Was ist das eigentlich: Die Häresie?
von
Prof. Dr. Diether Wendland
Schon öfters wurde an uns von katholischen Laien, denen das
sinnlose Gerede von der "Krise in der Kirche" oder sogar "der Kirche"
nachge-rade auf die Nerven fiel, die Frage gestellt: Wie kommt es
eigentlich dazu, daß der seit vielen Jahren in aller Öffentlichkeit
erhobene Häresie-Vorwurf gegen die Bischöfe (einschließlich des
"römischen") völlig reaktionslos verhallte und bei diesen Amtspersonen
wie von einer Gummiwand abprallte oder ins Leere ging? Das war höchst
merkwürdig und fiel sogar den Dümmsten auf. Waren denn diese Leute auf
ihren gut gepolsterten Bischofsstühlen gegen einen solchen Vorwurf
immun oder begriffen sie gar nicht, was man ihnen vorwarf, oder hatten
sie, wie man zu sagen pflegt, nur ein 'dickes Fell'? Wie könnte ein
solch unmögliches Verhalten näher erklärt und tiefer verstehbar gemacht
werden? Denn man stelle sich einmal vor, jemand würde gegen hohe
Bedienstete des Staates (Richter eingeschlossen, denn Bischöfe sind
auch Richter) in Publikationen oder öffentlichen Reden die Anklage
erheben, dieser oder jener sei nachweislich ein gesinnungsloser Lump
oder sogar ein ausgemachter Verbrecher! Die Mühlen der Justiz würden
gewiß zu mahlen anfangen und die Staatsanwälte auf den Plan rufen,
obwohl heute auch im staatlichen Bereich ein erschreckendes Absinken
der Rechtsmoral festgestellt werden kann, so daß das Vertrauen in die
Rechtssprechung der staatliche Gerichtsbarkeit mehr und mehr im
Schwinden begriffen ist. Das kommt in dem bekannten Wort zum Ausdruck:
Verbrecher werden resozialisiert und möglichst schonend behandelt, ihre
Opfer jedoch bestraft oder zur Wehrlosigkeit verurteilt. Darum kann man
mit Recht auf eine weitgehend moralisch verwahrloste Gesellschaft
schließen, die ihre Wertmaßstäbe verloren hat. Sollte es im
'kirchlichen' Bereich etwa anders sein, wenn man sich "der Welt
angepaßt" hat und sie hofiert? Wer das glaubt, wird gewiß nicht selig
werden!
Gleichzeitig aber fiel auf, daß Katholiken, Priester und Laien, obwohl
sie von ganz massiven Häresie-Anklagen gegen die Bischöfe hörten oder
lasen, generell in völliger Regungslosigkeit verharrten oder sich so
verhielten, als ginge sie das gar nichts an. Dieses Faktum aber war
er-schreckend. Denn es setzte bei sehr vielen, die sich – wenn sie
danach gefragt wurden – als Katholiken bezeichneten, etwas voraus,
wovor man sehr gern die Augen verschloß oder dies einfach nicht für
wahr halten wollte, nämlich: nicht bloß einen allgemeinen
Glaubensschwund und eine religiöse Gleichgültigkeit, nein, sondern ein
Zerbrechen des wahren Glaubens, der spezifisch christlichen "vera
fides", und eine Unwissenheit im Hinblick auf die sich daraus
ergebenden realen Folgen für jeden einzelnen und den "lieben Nächsten",
ja sogar für das Ganze einer pluralistischen Gesellschaft, die man
zudem noch als eine demokratische mißverstand. – (NB: Demokratie ist
eine Staatsform, nicht aber eine Gesellschaftsform; und was die Kirche
betrifft, so ist sie weder ein demokratisches noch ein monarchisches,
geschweige denn absolutistisches Gebilde, sondern eine "societas
perfecta" eigener Art; dies trifft auch auf die "römische
Konzilskirche" zu, obwohl dieselbe nichts mehr zu tun hat mit der alten
(lateinischen)
"römisch--katholischen Kirche". Doch das ist ein Thema für sich.)
Es ist notwendig, bei der von uns aufgegrif-fenen thematischen Frage,
die viele bedrückt, das Ganze nicht zu übersehen, in dem sie sich
stellt und wobei es sich um eine religiöse Gesellschaft handelt, die in
sich nicht nur ziemlich verwirrt, sondern durchaus auch geistig
verwahrlost ist, so daß man heute nur noch in einem sehr engen Rahmen
von einer "Ecclesia militans" sprechen kann, der Christus, der HERR,
den Auftrag gab, zu kämpfen, nicht aber zu singen: "Unter deinen Schutz
und Schirm fliehen wir...". Es gibt aber keinen echten Kampf ohne
Angriff, vorausgesetzt natürlich, daß man weiß, wo der Feind steht.
Wohlgemerkt, ein Feind, nicht etwa bloß ein Gegner, mit dem man
politisch "im Gespräch" bleibt oder einen "Heilsdialog veranstaltet".
Außerdem ist uns nicht bekannt, daß Christus jemals den Begriff
"Gegner" gebraucht hätte, wohl aber "Freund" oder "Feind" – also:
entweder – oder, denn wer nicht für Ihn ist als echter Freund, der ist
gegen Ihn als Feind mit der ständigen Intention, Ihn auf ir-gendeine
Weise zu töten (z.B. auch durch Verfälschung seines Wesens in Wort und
Schrift). Auch dies sollte beachtet werden, wenn man eine tiefere
Erkenntnis vom Wesen des Häresie gewinnen will. Denn sie ist ein
spezifisch christ-licher Begriff und Sachverhalt, der sich nicht auf
eine einfache Definition bringen läßt, weder dogmatisch noch
moraltheologisch, auch wenn bisweilen das Gegenteil behauptet wurde.
