REV.FR. MCKENNA ZUM BISCHOF GEWEIHT
Am 22. August 1986 wurde Rev.Fr. Robert Maria McKenna / USA, neben Fr.
Vida Elmer Herausgeber von CATHOLICS FOREVER, von Mgr. Guérard des
Lauriers in dessen Kapelle in Raveau / Frankreich zum Bischof geweiht,
ohne Assistenz eines Co-Konsekrators. Selbst der von Mgr. Guérard des
Lauriers vorher geweihte Mgr. Dr. G. Storck / München war bei der
Weihehandlung nicht anwesend. Als bekannt wurde, daß diese Konsekration
beabsichtigt war, bat Mgr. Vezelis OFM / USA brieflich, Mgr. Guérard
d.L. möge von seinem Vorhaben Abstand nehmen.
Die Weihehandlung wurde von Mgr. Guérard des Lauriers OP nur unter der
Bedingung vollzogen, daß Fr. McKenna sane theologischen Thesen
akzeptiert. Ähnlich wie bei der Konsekration von Mgr. Storck am 3o.
April 1984 gab Mgr. Guérard eine Erklärung heraus, die in den
SAKA-Informationen vom Oktober 1986 erschien und die wir in der
Übersetzung von Christian Jerrentrup wiedergeben:
"STAT OBLATIO MUNDA, DUM VOLVITUR
PSEUDO-ECCLESIA (ES BLEIBE DAS REINE OPFER, DERWEIL DIE PSEUDO-KIRCHE
HERABGESTÜRZT WIRD), DAMIT BIS ZUM ENDE ALLER ZEITEN DIE MISSIO, DIE
DAS GÖTTLICHE WORT, WELCHES FLEISCH ANNAHM, GEGEBEN HAT, UNVERÄNDERT
FORTBESTEHE.
Um diese Absicht zu verwirklichen, werde ich am Freitag, dem 22. August
1986, am Fest des Unbefleckten Herzens Mariens, in Raveau dem H.H. P.
Robert Marie Fidelis McKenna, Dominikaner, die Bischofsweihe spenden,
wobei ich - mit Ausnahme des 1. Teiles, der angesichts der formellen
Vakanz des apostolischen Stuhles aufgrund von Epikie entfällt - das
Pontifikale Romanum verwenden werde.
Außerdem ist diese Zermonie aus der Natur der Sache öffentlich. Ich
danke den Priestern und Gläubigen, die durch ihre Anwesenheit ihre
Wertschätzung zum Ausdruck bringen und die durch ihre Arbeit diese
Weihe ermöglichen. Im einzelnen: Sowohl der konsekrierende Bischof
(Guérard des Lauriers) als auch der konsekrierte Bischof (McKenna)
verbürgen sich vor Gott jeder persönlich und auch solidarisch:
1. - sich der Konsekration zum
Bischof nur zu bedienen, um die Missio fortzusetzen, d.h. gültig
sämtliche Sakramente zu verwalten (zu Gunsten aller Gläubigen, die es
legitim wünschen) und nicht eine Pseudo-Sessio zu errichten, indem sie
irgendeinen Titel hinsichtlich einer gewöhnlichen Jurisdiktion
beanspruchen, den sie, wie sie erklären, nicht besitzen. (Vgl. BOC
Nr.84 vom Okt. 1983, S.19-24; wiedergegeben in SAKA-Informationen, 9.
Jahrg. Nr.l, S.5 f. und Nr.2, S.lo f.) Mit anderen Worten, P. McKenna
und ich werden uns in keiner Weise dazu hergeben, eine Strömung zu
unterstützen, ja nicht einmal, sie offen zu bekämpfen, wenn dies nötig
sein sollte, die immer noch latent da ist und stärker wird und die man
als 'Konklavismus' bezeichnen könnte. Diejenigen, die diese Richtung
vertreten oder unterstützen, sind in Amerika Mgr. Musey und Mgr.
