DER ANTICHRIST
von
Hl. Hildegard von Bingen
"Seine Mutter ist an einem einsamen Orte der Verworfenheit unter den
gottlosesten Menschen aufgewachsen. Schon als Mädchen ist sie durch
teuflische Ränke der Laster voll. Sie verbirgt sich. In glühender
Unzucht empfängt sie den Sohn des Verderbens, ohne zu wissen, wer sein
Vater ist. Der Teufel nimmt das Kind schon im Mutterleib in Besitz.
Voll teuflischen Geistes geht er aus dem Schöße seiner Mutter hervor.
Sie aber sagt, daß sie keinen Mann habe und den Vater ihres Kindes
nicht kenne. Heilig nennt sie die Unzucht und die Leute werden die
Mutter für heilig halten. Dann wird er offen seine großsprecherische
Lehre vortragen und dadurch in Widerspruch zu mir und meinen
Auserwählten geraten. Er wird so große Macht erlangen, daß er in seiner
Machtfülle versuchen wird, sich über die Wolken zu erheben. Wie der
Teufel zu Anfang sprach: 'Ich werde dem Allerhöchsten gleich sein' und
in den Abgrund stürzte, so werde auch ich zulassen, daß derselbe Teufel
gleichsam wie in seinem Sohne spricht 'Ich werde der Heiland der Welt
sein', ... aber dann wird er in diesem zu Fall kommen.
Er ist die schlimmste Bestie: die Menschen, die ihn nicht anerkennen,
tötet er; Könige wird er mit sich verbinden; die Demut unterdrücken,
den Stolz erheben. Scheinbar macht er Kranke gesund und treibt Teufel
aus."
Melanie Calvat, Seherin in La Salette:
"Der Abgrund öffnet sich: siehe da, der große König der Finsternis!
Siehe das Tier mit seinen Untertanen, das sich Heiland der Welt nennt.
Er wird sich in seinem Stolze in die Lüfte erheben, um bis zum Himmel
emporzusteigen. Er wird erstickt werden durch den Rauch des Erzengels
Michael und auf die Erde niederfallen, die drei Tage lang in ständigen
Zuckungen sein wird, um dann ihren feurigen Schoß zu öffnen - und er
wird verschlungen mit den Seinen, für immer in die Abgründe der Hölle
gestürzt." |