Und wenn das alte Kircherecht bestimmte (Can. 1325 §2): "Wenn jemand
nach dem Empfang der Taufe, ohne den christlichen Namen aufzugeben,
hartnäckig eine von(aus) den 'fide divina et catholica' zu glaubenden
Wahrheiten leugnet oder bezweifelt, so ist er Häretiker", dann weiß man
allerdings noch lange nicht, was eine Häresie ist und welche Gefahr
durch sie heraufbeschworen wird. Darum fällt es ja auch
Kirchenrechtlern so schwer, die heutige Situation richtig zu
beurteilen. *)
Die Kirchenväter fürchteten die Häresie wie der Teufel das Weihwasser,
obwohl sie von ihr noch keinen abgeklärten Begriff besaßen, den-noch
aber einen ständigen Kampf gegen Häretiker führen mußten, die auf eine
äußerst geschickte Weise den wahren Glauben in sein Gegenteil
verkehrten und dadurch die wachsenden christlichen Gemeinden, die sich
damals noch nicht "katholisch" nannten, in tiefe Verwirrungen stürzten,
so daß es bisweilen sogar zu blutigen Auseinandersetzungen kam. Heute
hingegen gibt es viele christliche Gemeinden, die sich als katholisch
bezeichnen, obwohl es sich bei diesen (wie wir anderswo nachgewiesen
haben) nicht einmal mehr um christliche handelt, sondern um
pseudokatholische sog. Volk-Gottes-Gemeinden. Dort aber weiß man nichts
mehr vom Wesen der Häresie und ihrer Gefährlichkeit, was übrigens auch
auf die Illuminaten-Sekte der Lefebvreaner und der ihr Assoziierten
zutrifft. Der hl. Augustinus kämpfte sein Leben lang nach seiner
Bekehrung gegen die Häretiker, und zwar nicht nur in seinen Schriften
und Predigten, sondern auch mit Hilfe römischer Soldaten, um sich
dieses Gesindels überhaupt noch erwehren zu können. Der damalige Kampf
war kein akademischer Streit, sondern oft auch ein ziemlich blutiger,
im Gegensatz zu heute, wo man nicht einmal mehr streitet, sondern als
ausgemachter Häretiker so-gar ein besonderes Ansehen genießt und mit
Eh-ren bedacht wird, auch von seiten der profanen Gesellschaft und
ihrer kulturpolitischen Mafia. Der einfache katholische Mit-Mensch und
Gläubige weiß so gut wie nichts davon und glaubt sogar, ein Bischof
sei schon deswegen katholisch, weil er zu gewissen Zeiten eine Mitra
trägt, einen Ring am Finger hat, mit einem Krummstab auftritt oder zur
Weihe einer Statue der Fatimamadonna anreist. Das kann doch unmöglich
ein Häretiker sein, sagen die Leute! Das ist gewiß primitiv, aber so
ist es nun einmal, weswegen man in dieser Beziehung sich darüber klar
werden sollte, keine katholischen Christen, sondern Missionsland vor
sich zu haben, das nichts hergibt für einen Wiederaufbau des so-zialen
Corpus Christi.
Die Kirchenväter wußten noch, was es mit der Häresie auf sich hatte und
worin ihre Ge-fährlichkeit bestand, eine Gefährlichkeit übrigens, die
sich sowohl auf das übernatürliche als auch auf das natürliche Leben
der (gültig getauften) Christgläubigen bezieht, was bei uns schon lange
nicht mehr klar und deutlich im Bewußtsein stand, ja nicht einmal bei
der Mehrzahl der vorkonziliaren Dogmatiker und Moraltheologen.
Verständlicherweise, denn der nach-tridentinische Häresiebegriff ist
mit nicht gerin-gen Mängeln behaftet und wenig geeignet, den Grundakt
der Häresie zum Ausdruck zu bringen und sie von der Apostasie real zu
unterscheiden. Es ist nämlich die Häresie theoretisch und prak-tisch
ohne Apostasie möglich, nicht aber umgekehrt, so daß es für manche oft
nicht leicht ist, einen Häretiker von einem Apostaten zu
unterscheiden, der nicht einfachhin ein glaubensloser Mensch ist oder
ein nur vom "katholischen Glauben" abgefallener Christ. So einfach
liegen die Dinge nicht. Ein Protestant ist, falls er über-haupt noch
gültig getauft ist (was man nicht un-geprüft voraussetzen sollte, weil
die meisten "evangelischen Christen" gar nicht wissen, was die Taufe
bedeutet, wie man leicht in Erfahrung bringen kann), in der Regel
entweder ein glau-bensloser Mensch oder ein Häretiker, gleichgültig,
ob er sich dessen bewußt ist oder nicht. Darum steht auch bei diesen
"christlichen Brüdern" der Wojtyla-'Papst' in hohem Ansehen und ist für
sie durchaus akzeptabel. Das sollte man in unserer Gesellschaft nicht
unterschätzen. Gewiß ist der Ökumenismus zutiefst häretisch, aber
selbst wiederum nur die Folge einer Häresie, worüber sich leider nur
wenige Gedanken machen, da sie gar nicht damit rechnen, bei diesen
frommen Leuten vielleicht sogar und bereits Apostaten vor sich zu haben.
Nun aber ist es geradezu typisch für einen Apostaten (und woran man ihn
dann auch sehr leicht erkennen kann!), nichts so sehr zu hassen wie die
Tatsache der Strafbarkeit der Häresie und die moralische Notwendigkeit
ihrer Straf-verfolgung. Darum versucht er alles, um die Hä-resie zu
verharmlosen und schließlich aus dem Bewußtsein zu tilgen, wie es
bereits der Roncalli-'Papst' und sein 'Pastoralkonzil' getan haben, so
daß schon aus diesen Gründen der gesamte Episkopat der "röm.
Konzils-kirche" ein Kollektiv von Apostaten darstellt, das ihre
"katholischen" Untertanen, die naiven "Gläubigen", beherrscht oder
'weidet', die dafür außerdem noch Kirchensteuer zahlen und sich
ansonsten sogar spendenaktiv zeigen. Im modernen liberalisti-schen
Parteien-Staat ist es ähnlich, wo die dümmsten Kälber ihre Metzger
selber wählen, besonders, wenn diese sympathisch aussehen und bei jeder
sich bietenden Gelegenheit von Frieden und Freiheit reden – oder
ständig, wie die Apostaten, von der Menschenwürde, aber niemals von der
Ehre Gottes oder der Ehre Jesu Christi! So mischt sich eine
Gesellschaft perfider Gesinnungsgleicher und unterdrückt alle, die ihr
nicht gleichen wollen. Die "Konzilskirche" paßt mit ihren Mitgliedern
in diese Situation wie die Faust auf 's Auge.
Wenn man sich einen ersten Begriff von der Häresie verschaffen will,
dann muß man es wie die Kirchenväter machen, die das schwerwie-gende
und harte Wort des auferstandenen göttlichen Menschensohnes ganz ernst
nahmen und bei dem es einem unheimlich werden kann: "Wer glaubt (d.h.
