MITTEILUNGEN DER REDAKTION
München, den 25. November 1987, am Fest der hl. Katharina v. Alex.
Verehrte Leser,
auch wenn die äußeren Umstände alles andere als froh erwartungsvoll
sind oder zur Besinnung einladen, da man sich kaum noch der allgemeinen
Unruhe und der nervösen Hektik entziehen kann... das Kirchenjahr in
seiner liturgischen Ausprägung schreitet weiter. In ein paar Tagen
feiern wir den ersten Adventssonntag, in einem Monat das Geburtsfest
Unseres Herrn Jesus Christus, der in der Niedrigkeit und Hilflosigkeit
eines Kindes die menschliche Natur annahm: "Und das Wort ist Fleisch
geworden und hat unter uns gewohnt." (Joh. 1,14)
Daß Gott sich den Menschen gleichförmig machte in Seinem Erscheinen, um
ihnen Seine ganze Liebe zu schenken, mit ihnen unmittelbar und direkt
zu verkehren, mit ihnen den Neuen und Ewigen Bund zu schließen und um
sie mit Seinem Blut von ihren Sünden zu erretten, gehört zu den
eigentlichen Wundern, ist Zeugnis der absoluten Güte und Barmherzigkeit
Gottes.
Aber Wunder wollte man damals nicht, man braucht sie besonders heute
nicht, man trickst und zaubert selbst gut genug, man kann ja auch ganz
erstaunliche Dinge. Denn wenn man sich nur einwanig umschaut, so hat
man gerade jetzt keinerlei Schwierigkeiten, die Ungeheuerlichkeit im
Johannes-Prolog zu konstatieren: "Er kam in sein Eigentum, aber die
Seinen nahmen Ihn nicht auf!" (Joh. 1,11) Diese Feststellung, die
Steine zum Weinen brächte, wenn sie dies nur könnten, ist einfach und
lapidar. Niemand kommt an ihr vorbei, ohne dabei tiefe Beschämung zu
empfinden! Man nimmt heute Hinz und Kunz auf, nur den demütigen
Gottessohn nicht. Wo können wir auch schon - wenn wir es denn wagen
sollten mit zitterndem Herzen - jemandem, der diesen Gott, diesen sich
erniedrigenden Gott sucht, "die Herrlichkeit des Eingeborenen vom
Vater, voll der Gnade und Wahrheit" (Joh. 1,14) zeigen? Wo findet gar
überhaupt noch jemand den Widerschein dieser Herrlichkeit? Und was
heißt das nun genau: "die Seinen nahmen ihn nicht auf"? Ganz einfach:
diejenigen, denen er als Messias verheißen war und immer verheißen
bleibt, lehnen das göttliche Gnadengeschenk, die göttliche Liebe, die
göttliche Erlösung ab. Und diese Liebe, ja Überliebe, der wir Sein
Erlösungswerk zu verdanken haben und mit der Er uns vom ewigen Tod
losgekauft hat, müssen wir demütigen Herzens annehmen, ansonsten wirdes
uns nicht geschenkt. Was heißt Demut? Die A n e r k e n n u n g , daß
man a b s o l u t auf die H i l f e G o t t e s a n g e - w i e s e n
ist! Und wessen Stolz läßt es schon zu, daß er sein Ungenügen, seine
elementarste Hilflosigkeit, seine Angewiesenheit auf andere, auf Gott!
eingesteht? Denn vom Anbeginn der Zeiten hallt die Verführung der
Schlange wider: "Ihr werdet sein wie Gott!" (Gen. 3,5) Der Hochmut, der
Ungehorsam, der Stolz, alle drei tun alles, um bald solche
sentimentalen Gedanken zu vertreiben! Man will, wenn überhaupt schon,
sich selbst erlösen. Man ist autonom. Darum schreibt Johannes die
unendlich entäuschenden Worte: "Und die Seinen nahmen Ihn nicht auf."
Das galt damals, das gilt heute. Nun, so handeln die Atheisten, die
professionellen Gottesleugner, die bösen Modernisten, die
Gleichgültigen, aber wir h a b e n ja doch noch den wahren Glauben, h a
b e n die gültigen Sakramente, h a b e n die Zusicherung, daß "die
Pforten der Hölle die Kirche nicht überwältigen" werden, was kann einem
da noch passieren? so rechtfertigt sich der triumphalistische
Traditionalist, dessen Besitzerstolz mächtig anschwillt, der alle
anderen schon in der Hölle, sich selbst aber gerettet sieht. H a b e n
? Haben tun wir nichts, außer wir nehmen es mit demütigem Herzen aus
Gottes Hand an. Das heißt es: Gott "aufnehmen" (Joh. 1,12) Und nur
denen "gab er Vollmacht, Kinder Gottes zu werden" (Joh.1,12).
