"SCHADE, JAMMERSCHADE..."
In seinem neuesten Rundbrief (vom 14.6.85) bedauert H.H. Pfarrer Milch,
daß glaubenstreue Katholiken ihn in grundsätzlichen Dingen nicht um
seinen Rat fragen: "Schade, jammerschade, daß Nachgeborene des
Widerstandes sich in diesen Dingen eigene Ansichten anmaßen und mit
lächerlich-herablassender Gebärde die 'Ausgewogenen' spielen - Leute,
die mich fragen sollten, wenn es um grundsätzliche Dinge geht. Aber das
läßt offenbar ihre 'Demut' nicht zu."
Ist es wirklich "jammerschade", Pfr. Milchs Überlegungen zu ignorieren
und der eigenen Einsicht (die n.b. mit der Lehre der Kirche
koinzidiert) zu vertrauen? Mit folgendem Passus im gleichen Rundbrief
empfiehlt er sich als 'katholischer' Vordenker in "grundsätzlichen
Dingen":
"Und d i e s e UNSERE Kirche wird offiziell repräsentiert von
Irreführenden und Irregeführten. Ihr ganzer, jawohl GANZER offizieller
Raum ist so abstoßend, so entstellt, (...) daß uns der offizielle Raum
der Kirche, die unser Ein und Alles ist, nichts angehen darf, b i s d i
e Wende kommt. Es könnte jemand einwenden: 'Aber die Kirche ist doch
wesenhaft sichtbar - also gehört auch der offizielle Raum, das
offizielle Gebaren wesenhaft zur Kirche.' - Das ist ein Trugschluß. Die
Sichtbarkeit der Kirche besteht in der Tatsache gültiger Sakramente, in
der leiblichen Existenz der Hierarchen (Papst, Bischöfe, Priester), im
feststellbarerweise überlieferten Glaubensgut, in der Heiligen Schrift
und in den Dogmen. Aber diese sichtbaren Elemente bzw. die Elemente der
wesenhaften Sichtbarkeit der Kirche sind nicht der offizielle Raum. Der
offizielle Raum ist das wahrnehmbare WIE der Handhabung, Darstellung
und Vorführung der vorgegebenen sichtbaren Elemente, die - in sich
gültig - real existieren, deren Existenz aber von ihren Sachwaltern
bzw. deren Drahtziehern mißbraucht wird. Dieses WIE der Handhabung und
des Gebarens ist der offizielle Raum. Und da wir als treugebliebene
katholische Christen mit diesem WIE nichts zu tun haben dürfen, darf
uns eben der offizielle Raum nichts angehen - und zwar nichts an diesem
Gebaren".
Muß man auf diese theologischen Ungeheuerlichkeiten noch eingehen? Ich
weiß, etliche lassen sich noch immer von dem Wortgeklingele überfahren.
Diesen möchte ich die Behauptungen von Pfr. Milch in ein verständliches
Beispiel übertragen: Jemand ist zum General ernannt worden, verrät sein
Vaterland und läuft mit seinen Divisionen zum Feind über. Hat sein
Verrat, d.i. seine verräterische Amtsführung, etwas mit seiner
legitimen Amtsinhabe zu tun? Keineswegs! Das ist ein Trugschluß! Und
wenn er dann seinen Leuten befiehlt, ihre Waffen auf diejenigen zu
richten, die ihrem Vaterland treu geblieben sind? Soll man dann immer
noch vor ihm stramm stehen und salutieren? Selbstverständlich! Denn
auch wenn wir von Verrätern erschossen werden, geht uns das - so der
'Vordenker' und 'Lenker' Milch - gar nichts an.
Eberhard Heller |