ZEHN JAHRE ABTREIBUNG
von
Eberhard Heller
Vor genau zehn Jahren, am 21. Juni 1976 wurde die Neufassung des ß218
StGB im Bundestag verabschiedet, durch die die Abtreibung staatlich
'legalisiert' wurde. Das Ergebnis aus heutiger Sicht: etwa 3ooooo
Kinder werden jährlich allein in der Bundesrepublik Deutschland im
Mutterleib ermordet. Rund drei Viertel alles Bundesbürger und 78% der
sog. 'Katholiken' befürworten die derzeitige 'gesetzliche' Neuregelung,
doch 2/3 der Bevölkerung ist die immense Zahl der Abtreibungen zu hoch.
Um die Mentalität bestimmter Kreise schlaglichtartig zu beleuchten,
erlaube ich mir, auf ein scheinbar unbedeutendes Beispiel aus dieser
Szenerie hinzuweisen, welches aber die Interessen und Absichten solcher
Gruppierungen wie den Leuten von 'Pro Familia', den
DGB-Frauenverbänden, der DKP, den Grünen, den Juso-Weibern, den
Feministinnen und den Liberalen, die allesamt offen für die Abtreibung
eintreten, bestens widerspiegelt. In einer Tageszeitung entdeckte meine
Frau kürzlich eine Anzeige einer Zeitschrift, die auf diesem Wege
Frauen suchte, die wegen einer durchgeführten Abtreibung einen
"Spießrutenlauf bei Ärzten und Behörden erlebt" hatten. Man hat also
quasi schon einen Rechtsanspruch auf Abtreibung!! ! Was würden wohl die
gleichen Leute sagen, wenn die Diebe plötzlich einen Rechtsanspruch auf
Einbrüche geltend machen würden!
Eingeleitet wurde die Aushöhlung des alten § 218, der Abtreibung
strafrechtlich verfolgte, durch eine generalstabsmäßig geplante,
raffinierte Kampagne im berüchtigten STERN des Herrn Nannen, Nr.24 von
1971, in dem eine Reihe von mehr oder weniger berühmten Filmsternchen
und Feministinnen sich damit brüsteten, abgetrieben zu haben. Und was
das Filmidol darf, das darf natürlich auch Gretchen Müller (oder Dr.
Greüchen Müller), das Mädchen aus dem 'gut bürgerlichen' Hause. Der
Aushöhlung folgte also bald die Liquidierung, denn natürlich war solche
Propaganda nicht unwirksam: der Rechtsstaat ließ sich provozieren und
kapitulierte. Zaghafte Einwände von Seiten der sog. 'Kirche' verhallten
ohne einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen, weil man ihnen
anmerkte, daß sie nur Alibicharakter hatten. Inzwischen ist man schon
offenherziger geworden. Wie H.H. van der Ploeg OP schildert, soll
'Kard.' Willebrands im Fernsehen erklärt haben, daß ein Katholik,
obwohl er persönlich die Abtreibung verurteilt, als Politiker aus
politischen Gründen einem Gesetz beistimmen darf, daß diese gutheißt.
Genau diese schizophrene Haltung nimmt die derzeitige
Familienministerin der Bundesrepublik ein, die darüber hinaus - wie
sollte es auch anders sein - als gute 'Vorzeigekatholikin' gilt. Und
die sog. 'Kirche'? Was macht sie heute? Sie ließ sich schließlich
einspannen in den staatlich organisierten Abtreibungsprozeß als biedere
Erfüllungsgehilfin, indem sie ihre diesbezügliche Beratungsstellen ein
Papier ausstellen läßt, welches Bedingung für die Einleitung der
Abtreibung ist. Denn der sog. Beratungsschein, den die 'kirchlichen'
Behörden ausstellen, ist ein Glied in jener Kette, an deren Ende der
Mord an den Ungeborenen steht.
Trotz diesen ungeheueren Hasses und der elendsten Feigheit gegenüber
den Allerschwächsten, trotz des Versagens und Verrates der moralischen
Institutionen hat sich dennoch Widerstand gegen diesen staatlich
'legalisierten' Massenmord geregt, der sich zunächst in
Bürgerinitiativen organisierte und schließlich auch in politischen
Parteien wie dem ZENTRUM, der CPL, der Bayernpartei und anderen kleinen
politischen Gruppierungen, nachdem offenkundig wurde, daß die an die
Regierung gelangten "C"-Parteien in der Abtreibungsfrage nichts
unternehmen wollten!
Aber niemandem ist ganz wohl in seiner Haut. Alle Propaganda, alle
Heuchelei, aller Haß sind nicht fähig, den stummen Schrei der
Gemordeten ungehört verhallen zu lassen. Hier und da regt sich schon
wieder das Gewissen, die psychopathologischen Erscheinungen bei Frauen,
die abgetrieben haben, häufen sich. Die Folgen des Massenmordes
zeichnen sich sowohl im moralischen, psychischen, medizinischen und
bevölkerungspolitischen Bereich drastisch ab, sie zeichnen das
Erscheinungsbild unseres Volkes in erschreckendem Ausmaß: ein Volk
nämlich, welches seine Zukunft mordet, stirbt auf allen Ebenen. Die
Getöteten fordern den Zorn Gottes heraus. Möge ER denen gnädig sein,
die an dieser nihilistischen Gesellschaft verzweifeln, weil man ihnen
zusätzlich noch den Weg zu Gott abgeschnitten hat.