nur wer den wahren Glauben besitzt) und sich taufen läßt, wird gerettet
werden; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden". (Mk. 16, 16)
"Verdammen" aber bedeutet, mit dem zweiten Tode, dem ewigen,
bestrafein. Hier hört sich jede Sentimentalität und jeder falsche
Humanismus auf, aber auch jede Verfälschung des Begriffes von der
Barmherzigkeit Gottes, wie dies seit dem Vatikanum 2 an der
Tages(un)ordnung ist und besonders durch den 'Papst' Wojtyla propagiert
wurde. Damit aber be-findet man sich in der schlechtesten Gesellschaft,
einschließlich des "Canon Missae" innerhalb und (allerdings nur
scheinbar) außerhalb der Konzilskirche. Die Lefebvreaner gehören zu ihr
und sind nur ihre Steigbügelhalter. Die alte Kirche wußte noch, warum
sie die Taufe als das "Sakrament des Glaubens" ("sacrametum fidei")
bezeichnete, ohne welches alle übrigen Sakramente null und nichtig
sind, und warum sie sogar die Katechumenen von der Teilnahme am
eucharistischen Opfer ausschoß, obwohl diese sich bereits auf dem Wege
zum wahren Glauben befanden, angeregt durch das Wirken des Heiligen
Geistes in ihren Seelen, nachdem sie mit Verstand das "Wort Gottes"
hörten und auch zu unterscheiden lernten, was Wort Gottes ist und was
nicht. Denn nicht jedes Predigtgerede ist, auch wenn es 'amtlich'
geschieht und mit Bibel-zitaten vollgepfropft ist, damit schon
Verkündi-gung des Wortes Gottes, ganz abgesehen von den jämmerlichen
Erlebniserzählungen der Liturgen in der 'Konzilskirche' von einem
"irdischen Jesus", dem lieben "Heilsbotschafter" und "Hoffnungsbringer"
aus Nazareth, dem man so-gar heute noch "begegnen" kann. Es soll
allerdings schon vorgekommen sein, daß "Hörer des Wortes" schon
während einer solchen Predigt den NOM-Tempel fluchtartig verlassen
haben und niemals mehr hingingen. Wo aber sind diese Katholiken
geblieben? Und wer ist ihnen nachgegangen? Nicht um sie zu betreuen
–denn das hatten sie nicht nötig-, sondern um ihnen eine
Orientierungshilfe zu geben und sie vor einem Grüppchengeist zu
bewahren, der zwangsläufig in ein Sektierertum führt und unfähig ist,
eine tragfähige Position gegen die Institution der "röm.
Konzils-kirche" zu finden, die realiter der Hauptfeind ist. Dieser aber
zeigt sich repräsentativ in der Institution der nationalen
Bischofskonferenz, einem häretischen und apostatischen Gebilde
besonderer Art, bei dem es jedoch in erster Linie nicht um das Recht
oder die Gerech-tigkeit geht, sondern um Macht, Geld und Ein-fluß in
der Öffentlichkeit, d.h. auch in den Mas-senmedien. Darum ist es heute
auch nicht mehr möglich, in einem 'katholischen Verlag' katholische
Gedanken zu publizieren, die gegen die "Konzilskirche" gerichtet sind.
Ein Häretiker trifft hier auf keinerlei Schwierigkeiten. Der "einfache
Gläubige" und Grüppchenkatholik hinwiederum wundert sich nur – manchmal!
-, daß es so gut wie keine Buchpublikationen gibt, die ihn zuerst
aufklären und dann einen Weg aus der Katastrophe weisen können. Auf den
Gedanken, daß so etwas auf Auswirkungen einer gro-ßen Häresie beruht,
kommt er erst recht nicht.
Der wahre Glaube, den nur ein Christ besit-zen kann – nicht aber jemand
von einer anderen Religions-Gemeinschaft, worüber man sich klar werden
sollte! -, ist wesenhaft und notwendig ein auf den menschlichen
Intellekt bezogener trinita-rischer Glaube, der voll und ganz auf der
positi-ven göttliche Offenbarung beruht, deren Kristal-lisationspunkt
der göttliche Menschensohn ist. Darum bezeichnet man ihn auch als
Offenba-rungsglauben, als "fides divina". Dieser Glaube ist gemeint im
Begriff der Taufe als dem "sa-cramentum fidei" schlechthin. Daraus aber
folgt, daß, wer nicht glaubt und sich taufen läßt, nichts anderes ist
als ein (alter oder neuer) Jude oder Heide. Ist das intolerant? Gewiß,
das ist es! In-dessen gibt es nun einmal keine dogmatische Toleranz auf
dem Boden der christlichen Religion, wie schon die Kirchenväter klar
erkannt hatten. Im übrigen hatte schon der hl. Paulus mit hartnäckigen
Häretikern kurzen Prozeß gemacht, um die Christgläubigen vor ihrem Gift
zu be-wahren. Darum dulden auch wir es nicht, daß dieser Glaube
verfälscht wird, wie es vor allem in der Großsekte des Protestantismus
geschehen ist und heute, wenn auch auf eine andere Weise, in der
"Konzilskirche" geschieht. (Siehe hierzu meine Auseinandersetzung mit
ihrem anti-katholischen "Erwachsenenkatechismus".)
Nun aber richtet sich die Häresie mit aller Macht und Tücke direkt und
unmittelbar gegen diesen Glauben, der auf dem geoffenbarten Gotteswort
beruht, das in sich unfehlbar wahr und dadurch zum Heil des Menschen
notwendig ist, so daß es, wenn es nicht intellektiv bejaht und
voluntativ angenommen wird, die Wirkung nach sich zieht, den Menschen
durch sein eigenes Verschulden in sein Unheil, in eine abgrundtiefe
Heillosigkeit, d.h. in die Verdammnis zu stürzen, die sich der Mensch
selber zuzieht. Denn es hat sich der allmächtige, wahre und heilige
Gott nicht zum Spaß geoffenbart, so daß der Mensch in seinem Hochmut
oder in seiner Dummheit es sich hernach leisten könnte, das Wort Gottes
etwa nur "zu berücksichtigen" oder auch nicht. So aber verhält es sich
absolut nicht in Sachen der christlichen Religion, die die einzig wahre
ist, andernfalls man sie nicht einmal als eine Religion bezeichnen
könnte, sondern nur als eine primitive Weltanschauung ideologischer
Natur, auch wenn diese sich das Schwindeletikett "katholisch" zulegt.
Wer und was nicht alles nennt sich heute "katholisch"? Es gibt sogar
tra-ditionalistische Gruppen, die vorgeben, den "katholischen Glauben"
zu verteidigen, ohne jedoch zu wissen, was die "fides divina" ist und
wodurch sie sich ermöglicht. Das ist keine willkürliche Behauptung,
denn das haben wir nach-geprüft. Schon vor dem Dritten Reich war nicht
bloß in Deutschland der religionsfremde "Gesin-nungskatholizismus"
unter Klerikern und Laien weit verbreitet, der bereits Ende der 50-er
Jahre wieder fröhliche Urständ feierte, so daß das a-religiöse,
liberale und sozialistische Gesindel mehr und mehr die öffentliche
"Kulturszene" zu beherrschen begann. Die "Konzils-kirche" paßte genau
in diesen Rahmen und nannte eine solche Einpassung "aggiornamento" und
"neues Heils-bewußtsein". Die meisten glaubten sogar, da-durch ein
Wohlgeruch vor Gott zu sein; dabei stank man nur penetrant. Die ganze
religiöse Ge-sellschaftssituation war damals schon häretisch. Das
zeigte sich auch in der antisakralen modernen Kunst beim Wiederaufbau
der Kirchenge-bäude, sofern nicht Museumsräume geplant waren.