Es gibt so einige Umstände im Leben Jesu, die mich immer wieder
erstaunen, so z.B. die Tatsache, daß dieser Gottmensch dreißig Jahre im
Verborgenen lebte und seinen Eltern "untertan war" bzw. um es bildhaft
zu formulieren, dreißig Jahre lang "Hobelspäne aufkehrte". Zu diesen
für mich staunenswerten Begebenheiten gehört auch die Tatsache, daß
Gott seine Inkarnation durch den Engel zuerst den Hirten kund tat, "die
bei ihren Herden Nachtwache hielten" (Luk. 2,8). Ihnen wurde verkündet,
daß zu ihrer Rettung der "Messias und Herr" geboren wurde. Also den
Wächtern der einfachen Kreatur schenkte Gott dieses Privileg. Und was
ist unsere Aufgabe in diesen wirren Zeiten, in einem Augenblick der
Heilsgeschichte, in dem sich unsere Anstrengungen zur Behauptung Seiner
göttlichen Herrlichkeit immer hilfloser ausnehmen, in dem viele schon
sagen, "so geht es nicht weiter"? Wir sollen wachen und beten und
ausharren, biszum Ende dieser Nacht, in der wir im Jahre 1987 stehen.
Wir sollen auf Ihn hören, um Seine Herrlichkeit denen zu vermitteln,
die uns anvertraut sind, und das sind unsere Nächsten, die sich in
diesem Dunkel ohne unsere Hilfe verirren würden.
Und wenn wir trotz aller zeitlichen Bitternisse und Duniheiten in
unserem Herzen uns auf dieses übergroße weihnachtliche Wunder
konzentrieund "Ihn annehmen"... vielleicht wird uns dann doch die
"große Freude zuteil", die der Engel den Hirten verkündete. Niemand
wird sie uns mehr nehmen können. Allen unseren Lesern und all jenen,
die unsere Arbeit zum Teil so hochherzig unterstützen, wünsche ich ein
gnadenreiches Weihnachtsfest und Gottes Segen im Neuen Jahr.
Im Auftrag des Freundeskreises e.V. der Una Voce - Gruppe Maria / München
Eberhard Heller
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NACHRUFE:
Von unseren Lesern sind in letzter Zeit verstorben: Frau Hedwig Giessau
aus Engelskirchen am 24.1.87 im Alter von 6o Jahren. Im Alter von 77
Jahren starb im März dieses Jahres starb unser eifriger Mitarbeiter
Herr Eugen Howson aus England. Er hatte sich besonders der Analayse der
neuen Weiheriten gewidmet und nachgewiesen, daß sie ungültig sind. Im
Januar war bereits der H.H. Pater Fr. Pokorny in der CSSR gestorben,
einer der wenigen Priester, der wie + H.H. Dr. Katzer den Kommunisten
getrotzt hatte und der alten hl. Messe treu geblieben war.(Ein
besonderer Nachruf folgt noch.) Im Alter von über 85 Jahren ist William
F. Strojie am 22. August in Lebanon /USA gestorben. Jahrelang hatte er
den sog. "Strojie-Letter" herausgegeben, insgesamt 92 Nummern, in denen
er sich mit der Analyse der religiösen und theologischen Aussagen der
Modernisten beschäftigte und ebenfalls das Geschehen in Kreisen des
Widerstandes kritisch verfolgte. Im Herbst dieses Jahres rief Gott
Herrn Dr. Hans Küry aus Basel von dieser Erde ab. Bereits im August war
Herr Markus M. Kampf nach über 18jährigem Leiden, welches ihn ans Bett
gefesselt hatte, verstorben. - Bitten wir Gott, den Allmächtigen, daß
er in seiner übergroßen Güte die Verstorbenen in sein Reich aufnehmen
möge. R.i.p.
HEILIGE MESSE IN ST, MICHAEL, MÜNCHEN, WESTENDSTR, 19: SONN- UND
FEIERTAGS JEWEILS UM 9 UHR; VORHER BEICHTGELEGENHEIT; AM
HERZ-JESU-FREITAG UM 9,3o UHR. AN WEIHNACHTEN GILT EINE BESONDERE
GOTTESDIENSTORDNUNG,
NACHRUF
Am 19. Januar 1987 verstarb in Brunn / CSSR der H.H. Pater Frantisek Pokorny
im Alter von 78 Jahren. Er war einer der wenigen Priester in der
Tschechoslowakei, der dem überlieferten Glauben treu geblieben war. Als
"Katechet außer Dienst" betreute er die kleine Gemeinde in Brunn, wo er
bei Verwandten wohnen konnte, und die nun geistlich verwaist ist.
Geboren wurde Pater Pokorny am 16. Februar 1909 in Zidenicich; zum
Priester geweiht wurde er in der Kathedrale Peter und Paul von Brnê am
5.
Juli 1937; sein erstes heiliges Meßopfer feierte er am 11. Juli des
gleichen Jahres in seinem Geburtsort in der Kirche, die den
Slawenaposteln Cyrill und Methodius geweiht war. Danach war er als
Katechet tätig. Daneben beschäftigte er sich intensiv mit der
Kirchenmusik und machte sich als Musikhistoriker einen großen Namen.
Sein besonderes Interesse galt der Geschichte des mittelalterlichen
Kirchengesanges und dem gregorianischen Choral. Es erschienen
zahlreiche Artikel aus seiner Feder.
Möge die Stimme des verstorbenen H.H. Pater Frantisek am Throne Gottes
weiterschallen zum Lob und Ruhme des allmächtigen und barmherzigen
Gottes. R.I.P.
E. Heller |