MITTEILUNGEN DER REDAKTION
Verehrte Leser,
München, 11. April 1986 am Fest des hl. Papstes Leo I,
in dem vorliegenden Heft fehlt vielleicht eine Bilanz mit der
Überschrift "Zehn Jahre danach", zehn Jahre nach dem Verbot der hl.
Messe und zehn Jahre nach der Freigabe der Abtreibung. Beides hängt
ursächlich zusammen. Dem geistigen Mord folgte der physische. Wenn man
das geistig religiöse Leben erstickt, gibt es keinen Grund mehr, das
physische zu schonen... inzwischen bahnen sich Verhältnisse wie im
Dritten Reich an. Dort werden die Seelen von der unmittelbaren Teilhabe
am Leben mit Gott, von Seinem übernatürlichen Gnadenstrom abgetrennt,
im anderen Fall das keimende Leben, das auf die Verbindung mit der
Mutter angewiesen ist. Und beide Male sterben sie: die hungernden
Seelen, denen das "lebendige Brot" vorenthalten wird, und das werdende
Leben. Die Schande, die sich im geistigen Bereich abzeichnet, wird im
physiologischen überlaut manifest. Es gehört schon eine enorme
Brutalität, Rücksichtslosigkeit, ein überdimensionaler Haß gegen Gott,
Heuchelei und Perversion dazu, um beide Schandprogramme gerade durch
die Institutionen, Kirche - besser: 'Kirche' - und Staat, noch
'offiziell' legitimieren' zu lassen, die eigentlich zur Bewahrung des
übernatürlichen Heils bzw. für die Sicherung des Lebens installiert
sind: dort das Verbot der sog. deutschen 'Bischöfe' am 1. Fastensonntag
1976, jener Bischöfe, die im Rahmen ihres 'Ökumenismus' vorgaben,
tolerant zu sein, hier die Gesetzesänderung des § 218 StGB durch eine
Regierung, die sich 'sozial' und 'liberal' nannte.
Bezeichnenderweise hat man, von geringen Ausnahmen abgesehen, in der
Öffentlichkeit feige dazu geschwiegen, zu beiden Verbrechensprogrammen.
Über die Folgen des geistigen Mordes ist in den letzten Jahren in
unserer Zeitschrift viel geschrieben worden, ebenso einiges über die
Abtreibung und ihre Folgen. Auf den Mord an den ungeborenen Kindern
werden wir in einem der nächsten Hefte noch ausführlicher eingehen.
Beschämend ist, wenn man die Bemühungen untersucht, die zur Rettung des
Heils und des ungeborenen Lebens unternommen worden sind. Viele
Aktivitäten, die gestartet worden sind - Errichtung von Meßzentren z.B.
im religiösen Bereich -, scheiterten an persönlichen Unzulänglichkeiten
oder an direktem Boykott. Unerklärlich ist auch, warum sich viele der
Kleriker, die zum Widerstand gezählt werden möchten, die stolz auf
irgendwelche Schlachten mit ihren Ordinariaten verweisen, den Gläubigen
und auch ihren Konfratres, die eine gemeinsame Pastoral aufbauen
wollten, verweigern. - Im politischen Bereich wurde das
Abtreibungsprogramm sogar von den Parteien übernommen, die in ihrem
Namen ein "C" tragen. Es gibt nur zwei, drei kleinere Parteien -
darunter die Deutsche Zentrumspartei -, die Front gegen den derzeitigen
ß218, gegen die Freigabe der Abtreibung, gegen all die Gen-spielereien,
d.i. Experimentieren mit dem menschlichen Leben, machen.
Im letzten Heft habe ich von meinem Versuch berichtet, unsere Bischöfe
zu einer intensiveren Zusammenarbeit und zu einer Bereinigung
gegenseitig erhobener Vorwürfe anzuregen. Ich werde diese Bemühungen
fortsetzen und demnächst davon berichten. Bitte unterstützen auch Sie
diese Bemühungen durch Ihr Gebet und, wenn möglich, auch durch Ihre
Appelle.
