"Es IST VOLLBRACHT"
- KARFREITAG -
von
Gloria Riestra
Er rief mich bei Seinem Hinscheiden....
als Gewand reicht aus der Strom Seines kostbaren Bluts,
das hervorquoll aus dem Glutofen der Sühne.
Sanft flössen seine Tränen herab;
beim Enthüllen Seines Blickes schien selbst die Sonne verloren.
Im Schwellen der schmerzgequälten Brust
ließ Sein unergründliches Herz Seine unendliche Liebe weiterbeben;
die Schulter gebrochen, dort, wo das Holz Er schleppte,
der ganzen Welt Last vereinigte dort ihre Schwere.
Er rief mich bei Seinem Hinscheiden - kein Wort wurde gesprochen;
es war auch nicht nötig, denn klar zeigte der Blick,
der meine Seele in unaussprechlicher Tiefe durchdrang, Seine Absicht:
ein Blick, wie ein Schwert, das mich durchstach,
hielt mich einen Augenblick in Spannung.
So wie im Schatten der Sichel das reife Korn erzittert
so tat's mein sündig Fleisch vor Ihm,
der einen bitteren Kelch ergriff, um einen Tropfen mir zu reichen -
ihn in meiner Obhut zu belassen, worum am Freitag ich Ihn bat.
Sein Blick, der nach Antwort verlangt, bezwang meine Trauer,
in Licht verwandelte sich wieder meine Finsternis,
was ich verlor, ich fand es wieder.
Ich las in Ihm den Preis für den Wahnsinn dieser Welt,
meine Angst verwandelte Er in Mut, Freude und Glück,
indem ich rief: Ja!... und ich nahm mein Kreuz von Ihm.
(aus dem Gedichtband "Die ruhige Nacht";
übers. E. Golla)