VON DEN LEIDEN UNSERES NÄCHSTEN
I. Zwangsscheidung in der sog. 'DDR'.
Zwangsscheidung - was ist das? Wer soll daran Interesse haben, daß eine
Familie auseinanderbricht, Kinder ins Heim kommen? Der DDR-Staat
praktiziert die ZwangsScheidung bereits seit Jahren. Eheleute mit
Kindern, die den DDR-Staat verlassen wollen und hartnäckig auf ihrem
Recht auf Ausreise bestehen, werden oft beide bzw. der Ehemann
verhaftet und zu Freiheitsentzug verurteilt. Nun beginnt die
Staatssicherheit ihr böses Spiel. Falsche Gerüchte werden verbreitet -
der Partner sei untreu geworden oder habe den Ausreiseantrag
zurückgezogen bzw. die Scheidung eingereicht und ähnliches. Halten die
Eheleute stand, so können sie in Abwesenheit geschieden werden und
erfahren davon erst Monate später. Dem DDR-Staat geht es darum, die
Ausreise wenigstens eines Teiles der Familie zu verhindern und vor
allem das Erziehungsrecht für die Kinder den politisch unzuverlässig
gewordenen Bürgern zu entziehen. Die Folgen dieser inhumanen Praktiken
sind für die Eltern und besonders für die Kinder katastrophal.
Harry Oertel, ein selbständiger Gastwirt, und seine Frau Gerda (25)
konnten das Leben in der DDR nicht mehr ertragen. Schikanen,
Bevormundungen, Bespitzelung nahmen kein Ende. Vergeblich suchten sie
nach einer legalen Möglichkeit, die DDR zu verlassen. Diese gab es
nicht. In ihrer Verzweiflung entschieden sich die beiden zu einer
Flucht im Kofferraum eines Wagens zusammen mit ihren beiden Kindern
Sven (2 Jahre) und Diana (5). Doch der Versuch scheitert. Sie werden
verhaftet und abgeurteilt. 3 Jahre und 9 Monate für Harry Oertel und 2
1/2 Jahre für Gerda. Das war im Jahre 1974. Über das Schicksal der
Kinder und deren Verbleib wurde den Eltern lange Zeit jegliche
Information verweigert.
Nach einigen Monaten teilte die Staatssicherheit dem im Zuchthaus
Cottbus eingesperrten Harry Oertel mit, daß seine Frau die Scheidung
eingereicht hat. Er ist verzweifelt und fordert eine Gegenüberstellung
mit seiner Frau. Acht Wochen voller Ungewißheit und Zweifel vergehen,
ehe er ins Zuchthaus Neustrelitz überstellt wird. Dort hält man seine
Frau gefangen. Die erste Begegnung nach fast einem Jahr. Quälende
Fragen: Wie sieht die arme Gerda aus? Was wird sie aussagen? Vier
Männer von der Staatssicherheit stehen um das Ehepaar herum, sie sind
sich ihrer Sache sicher. Doch es kommt anders! Gerda Oertel erklärt
ihrem Mann, daß sie niemals eine Scheidung beantragt hat. Das Gespräch
wird abgebrochen, Harry Oertel zurück ins Zuchthaus Cottbus
transportiert. Wieder vergehen Monate schwerer Arbeit und
Mißhandlungen, ohne daß der Gefangene Harry Oertel über seine Frau
etwas erfahren darf. Plötzlich heißt es: Frau Gerda Oertel hat die
Scheidung doch beantragt. Der verzweifelte Ehemann protestiert, legt
Berufung ein - dies wird nicht zur Kenntnis genommen.
Am 24. 11. 1975 überreicht man ihm eine schriftliche Einladung zur
öffentlichen Scheidungsverhandlung, die bereits drei Tage davor, am
21.11.1975 stattgefunden hatte. Im März 1976 kommt der endgültige
Bescheid: die Ehe ist geschieden, die Kinder sind der Mutter
zugesprochen. An diesem Tag ist für den Gefangenen Harry Oertel die
Welt zusammengebrochen. Er denkt an seine Kinder und die Frau. Was hat
sie alles durchgemacht, wurde sie auch so geschlagen wie er? Hat man
sie mit den Kindern erpreßt? Tagelang in der Dunkelzelle eingesperrt?