Im folgenden soll in Dokumenten, Nachrichten, Kommentaren auf die
zehnjährige Schande hingewiesen werden, die sich unser Volk aufgeladen
hat.
***
ABTREIBUNG IN DEN U.S.A.
von
Dr.med. Bernard Nathanson
(aus: MEDIZIN UND IDEOLOGIE Nr. 6/1984)
Vorbemerkung der Redaktion: Der Autor dieses Beitrages war Direktor der
größten Abtreibungsklinik im Osten von New York, in der in fünf Jahren
etwa 3ooooo Kinder abgetrieben wurden. Wie er selbst sagt, hat
Nathanson bis zu seinem Gesinnungswandel über 20.000 Abtreibungen
eigenhändig vorgenommen. Nachdem er eine Abtreibung filmisch festhalten
konnte hat er nie wieder eine solche durchgeführt, da ihm klar wurde,
daß "es keinen grundsätzlichen Unterschied zwischen einem ungeborenen
Kind und einem Baby gibt". Nathanson ist inzwischen zum entschiedenen
Gegner des Mordes am ungeborenen Leben geworden. Vor zwei Jahren hielt
er in Dublin / Irland einen bedeutenden Vortrag, der in der Zeitschrift
MEDIZIN UND IDEOLOGIE in deutschen Übersetzung erschien. Hier die
wichtigsten Auszüge dieser Rede, in der der Autor über die Zulassung
der Abtreibung in Amerika berichtet.
***
Wie Sie wissen, setze ich mich mit aller Kraft dafür ein, die
Abtreibung endgültig und unwiderruflich strafbar zu machen. Für
diejenigen, die glauben, daß Gesetze in diesem Bereich überflüssig sind
bzw. nichts bewirken, will ich die Rechtsgeschichte in Amerika
anführen:
Ich war einer der Gründer der NARAL, einer Organisation, die sich für
die Aufhebung der Abtreibungsstrafen einsetzte. Das war die erste
politische Aktionsgruppe in den USA, die offen für das "Recht auf
Abtreibung" eintrat. Damals gehörte ein beträchtliches Maß an
Unverfrorenheit dazu, von einer Liberalisierung (Milderung) der
Abtreibungsgesetze auch nur zu reden.
Dennoch brachten wir es in der kurzen Zeitspanne von 2 Jahren fertig,
daß das alte Gesetz im Staat New York umgeworfen wurde. Drei Jahre
später überzeugten wir den Obersten Gerichtshof, so daß dieser 1972 das
schändliche Gesetz erließ, das die Abtreibung in allen 5o Bundesstaaten
erlaubte.
Nun, wie haben wir das geschafft? Es ist sehr wichtig, unsere damalige
Taktik kennenzulernen, weil sie in der ganzen Welt nach wie vor
praktiziert wird: Unsere Gruppe NARAL wußte im Jahre 1968, daß über 9o%
der Amerikaner die Abtreibung verurteilen. Nun taten wir folgendes:
unermüdlich gaben wir Zahlen an die Öffentlichkeit mit der Erklärung,
wir hätten Umfragen gemacht, wonach 5o-6o% der Bevölkerung für eine
Freigabe der Abtreibung eintreten. Das war eine sehr erfolgreiche
Taktik: wenn man der amerikanischen Öffentlichkeit lange genug sagte,
daß die Mehrheit nichts gegen Abtreibung einzuwenden hat, dann ergab
sich tatsächlich ein Gesinnungswandel. Die Verwendung von erfundenen,
doppeldeutigen und unehrlichen Umfragen ist eine raffinierte Masche,
und ich möchte Sie bitten, hier sehr vorsichtig und kritisch zu sein.
Außerdem taten wir folgendes: wir dramatisierten die damaligen
Verhältnisse, in denen Abtreibungen nur heimlich vorgenommen werden
konnten. Wir wußten, daß die Gesamtzahl der illegalen Abtreibungen
jährlich etwa 100.000 betrug. Doch wir nannten immer wieder die Zahl
von einer Millionen! Wenn man eine Lüge oft genug wiederholt, kann man
die Öffentlichkeit auch überzeugen, wie Hitler in Deutschland bewiesen
hat.
Wir wußten auch, daß in den USA jährlich etwa 2oo Frauen starben, weil
sie die illegale Abtreibung nicht überlebten. Wir gaben laufend die
Zahl von loooo Toten an die Medien, die das öffentliche Bewußtsein in
Amerika prägten. Dieser Zahlenschwindel war das beste Mittel, um die
Amerikaner davon zu überzeugen, daß die bisherigen strengen
Abtreibungsgesetze nur Unheil für die Frauen gebracht haben.
Die Lügen unserer NARAL- Gruppe werden erst dann in ihrer ganzen
Tragweite durchschaubar, wenn man folgendes bedenkt: vor der Freigabe
der Abtreibung gab es jährlich etwa looooo Schwangerschaftsabbrüche.
