THEOLOGISCHES AUS ECONE
- DIALEKTIK ODER IGNORANZ ? -
von
Christian Jerrentrup
Zwar gehöre ich nicht zu den "Freunden und Wohltätern" von Mgr.
Lefebvre, aber die Lektüre seines "Mitteilungsblattes" vermag
gelegentlich ein wenig Heiterkeit in den sonst so einförmigen Alltag zu
bringen. Besonders 'rührend' sind die ständigen und verzweifelten
Bemühungen, evidente Sachverhalte einfach hinwegzuleugnen. Hierauf wird
denn auch die ganze pastorale und intellektuelle Energie
ver(sch)wendet.
Ein markantes Beispiel dieses klerikalen Leerlaufes bietet die
Juni-Nummer von 1986. Dort erfährt man, mit welchen zwei "Fragen" sich
Econe derzeit (oder besser: wieder einmal) beschäftigt: es sind - man
höre und staune - die "Person des Papstes" und die "Erwägung der
eventuellen Weihe (oder 'Weihe') eines oder mehrerer Bischöfe" (S.3).
Da diese "Erwägung" nicht anders ausgehen wird als vor einigen Jahren,
gibt es keinen Grund zur Beunruhigung. Wir wissen, daß S.E. Mgr.
Ngo-dinh-Thuc (+) gehandelt hat.
Abenteuerlich wird es allerdings, wenn von den latenten 'Schismatikern'
- wenn die Econer dennoch einen oder mehrere Bischöfe entgegen dem
Willen ihres 'hl. Vaters' 'weihen'ließen - katholischen Christen
("Sedesvakantisten") wieder einmal allerlei unerleuchtete Vorhaltungen
gemacht werden. Deren Position beruhe auf "drei falschen
Voraussetzungen" meint Abbé Natterer behaupten zu müssen (S.5). Wir
wollen eine davon herausnehmen und sehen, was es damit auf sich hat:
"Die der Tradition zuwiderlaufenden Konzilslehren enthalten im Licht
der einschlägigen theologischen Kriterien keine direkten Häresien",
läßt Herr Natterer (S.5) verlauten.
Dieser begrifflich unpräzis formulierte Satz beinhaltet in sich selbst
eine Häresie und einen Widerspruch; denn die gedanklich unterlegte
Konstruktion lautet: die Konzilslehren, die im Widerspruch zur kath.
Lehre (= Tradition) stehen, sind dennoch keine Häresien. Etwas, was im
Widerspruch zur kath. Lehre steht, leugnet ipso facto diese Lehre
selbst. Daß es in den Konzilstexten Aussagen gibt, die der Tradition
widersprechen, bestätigt Natterer in dem aufgestellten Satz:"die der
Tradition zuwiderlaufenden Konzilslehren". Das ist die Häresie.
Nun der Widerspruch: Komprimiert man Natterers Behauptung, so sagt sie
im Klartext: die häretischen Konzilslehren sind keine direkten
Häresien... selbstverständlich im 'Lichte' Econeischer 'theologischer'
Kriterien, sprichVerschleierung und 'Dialektik'. Frei nach Hegel: Die
Häresie ist zugleich Häresie als auch Nicht-Häresie.
Aber sieht man einmal von solchen analytischen 'Spitzfindigkeiten' ab,
deren Verständnis Natterers Bemühungen gar nicht gelten dürfen, und
nimmt den Satz etwas biederer, etwa so: Wir Econer haben in den
Konzilslehren eigentlich nichts gefunden, was man als Häresie
bezeichnen kann, dann muß man fragen; Auf welchem Fundament steht
eigentlich die Verteidigung der Tradition, die Econe immer für sich
geltend macht, wenn es nicht einmal weiß,gegen was es sie verteidigt?!
Was sagt Herr Natterer wohl zu folgenden Aussagen:
"Die Katechumenen, die, getrieben vom Heiligen Geist, mit
ausdrücklicher Willensäußerung um Aufnahme in die Kirche bitten, werden
durch eben dieses Begehren mit ihr verbunden. Die Mutter Kirche umfaßt
sie schon in liebender Sorge als die ihrigen." (Lumen gentium 14,3)
Diese Behauptung ist häretisch. Mitglied der Kirche kann man nur durch
die Taufe werden. Wenn Herr Natterer einen "Denzinger" hat, kann er
unter Nr. 2286 nachlesen, was in "Mystici corporis" dazu gesagt wird.
Man könnte noch an eine Begierdetaufe denken, doch diese vermittelt
u.U. die übernatürliche Glückseligkeit (CIC, can.737 ß1), aber nicht
die Kirchenmitgliedschaft, die, wie gesagt nur durch die (Wasser)Taufe
bewirkt wird, weil nur sie einen unauslöschlichen Charakter einprägen
kann.
"Der Heilswille umfaßt auch die, welche den Schöpfer anerkennen, unter
ihnen besonders die Muslime, die sich zum Glauben Abrahams bekennen und
mit uns den einen Gott anbeten". (Lumen gentium 16,1)
Die Mohamedaner sind Heiden. Für sie gilt daher: "Alle Götter der
Heiden sind Dämonen." Herr Natterer aus Econe sieht das sicherlich
nicht so. Und die Gleichsetzung von Gott und Allah der Muslims stellt
natürlich auch keine Häresie dar.
