DIE ABBITTE IN MAROKKO
von
Rev. Fr. J. Vida Elmer
(aus: CATHOLICS FOREVER, Okt. 1985; übers, von Eugen Golla)
Am 19. August 1985, während seines kurzen Besuches in Marokko, machte
Johannes Paul II. das Angebot, einen katholisch-islamischen Dialog
aufzunehmen. Er forderte beide Religionen dringend dazu auf, "unsere
alten Kleider abzulegen" und der Jahrhunderte alten Feindschaft ein
Ende zu bereiten. Im Sportstadion von Casablanca sagte er zu 80000
jungen Marokkanern: "Wir Christen und Moslems haben im allgemeinen
versagt, einander zu verstehen und in der Vergangenheit gerieten wir
miteinander in Konflikte und erschöpften uns in Erörterungen und
Kriegen." Und: "Ich glaube, Gott lädt uns heute ein, unsere alten
Kleider abzulegen."
Diese kurzen Zitate decken verschiedene Dinge in der Seele des Sprechers auf:
1. Der Ton der ganzen Rede behandelte beide Religionen als gleichberechtigt;
2. der Ausdruck "in der Vergangenheit" ist eine Umhüllung für die
Geschichte des Jahrhunderte alten Kampfes um Leben und Tod in der
Verteidigung des katholischen Glaubens und verharmlost diesen Kampf
durch die Behauptung, daß er das Resultat von Mißverständnissen war,
was eine Entschuldigung von seiten der katholischen Kirche erfordern
würde.
In dieser 'Vergangenheit' mußte das christliche Europa einen langen und
mörderischen Krieg gegen das mohammedanische Imperium, welches sogar
die Existenz der Christenheit bedrohte, führen. Ohne diese Kriege,
Opfer und Siege gäbe es heute kein christliches Europa (oder Amerika)
mehr.
Aber Johannes Paul II. muß sich für gerade diese Vergangenheit
entschuldigen. Hat er so die wahre katholische Kirche in Marokko
verkörpert? Von Beginn an war die katholische Kirche, aufgefordert
durch den Auftrag Unseres Herrn und durch die glühende Liebe zur
Rettung der Seelen, eine Missionskirche.
Christus befahl: "Geht hin in alle Welt und verkündet das Evangelium
aller Kreatur! Wer glaubt und sich taufen läßt, wird gerettet, wer aber
nicht glaubt, wird verdanmfi' (Mark. 16,15 f.) Dieser Befehl ist auch
die Grundlage für das katholische Dogma, welches besagt, daß es
außerhalb der Kirche kein Heil gibt.
Es war kein "Dialog", sondern dieser missionarische Eifer, welcher die
Kirche weltweit verbreitete und Billionen Seelen für den Himmel
rettete. Inzwischen brachte er den Völkern der Dritten Welt
Zivilisation, Wissen und höheren Lebensstandard. (...)
Nun, in Marokko war die sog. 'Konzilskirche' angetreten. Und es ist
eben eines der Zeichen dieser angeblichen 'Kirche', daß sie keinen
missionarischen Eifer mehr kennt. (...) Sie ist nicht im Besitz der
wahren Wertung zeitlicher und ewiger Güter. Sie denken deshalb etwa wie
folgt: "Wenn wir mit den nicht-katholischen Völkern einen Dialog haben
und infolge der Verwässerung der katholischen Lehre die Koexistenz
erreichen können, warum sollen wir sie dann durch die Verkündigung der
eigentlichen Wahrheit belästigen und sie dazu drängen, die göttliche
Wahrheit in der Kirche zu suchen ( ...) . " Ohnehin sagte ja Johannes
Paul II., den "Geist Christi hält nichts davon zurück, auch (andere
Kirchen) als Mittel des Heiles zu benützen". (Vgl. Catechesi tradendae
32, Okt. 1979.) Nachkonziliarer Auffassung hätten also Millionen von
Christen ihr Leben durch das Angebot eines "Dialoges" mit den
Ungläubigen (anstelle der Verkündigung des Evangeliums Christi) retten
können.
Als Unser Herr Sein Evangelium verkündete und auf die Notwendigkeit
wahrer Bekehrung hinwies, war SeineAbsicht nicht, einen solchen
falschen Frieden in einer Welt von ungestörter Immoralität, heidnischem
Aberglauben, Kannibalismus, Satanskult usw. aufzurichten. (...) Er
sagte ausdrücklich: "Wenn Ich aber durch den Finger Gottes die Dämonen
austreibe, so ist ja das Reich Gottes schon zu euch gekommen." (Luk.
11,2o) Und bei einer anderen Gelegenheit warnte Er: "Denkt nicht, daß
ich gekommen bin, Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht
gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert." (Matth. lo,34.) Das
ist also die Weisung Christi.