198o - also acht Jahre nach der Liberalisierung - waren 1,55 Millionen
(!) zu verzeichnen, also ein 15-facher Anstieg! Die oft vorgebrachte
Behauptung, bei strengen Gesetzen würde genausoviel abgetrieben (nur
eben heimlich), stimmt einfach nicht! Wenn wir heute in Amerika die
Abtreibung verbieten würden, kämen wir nach einiger Zeit wieder auf die
Zahl von looooo wie in den 6o-er Jahren.
Unsere wirkungsvollste Taktik war aber nicht die Zahlenmanipulation,
sondern die "katholische Karte", wie wir sie nannten: wir stellten die
katholische Kirche als Hauptgegner der Abtreibung heraus und
beschuldigten die Bischöfe, daß sie durch ihre starre Haltung viele
Frauen in die Verzweiflung treiben. Dann bauten wir eine Kluft zwischen
die Kirchenleitung und ihren Mitgliedern auf, indem wir die
"aufgeklärten, intellektuellen Katholiken" auf unsere Seite brachten.
Als ich die Abtreibungsbewegung verließ, habe ich einige interne
Dokumente mitgenommen. Es handelt sich um mehrere Rundbriefe, die wir
an unsere Aktionsgruppen verschickten. Darin war immer wieder vom
"katholischen Übel" die Rede; diese Platte wurde endlos gespielt. Die
Medien nahmen das Thema auf und hämmerten es der amerikanischen
Öffentlichkeit ein. So schrieben wir z.B. in unserem Rundbrief vom 12.
Mai 1972: "Präsident Nixon schaltete sich in den Rechtsstreit über die
Abtreibung ein und verbündete sich mit Kardinal Cook und der
katholischen Hierarchie, offenbar um sich Stimmen zu ergattern. Mr.
Nixon hat fleißig mitgemischt, als die kath. Kirchenführung sich auf
einen erschreckenden Kurs versteift hat: die Abtreibungsfrage in einen
Religionskrieg zu verwandeln. Man kann daraus nur schließen: die kath.
Hierarchie ist entschlossen, dem Land ihren Willen über die Abtreibung
aufzuzwingen. Was in den nächsten Jahren mit unseren Bürgerrechten
geschieht, hängt mit der Abtreibungsfrage zusammen. Wir dürfen niemals
zulassen, daß Kardinal Cook in unseren Schlafzimmern bestimmt. Wir
dürfen niemals zulassen, daß das kath. Dogma versucht, jede Frau zu
zwingen, gegen ihren Willen ein Kind zu gebären. Wie wir wissen, kommt
der kath. Widerstand von der Kirchenleitung, nicht von der Mehrheit der
Katholiken."
Soweit unser Rundbrief. Verstehen Sie, was wir hier machten? Wir
trennten die "fortschrittlichen, liberalen Katholiken" von der
Hierarchie und trieben damit einen Keil in die kath.
Widerstandsbewegung. Außerdem behaupteten wir, daß kath. Frauen genauso
häufig abtreiben würden wie der amerikanische Durchschnitt. Das war
eine faustdicke, unverschämte Lüge, die aber von den meisten Bürgern
geglaubt wurde.
Was war die Bedeutung dieser ganzen, groß en Hetzkampagne und Propaganda?
1. Sie überzeugte die Medien, daß jeder, der gegen Abtreibung war, ein
Katholik oder ein heimlicher Katholik sein mußte. Er stand unter dem
Einfluß der kath. Hierarchie und hat den Anschluß an das "moderne
Denken" verpaßt.
2. Wir'belohnten" diejenigen Katholiken, die zu uns überwechselten,
indem wir sie fortschrittlich, aufgeschlossen und intellektuell
nannten.
3. Wir wollten mit unserer Kampagne den Eindruck erwecken, als ob
ausschließlich die kath. Kirche Widerstand gegen Abtreibung leistet. In
Wirklichkeit wurde diese Einstellung auch von den orthodoxen und einem
Großteil der protestantischen Christen geteilt. Aber wir wollten in der
Öffentlichkeit nicht den Gedanken aufkommen lassen, daß es noch eine
andere als die kath. Opposition gab.
Eine weitere Methode, um die Abtreibung schmackhaft zu machen, bestand
darin, daß wir die wissenschaftlichen Beweise unterdrückten, nach denen
das menschliche Leben mit der Empfängnis beginnt. Wir bestritten
unaufhörlich, daß das ungeborene Kind ein vollwertiger Mensch ist, der
Schutz und Sicherheit für sich beanspruchen konnte. Das ist eine
Lieblingstaktik der Abtreibungsgruppen: sie bestehen darauf, daß es
keine sichere Definition gibt, wann das menschliche Leben beginnt. Sie
überlassen dies der Willkür des einzelnen.
In Wirklichkeit läßt sich das Leben klar bestimmen. Es beginnt bei der
Empfängnis: ab der Befruchtung ist ein menschliches Wesen vorhanden. Es
gibt in der weiteren Entwicklung keinen Punkt, wo ein Wechsel
stattfindet: von einem Nichts zu einem Etwas, von einer Unperson zu
einer Person. Das Leben des Kindes im Mutterleib ist von Anfang an
unverwechselbar menschlich!
Die Zulassung der Abtreibung bedeutet die planmäßige Zerstörung des
menschlichen Lebens. Es ist ein unentschuldbarer Akt tödlicher Gewalt.