Die Häresie richtet sich auch nicht primär gegen einzelne
Glaubenswahrheiten, wie man oft meint, und revoltiert auch nicht
unbedingt gegen ungeliebte kirchliche Lehrentscheidungen (veri-tates
catholicae) – hier beschränkt man sich darauf, sie einfach nicht zu
erwähnen -, sondern sie richtet sich gegen den wahren Glauben selbst,
indem sie die eigene Einsicht zur positiven Norm und zum einzigen
Erkenntnisgrund der göttlichen Offenbarungswahrheit macht. **)
Angetrieben von seiten der Willensfreiheit, besteht der Grundakt der
Häresie in einer Wahl, kraft welcher sich der Mensch gegen die absolute
Wahrheit wendet sowie das ihr Unterworfen-sein theoretisch und
praktisch negiert und leugnet. An diesem der Wahrheit des wahren
Glaubens total Uterworfensein entzündet sich die Häresie. Darum hat
sie Thomas von Aquin mit Recht als eine "species infidelitatis"
bestimmt, als eine Wesens- und Artgestalt des Unglauben, und zwar als
die gefährlichste, weil hierbei zugleich mit der Negation der
göttlichen Wahrheit und der Leugnung der Heils-Wahrheit privativ die
Todsünde mitgesetzt wird, d.h. der Heils-Verlust. Nicht die
Hartnäckigkeit des Häretikers ist das Entscheidende, sondern der
häretische Habitus bzw. die habituell gewordene Häresie, die niemals
ohne eigenes Verschulden Wirklichkeit wurde. Die Häresie ist positiver
(gesetzter)und vollendeter Unglaube gegenüber dem wahren Glauben und
seiner Heilsnotwen-digkeit. Darum hat es im Grunde auch wenig Sinn,
eine formelle Häresie von einer materiellen zu unterscheiden, da sie
weder von den Dogmen der Kirche abhängt noch erst durch sie in
Er-scheinung tritt. Zwar sagt man mit Recht, wer ein einziges Dogma
leugnet, der leugnet auch alle übrigen. Aber warum ist das so?
Gewöhnlich gibt man als Grund an: weil die Leugnung eines einzigen
Dogmas bereits die Leugnung der Unfehlbarkeit der Kirche als solche
impliziert. Doch ist dies Ansicht, obwohl nicht falsch, den-noch nicht
stichhaltig oder zwingend, weil sie das Problem verschiebt und vom
Wesen der Häresie nichts mehr in Erscheinung treten läßt, die eben
nicht eine oder mehrere Glaubenswahrheiten leugnet oder anzweifelt,
sondern zuerst die Unteilbarkeit der Glaubenswahrheit als solche und
den wahren Glauben selbst. Und gerade dies läßt sich viel leichter
feststellen, als man gewöhnlich meint, so daß man gar nicht darauf zu
warten braucht, bis ein Häretiker endlich gegen ein Dogma verstößt,
falls es ein solches über-haupt gibt, gegen das er verstoßen könnte.
M.a.W.: mit der "fides catholica" allein kommt man heute nicht weiter,
und dies vor allem dann nicht, wenn kirchliche Dogmen nicht offen
geleugnet und angegriffen, sondern geschickt un-terlaufen oder
neutralisiert werden. Wir leben heute in einer Zeit, wo man sozusagen
vor lauter Häresien die Häresie und ihre Folgen nicht mehr sieht.
***)
Der häretische Unglaube eines gültig getauften Christen (ein nicht
gültig Getaufter und ein Ungetaufter können niemals Häretiker sein) hat
auch nicht seine Ursache in einer ungeordneten Hinwendung zur Kreatur
durch Augenlust, Fleischeslust und Hoffart des Lebens und ebenfalls
nicht in einer hartnäckigen Widersetzlichkeit gegen kirchliche Lehren –
, das alles sind Irrtümer aufgrund eines Mangels an
theologischer Reflexion -, sondern er zeigt sich ganz deutlich in einer
willentlichen, frei gewollten Abwendung von dem sich offenbarenden Gott
als der unwandelbaren "veritas prima", sofern sie in ihrer Absolutheit
erkannt ist und die Unterwerfung bedingungslos fordert. Es ist
lächerlich, von dieser "aversio a Deo" zu meinen, sie habe keinen
realen Folgen oder es könnten dieselben auf Dauer verborgen bleiben.
Das reine Gegenteil ist gerade wahr. Mit Recht hat darum die alte
Kirche die Häresie als ein Majestätsverbrechen bezeichnet und die
Häretiker dementsprechend behandelt, um Gott die Ehre zu geben und die
Christgläubigen vor ihnen zu schützen. Diese Zeiten jedoch sind lange
vorbei, nachdem ein Gesamtepiskopat häretisch wurde und die einzelnen
Bischöfe, einschließlich des "römischen" ab Roncalli, zu
Majestätsverbrechern avancierten, die heute zudem noch von ehrlosen
Leuten, die sich für ka-tholische Christen halten, bejubelt und hofiert
werden. Häresien haben nichts zu tun mit theo-logischen Irrtümern oder
falschen religiösen Lehren, ja nicht einmal mit Irrlehren einfachhin,
denen jeder Priester und Laie unverschuldet ver-fallen kann. Dies
jedoch ist bei der Häresie nicht der Fall, da sie den Heils-Verlust
nach sich zieht, der so tief geht, daß auch die Kirchen-Gliedschaft am
mystischen Leibe Jesu Christi zu existieren aufhört, gleichgültig ob
die Häresie eines Christen öffentlich bekannt wird oder nicht. In
dieser Sache hat noch Suarez klarer gesehen als Bellarmin. Tote Glieder
an einem Leibe aber werden normalerweise entfernt. Außerdem sollte
beachtet werden, daß sich dir Häresie nicht auf die Einheit im Glauben
bezieht, sondern auf die Einheit des wahren Glaubens, zu dem der
unwahre Glaube (es gibt auch eine Einheit in demselben!) im
kontradiktorischen und privativen Gegensatz steht. Letzterer wiederum
ist heute, nachdem seit dem Vatikanum 2 das ständige Lehramt der Kirche
ausgefallen ist, überall an der Tages(un)ordnung, ohne daß man sich die
realen Folgen klar macht, die sowohl den einzelnen als auch die
Gesellschaft betreffen. Man tut so, als sei das alles irreal,
unbedeutend oder ganz normal in der 'modernen Welt', obwohl man doch
weiß, daß Gott seiner nicht spotten läßt und seine Geduld zwar eine
unendliche ist, aber eben nicht ewig währt.