"Die Ordnung der Bischöfe aber (...) ist gemeinsam mit ihrem Haupt, dem
Bischof von Rom, und niemals ohne dieses Haupt, gleichfalls Träger der
höchsten und vollen Gewalt über die ganze Kirche". (Lumen gentium 22,2)
Nach dem I. Vatikanischen Konzil ist der Papst, und nur der Papst
Träger der obersten Jurisdiktion in der Kirche (Denz.. 1823). Er teilt
diese Gewalt mit niemandem, auch nicht mit einem Bischofskollegium oder
einer Bischofskonferenz. Hier ist also ausgesprochen, was Ratzinger und
andere vorgedacht haben: Wenn die Bischöfe (auch) die höchste Gewalt
ausüben, dann ist der Papst primus inter pares, und der Primat ist
verabschiedet.
"Es ist fast einmütige Auffassung der Gläubigen und der Ungläubigen,
daß alles auf Erden auf den Menschen als seinen Mittel- und Höhepunkt
hinzuordnen" ist. (Gaudium et spes 12,1)
Was soll man dazu sagen? Ich bin der Herr, Dein GOTT, heißt das erste
Gebot des Dekalogs. "Du sollst keine fremden Götter neben mir haben." -
Aber welche Verkehrung im Mund von Paul VI.: "Ehre dem Menschen". -
Bekanntlich ist der Teufel der Affe Gottes.
"Bei den liturgischen Feiern soll jeder, sei er Liturge oder Gläubiger,
in der Ausübung seiner Aufgabe nur das und all das tun, was ihm aus der
Natur der Sache und gemäß den liturgischen Regeln zukommt."
(Sacrosanctum concilium 28)
Nach der Einsetzung Christi "Tut dies zu meinem Gedächtnis" ist der
Klerus kraft göttlichen Rechtes der alleinige Träger der Liturgie. Die
Laien haben überhaupt keine Aufgabe. Wahrscheinlich sind den Econern
die liturgischen Vorschriften weniger bekannt.
"Dieses Recht der menschlichen Person auf religiöse Freiheit muß in der
gesellschaftlichen Ordnung so anerkannt werden, daß es zum bürgerlichen
Recht wird". (Dignitatis humanae 2)
Die bekannte Häresie von Vatikanum 2. Aufschlußreich ist, daß Abbé
Natterer selbst in diesem Schema über die Religionsfreiheit, die sein
Chef nicht unterschrieben hat, keinen gravierenden Verstoß gegen die
authentische Lehre sieht.
"Die Kirche ist zugleich heilig und stets der Reinigung bedürftig". (Lumen gentium 8,3)
Es heißt: Ich glaube an die (...) heilige Kirche. Die Kirche ist also
heilig und nur heilig. Hier wird im gleichen Satz mit zwei
verschiedenen Begriffen der Kirche operiert, die durch den gleichen
Terminus abgedeckt sind.
"In den verschiedenen Formen des Buddhimsus (...) wird ein Weg gelehrt
(...), auf dem die Menschen zur höchsten Erleuchtung zu gelangen
vermögen". (Nostra aetate 2)
Die heidnischen Religionen sind Ausdruck der Uroffenbarung, die im
Paradies gegeben wurde. Vatikanum 2 macht daraus ein Ergebnis
göttlichen Wirkens. Die höchste Erleuchtung kann doch nur bedeuten: die
Einsicht in Gott als hl. Dreifaltigkeit. Der Buddhismus sieht im Nichts
seine tiefste Erkenntnis begründet; beide Positionen, die des
Christentums und des Buddhismus, schließen sich gegenseitig aus. Und
hat nicht Christus gesagt: "Ich bin der Weg"?
Es ist bekannt, daß Abbé Natterer in Deutschland his masters voice ist.
Ohne Bedenken können wir unterstellen, daß die anfangs zitierte
Position hinsichtlich der Lehren von Vatikanum 2 auch die von Mgr.
Lefebvre ist. Die aufgezeigten Häresien nicht als das zu benennen, was
sie sind, hat nur einen Grund: man will in Econe nicht die einzig
logische Konsequenz ziehen, die nämlich dann noch übrig bleibt: der
Promulgator(und seine Nachfolger) dieser Häresien kann nicht legitimer
Inhaber des römischen Stuhles sein. Indem Econe die konziliaren
Häresien leugnet, deckt es sie. Es ist eigentlich müßig, zum x-ten Mal
mit rhetorischen Kraftakten und Verbalprozereien zu versuchen,
irgendjemand aus der Econer Führungsriege zu überzeugen. Viele, die
dort mitarbeiten, handeln wider besseres Wissen.
Aber vielleicht gibt es noch einige unwissende oder hilflose Mitläufer,
die der Kirche treu bleiben wollen, denen es aber an Argumenten
mangelt. Für sie ist dieser Artikel geschrieben.
Der Graben zwischen der wahren Kirche und der Econer Sekte ist
scheinbar nicht sehr breit, aber er reicht tief hinunter... Deshalb
wird der Kampf für die Wahrheit weitergehen.
***
ROSENKRANZGEBET: JEDEN DONNERSTAG UM 19 UHR IN ST. MICHAEL, MÜNCHEN/WESTENDSTR. 19.
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