Obwohl ich keiner Kirche angehöre, glaube ich von ganzem Herzen, daß es
eine göttliche Existenz gibt, die von uns verlangt, diesem schändlichen
Verbrechen ein endgültiges NEIN entgegenzusetzen. Wenn wir in unserer
Sache mutlos sind, wenn wir zögern oder unsicher werden, dann wird uns
die Geschichte nicht vergeben.
***
NACHRICHT:
Im Wahlprogramm der GRÜNEN heißt es: "Die Grünen setzen sich ein für
eine ersatzlose Streichung des Paragraphen 218. Wir fordern aber nicht
nur die Streichung des Paragraphen 218, sondern setzen uns ein für die
Verbesserung'der bestehenden Abtreibungsbedingungen, das heißt, vor
allem für die Schaffung eines flächendeckenden Netzes von Einrichtungen
für ambulante Schwangerschaftsabbrüche sowie für finanzielle
Absicherung der Pro-Familia-Einrichtungen." (Vgl. DEUTSCHE TAGESPOST,
ASZ Nr.5o vom 25./26.4.1986.)
***
EINE (UN)HEIMLICHE MASSENTÖTUNG ?
Die wenigsten wissen, daß die sog. "Pille" nicht nur ein Verhütungs-,
sondern auch ein Abtreibungsmittel ist. Nachfolgend die entscheidenden
Passagen aus einer Flugschrift der AKTION LEBEN e.V., Hohbergstr. 38, D
- 6941 Abtsteinach / Odw.: Zunächst ist es notwendig, den Aufbau der
Pille darzustellen: sie enthält die beiden Hormone Östrogen und
Gestagen. Diese verursachen im Körper einer Frau eine
'Scheinschwangerschaft' - und zwar so lange wie die Pille eingenommen
wird. Mit diesem 'Trick' wird die Empfängnis verhütet.
Bei jeder Frau reift alle vier Wochen ein neues Ei heran; das nennt man
Monatsregel, Periode oder Zyklus. Wenn eine Schwangerschaft eintritt,
entwickelt sich kein weiteres Wei, weil es nun überflüssig ist. Die
Pille bewirkt dasselbe: das 'Kontrollsystem' im Gehirn meint, eine
Schwangerschaft sei eingetreten, obwohl das in Wirklichkeit nicht
stimmt. Das Hormon Östrogen in der Pille sorgt dafür, daß kein Ei
heranwächst, damit eine Befruchtung unmöglich wird. Mit dieser
künstlichen Umstellung des Hormonhaushaltes wird der Natur ein
'Schnippchen' geschlagen. Es versteht sich aber von selbst, daß ein
derartiger Eingriff bedenklich ist (hier zunächst vom medizinischen
Standpunkt betrachtet, vom moralischen her ist er natürlich streng
verboten), vor allem bei ständiger Verwendung der Pille.
Dieser Vorgang wird Ovulationshemmung genannt. Das hat mit
Frühabtreibung zunächst nichts zu tun, sondern verhütet die Empfängnis,
also die Entstehung neuen Lebens.
Durch das Hormon Gestagen wird außerdem verhindert, daß sich die
Gebärmutterschleimhaut entwickelt. Da die Pille nicht in jedem Fall die
Eireifung stoppt, kann es doch zu einer Empfängnis kommen. Das
befruchtete Ei - die kleinste Erscheinungsform des Menschen - wandert
vom Eileiter aus in Richtung Gebärmutter (Uterus). Nach etwa 12 Tagen
bettet sich der neue Mensch normalerweise in die Gebärmutterschleimhaut
ein, was als Nidation bezeichnet wird.
Die Pille verhindert nun, daß sich das befruchtete Ei einnisten kann.
Es stirbt an Unterernährung, weil das "Eibett" nicht vorhanden ist. Das
Hormon Gestagen hat - wie gesagt - den Aufbau der
Gebärmutterschleimhaut gestoppt. Im Klartext bedeutet: die Pille ist
nur deshalb so 'zuverlässig', weil sie als zweite 'Sicherung' eine
Frühabtreibung bewirkt. Diese Tötung in den ersten 12 Tagen wird
verharmlosend Nidationshemmung genannt.
Die vielgepriesene hohe Sicherheit der Pille kostet also unzähligen
Menschen das Leben. Diese Erkenntnis ist für viele Leute sehr
unangenehm - warum, braucht nicht erklärt zu werden. Schon 1967 -
wenige Jahre nach Erfindung der Pille - stellten die amerikanischen
Forscher Guai, Maers und Goldzieher fest, daß die Pille in 7% der Fälle
die Eireifung nicht verhindert (sogenannte Durchbruchsovulationen).
Wenn dann eine Befruchtung erfolgt, tritt die abtreibende Wirkung in
Kraft. Diese steht übrigens auf vielen Pillen-Packungen darauf: "hemmt
den Aufbau der Gebärmutter" und ähnliche Formulierungen, womit die
Frühabtreibung zugegeben und zugleich vernebelt wird.
