MITTEILUNGEN DER REDAKTION
Ergertshausen, den 4.11.2004
Verehrte Leser,
zunächst möchte ich mich bei allen Lesern herzlich bedanken, die der
Redaktion geschrieben und uns Mut gemacht haben, unsere Arbeit auch
durch die Publikation der entscheidenden kirchlichen Dokumente gegen
die modernen Häresien weiterzuführen.
Wenn man die Entwicklung unseres Kirchenkampfes - sofern man von einem
solchen überhaupt noch reden kann - in den letzten Jahren, besonders im
neuen Jahrtausend nüchtern einschätzt, so steuern wir auf einen
Wendepunkt zu. Alle Anzeichen deuten daraufhin, daß besonders die junge
Klerikergeneration, die vorgibt, sich für das Seelenheil der Gläubigen
einsetzen zu wollen, und deren primäre Aufgabe es eigentlich wäre, den
Wiederaufbau bzw. die Restitution der Kirche zu betreiben (ohne die
Wahrnehmung dieser Aufgabe würden sie sich nämlich außerhalb jeder
Legitimität begeben), ihre primäre Verpflichtung für die Kirche
vernachlässigt. Sie öffnet so einer weiteren Zersplitterung der
verschiedenen Gruppen und Gemeinschaften, ja der völligen Vereinzelung
der Gläubigen Tür und Tor. Diese Tendenz des Zersplitterns und des
Abschottens trifft aber nicht nur auf die Gläubigen zu, sondern in
verstärktem Maß auf das Verhältnis der Kleriker untereinander: Kontakte
werden nur zum "Klientel", nicht aber zum Konfrater aufgebaut.
Theologische Beratungen untereinander werden nicht abgehalten,
"Manöverkritiken" kennt man in diesem Personenkreis nicht. Um diesen
disparaten Zustand einmal an einem Beispiel darzustellen, möchte ich
eine Passage aus einem Brief eines Lesers in Schweden zitieren, der
vier Kleriker aus vier verschiedenen Ländern - sie lesen alle die sog.
alte Messe - einzelne Fragen gestellt hatte. Hier das Resultat:
"Der erste sagt:
Die FSSPX (= Econe) hat gültige Beichten, denn die Reue ist
entscheidend, und das Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes konnte von
Vatikanum I wegen des Kriegsausbruches von 1870 nicht mehr klar
definiert werden.
Der zweite sagt: Die Loge ist ein demokratischer Verein, der mit
religiösen Dingen nichts zu tun hat. Canon 2314.1 trifft für die
Freimaurer nicht zu. Es ist nicht bewiesen, daß Liénart ein Freimaurer
war!
Ein dritter sagt: Die Juden, Mohammedaner und Christen beten 'im
Grunde' denselben Gott an. Man muß hier aber unterscheiden können.
Ein vierter sagt: Man kann auch bei der FSSPX und den Orthodoxen zur
hl. Messe gehen, nur darf man bei den Orthodoxen die hl. Kommunion
nicht entgegennehmen. Wenn man diese Aussagen so konzentriert den
Gläubigen präsentieren würde, dann wäre die Verwirrung total!"
Wenn man diesen Aussagen glauben darf - und es gibt keinen Grund daran
zu zweifeln -, dann gibt hier ein Gläubiger seine Erfahrungen wieder,
von denen ich meine, daß sie die oben angeführte Vereinzelung und die
selbst gewählte Isolation gut belegen.
Die Frage ist, ob es noch irgendeines weiteren Anstoßes, die sich
abzeichnende Tragödie abzuwenden, oder eines schlüssigen theologischen
Konzeptes bedarf, diese junge Klerikergeneration an ihre entscheidenden
Aufgaben zu erinnern, wie das auch der Beitrag von Herrn Köhler "Zeugen
gesucht" versucht, oder ob sie sich schon längst davon verabschiedet
hat und sich mit dem scheinbar alles erklärenden Alibi "Notzustand"
jeder konstruktiven Aufbauarbeit verschließt.
Wenn Sie, verehrter Leser, die Hinweise der Redaktion in den letzten
Heften im Gedächtnis haben, werden Sie feststellen, daß wir Ihnen immer
häufiger Hinweise zur eigenen Gestaltung Ihres religiösen Lebens
gegeben haben, um Sie auf die sich abzeichnende Diasporasitution
vorzubereiten.
In diesen Zeiten fälliger Entscheidungen möchte ich an die Worte des
hl. Paulus in seinem Brief an die Epheser erinnern (Eph. 6, 10-17):
"Brüder! Erstarket im Herrn und in der Kraft Seiner Stärke. Legt die
Waffenrüstung Gottes an, damit ihr den Nachstellungen des Teufels
widerstehen könnt; denn wir führen unsern Kampf nicht gegen Fleisch und
Blut, sondern gegen Mächte und Gewalten, gegen die Weltherrschaft der
Finsternis hienieden, gegen die Geister der Bosheit in den Lüften.
Ergreift darum die Waffenrüstung Gottes, damit ihr am bösen Tage
widerstehen und in allem unerschütterlich standhalten könnt. So steht
also da, die Lenden umgürtet mit Wahrhaftigkeit, angetan mit dem Panzer
der Gerechtigkeit, die Füße beschuht mit der Bereitschaft für das
Evangelium des Friedens. Zu all dem hin ergreifet den Schild des
Glaubens, mit dem ihr alle Brandpfeile des Bösen auslöschen könnt.
Nehmt den Helm des Heiles und das Schwert des Geistes: das Wort
Gottes."
Ich wünsche Ihnen allen eine Zeit der Besinnung, besonders im Advent, der uns die Zeit des Heils ankündigt.
Ihr Eberhard Heller |