Harry Oertel hat dies nie erfahren können. Ihr Geheimnis nahm Gerda mit
ins Grab, denn im März 1983 schied die 35-jährige Frau unter
mysteriösen Umständen aus dem Leben.
Harry Oertel blieb in DDR-Haft bis Juli 1977 und wurde dann nach dem
Westen abgeschoben, ohne seine Kinder und seine zwangsgeschiedene Frau
(zu diesem Zeitpunkt war sie bereits aus der Haft entlassen) sehen zu
dürfen. Sofort begann er den Kampf um die Ausreise von Sven und Diana.
Wieder vergingen Jahre ohne Erfolg. Jeglicher Kontakt zu den Kindern
wurde unmöglich gemacht. Auf Umwegen erfuhr er, daß nach dem Tode der
Mutter die beiden wieder ins Heim kamen. Diana, die inzwischen 17 Jahre
geworden ist, mußte für Monate in eine Nervenheilanstalt.
Der Vater hat seine Kinder 12 Jahre nicht gesehen, aber er gibt nicht
auf. Er schreibt an Politiker, Bundesminister, den
DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker. Der DDR-Rechtsanwalt
Wolfgang Vogel antwortete am 3.2.1981: "Sehr geehrter Herr Oertel! Da
Sie für Ihre Kinder kein Erziehungsrecht haben, kann ich nicht helfen."
Vom "Erziehungsrecht" zu sprechen, nachdem man in Verletzung aller
Rechtsnormen die Familie zerstört hat, dem leiblichen Vater die Kinder
mit Gewalt weggenommen hat, ist eine Verhöhnung. Leider ist die hier
beschriebene Tragödie kein Einzelfall, aber nur selten berichten die
Massenmedien über solche Vorgänge. Scheinbar ist niemand für das
himmelschreiende Unrecht zuständig. Darum muß die "Internationale
Gesellschaft für Menschenrechte" (Kaiserstr. 72, 6ooo Frankfurt / M)
sich des Falles annehmen. Wir helfen Eltern und Kindern, zu ihrem Recht
zu kommen. Bitte helfen Sie uns helfen.
II. "Der Kampf geht weiter" in Namibia / Südwestafrika
Der Kampf soll weitergehen - so wollen es die SWAPO-Führer. SWAPO (eine
marxistische Guerilla-Organisation) kämpft für die Befreiung Namibias
und mißbraucht dabei die Frauen und Kinder ihres eigenen Volkes auf das
Grausamste. Flüchtlinge oder Reisende, die aus Namibia nach Botswana
und Sambia kommen, geraten in die Hände der SWAPO. Hilde Tjongarero,
eine 25-jährige Frau, berichtet, wie es ihr ergangeist: "Von Lusaka aus
brachten sie mich ins Lager von Nyango (Sambia), das die SWAPO "Health
anEducation Center" (Gesundheits- und Bildungszentrum) nennt. Nyango
ist offiziell ein Flüchtlingslager, aber es ist vor allem ein
Gefängnis. Es war für mich die Hölle auf Erden. Wir schliefen auf dem
nackten Boden und hatten keine Decken.
Es gab keine Toiletten, nur Erdlöcher in der Zelle. Als Frauen mußten
wir die Schwerstarbeit leisten. Wir sind wie Tiere gehalten worden,
viele sind an Hunger und Erschöpfung gestorben. In Nyango war
Prostitution völlig selbstverständlich. Du kannst zu einem
Lageroffizier nicht "nein" sagen. Wer neu im Laher war, hat sich
vielleicht noch gesträubt, dann wurde die Frau eben vergewaltigt. Ich
bin auch vergewaltigt worden, nicht nur einmal. Es gab 14- oder 16
Jahre alte Mädchen, die hatten Kinder von SWAPO-Offizieren.