Das Buch "Die Pille" galt jahrelang als Standard-Buch auf diesem
Gebiet. Es ist 1968(!) herausgekommen und von verschiedenen Fachleuten
geschrieben. Darin wird auf S.Io7 aufgeführt: "Schließlich verhindert
die Pille auch, daß sich ein befruchtetes Ei in die Gebärmutter
einnisten kann. Diese frühabtreibende Wirkung dürfte der Hauptgrund
sein, weshalb die katholische Kirche der Pille nicht zustimmt." (Anm.d.
Red.: die Pille wäre auch verboten worden, wenn sie die abtreibende
Wirkung nicht hätte. Vgl. Enzyklika "Casti connubii" von Pius XI. und
die verschiedenen Aussagen Pius XII. Selbst Paul VI. hatte es nicht
gewagt, die Entscheidungen seiner Vorgänger zu ignorieren.) Die
Tatsache der Frühabtreibung ist also seit fast 2o Jahren Bekannt! (...)
In Fachkreisen besteht kein Zweifel darüber, daß die Pille auch
Frühabtreibungen bewirkt. Besonders schlimm ist es, wenn Frauen die
Pille-danach oder die Spirale benützen. Diese Mittel bewirken in jedem
Fall eine Frühabtreibung, weil sie die Befruchtung überhaupt nicht
verhindern können. Die loo%-Nidationshemmer sind somit noch
verwerflicher als die Pille. Eine Pillen-Abtreibung in den ersten 12
Tagen ist moralisch genauso ernst zu nehmen wie eine spätere Tötung.
Das ungeborene Kind ist Mensch von Anfang an, also ab dem Zeitpunkt der
Befruchtung, wo sich die weiblichen und männlichen Erbanlagen zu einer
Einheit verbinden. Genau dann - und keinen Moment später! - beginnt das
neue menschliche Leben, das eine unantastbare Würde besitzt.
***
IST DIE CSU WIRKLICH GEGEN ABTREIBUNG ?
von
Dr.jur. Otto Gritschneder
(aus: MEDIZIN UND IDEOLOGIE, August 85)
Hin und wieder verkündet die CSU, sie stehe auf dem Boden des
Naturrechts und der christlichen Ethik. Besonders deutlich ist derlei
vom Bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß bei
Bischofsvereidigungen zu hören.
Wenn es allerdings um das Lebensrecht von gesunden Kindern im Schöße
gesunder Mütter geht, um die Abtreibung also, dann läßt die CSU die
Initiative vermissen, die solchen Versprechungen und Beteuerungen
folgen müßte. Die CSU sieht tatenlos zu, wenn Jahr für Jahr
Hunderttausende von Kindern schon im Mutterleib aus "sozialen Gründen"
ermordert werden. Die Abtreibungsgesetze der sogenannten
sozial-liberalen Koalition der siebziger Jahre lassen ja solche
Tötungen - erstmals in der deutschen Rechtsgeschichte - straflos.
Als Erklärung und Entschuldigung, vielleicht auch nur als Ausrede für
diese Duldung mörderischen Unrechts an Ungeborenen hört man dann von
maßgebenden CSU-Funktionären immer wieder, daß die Union im Deutschen
Bundestag ja nicht über die Mehrheit verfüge, und die F.D.P. eben nicht
mitmache. In einer Demokratie entscheide nun einmal die Mehrheit.
Dieser Hinweis ist angesichts der wirklichen Rechtslage unglaubwürdig.
Unsere Verfassung stellt der CSU unter anderem folgende Möglichkeiten
zur Verfügung, gegen die Abtreibungsseuche vorzugehen:
1. Die Bayerische Staatsregierung, die ja ausschließlich aus CSU-Leuten
besteht, könnte von sich aus, ohne irgendjemanden fragen zu müssen,
beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe die Verfassungswidrigkeit
und Nichtigkeit der Gesetze geltend machen, die seit 1976 die
Finanzierung sogenannter sozial bedingter Abtreibungen auf
Krankenschein, also aus den Mitteln der Pflichtkrankenkassen vorsehen.
Dabei handelt es sich um Hunderttausende von Abtreibungen und mehrere
Hundert Millionen DM aus der Kasse der Pflichtmitgliedsbeiträge.
2. Das Bundesverfassungsgericht hat in seiner Entscheidung vom 18.
April 1984 zur Frage der Zulässigkeit einer solchen Verfassungsklage
sogar den ausdrücklichen Hinweis aufgenommen, daß "die Bundesregierung,
eine Landesregierung oder ein Drittel der Mitglieder des Bundestages"
zu einer solchen Klage befugt sind. Warum macht die Bayerische
Staatsregierung und warum machen die christlichen Unionsabgeordneten,
die ja mehr als ein Drittel des Parlaments darstellen, von dieser
Anregung keinen Gebrauch?
3. Ein weiterer Testfall für die Glaubwürdigkeit der CSU zum Thema
"Abtreibung" betrifft die Gewährung von Beihilfen zu sogenannten sozial
veranlaßten Abtreibungen. Solche Beihilfsgewährungen für bayerische
Beamtinnen unterstehen nicht der Gesetzgebungskompetenz des Bundes, sie
sind ausschließlich Ländersache. Baden-Württemberg zum Beispiel sieht
in seinen Beihilfebestimmungen eine Finanzierung solcher Abtreibungen
nicht vor, und der Baden-Württembergische Verwaltungsgerichtshof hat in
einem Grundsatz-Urteil vom 22. Juli 1983 auf die Klage einer Lehrerin
hin entschieden, daß die baden-württembergischen Beihilfebestimmungen
durchaus verfassungskonform sind, wenn sie bei sogenannten sozialen
Indikationen keine Abtreibungsbeihilfe gestatten. Warum beläßt es die
CSU in Bayern bei der Beihilfe für Abtreibungen?
