine religiöse Unterweisungsschrift in Fragen und Antworten, anhand
derer sich ein gläubiger Mensch in Sachen seiner Religion und der
kirchlichen Glaubenslehren sicher orientieren und diese dann auch
leichter im Gedächtnis behalten kann. Darum sagte man früher einem
Glaubensgenossen, wenn er in Dingen des Glaubens (res fidei) Irrtümer
von sich gab oder einfach dummes Zeug daherredete: du hast wohl deinen
Katechismus nicht gelernt oder schon vergessen!? Dadurch war dann eine
klare Position abgesteckt und auch eine erste kleine Unterscheidung
offenkundig gemacht. Diese Zeiten sind allerdings schon lange vorbei
und werden in absehbarer Zeit wohl auch nicht mehr wiederkommen, zumal
seit dem Vatikanum II die katholische Volks-Herde von ihren
bischöflichen Hierarchen und deren Theologen in tiefgreifende
Geistesverwirrungen gestürzt worden ist, aus denen sich die einfachen
"Priester und Gläubigen" nicht so leicht befreien können.
Der neue Erwachsenen-Katechismus hingegen will ein solcher Katechismus
nun gerade nicht sein, in dem auf Fragen begründete und präzise
Antworten gegeben werden, sondern etwas ganz anderes, und zudem noch
einiges mehr, nämlich eine Art Lehrund Weisheitsbuch eines "neuen
Glaubens" im Rahmen einer Katechese, "durch die der anfanghafte Glaube
gestärkt wird und reift", wie Joseph 'Kard.' Höffner in seinem Vorwort
bemerkt, damit schließlich auch solche Erwachsenen-Unterweisungen "zu
einer neuen Blüte des Glaubens in unseren Diözesen beitragen".
Außerdem hat dieser Katechismus den Zweck, ein helfendes Handbuch zu
sein für bereits mündig und geistig reif gewordene Kleriker und Laien,
um ihnen das nötige Material zu liefern "zu verstärkten Anstrengungen
in der Glaubensunterweisung" hinsichtlich der offenkundig noch nicht so
ganz mündig gewordenen Erwachsenen im verheißenen neuen "Volk Gottes",
weil so mancher von diesen 'Katholiken' "in seinem Glauben verunsichert
wurde", sagt der 'Kardinal' wider besseres Wissen. Denn in Wahrheit
haben erschreckend viele von den früheren und heutigen Zelebranten,
Ordensleuten und Kirchgängern nicht bloß den wahren Glauben (vera
fides) verloren, sondern sind bereits apostatisch und glaubenslos
geworden. Dies freilich verschweigt der Vorsitzende der 'Deutschen
Bischofskonferenz' geflissentlich und wird es sicherlich auch weit von
sich weisen, wenn wir ihm bedeuten, daß er selbst mit samt seinen
Hirten-Koliegen dafür verantwortlich ist und auch von jedem noch
gläubigen Menschen verantwortlich zu machen ist. Oder glauben etwa die
deutschen 'Bischöfe' in ihrer Kollegialität, an einem solchen
verheerenden Zustand unschuldig zu sein und sich wie Pontius Pilatus
die Hände waschen zu können? Im übrigen ist es ein eklatanter Irrtum
nicht weniger Katholiken, von Laien und Priestern, offen oder insgeheim
zu meinen, es könnten manche der sie oder sich selbst weidenden
Hierarchen "bona fidei" sein, was keineswegs zutrifft, weil es sich um
hinreichend "studierte Leute" handelt und ein echter "error
invincibilis" - ein unüberwindbarer Irrtum - in religiösen Glaubens-
und Sittendingen immer nur bei einzelnen "Gläubigen" und auch nur sehr
selten vorkommt. Das kann man in jedem guten Lehrbuch der
Moraltheologie nachlesen.
Es muß darauf hingewiesen werden, damit sich niemand gewissen
Illusionen hingeben möge, daß nicht irgendwer diesen Katechismus
herausgegeben hat, sondern eben die 'Deutsche Bischofskonferenz'
selbst, d.h. ein Macht- und Rechts-Kollektiv von 'Bischöfen', in dessen
Absicht es gelegen hat, ein Lehr- und Glaubensbuch den Katholiken (aber
auch den Nicht-Katholiken!) vorzulegen, das "den katholischen Glauben
verläßlich darstellt und von ihrer Autorität getragen ist". D.h., es
handelt sich nicht um ein Sammelsurium von Privatmeinungen einzelner
'Bischöfe', sondern um Lehren, die denAnspruch erheben, "lehramtliche"
Äußerungen zu sein. Darum ist es ohne jede Bedeutung, wer da alles
dieses von Rom 'abgesegnete' Meisterwerk vor-gedacht, aus-formuliert
oder an ihm mit-gewirkt hat, so daß es gar keinen Sinn hat, sich mit
den Mitgliedern der Katechismuskommission oder den Beratern oder mit
dem "ökumenischen Gutachten" zu befassen. Vielmehr gilt hier in etwas
abgewandelter Form und in anderer Zielrichtung der Satc des Pontius
Pilatus: was ihr geschrieben habt, das habt ihr geschrieben und sogar
autoritativ verkündet - ihr, die ihr von euch selber sagtet und mit
erstaunlichem Hochmut meintet, "in der Nachfolge der Apostel" zu stehen
und darum eine "besondere Verantwortung" zu tragen "für die
Verkündigung des Wortes Gottes". Es besteht nun einmal ein
fundamentaler Unterschied zwischen den Aposteln und ihren Nachfolgern,
auch wenn es sich um rechtmäßige handelt oder handeln sollte, was heute
nicht mehr so ohne weiteres gegeben ist, wie man leicht nachweisen
kann.
