BEKENNTNISSE DER MUTTER THERESA
von
S.E. Bischof Louis Vezelis OFM
(aus: THE SERAPH, Jan. 87; übers, v. H. Pieter)
Vorwort der Redaktion:
In der nachfolgenden Abhandlung von Mgr. Vezelis OFM geht es nicht
darum, die tatsächlichen Verdienste von Mutter Theresa im charitativen
Bereich zu schmälern, sondern nur darum, jene Haltung zu kritisieren,
die alle Religionen als gleichwertig, als gleich gültig ansetzt und
damit implizit die Wahrheit der angeblich eigenen christlichen
Religion, der man vorgibt anzugehören, leugnet. Vielfach ist es so, daß
gerade Personen, die sich auf bestimmten Gebieten verdient gemacht
haben und die Anerkennung der Öffentlichkeit genießen, durch ihre
Autorität zu Verführern in jenen Bereichen werden, in denen sie
inkompetent sind und falsche Positionen vertreten, da man leicht bereit
ist, die zugestandene Autorität bei diesen Personen illegitim zu
erweitern.
E. Heller
***
Vor einiger Zeit wurde Mutter Theresa aus Kalkutta im Fernsehen
Millionen von US-Bürgern als modernes Vorbild einer 'katholischen'
Ordensfrau vorgestellt. Mehr als eine Stunde Programmzeit wurde
geopfert, um jedem und allen die wunderbare Aufopferung dieser
aufopferungsvollen Frau zu zeigen. Besonders hervorgehoben wurde ihre
"Armut" - bis hin zu der Suggestion, die Menschen im Westen sollten
doch anfangen, wie Inder zu leben. Ich für meine Person hätte da keine
Schwierigkeit - schließlich habe ich den größten Teil meines Lebens als
Erwachsener in Korea wie ein Koreaner gelebt. Auch jetzt noch sitze ich
am liebsten mit gekreuzten Beinen auf dem Fußboden, und in der
Privatsphäre meiner Zelle tue ich das auch wirklich.
Diese eher unbedeutenden Gebräuche sind weniger wichtig gegenüber dem
geistigen Fundament der Motivation von Mutter Theresa. Sie bekannte:
"Oh, ich hoffe, ich bin dabei, mich zu bekehren. Ich meine, nicht was
Sie denken... Wenn wir in der unmittelbaren Begegnung mit Gott Ihn in
unserem Leben annehmen, dann bekehren wir uns. Wir werden bessere
Hindus, bessere Muslim, bessere Katholiken, bessere - was auch immer
wir sind... Welchen Weg ich wählen würde? Für meine Person natürlich
den katholischen, für Sie mag es der des Hindu sein, für andere der
buddhistische, je nach dem persönlichen Gewissen. Wie immer Gott sich
in Ihrem Inneren darstellt, so müssen Sie es akzeptieren."
Das ist die 'Religion' Mutter Theresas, einer Frau, die von der ganzen
Welt als wahrhaft außergewöhnlich gepriesen wird. Nicht die
offensichtlich rein humanitäre Einstellung dieser Frau muß man hier
anfechten. Was man anfechten muß, ist ihr Anspruch, katholisch zu sein.
Nicht nur der Katholizismus Mutter Theresas ist dubios, sondern auch
der all jener, die in dieser Einstellung mit ihr einig sind,
einschließlich Johannes Paul II.
Mutter Theresas Taten sind keineswegs außergewöhnlich. Zahllose
Missionare, Männer wie Frauen, haben gleiches - und mehr - geleistet,
ohne die verdächtige Publizität, die diese Frau umgibt. Ich weiß von
italienischen Franziskanern in Korea, die ihr Leben den Armen in China
gewidmet hatten, bis sie von den chinesischen Kommunisten gefoltert und
ausgewiesen wurden. Einige von ihnen leiden immer noch an den Folgen
ihrer Gefangenschaft. Kein Nobelpreis für sie! Einige dieser Missionare
arbeiten meines Wissens auch jetzt noch in Südkorea für die
Aussätzigen. Ohne Nobelpreis. Sie leben ihr Opferleben zu Ende, nur
einigen wenigen Seelen bekannt - und Gott. Sie werden ihren Lohn im
Himmel empfangen, während andere ihn schon hier empfingen.
Es hat also etwas ganz Bestimmtes mit Mutter Theresa und ihrer 'neuen'
Spiritualität auf sich, etwas, was der Welt gefällt. Die Antwort darf
nicht in den leiblichen Werken der Barmherzigkeit gesucht werden, denn
diesen widmen sich eifrig auch viele altbewährte Ordensgemeinschaften.
