Über die christliche Taufe und das Tauf-Sakrament
(Zur Erinnerung an eine alte Lehre der Kirche)
von
Prof. Dr. D. Wendland
Vielleicht wird man es gar nicht für möglich halten, aber leider
ist es so, daß ein bestimmter Typ von Katholiken, die sich gerne als
Traditio-nalisten bezeichnen und mächtig stolz darauf sind, den Wald
vor lauter Bäumen oder einen Baum vor lauter Gesträuch nicht mehr
sehen. Ein solcher Baum, den man auch als einen im biblischen Sinne
begreifen kann, aber ist die heilige Taufe - nicht jedoch die
"Hierarchie" oder die "alte Messe" oder der so oft mißverstandene
"katholische Glaube"-. Wenn man die Perspektiven verschiebt oder sogar
auf den Kopf stellt, dann braucht sich doch niemand darüber zu wundern,
daß nirgendwo ein Wie-deraufbau der Kirche im Sicht ist, sondern das
reine Gegenteil festgestellt werden kann, nämlich eine Auflösung der
Fundamente und der Substanz der christliche Religion. Dazu aber gehört
nicht zuletzt auch ein weit verbreitetes Unwissen über das Wesen der
christlichen Taufe und des Tauf-Sakramentes, was nicht dasselbe ist.
Darauf wird sich unser Augenmerk richten. Dabei jedoch ist nichts
schlimmer, verwirrender und verworrener, als nun sofort und ohne sich
darüber klar zu sein, wovon man überhaupt redet, die Frage aufzuwerfen
nach der "gültigen" Spendungen oder dem (bei Erwachsenen) "gültigen"
Empfang dieses Sakramentes. (Dies trifft übrigens auch auf alle
Sakramente zu.) Denn es werden oft Worte gebraucht, deren Be-griff man
nicht kennt, ganz abgesehen davon, daß der Begriff der "Gültigkeit"
(validitas), wie ihn die Dogmatik verwendet, ein Relations-Begriff ist.
Darum klammern wir hier diese Problematik zunächst einmal aus, um die
tradi-tionalistischen Priester und Laien nicht gleich zu überfordern.
Außerdem hat es keinen Sinn, die Rechtsfragen nach der Erlaubtheit der
"Spendung" der Taufe ins Spiel zu bringen, da es Häretikern, Apostaten
und Schismatikern sowieso nicht erlaubt ist, dies zu tun auch wenn sie
"gültig geweihte" Priester sind oder sein sollten. Im übrigen beruht
dies oft auch nur auf einer vagen Vermutung, wie man leicht in
Er-fahrung bringen kann.
Ohne die sakramentale heilige Taufe sind alle anderen Sakramente null
und nichtig. Außerdem verlieren sie ihre Bedeutung, wenn der
Wahrheits-Sinn der christlichen Taufe verlorengeht; sie werden, da sie
in einer bestimmten Ordnung stehen, zu einem kultischen Ritual-theater
(hypocrisis) umfunktioniert. Das hat niemand besser gewußt als der hl.
Paulus, zumal er die Erfahrung machen mußte, daß es verrückte Leute
gab, die unbedingt von ihm oder anderen getauft werden wollten. Deshalb
schrieb er im heiligen Zorn an die "lieben Gläubigen" in Korinth:
Christus habe ihn "nicht gesendet zu taufen", obwohl er auch dies getan
hat, "sondern das Evangelium zu predigen" und dieses wiederum nicht
"mit Wortweisheit" (d.h. mit hochtönerdem, salbungsvollem und
weltbezogenem Frohbotschafts-Gerede), sondern, "damit das Kreuz Christi
nicht entkräftet werde" (1 Kor 1,17). So war das schon damals. Doch
heute ist es noch viel schlimmer. Denn da gibt es Leute, die wegen der
Taufe nach einem "frommen Priester" suchen und wobei ein "Pa-ter" eines
Ordens oder einer Genossenschaft immer schon einem "Weltgeistlichen"
vorzuzie-hen war. Also überlege man es sich sehr genau, was es mit der
heiligen Taufe auf sich hat, zumal sich sogar der hl. Petrus in eine
äußerst prekäre Lage hineinmanövriert hatte (siehe den Fall
Antiochien), die insbesondere von Klerikern immer sehr gerne
mißverstanden oder herunter-gespielt wird. Meistenteils sind das auch
Leute, die aus der Papstautorität einen Mythos gemacht haben und machen.