Die konkreten Auswirkungen einer Häresie, wobei schon eine einzige, wie
man aus der Kir-chengeschichte wissen kann, ganze Völker ins Unglück
gestürzt hat, kann man sich leicht klar machen an analogen Beispielen
im Hinblich auf den Wahrheits-Verlust im Bereich der Ethik, also bei
der Beurteilung moralischer Sachverhalte, die sowohl den einzelnen als
auch die Gesellschaft betreffen. Man braucht nur sein Augenmerk zu
lenken auf die Negation und Leugnung der notwendigen Moraltugenden in
ihrer Seins-wahrheit, woraus die Laster hervorgehen und habituell
werden, angefangen mit der allgemeinen Verharmlosung der Lüge, die
sogar als lebensnotwendig und unter Umständen für be-rechtigt
ausgegeben wird, so daß die 'politische Lüge' sogar als eine besondere
Tugend hoher Politik erscheint (was man früher programmatisch
verkündete, das galt nur für gestern, sagen die Politiker; d.h. sie
logen schon damals! Den-noch werden sie wiedergewählt. Und das nennt
sich dann freiheitliche Demokratie.). Oder man betrachte sich einmal
ganz nüchtern die totale Propagierung oder Zulassung der nicht bloß
sexuellen Schamlosigkeit und anderer Perversitäten in aller
Öffentlichkeit, die zudem noch für "eben menschlich und doch ganz
natürlich", ja sogar für ein Zeichen echter Freiheit in einer staatlich
organisierten Gesellschaft gehalten werden. Oder man bedenke einmal den
ungeheuren Wahrheits-Verlust, der eingetreten ist durch ein jahrelange
Verunglimpfung und Verketzerung moralischer und rechtlicher Autorität
als freiheitsschädlich...etc. Die Auswirkung von alledem vermag jeder
halbwegs vernünftige Mensch zu erkennen, beginnend mit einer
Bar-barisierung und Brutalisierung des einzelnen und einer ganzen
Gesellschaft, so daß schließlich nicht einmal mehr Mord und Totschlag
als das erkannt werden, was sie sind, nämlich nicht nur schwere "vitia
moralia" (sittliche Verfehlungen), sondern vor allem "peccata
mortalia", Todsünden und Kapitalverbrechen gegen die Majestät Gottes.
Dies aber zieht eine Strafverhängung und einen realen Strafvollzug nach
sich, der sich dann sogar auf die Unschuldigen auswirkt. "Mit-gefangen
– mitgehangen!" sagt ein altes Sprich-wort. Darum sollte sich niemand
darauf heraus-reden, an allem völlig unbeteiligt gewesen zu sein. Es
gibt nicht nur eine Heilsgeschichte, sondern auch eine
Unheilsgeschichte, deren Ursachen absolut nicht verborgen sind. Eine
ihrer Hauptursachen aber zeigt sich in der Häresie mit ihrem sofort
eintretenden Heils-Verlust, in dem sich ein Strafvollzug auswirkt, und
zwar derge-stalt, daß Gott dem Menschen wegen der Verlet-zung und
Verleugnung der geoffenbarten Heils-Wahrheit zunächst bestimmte Gnaden
und Gn-denhilfen für sein Leben entzieht, die sich so-wohl auf seine
geistige Erkenntnis als auch auf das sachgerechte Tun beziehen in
Hinblick auf die "res fidei" (die Dinge und Sachverhalte des wahren
Glaubens). Anders ausgedrückt: Gott zieht den Menschen nicht mehr an
und zu sich, sondern er läßt ihn los. Das ist bei jeder habituell
gewordenen Häresie der Fall. Darum braucht man sich wahrhaft nicht zu
wundern, wenn heute sogar unter Christen die Verwirrung wächst, die
Gerechtigkeit abnimmt und die echte Nächstenliebe erkaltet, weil diese
sich nicht mehr an der Wahrheit mißt und sich nicht durch sie
bestimmen läßt. Es heißt: du sollst – nicht: du darfst – deinen
Nächten lieben wie dich selbst. Aber sich selber kann man in Wahrheit
gar nicht lieben, wenn man sich nicht zuvor Gott unterwirft und Ihn "im
Geiste und in Wahrheit" anbetet und liebt, d.h. ungeheuchelt und dem
lieben Nächsten nichts vorheuchelt. Der heute überall und von jedem
Quacksalber verkündete "Primat der Liebe" ohne jedweden objektiven
Wahrheitsbezug sowie die Propagierung der Menschenwürde als Höchstwert
sind blanke Häresien und damit Gott ein Greuel. Wie viele sind sich
dessen bewußt und bedenken die Folgen? Die gottlose und die
vermeintlich christliche Gesellschaft, die beide ungemein freiheitlich
gesinnt sind, sind im biblischen Sinne ein Hurenehe eingegangen und
zeugen dann selbstverständlich auch die ihr ent-sprechenden
'chancengleichen' Bastarde. Beide geben auch vor, den Frieden zu lieben
und den Krieg zu hassen und gebrauchen in diesem Zu-sammenhang sehr oft
das begriffsleere Losungswort von der "politischen Lösung" aller
Krisen. Dabei führen sie ständig Krieg, besonders im Erziehungs- und
Rechtsbereich, gegen den unbedingten Anspruch, den die göttliche
Offenbarungswahrheit erhebt, die sich im übrigen nicht bloß auf die
Christen bezieht. Die Kirchenväter hingegen und das Hochmittelalter
haben noch gewußt, daß die Häresie nicht nur ein Verbrechen gegen die
Majestät Gottes ist, son-dern auch ein "bürgerliches Verbrechen", weil
niemand diese Todsünde mit ihren Folgen nur für sich allein begeht.
Diesem Faktum gegenüber aber ist der moderne sog. freiheitliche und
demokratische Rechtsstaat total blind und verblen-det,
verständlicherweise, denn er ist in seiner Wurzel und von ihr her
keineswegs "religiös in-different", sondern a-theistisch
und
anti-christlich. Das trifft auch auf das Grundgesetz der
Bundesrepublik Deutschland zu. Darüber sollte sich niemand
hinwegtäuschen.