Die Antwort muß in ihrem oben zitierten Bekenntnis liegen: weil sie von
der Welt ist, liebt die Welt sie. Wäre sie nicht von der Welt, würde
die Welt sie hassen. Kein Heiliger, keine Heilige bekam je einen
Nobelpreis oder wird je einen bekommen. Aber Mutter Theresa wird, weil
sie das satanische Evangelium der religiösen Indifferenz verkündet, von
denen geliebt, die diese Welt regieren. Ist diese Kritik zu hart? Sehen
wir einmal genau hin. Erinnern Sie sich bitte zunächst an die
fundamentale! Heilslehren.
Die Hl. Schrift äußert sich nur zu eindeutig, was die Heilsmittel
betrifft: "Es ist kein anderer Name unter dem Himmel, durch den wir
sollen selig werden." "Wie sollen sie den anrufen, an den sie nicht
geglaubt haben? Aber wie sollen sie an den glauben, den sie nicht
gehört haben? Und wie sollen sie hören, wenn keiner predigt? Wie aber
soll einer predigen, wenn er nicht gesendet ist?" (Rom. lo,14-15) Und:
"Also kommt der Glaube aus dem Hören, das Hören aber durch das Wort
Gottes." (Rom. lo,17) Aber Mutter Theresa hat anscheinend andere
Vorstellungen, Vorstellungen n.b., die den 'Segen' der freimaurerischen
Okkupanten des Vatikans haben.
Fahren wir in der Analyse fort. Mutter Theresa bekennt: "Oh, ich hoffe,
ich bin dabei, mich zu bekehren. Nicht wie Sie denken..." Was denken
denn S i e , was 'Bekehrung' bei ihr bedeuten könnte? Richtig! Sie
würden erwarten, daß sie zu diesen sterbenden Leuten von Christus
spricht in der Hoffnung, sie zu Christus zu führen, ehe sie aus diesem
Leben scheiden. Das ist die Art Bekehrung, die von einem katholischen
Missionar erwartet wird. Aber Mutter Theresa ist Ihnen schon
vorausgeeilt, sie hat Sie überholt, ehe Sie weiter fragen können: "Ich
meine, nicht was Sie denken..." ist ihre Antwort zum rechten
Verständnis von 'Bekehrung'. Bekehrung bedeutet Abkehr von der Welt und
Hinwendung zu Jesus Christus unter dem Antrieb der übernatürlichen
Gnade. Aber dies Gnade muß aktiviert werden... durch das Hören auf
Gottes Wort. Das ist natürlich nicht die Art Bekehrung, mit der sich
Mutter Theresa beschäftigt.
Ihr pantheistischer Glaube wird uns im folgenden Satz offenbar: "Wenn
wir in der unmittelbaren Begegnung mit Gott Ihn in unserem Leben
annehmen, dann bekehren wir uns." Dieser Satz verrät eine falsche
Spiritualität: die Seele begegnet Gott nicht 'unmittelbar'. Sie kommt
zu Gott durch demütigen Glauben und Gehorsam gegenüber der
geoffenbarten Wahrheit und durch Unterwerfung unter Seinen göttlichen
Willen, ausgedrückt in unseren sichtbaren Vorgesetzten, seien es
Ordensobere, kirchliche oder staatliche Obere. (Anm.d.Red.: Bei beiden
Behauptungen wird nicht klar, was mit dem Terminus "Unmittelbarkeit"
gemeint wird, weswegen die Debatte hier nicht gelöst wird. Wie soll
z.B. jemand durch Herrn Kohl Gott hören? Und wie hörte Herr Kohl Gott,
wieder durch einen anderen Herrn Kohl? oder doch unmittelbar?)
Irgendeine direkte mystische Gottesbegegnung steht hier nicht zur
Debatte, denn einmal ist ihre Behauptung sowieso bedingt: "Wenn" wir
Gott in unserem Leben annehmen, sind wir schon "in der unmittelbaren
Begegnung" mit Ihm.
In dieser Welt begegnen wir Gott nicht unmittelbar. Das ist der Seligen
Anschauung vorbehalten. Wir kommen zu Gott, wie ich schon sagte, durch
den Glauben und durch gehorsame Liebe, genauer: durch die göttlichen
Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe. Ganz offensichtlich spricht Mutter
Theresa nicht von einer authentischen und rechtgläubigen
Gottesbegegnung. Nächstenliebe ist nach dem hl. Bonaventura nur unter
der Voraussetzung möglich, daß jeder das Bild Gottes in sich trägt. Er
sagt weiterhin: "Daher verlangt es die Verpflichtung zum Guten,
gegenüber jedermann gütig zu sein, insofern er ein Ebenbild Gottes
ist." Mutter Theresas Worte spiegeln eine geistige Haltung, die Gott
nicht kennt. Denn wenn sie Gott kennen würde, würde sie glühen vor
Eifer, andere zur Erkenntnis Jesu Christi zu bringen, der gesagt hat:
"Wer mich sieht, sieht den Vater." Wenn Mutter Theresa also Jesus
kennen würde, könnte sie das nicht behaupten, was sie geäußert hat. Man
kann nicht unter dem Einfluß der übernatürlichen Gnade sagen, es
gefalle Gott, wenn einer ein "besserer Hindu" oder "besserer Moslem"
wird, und schließlich auch nicht, wenn der eine, wahre, von Gott
geoffenbarte Glaube auf eine Ebene mit diesem satanisch inspirierten
Sekten gestellt wird. (Anm.d.Red.: Das Widerwärtigste an der Haltung
von Mutter Theresa ist, daß hier unter dem Deckmantel weltlicher
Berühmtheit und dem - tatsächlichen oder angeblichen - Nimbus
moralischer Integrität religiöse Toleranz geheuchelt und gutgläubigen
Gemütern eingeträufelt wird, die nichts anderes ist als religiöse
Freimaurerei... die den Weg zur Welt-Einheits-Religion ebnet. Und
tatsächlich hat Mutter Theresa auch beim sog. Weltsgebetstreffen der
Religionen in Assisi nicht gefehlt!) Ganz abgesehen vom folgenden
Passus: "... besseren, was auch immer wir sind..."