Und was können wir in der sog. 'Konzilskirche' beobachten? Man
entschuldigt sich für das missionarische Werk der Vergangenheit. Man
leistet Abbitte für die Existenz des Christentums bei einer
Bekenntnisgemeinschaft, die früher die blühenden Christengemeinden in
Nordafrika ausgerottet hatten. (Geschah dies auch infolge eines
'Mißverständnisses'?) Dann fielen die Mohammedaner in das katholische
Spanien ein und unterwarfen es für viele Jahrhunderte ihrer Herrschaft.
Als sie sich schließlich aus dem spanischen Gebiet zurückzogen, so war
dies nicht das Resultat eines 'Dialoges', sondern die 'Überzeugung'
durch das Schwert in den Händen der spanischen Könige. 1453 eroberten
die ottomanischen Türken Konstantinopel, die Hauptstadt desoströmischen
Reiches. Dieser türkische Sieg bedeutete das Ende für das Byzantinische
Reich und öffnete die Tore Europas für eine unbegrenzte mohammedanische
Expansion. Die folgenden Jahrhunderte hindurch starben Millionen von
Christen entweder infolge grausamer Hinrichtung oder bei der
Verteidigung des Glaubens und der Heimat auf den Schlachtfeldern.
Lepanto:
Die Moslems besetzten in kurzer Zeit den Balkan und das Königreich
Ungarn militärisch. Sie waren entschlossen, über ganz Europa ein
mohammedanisches Reich zu errichten. Ihre Seemacht bedrohte direkt den
Heiligen Stuhl, bis unter dem Pontifikat des hl. Papstes Pius V. der
wie ein Wunder erscheinende Sieg der christlichen Streitkräfte bei
Lepanto am 7. Okt. 1572 ihn von dieser Bedrohung befreite. Hätten
damals die Päpste und die Häupter der christlichen Staaten den
Mohammedanern lediglich einen 'Dialog' angeboten, gäbe es längst kein
christliches Europa (oder Amerika) mehr. Natürlich wäre dann auch keine
Entschuldigung seitens Johannes Pauls II. für das Überleben der
Christenheit erforderlich gewesen. Es ist unsinnig zu behaupten, die
Päpste der damaligen Zeit wären "nicht imstande" gewesen, die wahre
Natur des Islams "zu verstehen". Nur die sog. 'Konzilskirche', welche
diese Kriege zur Selbstverteidigung als eine Vergeudung von Leben und
Besitz ansieht infolge von "Mißverständnissen", vermag sich dafür noch
entschuldigen.
Belgrad:
1456 belagerte eine gewaltige Armee und eine große Flotte Mohammeds II. die Stadt Belgrad.
Sie war bereit, durch Ungarn nach Westeuropa zu marschieren bzw. zu
fahren, um es zu erobern. Es war Janos Hunyadi, der berühmte Feldherr,
welcher die Türken an den südlichen Pforten des Landes zum Stehen
brachte. Janos Hunyadi und seine Soldaten begaben sich mit dem Schwerte
in der Hand und dem Namen Jesus auf ihren Lippen in den Kampf.
Tausende von ihnen starben in dieser verbissenen Schlacht. Aber durch ihr heldenhaftes
Opfer fügten sie der türkischen Flotte auf der Donau und dem Heere Mohammeds II. zu Lande
eine entscheidende Niederlage bei und beendeten so die Belagerung
Belgrads. Durch diesen Sieg gewann das christliche Europa eine 7o Jahre
dauernde Pause der türkischen Expansion.
Indessen kamen 1526 die Türken stärker als jemals zuvor wieder und
besiegten die ungarische Armee bei Mohacs. Zwanzigtausend Soldaten,
mehrere Bischöfe und der König selbst, nämlich Ludwig II., wurden in
der Schlacht getötet, was die türkische Armee ausnutzte, einen großen
Teil Ungarns, einschließlich seiner Hauptsadt Buda (heute
zusammengewachsen zu Budapest) zu besetzen. In den nachfolgenden Jahren
des 16. und des 17. Jahrhunderts bewegte sich die türkische Expansion
in Richtung Westeuropa.
Während dieser Zeit waren die Päpste eifrig - nicht im Anbieten von
Dialogen, sondern in der Aufstellung von Armeen und Flotten wider den
todbringenden Feind. Daß die Christenheit noch heute (in Resten
zumindest) besteht, ist nur der Gnade Gottes und den ungezählten
Märtyrern zu verdanken, welche in diesen Kriegen für Glauben und
Vaterland starben.
Dies ist nur ein flüchtiger Blick auf diesen blutigen Teil der
Geschichte, welchen Johannes Paul II. schnodderig mit dem Ausdruck
"Mißverständnisse der Vergangenheit" zukleistert. (...)
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