Wenn man die Häresie von der Apostasie klar unterscheiden will, dann
muß man beachten, daß letztere aus dem Gotteshaß (dem Haß auf den
erkannten Schöpfergott) hervogeht und was sogar leicht erkannt werden
kann, wenn man nur die richtigen Fragen stellt. Bei den alten Heiden
der Antike, die noch nie mit der göttlichen Of-fenbarung in Berührung
gekommen waren, war dies niemals der Fall; denn der Gotteshaß ist ein
rein biblisches Phänomen. Er richtet sich in seinem Grundakt gegen das
unwandelbare Wesen Gottes in seiner richterliche Allmacht und
unverletzlichen Heiligkeit und steigert sich in dem Maße, als der sich
offenbarend Gott als ein tri-nitarischer in Erscheinung tritt und der
göttliche Menschsohn das Heil des Menschen von sich selbst abhängig
macht durch einen unbedingten und wahren Glauben an Ihn, den Erlöser
und einzigen Mittler. In der Apostasie fällt der Mensch nicht bloß von
Gott als der "veritas pri-ma" ab, indem er sich ihr in seinem Hochmut
entgegensetzt und sich so zum Maß aller Dinge macht, sondern derart
radikal und total, daß er sich von ihr vollständig trennt, indem er sie
abgrundtief haßt und verachtet. Satan ist kein Hä-retiker, sondern der
Prototyp aller Apostaten, die somit allesamt an seinem Geiste
partizipieren. Auch die Ermöglichung der Apostasie ist viel leichter
erkennbar, als man gemeinhin annimmt. Denn die absolute, subsistierende
Wahrheit, die Gott selber ist und die in der Menschwerdung des ewigen
Logos-Sohnes sichtbar Gestalt angenommen hat, fordert aus sich heraus
nicht nur die unbedingte Unterwerfung des kreatürlichen Geistes unter
dieselbe, sondern auch die Zustimmung und Bejahung in der Erkenntnis,
daß Gott wegen seiner Gerechtigkeit und Heiligkeit ein Vergelter ist,
d.h. ein Verbieter jeglicher Sünde und dadurch wiederum ein Verhänger
zeitlicher und ewiger Sündenstrafen (Thomas v. Aquin). Eine solche
Erkenntnis aber kann einen eiskalten Haß erzeugen, der sich an der
Bosheit des Neides entzündet, nicht wie Gott zu sein und auch niemals
wie Gott sein zu können, d.h. absolut frei und unabhängig aus sich
selbst. Diese Wahrheiten aber sind heute weitgehend aus dem Bewußtsein
verschwunden, so daß man von einer geistigen Verblödung sprechen kann,
die ständig zunimmt. Dadurch wiederum wird die sich weltweit
ausbreitende Angst in ihren Ursachen verständlich, eine eigenartige
Angst, die im Gegensatz zu Furcht keinen Gegenstand hat, weil man nicht
mehr weiß und es auch gar nicht mehr wissen will, was Häresie und
Apostasie bedeuten, die zu sinnleeren Worten gemacht worden sind – und
zwar nicht von gottlosen Leuten des Neuheidentums, die davon gar nichts
wissen können, sondern von Christen und einer überall blühenden
Verdummungs-'Theologie'.
Zwischen der Häresie und der Apostasie besteht nicht nur, wie jetzt
wohl eingesehen wer-den kann, ein gradueller Unterschied, sondern ein
fundamentaler und wesenhafter. Das bedeutet konkret: ein Apostat ist
nicht bloß ein gottloser Mensch einfachhin, sondern, objektiv
betrachtet, ein von Gott bereits verworfener Christ, der am Geiste
Satans voll partizipiert, auch wenn er in der Welt ein großes Ansehen
genießt oder mit Ehren überhäuft wird und auf ein Staatsbegräbnis
hoffen kann, zu dem dann alle "Söhne und Töchter der Finsternis"
anreisen. In diesem Zusammenhang schreibt der hl. Petrus, was ungemein
modern und gegenwartsnah klingt: "Sie verheißen ihnen Freiheit, obwohl
sie selber Sklave des Verderbens sind, denn von wem je-mand beherrscht
wird, dessen Sklave ist er. Wenn sie nämlich, nachdem sie durch die
Er-kenntnis (!) des Herrn und Heilandes Jesus Chri-stus den
Ansteckungen der Welt entkommen wa-ren, sich wiederum davon umgarnen
und überwältigen lassen, so sind für sie die letzten Dinge ärger
geworden als die ersten. Denn es wäre für sie besser, wenn sie den Weg
der Gerechtigkeit nicht erkannt hätten, als daß sie, nachdem sie ihn
erkannt haben, wieder sich abkehren von dem heiligen Auftrag, der ihnen
gegeben wurde. Sie erfahren die Wahrheit des Sprichwortes: 'Der Hund
kehrt zu seinem Auswurf zurück' und: 'Das Schwein wälzt sich nach der
Schwemme wieder im Schlamm!" (2 Petr. 2.19-22). Dem braucht nichts mehr
hinzugefügt zu werden, um heute eine kleine Unterscheidung der Geister
vorzunehmen.
Die Häresie, in der sich bereits der Haß gegen die den menschlichen
Geist normierenden göttliche Offenbarungswahrheit ankündigt, ist eine
geistige Realität, die zwangsläufig ihre be-stimmten Auswirkungen hat,
angefangen mit dem Heils-Verlust, und zwar sowohl auf die
Persönlichkeit der Häretikers selbst als auch auf den Nächsten und die
Gesellschaft. Denn der Mensch ist seinem Wesen nach ein "animal
ra-tionale et sociale", so daß auch die Religion niemals Privatsache
sein kann (allein), gleich-gültig, ob es sich dabei um eine wahre oder
unwahre handelt. Selbst diese simple Erkenntnis scheint den lieben
Christen und Salonkatholiken in ihrem frömmelnden Grüppchengeist
'gesin-nungs'-traditionalistischer Prägung abhanden gekommen zu sein.
Die Häresie schwebt auch nicht ungreifbar und unangereifbar über den
Wolken oder im luftleeren Raum; sonst könnte sie gar nicht eine ganze
"gesellschaftliche Atmosphäre" vergiften, wie es in der Bundsrepublik
und an-derswo der Fall ist. Warum schließt man davor die Augen? Sie
macht auch nicht Halt vor denen, die da glaubten und geglaubt haben,
sich in schützende religiöse Gehäuse einmauern zu können, z.B. in die
Gründung von "Oratorien" oder "Kongregationen" (mit ihren "geistlichen
Beratern"), indem sie sich zudem noch Namen von Heiligen zulegen zu
müssen glaubten, die auf dei Probleme unserer Zeit überhaupt keine
Bezug hatten. Offenbar hat man nicht einmal die Unheilsgeschichte im
Corpus der Kirche in den letzten 150 Jahren gekannt, die sich mit
solchen Gründungen verknüpft hatten. Zudem wird die Gefährlichkeit der
Häresie beileibe nicht erkannt, solange man sie immer nur in der
Perspektive eines formell-abstrakten Widerspruchs zu verpflichtenden
kirchlichen Glaubenslehren betrachtet. Denn es geht dabei nicht nur um
die-se, was man wissen sollte. Denn die Häresie transzendiert bereits a
priori den Sachverhalt ei-nes "theologischen Irrtums" sowie den einer
"christlichen Irrlehre" im kirchlichen Bereich. Sie besteht auch nicht
"materialiter" in einer ererbten oder in der bloß faktischen Unkenntnis
(ignorantia) katholischer Glaubenslehren, wie es bei den meisten
Protestanten der Fall ist, und ebenso nicht in einem unüberwindbaren
Irrtum (error invincibilis) hinsichtlich der Erfassung derselben, was
im übrigen doch nur ein Grenzfall ist (auch wenn man sich gerne darauf
heraus-redet). Die Häresie ist auf dem Boden und im Rahmen der
göttlichen Offenbarung und des Of-fenbarungsglaubens in erster Linie
gemäß ihres Wesens eine "species infidelitatis" und positiver Unglaube,
der wegen des Eintretens des Heils-Verlustes ohne die Setzung einer
Todsünde gar nicht gedacht werden kann. Darin besteht ihre
Gefährlichkeit. Andernfalls wird nur ein sinn-entleertes Geschwätz
verbreitet. Von daher aber versteht man dann leicht, warum Häretiker so
emsig bemüht sind, die Todsünde der Häresie mit allen Mitteln zu
verschleiern, sogar mit Hilfe der Wissenschaft und mit Berufung auf
angebliche 'wissenschaftliche Erkenntnisse'. Die realen Folgen von
schon lange verbreiteten Häresien zeigen sich beispielweise auch daran,
daß heute in einem erschreckenden Ausmaß das Bewußt-sein und das Wissen
um die Erlösungs--Bedürftigkeit des Menschen im Sinne
der göttli-chen Offenbarung restlos verschwunden ist, so daß sehr viele
bereits einen existentiellen Status erreicht haben, der noch viel
tiefer liegt, als dies beim adventlichen Heidentum der Antike jemals
der Fall gewesen ist. Daum ist es heute die Pflicht eines noch
gläubigen Katholiken, als Jünger Christi und als ein allein durch IHN
Be-rufener wenigstens bei Katholiken im Sinne der göttlichen
Offenbarung apostolisch-missionarisch tätig zu werden – ob
gelegen oder ungelegen -, um zu retten, was noch zu retten ist.