Mutter Theresa wäre aufgrund ihrer speziellen 'religiösen' Einstellung
gezwungen zuzugeben, daß es Gott ebenso gefallen müßte, wenn jemand ein
"besserer Schamanist" als ein "besserer Katholik" wird. Auch ein
"besserer Atheist" zu werden, sollte nach der Logik von Mutter Theresas
'Religion' Gott wohlgefällig sein. Keine dieser Schlußfolgerungen sind
etwa unerhörte Unterstellungen. Sie folgen einfach aus Mutter Theresas
eigenen Worten: "Ex ore tuo judico!" ("Ich verurteile dich nach deinen
eigenen Worten!")
Und schließlich bewertet Mutter Theresa das Grundprinzip dieser
wohlbekannten religiösen Indifferenz völlig unzureichend: "Je nach dem
persönlichen Gewissen". Hier geht es nicht um Laxheit oder ungenügende
Formung des Gewissens, wie sie nur zu deutlich aus der allgemein in der
Gesellschaft heute herrschenden Unmoral und Glaubenslosigkeit zu
erkennen sind. Mutter Theresas 'Religiosität' ist völlige moralische
und glaubensmäßige Anarchie. Man darf sich nicht täuschen lassen durch
die augenscheinliche sentimentale Menschenliebe der Mutter Theresa, so
wenig man sich durch die kalkulierte Humanitätsduselei der "Shriner"
mit ihren Zirkusvorstellungen für behinderte Kinder aus dem
Gleichgewicht bringen lassen darf. Immer noch gilt die Belehrung
Marthas durch Jesus Christus, sie sei mit zu viel Dingen beschäftigt
und Maria habe den besten Teil gewählt, er werde ihr nicht genommen
werden. Sicherlich ist es Teil der Forderungen Christi, die Hungernden
zu speisen, die Nackten zu kleiden und den Obdachlosen Wohnung zu
geben. Aber es ist nur ein sehr kleiner Teil verglichen mit der
Forderung, S e e l e n zur Erkenntnis und Liebe Christi zu führen. In
der Religion Mutter Theresas zeigt sich jene freimaurerische
Indifferenz gegenüber dem Christentum, die im Verborgenen die Religion
des Antichrist anstrebt.
Kein wahrer Katholik kann Mutter Theresas Pantheismus (besser:
religiöse Freimaurerei, indem sie nämlich alle Religionen als gleich
gültig... bzw. als gleichgültig ansetzt; der Terminus "Gott" wird dabei
sogar benutzt, um absolut sich Widersprechendes zu bezeichnen; denn der
christliche Gott wird dem Nirwana, d.i. dem absoluten Nichts
gleichgesetzt: das absolute Sein (Gott) ist nach Mutter Theresa auch
das absolute Nichts; Anm.d.Red.) akzeptieren. Gottes Selbstoffenbarung
an die Menschheit ist in einer eigenen und festgelegten Weise erfolgt.
Es bleibt nicht der Willkür des Individuums überlassen, sich einen Gott
nach seinem eigenen Geschmack zurechtzuschneidern: "Wie immer Gott sich
in Ihrem Innern darstellt, müssen Sie es annehmen." - Jede
Unterscheidung zwischen falschem und wahrem Glauben fehlt hier - sie
gelten als gleichwertig. Keine Unterscheidung der Geister ist verlangt;
denn was immer man glaubt, m u ß angenommen werden. Man wird zum
Schiedsrichter hinsichtlich des eigenen Gottesbildes und den daraus
folgenden sittlichen Werten. Hier finden wir den verurteilten
modernistischen Immanentismus, der den Glauben auf subjektive innere
Intuition begründen möchte. Mutter Theresa verrät ihren Atheismus unter
vorgespiegeltem (angeblichem) Katholizismus. Ihre Berühmtheit beruht
auf ihrem Modernismus. |