MITTEILUNGEN DER REDAKTION
München, den 17. Sept. 87
Verehrte Leser!
Durch familiäre und andere Umstände bedingt erscheint das vorliegende
Heft etwas später als eigentlich geplant. Aus den gleichen Gründen
konnte auch nur die ganz dringliche Korrespondenz erledigen. All jene,
die uns geschrieben, aber noch keine Antwort erhalten haben, bitte ich
noch um ein wenig Geduld. Leider blieb es mir aus Zeitmangel bisher
auch versagt, die Reihe der Abhandlungen über die Restitution der
kirchlichen Hierarchie fortzusetzen bzw. zu beschließen, was ich mit
einem eigenen Beitrag schon länger beabsichtigte.
Dafür enthält diese Nummer wieder eine ganze Reihe von Hinweisen zur
heilsgeschichtlichen Deutung der jetzigen religiösen Situation, die
gleichsam die meisten von uns allein an Gottes Front durchkämpfen
müssen. Christliche Gemeinschaften gibt es nur noch als Rudimente - das
ist die brutale Realität, die jeder für sich je anders, vielfach in
Bitterkeit Tag für Tag erfahren muß. - Von verschiedenen Seiten bin ich
gebeten worden, zu den Thesen von H.H. Pater August Groß in den letzten
Heften von KYRIE ELEISON Stellung zu beziehen, die das Problem der
Weihen von Mgr. Lefebvre betreffen. Ich will das gerne tun, möchte aber
noch den angekündigten Teil über die innere Intention abwarten. -
Schließlich möchte ich allen Lesern danken, die uns mit Ihrer
Anteilnahme unterstützt haben.
Gestatten Sie mir, einige Gedanken zur allgemeinen Situation zu äußern.
Nicht so spektakulär wie die Versammlung in Assisi vor fast genau einem
Jahr am 27. Oktober 1986 verlief das am 4. August dieses Jahres zum
zweiten Mal durchgeführte sog. Friedensgebetstreffen der Weltreligionen
in Kyoto / Japan, welches auf Initiative Wojtylas abgehalten wurde.
(Einzelheiten hierüber bitte ich Sie den Nachrichten in diesem Heft zu
entnehmen.) Man muß von einer Fortsetzung des Synkretismus, präziser
vielleicht: schon von einer institutionalisierten Vorbereitung für die
beabsichtigte Eine-Welt-Religion, die nur im Dienste des Gegen-Christus
stehen kann, sprechen. Zweifellos erleben wir die in der Hl. Schrift
prophezeite große Apostasie. Der Abfall geschah gleichsam über Nacht,
scheinbar ohne Vorankündigung. Wie ein starker Frost die tags zuvor
noch goldfarbenen Blätter von den Bäumen fegt so standen urplötzlich
die Geistlichen und Gläubigen mit leeren, kalten Herzen vor Gott, dem
sie den Laufpaß gaben. Man muß das einmal nachvollziehen: da gibt es
den bekannten Theologieprofessor, Herrn Dörmann, der genau sieht, daß
das vatikanische Dokument "Dialog und Mission" die alte Heilsökonomie
Gottes auf der Grundlage des apostolischen Glaubens "ablöst", der aber
blind dafür ist, daß die auf diesem Konzept errichtete 'Kirche' nicht
mehr identisch sein kann mit der von Christus gestifteten einzig wahren
Kirche. (N.b. ich hatte den Dörmann-Kommentar im Juli-Heft nur deswegen
veröffentlicht, um zu zeigen, daß hier ein unverdächtiger Zeuge,
nämlich ein Mitläufer der Konzils'kirche', genau das sieht, was von uns
auch nicht besser oder schärfer analysiert werden könnte.) Die einzige
Erklärung, die ich für ein solches Verhalten finde, ist die, daß all
diese Leute nie lebendig geglaubt haben, daß sie nie von ihrem Glauben
- gestiftet durch die Offenbarung der zweiten göttlichen Person, dem
inkarnierten Logos - innerlich überzeugt gewesen waren, daß sie ihn als
absolut vernünftig erfahren hatten, sondern daß er nur als Hypothese
für gewisse metaphysische Gefühle oder Bedürfnisse fungierte. Um so
mehr ist es deshalb eigentlich unsere Aufgabe, diesen Glauben lebendig
zu gestalten, für seine Geltung, für Gottes Herrlichkeit offen
einzustehen, für Seine absolute Ausschließlichkeit, für Seine absolute
Intoleranz anderen 'Göttern' gegenüber zu streiten. Alles andere, all
die sog. menschlichen Toleranzen gegenüber Gott - gegenüber seinem
Nächsten ist man für gewöhnlich intolerant (!) - sind in Wahrheit nur
Intoleranzen Ihm gegenüber, d.h. um in den Vergänglichkeiten
menschlicher Verflechtungen 'Ruhe' zu haben, lehnt man Gottes Anspruch
ab. Zerbrechen wir das billige Lügennetz von der Liebe, die angeblich
alles trägt, auch die Ablehnung des göttlichen Willens. Vielfach werden
wir auf ähnliche Weise wie Jesus in der Wüste versucht. Er hat seine
Antworten unmißverständlich gegeben. Bleiben auch wir sie nicht
schuldig.
Ihr Eberhard Heller
NACHRUF:
Von unseren Lesern bzw. ehemaligen Abonnenten sind in letzter Zeit
verstorben: Frau Elsa Marre aus Krefeld, Frau Elisabeth Schmid aus
München; im Alter von fast 88 Jahren wurde H.H. Josef Maierhofer am
15.8.87 von Gott abberufen. Geistlicher Rat Maierhofer gewährte der
Münchener Gemeinde lange Zeit seine Unterstützung; den Weg in den
Untergrund ging er leider nicht mit. Ermordet wurde am 8.8.87 H.H. Pfr.
Hans Milch. R.i.p.
BILDNACHWEIS: DER HL. JOHANNES, EVANGELIST, ARMENISCH
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