Vezelis, die in Amerika eine öffentliche Anerkennung ihrer Jurisdiktion
fordern, und in Deutschland die Gruppe um die Zeitschrift EINSICHT. Sie
zielen darauf ab, durch gewisse konvergierende Vorgehensmaßnahmen so
etwas wie ein 'Mini-Konklave' herbeiführen-zu wollen, dessen Gewählter
ipso facto das Haupt der streitenden Kirche ist, zumindest in der
Erwartung und dann tatsächlich in Aktion. Wir sagen nein zum
Konklavismus: einerseits, weil Wojtyla, wenn auch nur materialiter,
immer noch augenscheinlich und unglücklicherweise materialiter Papst
ist. Und wir sagen andererseits nein zum Konklavismus, weil -
formaliter und simpliziter gesprochen - es in der Kirche eine Sessio
nur von Christus her gibt (d.h.: nicht von der Kirche, sondern von
Christus). Nein zum 'una cum1: das ist die Reinerhaltung der Missio,
die ihren Höhepunkt in der Reinerhaltung der oblatio munda findet. Nein
zum 'Konklavismus': das ist die verzweifelte Rettung der
Jungfräulichkeit der Sessio, in der respektvollen und gespannten
Erwartung, daß Jesus selbst seiner Kirche einen Papst schenken wird.
2. - sich sowohl in der Lehre
des Dogmas als auch in der Moral und Katechese der Gläubigen immer nach
der Lehre des hl. Thomas zu richten, sowie dies immer von der Heiligen
Kirche empfohlen worden ist ("Aeterni Patris").
3. - sich unbedingt dem Urteil
zu unterwerfen, das über sie der Stellvertreter Christi sprechen wird,
sobald die Wiederherstellung der Hierarchie in der Kirche erfolgt ist.
4. - was die gegenwärtige Lage
anbelangt, den Lefebvrismus bei jeder sich bietenden Gelegenheit
kategorisch abzulehnen, da er radikal doppelzüngig ist und in eine
Häresie mündet. Diese besteht unter anderem darin, die Unfehlbarkeit
des Lehramtes nur dann zuzugestehen, wenn der Papst "ex cathedra"
spricht. Das heißt also, die Unfehlbarkeit des allgemeinen Lehramtes zu
leugnen, die jedoch besonders von Vatikanum I kategorisch bekräftigt
wird, nämlich als ein Dogma, welches die Gläubigen mit "göttlichem und
katholischem" Glauben annehmen müssen.
Der Konsekrator und der Konsekrierte erinnern daran, daß gemäß des
Dekretes Pius XII. (AAS vom 21.5.1945) ein Konsekrator allein genügt,
um die Gültigkeit (der Weihe) zu sichern. Die beiden anderen Bischöfe
sollen, falls anwesend, sämtliche Gebete mitsprechen. Sie sind dann
"Co-Konsekratoren". (Zu der Spendung der Bischofsweihe an Mgr. McKenna
vgl. auch die von ihm herausgegeb. Zeitschrift CATHOLICS FOREVER Nr.49
vom Oktober 86, in der der neue Bischof die Feierlichkeiten und die
Begleitumstände näher beschreibt.)
ANMERKUNGEN:
Die hier vorgetragenen Thesen entsprechen im wesentlichen denen, die
Mgr. Guérard des Lauriers OP schon bei der Konsekration von Mgr. Storck
formuliert hat. Sie sind erweitert in Punkt 1., wo der
Dominikanerbischof den Bischöfen"Musey und Vezelis und der EINSICHT auf
Grund widerrechtlich angemaßter Jurisdiktion "Konklavismus" vorwirft,
und enthalten einen neuen Punkt 4., in dem die Ablehnung des
häretischen Lefebvreismus kategorisch gefordert wird. Zur Kritik an der
gemeinsamen Erklärung von Konsekrator und konsekriertem Bischof vgl.