Schon angesichts dieser klaren Gesetzeslage vermißt man eine eindeutige
Äußerung von Franz Josef Strauß. Von ihm wäre eine Antwort außerdem
schon aus einem Grund erwünscht, der bisher noch niemandem so recht
aufgefallen zu sein scheint: Als 193 Unionsabgeordnete des Deutschen
Bundestages sich 1974 mit einer Verfassungsklage gegen die sogenannte
Fristenlösung (erfolgreich) an das Bundesverfassungsgericht wandten,
war der CSU-Abgeordnete Franz Josef Strauß nicht dabei. Sein Name fehlt
unter den im Urteil namentlich aufgeführten Klägern. Warum? Vielleicht
weist Strauß und vielleicht weisen seine CSU-Freunde darauf hin, daß
Meinungsumfragen eine Mehrheit auch der CSU-Wähler und vor allem der
CSU-Wählerinnen für die Abtreibung ergeben hätten, und man wolle durch
eine Bekämpfung der Abtreibung keine Wählerstimmen verlieren. Ob diese
Befragungen zuverlässig sind, mag dahinstehen. Wenn es ums Leben
unschuldiger Kinder geht, darf eine mehr oder weniger manipulierte
Mehrheit keine Rolle spielen. Auch in einer Demokratie ist Mehrheit
kein Ersatz für Gerechtigkeit.
***
"AKTION LEBENSCHANCE"
- AUS EINEM RUNDBRIEF VON SR. HEDI LEBERT -
Vorbemerkung der Redaktion: Schwester Lebert wurde wegen ihrer
konsequenten Haltung als Beraterin aus den Diensten von 'Kard.' Höffner
entlassen; das Büro, in dem sie arbeitete, wurde ihr gleichzeitig
gekündigt. Inzwischen berät sie in Not geratene schwangere Frauen
weiter. Ihre Bemühungen werden von einem privaten Trägerverein, dem
''Studienkreis für Fragen unerwünschter Schwangerschaften e.V." / Köln
unterstützt. Schw. Lebert ist in ihrer Arbeit auf private Spenden
angewiesen. (PSchA Köln, Ktnr. Ioo968-5o3) Bereits im Oktober 1983
hatte Herr Dr. Größler, der Vorsitzende der "Vereinigung europäischer
Bürgerinitiativen" auf die Arbeit von Frau Lebert aufmerksam gemacht
und um Unterstützung gebeten. Wir hatten diesen Appell aufgegriffen und
ihm uns angeschlossen (vgl. EINSICHT vom Dez. 1983, S. 187).
***
Eines Tages stand eine junge Frau unangemeldet vor der Tür. Auf meine
verdutzte Reaktion sagte sie, sie sei zu einem Gespräch zwecks eines
Schwangerschaftsabbruchs angemeldet, hätte aber unser Haus nicht finden
können; bis ihr endlich jemand gesagt habe, daß Pro familia im
Hansaring 77 sei (d.i. die alte Adresse von Frau Leberts
Beratungsbüro). Zu Pro familia wollte sie also und irgendjemand hatte
sie irrtümlich zu uns geschickt. Ich erklärte ihr, daß wir nicht Pro
familia sind, aber bei problematischer Schwangerschaft ebenfalls Hilfe
anbieten; ob sie ihre Situation ein wenig schildern wolle. Sie tat es.
Ich versuchte nun, sie für ihr Kind zu überzeugen und hatte am Schluß
des Gesprächs den Eindruck, daß dies gelungen sei. Doch ich erfuhr in
dem Gespräch auch, daß ihre gesamte Umwelt abtreibungsfreundlich ist,
einschließlich einer Sozialarbeiterin des Jugendamtes, die auch den
Termin mit Pro familia vereinbart hatte, wie sich später herausstellte.
