MITTEILUNGEN DER REDAKTION
München, am Vortage des Festes der Apostelfürsten Petrus und Paulus
Verehrte Leser,
vor kurzem mußten wir zur Vorlage beim Finanzamt eine Aufstellung der
Ausgaben und der Spendeneinnahmen vornehmen. Für mich erstaunlich und
erfreulich dabei war, daß trotz der deprimierenden Situation, die für
viele schon alle Anzeichen der Trostlosigkeit an sich trägt, das
Spendenaufkommen in etwa gleich geblieben ist, d.h. daß das Interesse
an unserer kirchlich-religiösen Arbeit ungebrochen anhält. An dieser
Stelle sei deshalb einmal ganz herzlich all jenen gedankt, die uns -
teilweise sehr hochherzig - ihre Unterstützung zuteil werden lassen.
Besonders sei auch denen gedankt, die für die Durchführung unserer
Aufgaben Gottes Hilfe und Segen erflehen.
Gestatten Sie mir bitte, daß ich mich im Rahmen dieser "Mitteilungen",
die eher den Charakter von internen Auslassungen denn den einer
offiziellen Erklärung haben, mit einem Problem an Sie wende, welches
mir schon länger auf den Nägeln brennt. Nicht wenige der Leser
beurteilen die Erlaubtheit der Bischofsweihen, die Mgr. Ngo-dinh-Thuc
zur Erhaltung der apostolischen Sukzession gespendet hat, an den
"Früchten", die durch sie hervorgebracht wurden. Und wenn man sich
heute fragt: Hat der Widerstand durch diese Weihen an Schlagkraft
gewonnen? Ist die Seelsorge verbessert worden? Herrscht unter den
Gläubigen Einheit und Disziplin? Hat man etwa versucht, verlorenes
Terrain zurückzugewinnen, d.h. hat man begonnen, die Sichtbarkeit und
Hohheit der Kirche wieder aufzubauen? Auf all diese Fragen muß man mit
einem glatten "Nein" antworten.
Auf der einen Seite kann man zwar durch geduldige Aufklärung und
gezielte Information den einen oder anderen zu bestimmten Einsichten
führen, manchen werden vielfach die Fehlpositionen der Reformer und
ihrer traditionalistischen Helfer à la Lefebvre immer offenkundiger,
andererseits sind wir selbst aber unfähig, diesen Gläubigen eine
geistige Heimat zu gewähren. Warum das so ist? In vielen Fällen mangelt
es an wirklicher Kooperationsbereitschaft, besonders unter den
Klerikern, die teilweise persönliche Interesse in den Vordergrund
schieben. Das gilt leider auch für die neuen Bischöfe, die sich
gegenseitig belasten. Ich komme eigens auf diese Tatsachen zurück, weil
bestimmte Verdächtigungen ausgestreut worden sind, die besonders
lähmend wirken, die man aber besser ausräumt als vertuscht. Und gäbe es
in der Spitze Einheit, würde sie sich nach unten hin auch realisieren
lassen.
In Amerika machen sich besonders Mgr. Musey und Mgr. Vezelis
gegenseitig Vorwürfe, die ihre persönliche bzw. kirchliche Integrität
betreffen. Mgr. Altenbach soll vor seiner Weihe mit Obskuranten und
Schismatikern zusammen gearbeitet haben. Träfe das zu, würde die Kirche
ihn verurteilen, ähnlich wie Mgr. Storck, von dem mir nicht bekannt
ist, daß er seine Verfehlungen inzwischen öffentlich bedauert hat. In
Mexiko wird die Seelsorge ebenfalls durch Zwist zwischen Mgr. Zamora
und Mgr. Carmona belastet. Und Mgr. Guerard des Lauriers muß sich
fragen lassen, warum er einen Priester zum Bischof geweiht hat, obwohl
er von seinem Mitbruder Bischof Vezelis darüber unterrichtet worden
war, daß der Kandidat mit Weihehindernissen behaftet war. Die Folge all
dieser Dissonanzen ist das völlige Fehlen einer einheitlichen Pastoral.
Jeder bildet seine eigene Anhängerschaft (mit erheblich sektiererischen
Tendenzen). Die bei (und zwischen) den Bischöfen aufgetauchten Probleme
müssen in einer allgemein akzeptablen Form gelöst werden, wobei es mir
sehr wichtig erscheint, daß dabei die Würde des Amtes und der Person
gewählt bleiben.
Es ist Ferienzeit. Da haben wir Gelegenheit, uns zu besinnen... und zu
beten, daß Gott sich unserer erbarme, besonders aber jener, die durch
unser Verhalten abgeschreckt, den Weg zur Kirche nicht zurückfinden.
Ich wünsche Ihnen eine erholsame Zeit.
Ihr Eberhard Heller
VERSTORBEN SIND:
Frau Lucia Thiel aus Frankfurt / M. Anfang Mai im Alter von 67 Jahren;
Frau Leopoldine Apfelthaler aus Krems / Österreich (sie hat sowohl den
Freundeskreis der Una-voce-Gruppe Maria als auch den Convent Pius VI.
regelmäßig unterstützt); am 9. Juni starbe im Alter von fast 71 Jahren
Frau Katharina Boehlen aus Inden bei Aachen; am 2o. Mai wurde ebenfalls
Herr Gabriel Chabot aus Lausanne / Schweiz von Gott in die Ewigkeit
abberufen. Beten wir, daß Gott sich der Seelen der Verstorbenen erbarme
und ihnen den ewigen Frieden schenken möge. R.i.p.
HINWEIS AUF ZWEI BÜCHER:
1.) Goritschewa, Tatjana: "Die Rettung der Verlorenen" Wuppertal (Brockhaus) 1982.
2.) Goritschewa, Tatjana: "Von Gott zu reden ist gefährlich" Freiburg (Herder)1984.
Beide Bücher wurden den Lesern schon durch zitierte Stellen aus ihnen vorgestellt.
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REDAKTIONSSCHLUSS: 29.6.1985.
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HL. MESSE IN ST. MICHAEL, WESTENDSTR. 19,'MÜNCHEN: SONN- UND FEIERTAGS
JEWEILS UM 9 UHR, AN BESTIMMTEN WERKTAGEN UM 9,3O UHR; VORHER BEICHTE.
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KORREKTUR:
Im Dezember-Heft der EINSICHT von 1984 ist uns ein gravierender Fehler
unterlaufen, auf den uns kürzlich H.H. P. Groß dankenswerterweise
aufmerksam gemacht hatte: S.123 heißt es von der Inkarnation Gottes:
"Wir glauben, daß dieser Körper und diese Seele im Augenblick der
Erschaffung dem ewigen Wort Gottes einverleibt worden war, derart, daß,
wenn auch verschieden, die göttliche und menschliche Natur nicht zwei
Naturen bildeten, sondern eine einzige, die Person des Gottessohn." Es
muß natürlich heißen - wie es auch im Originaltext richtig von Mgr.
Cannona formuliert wurde -: "... die göttliche und menschliche Natur
nicht zwei Personen bildeten, sondern eine einzige, die Person des
Gottmenschen." Wir bedauern, daß durch dieses Versehen, welches wir die
Leser zu entschuldigen bitten, der Eindruck entstehen konnte, Mgr.
Carmona verträte den häretischen Monophysitismus. (Im Original: "... no
forman dos personas, sino una solo, la persona del Hijo de Dios.") Wir
sind unseren Lesern sehr verbunden, wenn sie uns in ähnlichen Fällen,
die wir uns zwar alle Mühe geben sie zu vermeiden, auf Fehler
theologischer Art aufmerksam machen. E. H. |