Nicht zuletzt aber sei auch darauf aufmerksam gemacht, daß dieser
Katechismus für Erwachsene nicht auf die "plebs catholica", d.h. auf
das ungebildete und kritiklose "gläubige Volk" in seinem unkatholischen
"Gefühlsglauben" abzielt, da dieses ihn gewiß nicht zu verstehen,
geschweige denn zu beurteilen imstande sein dürfte; vielmehr richtet er
sich an die sog. höheren Bildungsschichten, insbesondere an die Lehrer,
Ärzte, Juristen und Pfarrgemeinderäte, um ihnen auf eine recht
geschickte Weise einen 'neuen Glauben' einzuflößen, der sich wie ein
roter Faden durch alle Lehrstücke hindurchzieht und sie innerlich
prägt. Darum sollte man sich weder von einem katholisierenden Vokabular
noch von frommen Sprüchen noch von Bibelzitaten täuschen lassen, da
diese oft entstellt, aus dem Zusammenhang gerissen und in ihrem Sinn
verfälscht wurden. Manchen Katholiken, die sich zu diesem Katechismus
in Artikeln und Leserbriefen äußerten, scheint das gar nicht
aufgefallen zu sein. Darum sollte man sich daran erinnern, daß vor dem
gesprochenen oder geschriebenen Wort das Denken liegt und das, was in
allem Denken gedacht wird. Dies gilt bereits für den Titel dieses
Buches, wenn es heißt, es handle sich um das "Glaubensbekenntnis der
Kirche". Denn nur kritiklose Leser in ihrem 'frommen Glauben' werden
sich nicht die Frage stellen, was hier wohl unter 'Kirche' gemeint ist
oder gemeint sein könnte - blind gegenüber der Tatsache, daß die
Bischöfe schon lange und mit viel Phantasie von Kirchen (im Plural)
redeten (die es in dem Sinne, wie sie es meinen, nie gegeben hat und
gibt) und nun in einem als katholisch bezeichneten Katechismus die
Bestimmung "römisch-katholisch" bewußt vermieden; andererseits jedoch
in ihrem Weisheitsbuch bis zum Überdruß mit zwei dunkel gedachten, ja
geradezu sinn-entleerten Worten jonglierten, nämlich "Heil" und
"Geheimnis". Darum ist es auch kein Zufall, sondern ungemein
aufschlußreich, wenn der erste Teil eines Katechismus unter den
Leitgedanken gestellt wurde, der einen freilich nicht erheben kann:
"Ich glaube - hilf meinem Unglauben". Man könnte darüber lächeln, wenn
die Sache nicht so traurig wäre. Denn bekanntlich rief damals ein
geplagter Vater den göttlichen Menschensohn um Hilfe an wegen seines
"von Kindheit an" von einem Dämon besessenen Sohnes - diese Tatsache
wird dann auf S.43, ohne mit der Wimper zu zucken, geleugnet -, weil
die glaubensschwachen Jünger ihn nicht austreiben (exorzisieren)
konnten, so daß Christus sie mit den harten Worten in aller
Deutlichkeit zurechtwies: "O du ungläubiges Geschlecht! Wie lange noch
soll ich bei euch sein? Wie lange euch noch ertragen?" (Mk 9,19-24) Der
Unglaube des geplagten Vaters war kein sündhafter, weil er Christus um
Hilfe bat, sondern nur ein fest verzweifelt schwacher auf Grund einer
vorgegebenen Situation, die niemand bewältigen konnte. Darum war
Christus ihm gegenüber auch nur ungehalten,-im Gegensatz zu den
Jüngern. In einer solchen Situation aber stehen die Bischöfe und die
von ihnen geweideten Schafe nicht. Darum rufen sie auch vergeblich:
Hilf meinem (unserem) Unglauben, weil sie falsche Lehren wider besseres
Wissen verbreiten.