Das
Hauptziel
einer apostolisch--missionarischen
Tätigkeit aber besteht heute nicht in einer "Verkündigung"
irgendwelcher Lehren oder einer "Verteidigung des Glaubens", sondern in
einer zweckdienlichen Aufklärung, und diesbezüglich insbesondere in
einer solchen, die die Gefahren und Gefährdungen aufzeigt, in denen
sich alle noch irgendwie gläubigen Katholiken befinden, und zwar
gegenüber einem des Heiles verlustig gegangenen, weil häretischen und
apostatischen, Episkopates (und seines Klerus). Eine solche Erkenntnis
ist gewiß bitter, aber dennoch sehr heilsam. Häretiker und Apostaten
sind nun einmal tote Glieder der Kirche, auch wenn sie ansonsten noch
sehr lebendig und aktiv sind, wie auch der die Erde küssende 'eilige
Vater' in Rom. Tote Glieder der Kirche aber sind auch nicht mehr
bekehrbar und darum – wie die Bischöfe – auch gar nicht in der Lage
oder fähig, auf Häresie-Anklagen überhaupt zu reagieren. Ja, sie
erfassen diese nicht einmal als Anklagen. (Oder glaubt da jemand, Gott
würde tausende von außerordentlichen Wundern gleichzeitig und auf
einmal wirken? Es gibt Leute, die so etwas glauben und sogar darauf
hoffen.) Manche Bischöfe halten diese Anklagen sogar für persönliche
Beleidigungen oder für böswillige Angriffe geistig unbedarfter
Katholiken, die 'natürlich' immer nur 'theologisch ungebildet' sind
bzw. zu sein haben. Das ist doch schon seit Jahren bekannt. Was aber
tut man mit toten Gliedern der Kirche Jesu Christi, die sich als
Bischöfe bezeichnen? Leider gibt es heute keine Gerichtsinstanz, die
sie aburteilen und viele von ihnen befreien könnte. Indessen ist so
etwas auch gar nicht nötig, um sich lebender Leichname zu erwehren und
sich vor ihnen zu schützen . Es genügt zunächst und als erster Schritt,
ihnen den Gehorsam öffentlich aufzukündigen und ihren Macht- und
Rechtsbereich durch einen formellen Rechtsakt zu verlassen, d.h. durch
eine Kirchenaustrittserklärung auf dem Standesamt. ****) Dadurch
nämlich verläßt man nicht die Kirche Jesu Christi, sondern nur die
"röm. Konzils-kirche". Andernfalls bleibt man tragendes Mitglied ihres
Diözesan-Vereines als einer "Körperschaft des öffentlichen Rechtes"
(einer Konzils-'Teil-kirche') sowie freiwillig auch weiterhin ihrer
Jurisdiktion unterworfen, durch die ja das häretische Gift verbreitet
wird und ohne irgend etwas dagegen unternehmen und aufbauen zu können,
Oder ist es z.B. gleichgültig, welche Religionsunterricht die Kinder
und Jugendlichen in der Schulen verpaßt bekommen? Glaubt man, dagegen
mit "Gebetsvereinigungen" angehen zu können? Manche Traditionalisten
erzählen von großen Kämpfen, die irgendwo stattgefunden haben sollen.
Aber leider haben wir auf ihren Schlachtfeldern noch keine Leichen
entdeckt. Es genügt auch nicht, sich nur als 'Aussteiger' zu fühlen
oder in der 'Konzils-kirche' nicht mitzumachen oder zu meinen, heute
sei die große Stunde für "Selbstheilung" angebrochen, wie man oft hören
kann. Christus wird uns einmal sehr wahrscheinlich gar nicht fragen,
was habt ihr für eure Selbstheiligung getan, sondern: was habt ihr für
MICH getan – und damit gegen die Häretiker und Apostaten, die in der
Tat einen totalen Krieg führen, angefangen bei den Familien, Kinder und
Großmütter einge-schlossen. Bislang gibt es nur Schlachtfelder unter
dem Mond, nicht aber auf der Erde, dem Terrain der vom Roncalli-'Papst'
und seinen Nachfolgern zerstörten "Ecclesia militans". Oder sollte sich
die Frage Christi, die viele wohl ver-gessen haben, bald bewahrheiten:
"Wird der Menschensohn bei seinem Kommen (d.h. dem Wiederkommen zum
Gericht) den Glauben fin-den auf Erden"? (Lk. 18, 8), wenn anstatt des
wahren Glaubens nur noch ein häretischer Un-glaube die Geister
beherrscht?