Manche Frauen mußten sich mit vier oder fünf Kindern im Lager
durchschlagen. Das war eigentlich verrückt. Die Frauen sollten Kinder
auf die Welt bringen, aber im Lager konnte man sie gar nicht richtig
ernähren und versorgen. Später kamen dann Funktionäre ins Lager und
haben bestimmte Kinder für den Schulbesuch herausgepickt. Diese Kinder
sind dann mitgenommen worden in andere Lager der SWAPO, vielleicht auch
nach Angola."
Der ehemalige politische Kommissar der SWAPO Sakie Namutenja (38)
berichtet: "Die SWAPO schickte mich in das große Lager in der Provinz
Cuanza-Sul (Angola), in das sogenannte "Health- and Education Center".
Für die Frauen ist das Lager in Cunanza-Sul ein Gefängnis, in dem sie
so oft wie möglich schwanger werden sollen und Kinder zur Welt bringen
müssen. Das ist, wie soll man sagen, eine 'Zuchtfarm' für namibische
Kinder. Die Frauen werden regelrecht eingesperrt, sie haben keine
andere Wahl. Sie werden gezwungen, mit Männern der SWAPO zu schlafen.
Sie versuchen wegzulaufen und sich bei der lokalen Bevölkerung zu
verstecken, aber die meisten werden geschnappt. Das Essen besteht aus
Maismehl und Trockenfisch, manchmal gab es Reis. Wirklich schlimm sind
die hygienischen Verhältnisse. Im Lager treten oft Malaria und andere
Krankheiten auf. Sehr viele Kinder sind gestorben. Die Frauen im Lager
haben kein Recht über ihre Kinder. Die SWAPO bestimmt über ihre
Erziehung. Das System sieht so aus: Bis zum Alter von drei Jahren
dürfen die Kinder bei ihrer Mutter bleiben. Dann werden sie der Mutter
weggenommen und kommen in das Kinderlager von Talatado. Noch bevor sie
lesen und schreiben können, werden die Kinder im Sinne der SWAPO
politisch erzogen und lernen den bedingungslosen Gehorsam. Für die
Mütter ist die Trennung eine schlimme Sache, weil sie ihre Kinder oft
nie wiedersehen. Die Frauen sind der SWAPO ausgeliefert, sie können nur
weinen. Nach der Schulzeit, mit ungefähr 15 Jahren, erhalten die
Jugendlichen ihre militärische Ausbildung als Guerillas. Viele werden
aber auch als Kinder zur politischen Schulung ins Ausland geschickt,
vor allem nach Kuba. Als ich in Angola war, sind 16oo Kinder aus den
SWAPO-Lagern nach Kuba gebracht worden." (Weitere Zeugenberichte hat
die IGFM in einer Dokumentation zusammengestellt.)
Eine Befreiungsbewegung, die auf brutalste Art die Rechte und Würde
ihrer Landsleute verletzt, kann keine Befreiung bringen - nur eine noch
schlimmere Unterdrückung. Daß es sich um eine schwarze Unterdrückung
handelt, macht sie nicht menschlicher. Die IGFM setzt sich für die
Rechte der schwarzen und die Rechte der weißen Menschen in Afrika ein.
Nicht gegeneinander, sondern miteinander führt in die Zukunft. Adresse
der IGFM:Kaiserstr. 72, D - 6ooo Frankfurt a.M., Postfach 2965.
Spendenkonto: IGFM Deutsche Sektion e.V. Postgiokt Nr. 9858-6o9,
Postgiroamt Frankfurt/M.
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DIE LEIBLICHEN WERKE DER BARMHERZIGKEIT:
1. Die Hungernden speisen;
2. die Durstigen tränken;
3. die Nackten bekleiden;
4. die Fremden beherbergen;
5. die Gefangenen erlösen;
6. die Kranken pflegen;
7. die Toten begraben.
(Außerdem u.a.: Lebensrettung, Unterstützung mit Geld, Hilfeleistung bei Unfällen u.a.) |