So also macht man das in einem Katechismus, der sich als katholisch
bezeichnet, um Katholiken und andere, die vielleicht noch katholische
Christen werden wollen, zu täuschen und zu verführen, d.h. wegzuführen
von der "vera fides" und hinzuführen zu einem 'neuen Glauben', damit
ihnen auf eine seltsam-geheimnisvolle Weise ein neues 'Heil' werde, das
allerdings das Zeichen des Unheils an der Stirne trägt. Im übrigen
nützt es bekanntlich gar nichts, mit erhobener Stimme zu rufen "Herr,
Herr" oder "Heil, Heil" oder 'Geheimnisse" zu beschwören oder dort zu
suchen, wo sie nun gerade nicht zu finden sind, ganz abgesehen davon,
daß ein echtes Geheimnis im philosophischen und theologischen Sinne
nicht dort anfängt, wo bei vielen das Denken aufhört.
Es wäre gewiß kein Nachteil, diesen Katechismus genau zu lesen und zu
durchdenken, um deutlich zu erkennen, daß und warum es sich hierbei
nicht um Glaubenslehren der uralten und niemals sterbenden KIRCHE des
(unseres) CREDO, der "Ecclesia sua" des göttlichen Menschensohnes,
handelt, sondern um ein auf einer rational verfehlten Grundlage
entwickeltes (entfaltetes) Glaubensbekenntnis der 'Konzilskirche',
einer 'Kirche', die sich auf dem Vatikanum II konstituiert und mit
Hilfe desselben instituiert hatte, eines Gebildes, das sich nur
römisch-katholisch nennt, ohne es zu sein. (Wir hoffen, uns darüber in
einer größeren Publikation noch eingehend äußern zu können.)
Es entspricht darum auch nicht der Wahrheit, wenn der Vorsitzende der
deutschen 'Bischofskonferenz ' sich zu der Behauptung verstieg, der
"Apostolische Stuhl hat mit Schreiben der Kleruskongregation vom 22.
Dezember 1984 die Herausgabe und Verbreitung des Katechismus 'Das
Glaubensbekenntnis der Kirche' durch die Deutsche Bischofskonferenz
gemäß can. 775 §2 CIC genehmigt." Denn bekanntlich ist dieser Stuhl
seit den Zeiten des 'römischen Bischofs' Roncalli, der sich
sinnigerweise Papst Johannes XXIII. nannte - einen Pseudopapst gleichen
Namens hatte es schon einmal gegeben -, auf eine ungewöhnliche und
außerordentliche Weise im privaten Sinne vakant. Deshalb braucht man
sich auch gar nicht zu wundern oder bestürzt zu sein, wenn ein von Rom
abgesegneter Katechismus einer großen und gewichtigten Teilkirche der
Konzils-'Kirche' dem Wesen derselben entspricht und nur deren Lehren
verkündet. Es steht aber nicht einmal und nirgendwo geschrieben, wie
ständig der Eindruck erweckt wird, daß der göttliche Menschensohn, der
alleinige HERR und das einzige HAUPT Seiner Kirche, Seine "Braut" mit
einer sentimentalen und blinden Liebe liebt oder zu lieben habe. Wer so
etwas offen oder versteckt behauptet, der lästert sowohl den heiligen
Geist Jesu Christi als auch den Geist der Wahrheit, den Heiligen Geist.
Deshalb kann der neue 'Katechismus' aber auch gar nichts "zu einer
neuen Blüte des Glaubens in unseren Diözesen beitragen", da sich in ihm
nur der berühmt-berüchtigte 'Geist des Konzils' reflektiert und
ausdrückt, der sich in der Konzils-'Kirche' gleichsam zementiert hat...
in einer für wahr monströsen "societas perfecta" eigener Art. Diese
greift tief in das konkrete Leben religiöser Menschen ein auf die
verschiedenste Weise, nicht zuletzt äußerst wirksam mit einer
zweckdienlichen Katechese, um ihre neue 'Heils-Botschaft' zu
untermauern, damit der "anfanghafte Glaube" auch der schon Erwachsenen
gedeihen und sich festigen möge. Zudem muß die Konzils-'Kirche', da sie
sich selbst als eine neue 'Kirche' versteht, nicht nur lehren (ob sie
will oder nicht), sondern sie muß auch den Anspruch erheben,
verbindlich zu lehren. Darüber hat der Vorsitzende der deutschen
'Bischofskonferenz' die Katholiken seines Herrschaftsgebietes nicht im
unklaren gelassen. Es ist darum notwendig, die unwahren Glaubenslehren
in diesem Katechismus aufzudecken und sie in ihren Ursachen und Gründen
zu erkennen, um nicht im biblischen Sinne den "Weg des Fleisches" zu
gehen. |