Als ich zwei Wochen nichts von ihr hörte, obgleich sie von sich aus
anbot, mich bald wiederanzurufen, ahnte ich Schlimmes. In diese Zeit
fiel der Heimgang von Herrn Uerlichs (einer der großzügigen Förderer
der Arbeit von Frau Lebert). Er, der zu Lebzeiten für die Ungeborenen
und ihre Mütter durch dick und dünn ging, warum sollte er uns nicht
auch von "drüben" aus beistehen, sei es in der Läuterung, sei es in der
Vollendung. Also bat ich ihn um seine Hilfe. Als ich am 3o.5.1985 recht
bedrückt von seinem Begräbnis kam, klingelte, kaum daß ich das Büro
betreten hatte, das Telefon. Es war besagte Frau: "... können Sie sich
noch an mich erinnern?", fragte sie noch was zaghaft. Doch dann
sprudelte sie los: Sie war einige Tage nach dem Gespräch bei uns doch
noch zu Pro familia gegangen, von wo aus die Abtreibung in die Wege
geleitet wurde; nun sei sie heute im Krankenhaus gewesen, bereits auf
dem Gynäkologenstuhl gelegen und habe schon eine Beruhigungsspritze
bekommen. "Da hab ich auf einmal solche Angst bekommen, daß ich wieder
runtergesprungen bin", erzählte sie. Einer der Ärzte habe sie
festhalten wollen, doch der andere habe zu ihm gesagt: "Laß sie gehen"
und zu ihr: "So was habe ich noch nie erlebt", doch er habe sie
beglückwünscht. Erleichterung, Freude, Stolz standen ihr im Gesicht,
als sie später zu uns kam. Für mich ein Beweis mehr, daß es nicht
unserer"klugen" Argumentation, sondem "allein den Betern noch gelingen
kann". Und ich erlaube mir, Sie um diese Art Mitarbeit sehr herzlich zu
bitten. Besonders die älteren und Kranken unter Ihnen, die sich nicht
mehr am öffentlichen geistigen Kampf beteiligen können, vermögen durch
Ihre begleitende Fürbitte so viel zu bewegen. (...)
Vor einiger Zeit rief eine Frau an und fragte - wie die meisten - nach
einer Abtreibungsmöglichkeit. Auch sie wirkte am Telefon forsch und
emanzipiert. Eine zweite Uta König, dachte ich und stellte mich
innerlich darauf ein. Als sie kam, bestätigte ihr Erscheinungsbild
meinen Eindruck. Mit gewandten Worten bewies sie, daß und warum es für
sie das Beste sei, dieses Kind nicht zu bekommen. Ich fragte nach der
Einstellung des Kindesvaters und erhielt die Antwort, daß es auch für
ihn das Beste sei, wenn dieses Kind nicht käme. Ich fragte langsam und
ruhig: "Und was ist für das Kind das Beste?" Sie weinte. So hat die
Emanzipation sie doch noch nicht in allen Bereichen verführen können;
ein Teil ihrer Fraulichkeit war heil geblieben, trotz einer recht
großzügigen Anschauung in puncto Liebe. Kürzlich meinte sie, schon
leicht das neue Leben zu verspüren. Sie fühle es, sagte sie, "wie einen
zarten Flügelschlag in meinem Körper". Möge sie über die Freude und das
Geheimnis ihrer Mutterschaft auch noch zu anderen Werten finden und ihr
recht bewegtes Leben doch noch ein wenig korrigieren.
Bei dieser Frau ist keinerlei finanzielle Hilfe erforderlich, wie sie
ehrlich zugibt. Doch es gibt auch andere. (...) Sie werden vielleicht
fragen, ob man solche Frauen nicht von den Geißler-Geldern profitieren
lassen sollte. Dazu ist folgendes zu bemerken:
1. Die Aktion Lebenschance erhält aus diesem Fonds keine Mittel, da wir
keine "anerkannte" Beratungsstelle sind, die wir aber auch gar nicht -
wie viele von Ihnen wissen - sein wollen. (...)
2. Verweise ich jedoch Frauen an anerkannte Beratungsstellen, so weiß
ich nicht, wie dort der Beratungseinfluß sein wird. (...) Dazu nureine
unserer jüngsten Erfahrungen: Eine unserer ehemals ratsuchenden Frauen
führte uns eine hilfebedürftige Schwangere zu, die jedoch schon im
sechsten Monat war. Da keine Abtreibungsgefahr bestand, und auch nie
bestanden hatte, möge die anerkannte kath. Stelle sich um die
finanzielle Hilfe kümmern, dachte ich mir und verwies die beiden Frauen
nach dort. Die Nichtschwangere fragte mich später, ob ich wisse, daß
die dortige Beraterin für Abtreibung sei. (...)
So viel zu den Geißler-Geldern. Trotzdem möchten wir sie nicht haben,
denn wir bekämen sie nicht ohne "Bedingungen". Und eine davon wäre das
Ausstellen eines Beratungsnachweises, der zu nichts anderem dient, als
zur straffreien, d.h. legalen Abtreibung.
Dies, liebe Freunde, sind die Gründe dafür, daß ich heute jene von
Ihnen, bei denen wir in den letzten Jahren in Vergessenheit geraten
sind, mal wieder um ein "finanzielles Memento" bitten möchte. (...)
Liebe Freunde und Wohltäter, während ich diese Zeilen niederschrieb,
kam ein Anruf. Eine Mutter verkündete die Geburt ihres vierten Kindes.
Wegen großer finanzieller Schwierigkeiten war vor Jahren schon das
erste unerwünscht. Danach hat sie auch zu ihrem zweiten und dritten
Kind jeweils ein tapferes Ja gesagt. Doch die Probleme rissen nicht ab,
so daß ihr das Ja zu diesem vierten Kind außerordentlich schwer wurde.
Vor der Entbindung befiel sie nun große Angst wegen der enormen
seelischen Konflikte, die sich, so glaubte sie, auf das Kind ausgewirkt
hätten. "Doch jedesmal", so berichtete sie gerade, "wenn die Angst in
mir aufkam, war mir, al ob mir jemand das Wort vor die Augen hält:
'Siehe, ich bin bei euch alle Tage' und ich konnte mich sofort wieder
beruhigen." Die Entbindung ging dann so reibungslos und schnell
vonstatten, daß sie vom Personal als Muster-Entbindung bezeichnet
wurde. Und es war nach drei Jungen nun ein Mädchen und zwar - wie kann
es ander sein - ein'ganz süßes".
