VON "WILDEN MESSEN" ZUR "LEEREN HÖLLE"
von
Erich Becker
"Es ist nicht alles Gold, was glänzet, lieber Sohn, und ich habe
manchen Stern vom Himmel fallen und manchen Stab, auf den man sich
verließ, brechen sehen". (M. Claudius) Es ist wirklich nicht alles
Gold, was glänzt, und auch mancher ehemals leuchtende Stern am
gelehrten Theologenhimmel verliert seinen Glanz, wenn er die Bahn
göttlicher Offenbarung verläßt und die schwankenden, morastigen Pfade
menschlicher Spekulation betritt. - "Die Hölle existiert, doch niemand
kann sagen, wer und wieviele dort sind - sie könnte auch leer sein." So
Hans Urs von Balthasar, bekannter Schweizer Theologe, im Juli 1984 nach
der Verleihung eines "Paul VI. Preises" (!) in Rom. - Wie kommt der
Mann zu diesem Schluß? - wahrscheinlich durch: "pro omnibus". Wenn das
nun selbst keine Spekulation, kein theologischer Wechselbalg sein soll,
unwürdig eines gläubigen Katholiken, was hier untergeschoben werden
soll, wie läßt sich eine solche Kritik rechtfertigen?
"Weit ist die Pforte und breit der Weg, der ins Verderben führt, und
viele sind es, die da hineingehen." (Mt. 7,13) Hat das niemand gesagt?
Erinnern wir uns: schon im Jahre 1977 sprach der gelehrte Theologe
Balthasar in einem Vortrag in St. Gallen von "wilden Messen" und meinte
damit die hl. Messen, die von aufmerksamen Katholiken aufgesucht
wurden, welche den sog. "Novus ordo" als zweifelhaftes Machwerk
ablehnten. Der Vortrag hatte als Thema die "Voraussetzung einer
Geisteserneuerung". Die abwertende Taxierung der hl. Messe als "wild",
war ganz gewiß keine Vorgabe geistlicher Erneuerung.
Und nun führte der neue 'Geist' geradewegs und fast folgerichtig von
den "wilden Messen" zur Annahme einer "leeren Hölle". Die Entfernung
bis zur Kreuzung, wo man dann "Abschied vom Teufel" nimmt, ist ohne
Maßband meßbar. Die seit Roncalli durchgehaltene widerchristliche
Losung "alle Menschen sind von Geburt an durch Christus erlöst", die
Umwandlung des "für viele" in "für alle", die Sinnverdrehung von Apg.
2,4 ("Alle wurden mit dem Heiligen Geiste erfüllt" - Wojtyla), sind
Durchbrüche zur "leeren Hölle". Wer wie C. Wojtyla die Mitwirkung des
Hl. Geistes im Glauben aller Religionen beteuert, also auch bei
Schlangenanbetern und bei Verehrern göttlicher Mistkäfer am Werke
sieht, verführt zu Aufstellungen wie die über eine fragwürdige Hölle.
Das unumstößliche Faktum der Hölle, der ewigen Verdammnis ist aber von
Christus häufig bezeugt. Und damit wird das Gerede von der "leeren
Hölle" zum leeren Geschwätz, mehr noch, zu einem gefährlichen
Schwindel, der die Menschen zu Leichtsinn und Sorglosigkeit verleitet,
so wie jene gewissenszerstörende Devise Luthers: "Sündige tapfer, aber
glaube noch tapferer".
Der treue und nüchterne Katholik verfolgt mit Trauer (und Zorn) den
Zerfall solcher (him)rissiger Säulen, das Brechen so manchen Stabes,
auf den man sich verlassen zu können glaubte. Hier wird ihm aber die
schmerzliche Tatsache erneut offenkundig, daß, wer im Verbund der neuen
konziliaren Gemeinschaft verbleibt, auch den genuin katholischen
Glauben verliert. Da werden dann auch bekannte Theologen zu geborstenen
Pfeilern, ja zu subtilen Irrlehrern. Der wachsame Katholik hat es von
vorneherein abgelehnt und wird sich auch nie daran "gewöhnen (in
deutlichem Gegensatz zu den Redakteuren des FELS), daß modernistische -
oder auch als verläßlich angesehene Theologen versteckt und offen die
Lehre des Glaubens über die letzten Dinge leugnen". (FELS Nr.9/ 84)
Eine leere Hölle? Christus bestätigt das Gegenteil! "Ich will euch
zeigen, wen ihr fürchten sollt: Fürchtet den, der nach dem Tode die
Macht hat, euch in die Hölle zu stürzen." (Lk. 12,5) "Du bist Lehrer in
Israel und verstehst das nicht? Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: wir
reden, was wir wissen, und bezeugen, was wir gesehen haben. Aber ihr
nehmt unser Zeugnis nicht an!" (Joh. 3,11)
Wenn es schon auf dieser Welt Menschen fertig bringen, die Hölle mit
Unschuldigen zu 'überfüllen' (in den Konzentrationslagern), wie könnte
es im Jenseits eine leere Hölle geben? Doch solche Vergleiche sagen
wenig. Was gilt, sind die Worte Christi, die er vom Gericht, von der
ewigen Verdammnis und der wirklichen, erfahrbaren Hölle zu uns
gesprochen hat: weil es "eine Sünde, eine Gerechtigkeit und ein Gericht
gibt" (Joh. 16,8). (...) Daß es eine Hölle gibt, die auch "leer sein
könnte", gehört in die Sammlung der neuen nachkonziliaren
'Erkenntnisse', zu denen sich auch Rahners "unverlierbares Heil für
alle" und das "für alle" im sog. 'NOM' gesellt. - Dagegen steht:
"Hinweg von mir, ihr Verfluchten, ins ewige Feuer, das dem Teufel und
seinen Engeln bereitet ist!" (Mt. 25,41) |