man deshalb auch EINSICHT Nr.3 vom August 1984, S.72 f. Da aber vielen
Lesern dieser Text nicht zugänglich ist, möchte ich meine Stellungnahme
zu der gemeinsamen Erklärung von Mgr. Guérard und Mgr. Storck, die ja
auch den größten Teil der vorliegenden betrifft, kurz wiederholen bzw.
zugleich auch ergänzen:
zu 1.: Die Spendung der Sakramente ist abhängig von der Beauftragung
durch die Kirche. Um es in der Terminologie von Mgr. Guérard des
Lauriers zu sagen: die Fortführung der Missio ist abhängig durch das
Mandatum der wahren Kirche. Berücksichtigt man diese Dependenz nicht,
landet man im Schisma oder im Sektierertum. Unter den heutigen
Umständen übt man die Missio nur dann legitim aus, wenn man die
Wiederherstellung der Sessio aktiv betreibt oder sie zumindest
intendiert. Doch genau das wird von Mgr. Guérard strikt abgelehnt.
Damit schließt er sich, ebenso Mgr. Storck und Mgr. McKenna eo ipso aus
dem Lager des aktiven kath. Widerstandes aus. Die hier gezeigte Haltung
endet - absichtlich oder unabsichtlich - notwendigerweise im
Sektierertum. - Die EINSICHT hat nie vertreten, daß die neuen Bischöfe
eine normale Jurisdiktion besäßen - hier unterstellt Mgr. Guérard eine
Position, die wir nie behauptet haben. Wir haben aber immer, d.h. seit
dem ersten Heft der EINSICHT im Jahre 1971 die Restitution der Kirche
und der kirchlichen Hierarchie ins Auge gefaßt, und die letzte Serie zu
diesem Thema soll gerade die Möglichkeiten! diskuitieren, wie diese
Wiederherstellung der Hierarchie bwerkstelligt werden kann. Guérards
Einstellung beruht auf der monströsen Annahme, Mgr. Wojtyla sei noch
materialiter Papst - jener Wojtyla, der in Assisi eifrigst die
Welt-Einheits-Religion praktiziert! Der Herausgeber der
SAKA-Informationen hat in seinem Kommentar nichts besseres zu tun
gehabt, als gegen diejenigen, die sich um die Wiederherstellung der
Sessio bemühen (wenigstens die Möglichkeiten dazu , erruieren),
entrüstet den Finger zu erheben - der gleiche! Herr, der noch vor zwei
Jahren bezüglich der These vom materialiter Papsttum Wojtylas
schriftlich äußerte, man könne sie "vergessen". Mgr. Guérard des
Lauriers Lösungsversuche der Krise - entweder Wojtyla würde sich
bekehren oder Christus selbst würde der Kirche einen neuen Papst
schenken - sind a) illusionistisch und entbehren b) jeder theologischen
Begründung.
zu 2.: Dieser Satz besagt
(hoffentlich!) nicht, daß sich das Dogma und die Moral der Kirche nach
dem hl. Thomas richten muß, sondern daß die Dogmen und die Moral nach
dem Aquinaten interpretiert werden sollen. Abgesehen, daß dies eine
unstatthafte Verkürzung der theologischen Sicht wäre, wie soll man aber
die Dogmen interpretieren, die nach dem hl. Thomas formuliert wurden
und zu denen der Kirchenlehrer naturgemäß keine Interpretation liefern
konnte.
Aber abgesehen von der Kritik an einzelnen Aussagen finde ich es
grundsätzlich unverantwortlich, ja sogar vermessen, daß Mgr. Guérard
die von ihm konsekrierten Mit-Bischöfe "vor Gott" auf Thesen
verpflichtet, die
a) der Bulle "Cum ex apostolatus" von Paul IV., die
b) den Kirchenlehrern, besonders der Lehre des hl. Bellarmin und des hl. Cajetan, die
c) dem CIC widersprechen und die nur seine persönliche Meinung darstellen.
Eberhard Heller |