***
"ABTREIBUNGSSEUCHE": DER UNMUT WIRD LAUTER
- JURISTEN-VEREINIGUNG LEBENSRECHT KLAGT AN -
von
Detlef Untermann
aus: MÜNCHNER MERKUR vom 5. November 1985
In der Gesellschaft rumort es. Mehr und mehr Bürger laufen gegen die
gegenwärtige Abtreibungspraxis Sturm, während die meisten Politiker -
aus welchen Gründen auch immer - am § 218, wie ihn die sozialliberale
Koalition in den 7oer Jahren geschaffen hat, festhalten. Tenor des
stets lauter werdenden Unmuts: Dem Schutz des ungeborenen Lebens
endlich den Stellenwert einzuräumen, der ihm gebührt.
Eine der Stimmen in diesem Chor ist die "Juristen-Vereinigung
Lebensrecht", die auf ihrer jüngsten Mitgliederversammlung in Köln -
dem Sitz des eingetragenen Vereins - in einer Resolution erneut die
"Abtreibungsseuche" anprangert: "Die Juristen-Vereinigung Lebensrecht
stellt mit Betroffenheit fest, daß nach zuverlässig belegbaren
Berechnungen in der Bundesrepublik Deutschland 255ooo, nach der noch
von der SPD/FDP-Bundesregierung in Auftrag gegebenen Stimezo-Analyse
wahrscheinlich sogar 3ooooo bis 35oooo ungeborene Kinder jährlich im
Mutterleib getötet werden. Obwohl das Grundgesetz auch dem ungeborenen
Kind das Recht auf Leben garantiert, läßt der Staat dies weitgehend
ungehindert geschehen, ja sogar in erheblichem Umfang von der
Gemeinschaft der Pflichtversicherten finanzieren. Dies hat die
Glaubwürdigkeit unserer rechtsstaatlichen Ordnung und das Vertrauen in
ihre Funktionsfähigkeit nachhaltig erschüttert.
Die Juristen-Vereinigung Lebensrecht appelliert deshalb mit Nachdruck
an die Verantwortlichen in Gesetzgebung, Rechtssprechung, Verwaltung
und Ärzteschaft, dem ungeborenen Kind den verfassungsrechtlich
gebotenen Schutz nicht länger vorzuenthalten. Insbesondere erscheint
ihr eine klare Kenntlichmachung des grundsätzlichen Unrechtscharakters
von Abtreibungen geboten.
Zugleich unterstützt die Juristen-Vereinigung Lebensrecht den Anspruch
der werdenden Mutter auf den Beistand der Solidargemeinschaft. Sie
tritt deshalb ein für die Stärkung des Bewußtseins von der
Mitverantwortung des Partners sowie für die Förderung des
Verständnisses und der Bereitschaft zu konkreter Hilfe bei jedem
einzelnen.Zum Schutz des ungeborenen Kindes wie auch der werdenden
Mutter hält sie eine verstärkte Aufklärung über Beginn und Entwicklung
des menschlichen Lebens, über den Vorgang und die Tragweite einer
Abtreibung sowie über ihre möglichen körperlichen und psychischen
Folgen für dringend erforderlich."
Der neu gewählte Vorsitende der Juristen-Vereinigung Lebensrecht,
Bernward Büchner, Vorsitzender Richter am Verwaltungsgericht Karlsruhe,
warf in diesem Zusammenhang insbesondere den Juristen in Gerichten und
Verwaltung vor, "durch die konsequente Vermeidung einer
Auseinandersetzung mit den verfassungsrechtlichen Zweifeln an den
geltenden Regelungen über die Abtreibung sowie durch ihre Auslegung und
Anwendung" dazu beizutragen, "in der Bevölkerung Unsicherheit über den
Vorgang und die Tragweite einer Abtreibung zu erzeugen."
Willi Geiger, Richter am Bundesverfassungsgerichts a.D. und
Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirates der Juristen-Vereinigung,
stellte hierzu in einem Grundsatzreferat klar, daß nach dem geltenden
Verfassungsrecht die derzeitige Praxis der Abtreibung rechtswidrig sei.
Welche Tragödie sich tatsächlich in dieser Republik abspielt, wird an
einem Beispiel aus der Broschüre der Vereinigung, deren Mitglieder
namhafte Juristen der Bundesrepublik, aber auch Studenten, Mediziner
und Angehörige anderer Disziplinen sind, deutlich: "So wird alljährlich
menschliches Leben in der Größenordnung einer mittleren Großstadt
vernichtet. ... Für dieses vieltausendfache schwere Unrecht an
ungeborenem Leben werden zudem aus öffentlichen Mitteln jährlich
erheblich über 2oo Millionen Mark gezahlt. Dies disqualifiziert nicht
nur den Rechts- und Sozialstaat, sondern führt dazu, daß im Volk das
Gewissen auch dort verschüttet wird, wo es sich noch regt." Dem ist
nichts mehr hinzuzufügen. |