Vielleicht wird man sich jetzt leichter die Fragen beantworten können,
warum die Häresie-Anklagen gegen die Bischöfe nichts fruchteten und
warum so viele Priester und Laien in ihrem nur katholisierenden
Traditionalistengehabe regungslos verharrten oder sich wie
verschreckte Schafe gebärdeten (ganz abgesehen von denen, die sogar
Häretiker und Apostaten inständig dar-um baten, den Meßordo eines
Roncalli bei gleichzeitiger Bejahung des Montini-NOM 'fei-ern zu
dürfen'.)? War das bereits ein Syndrom eines religiösen Wahnsinns im
klinisch-psychopathologischen Sinne oder bloß 'theologi-scher
Schwachsinn' altgläubiger Seelchen mit frommem Gemüt? Manche schrieben
sogar nach Rom, um sich beim 'Heiligsten Vater' für sein doch so leicht
durchschaubares Betrugs-Dekret "in tiefer Treue und ehrfürchtigem
Gehorsam" zu bedanken. Auch daran konnte man ermessen, wie tief
Häresien gehen und in welchem Umfang sie sich auswirken. Darum muß man
heute auf die, wie man noch im Hochmittelalter (dem von allen
Ungebildeten verketzerten) sagte, Dogmata Christi rekurrieren, um
häretische und apostatische Realitäten deutlich zu erkennen und in dem
zu durchschauen, was sie sind, einschließlich ihrer verheerenden
Folgen.
Anmerkungen der Redaktion:
*) Das Kirchenrecht ist - ähnlich wie das auch
das bürgerliche Recht tun muß - gezwungen qua Recht,objektive Kriterien
anzugeben, damit der Gegenstand, den es bezeichnen will, auch objektiv
fixiert werden kann. Hinsichtlich der Häresie bedeutet das, daß ein
Sachverhalt - hier die Leugnung eines Dogmas bzw. einer Lehre, die von
der Kirche immer gelehrt wurde - angegeben wird, durch den der
angegebene Tatbestand in rechtlicher Hinsicht erfüllt ist. Man darf
aber nicht vergessen, daß es sich bloß um die rechtliche Seite des
Problems handelt.
**) Um erkenntnistheoretischen Mißverständnissen
aus dem Wege zu räumen: Ich habe eine Erkenntnis als Wissen immer nur
durch und im Vollzug der Einsicht, d.h. der sich bewährenden Wahrheit.
Der Erkenntnisgrund der göttlichen Offenbarung ist diese selbst, indem
sie ist wie sie erscheint und erscheint wie sie ist. ("Ich bin, der ich
bin.")
***) Diesen Sachverhalt hat Herr Dr. Carlos A.
Disandro / Argentinien sehr gut mit "semantischer Krieg" bezeichnet,
d.h. es werden den gleichen Termini veränderte oder völlig neue
Begriffe unterlegt. Man denke nur daran, wie in den kommunistischen
Länder der Terminus Frieden gebraucht wird: nach innen - Friedhofsruhe;
nach außen heißt das Kampf. Ähnlich hier: man benutzt häufig nur
partielle Bedeutungsinhalte von früher umfassenden Begriffen. Man
spricht heute von Jesus, meint aber nicht den Gottmenschen, sondern nur
den sehr irdischen historischen Jesus, dessen Gottessohnschaft man
leugnet, nicht direkt, sondern indirekt, indem man diese schlicht
übergeht. (Vgl. dazu auch Disandro, Carlos A.: "Aufruf" in EINSICHT vom
Juni 1978, S. 1 f.)
****) Auf die Verpflichtung zum Austritt aus dem
Kirchensteuerverein haben wir hingewiesen in EINSICHT vom Dezember
1971, S.ll f., vom April 1972, S.14 f., vom August 1975, S.Ilo-112, vom
Oktober 1975, S.183 f. und in den weiteren Jahren an mehreren Stellen.
Gegen den Austritt sind immer wieder spitzfindige Argumente rechtlicher
und definitorischer Art gemacht worden z.B. in der Form, daß man sagt,
man sei ja nicht abgefallen, .sondern die andern, weswegen man auch aus
einem Verband nicht austreten mijsse, d,øm man ja weiterhin angehören
will etc. - Abgesehen von allen anderen Gründen, die auch noch von
Berechtigung sein mögen, haben wir immer wieder betont, daß es. nach
herkömmlicher (moralischer und rechtlicher) Auffassung verboten ist,
Häretiker bzw. Apostaten in ihrem Zerstörungswerk noch zu unterstützen.
Und dies geschieht durch die Zahlung der sog. Kirchensteuer. Darum ist
jeder wahre Katholik, der die Machenschaften der Reformer durchschaut,
im Gewissen verpflichtet, diesen häretischen (b,zw. apostatischen)
Reformerverband zu verlassen. - Man könnte hier verschiedene
Sprichwörter anführen (z.B. von den dümmsten Kälbern, die ihren Strick
noch selber zahlen etc.), aber das würde an der geistigen Verfassung
der Zauderer vorbei gelten. Daß noch so viele diesem Reformer-Verband
angehören hat seine Gründe
a) in schlichtem Opportunismus
b) in einer gewissen Spekulationssucht - man möchte ja schließlich doch noch 'kirchlich' begraben werden - und
c) in einer noch nicht völlig gefestigten Glaubensüberzeugung -
vielleicht bekehrt sich der 'hl. Vater' doch noch (n.b. hier spielt
auch verhängnisvoll die von Mgr. Guerard des Lauriers vertretene
Auffassung mit, wonach Mgr. Wojtyla dennoch ein halber 'hl. Vater1 sei,
nämlich "materialiter", weswegen man für seine Bekehrung beten müsse).
Allen diesen Auffassung liegt der Wille zu Grunde, das Tischtuch nicht
zerschneiden zu wollen. - Es ist geradezu grotesk, uns im Falle des
Ablebens einer Persönlichkeit die Schuld zuschieben zu wollen, wenn
diese Person - trotz aller Bitten an das Ordinariat - schließlich doch
'modern' mit einer ungültigen Messe beerdigt wird. Um das zu vermeiden,
sollte sich jeder überlegen, was seine Pflicht ist, nämlich aus dem
"Steuerverband 'römisch katholische Kirche'" beim Standesamt
auszutreten (mit dieser Formulierung!!!). Um Mißverständnisse zu
vermeiden - hinsichtlich der Meinung seiner Mitmenschen und der Ämter
-, kann man ja eine gesonderte Erklärung abgeben, daß mit dem Austritt
aus dem Steuerverband mitnichten der Austritt aus der wahren Kirche
gemeint ist. Im Gegenteil: man tritt aus, um zu dokumentieren, daß der
Reformerverband eben nicht die wahre Kirche ist, dem man auch keine
finanziellen Zuwendungen mehr zukommen lassen will.
HINWEIS DER REDAKTION:
DAS IN OBIGEM ARTIKEL ERWÄHNTE BUCH VON HERRN PROF. WENDLAND ÜBER DEN
SOG. "ERWACHSENENKATECHISMUS", VON DEM WIR BEREITS IM LETZTEN HEFT DAS
VORWORT PUBLIZIERTEN/ KANN FÜR 5.- DM BEI H.H. PATER ALFONS MALLACH,
HOCHWALDSTR. 47, D - 6646 - LOSHEIM BESTELLT WERDEN ( S.B. AUCH
DECKBLATT).
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