Allen, die unsere Arbeit unterstützt haben, möchte ich ganz herzlich danken.
Ihr Eberhard Heller
***
NACHRUF:
In letzter Zeit sind von unseren Lesern folgende Personen verstorben:
Fräulein M. Broschart aus Spiesen, der hochw. Herr, Pater Angelicus OFM
aus Wil in der Schweiz im Alter von über 8o Jahren (ich hatte diesen
lieben, bescheidenen Geistlichen einmal in Basel kennengelernt) und am
8. Februar 1986 im Alter von knapp 85 Jahren der hochverdiente Dr. Hugo
Maria Kellner in Rochester / USA. Ihm, der eine der Säulen und
Vorkämpfer in unserem Kirchenkampf war - und bei ihm ist dieser Begriff
"Kampf" wirklich gerechtfertigt - werde ich im nächsten Haft einen
eigenen Nachruf widmen. Beten wir für das Heil der Verstorbenen, damit
ihnen Gott in Seinem Reich jene Ruhe schenken möge, die sie auf Erden
vermissen mußten. R.I.P. E.H.
REDAKTIONSSCHLUSS: 11.4. 1986.
TITELBILD: Polnische 14. Jahrhundert
BITTE BEACHTEN SIE: DER 15. JAHRGANG DER EINSICHT ENDETE MIT HEFT NR.6 VOM FEBR./MÄRZ 1986.
LESERBRIEF:
Sehr geehrter Herr Dr. Heller!
Lukas 22,49: "Judas, mit einem Kusse verrätst du den Menschensohn!" -
"Exzellenz, lieber Günther!" - Hiermit möchte ich Sie bitten mir keine
"EINSICHT" mehr zu senden. - G.R.
Anmerkung: Die Redaktion ist
G.R. recht dankbar für die jahrelange Mitarbeit, die diese Person für
unsere Leser geleistet hat, und bedauert, daß die Anhänglichkeit an die
Person eines Klerikers sie blind macht für sachliche Argumente. N.B.
das war bisher übrigens die einzige Reaktion, die mir aus der Umgebung
von Mgr. Storck auf meinen offenen Brief an ihn zuging. Er selbst zieht
es vor, wie bereits früher schon, nicht zu antworten. E. Heller
***
EIN BEKENNTNIS:
"Es ist das Allerselbstverständlichste für mich; mein ganzes Leben,
mich selbst mit Leib und Seele habe ich unwiderruflich daran gebunden.
Um dieser Selbstverständlichkeit willen hatte ich mich vor fast sieben
Jahren den existentiellen Ungewißheiten ausgesetzt, die sich aus einer
Suspendierung ergeben. Es ist die Verbundenheit meines ganzen Seins mit
Person und Werk des Hochwürdigsten Herrn Erzbischof Lefebvre, also mit
ihm und der von ihm gegründeten und von seinem Geist gelenkten
Priesterbruderschaft St. Pius X. Niemand wird mich von dieser
verschworenen Einheit lösen können. Er müßte mir das Herz aus dem Leibe
reißen und meine Person in ihr Gegenteil verkehren, mich also meiner
Identität berauben. GOTT IST MEIN ZEUGE: Alles, was ich getan habe, tue
und tun werde, war, ist und wird immer sein ein ungeteilter Dienst an
die Priesterbruderschaft, und die von mir gelenkte, das heißt geistig
und geistlich geführte actio spes unica ist mit der
Priesterbruderschaft unlösbar assoziiert. Dafür ist der schriftliche
Segen unseres Erzbischofs ein ewiges Zeugnis." (Pfarrer Milch in seinem
Rundbrief vom 14.2.1985) (N.B. wie aus diesem Rundbrief ferner zu
entnehmen ist, dürfte Pfr. Milchs Nibelungentreue von gewissen Econern
nicht sehr geschätzt sein.)
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