Zudem sollte beachtet werden, daß es unbekannt ist, wann genau der
göttliche Menschensohn das Sakrament der Taufe eingesetzt hat;
wahrscheinlich schon sehr lange vor seiner Auferstehung, wofür es
zwingende Gründe gibt und wobei man wiederum unterscheiden muß
zwi-schen der Vorbereitung einer Einsetzung, der Einsetzung selbst und
dem Taufbefehl (Mt.28, 19), der die Einsetzung voraussetzt. Keine
Ein-setzung eines Sakramentes geschieht plötzlich im Rahmen einer
realen Heilsgeschichte; viel-mehr bedarf sie einer klugen und
überlegten Vorbereitung durch den, der ein Sakrament ein-setzt, damit
auch begriffen wird, was das be-deutet. Und so geschah es auch in
Sachen "Tau-fe" und zudem noch in einer dramatischen Si-tuation, bei
der es sich lohnt, sie etwas näher zu betrachten.
Der göttliche Menschensohn, den viele nur als den Jesus von Nazareth
kannten, befand sich am Osterfest der Juden in Jerusalem und hatte bei
dieser Gelegenheit die Händler und Geld-wechsler mit einem Strick, den
er selbst wie eine Geißel zusammengebunden hatte, aus dem Tempel
gejagt, den dieses Pack zu einer "Räu-berhöhle" gemacht hatten. Das war
ein starkes Stück in einem "heiligen Bezirk" und eine un-geheuerliche
Sache in den Augen der Pharisäer und der ganzen Priesterschaft
("Klerisei", könnte man heute sagen). Von einem sanften
"Frohbotschaftsverkünder" oder einem milde blickenden "lieben Jesus"
war da nichts zu sehen und zu hören. Im Gegenteil! Es fuhr bei diesem
Skandal seinen Jüngern der Schrecken in die Knochen, und bei so manchen
mit Zorn erfüllten Pharisäern wuchs der Haß auf diesen ihnen schon
lange "verdächtigen Mann"- ausge-nommen bei einem von ihnen mit Namen
Niko-demus, einem Ratsherrn, d. h. einem Mitglied des Hohen Rates (Joh
3, 1-13). Doch auch die-ser war nicht gerade einer der Mutigsten,
son-dern hielt sich, wie man zu sagen pflegt, "vor-nehm im
Hintergrund". Darum wartete er ab, bis es dunkel war und kam erst "bei
Nacht zu ihm", d.h. er schlich sich heimlich zu ihm hin, was man sich
in diesem Hexenkessel am Osterfest in Jerusalem recht gut vorstellen
kann. Dann aber sprach er zu Jesus, dem Tempelreiniger, die
merkwürdigen Worte: "Meister (Rabbi), wir wissen, daß du von Gott
gekommen bist als Lehrer; denn niemand vermag diese Zeichen (=Wunder)
zu tun, die du tust, wenn nicht Gott mit ihm ist." Man war also im
Hohen Rat in-formiert über diesen Rabbi aus Nazareth, der gefährliche
Lehren verkündete und gleichzeitig eindeutige Wunder wirkte, so daß
gerade für Juden, die bekanntlich zur Wundersucht neigten, die ganze
Sache noch gefährlicher erscheinen mußte. Nikodemus hingegen
interessierte etwas ganz anderes. Denn er hatte als Pharisäer und
Ratsherr das schwere Studium eines Schriftgelehrten durchgemacht und
verstand dennoch nicht so recht, was dieser offensichtlich von Gott
belehrte Rabbi, obwohl er kein "legi-timer öffentlicher Lehrer" war,
unter dem von ihm verkündeten "Himmelreich" eigentlich meinte, welches
"nahe ist" oder sein soll. Dieses Problem bewegte Nikodemus; darüber
hatte er ehrlich nachgedacht, im Gegensatz zu seinen Amtskollegen, die
nur "politisch" beunruhigt waren in Ansehung ihrer Machtpositionen.
Denn auch das Himmelreich ist schließlich ein Reich, nicht jedoch ein
frommer Gebetsverein oder ein religiöser Klub "e.V.", und also ein
Herrschafts-Gebilde, das, wenn es nahe ist, doch schon im Werden
begriffen sein muß. Was meinte dieser Rabbi? Etwa das von vielen
er-wartete Messiasreich mit einem politischen "König der Juden", noch
größer und gewaltiger als das davidische Königtum - oder vielleicht
etwas ganz anderes? Wer derartige Wunder tut und so machtvoll im Tempel
auftritt, muß doch genauer Auskunft geben können. Dies alles läßt sich
doch nicht einfach wegdisputieren oder durch Verleumdung aus der Welt
schaffen. Die-ser Rabbi, so dachte Nikodemus, muß, wenn er ein Prophet
ist, klar sagen, "was Sache ist", an-statt nur zu verkünden, das
Himmelreich sei na-he. Nikodemus war nicht so naiv wie der unge-bildete
und wundersüchtige Nathanael, welcher, ohne sich zu überlegen, was er
da redet, zu Jesus sagte (Joh. 1, 49) "Rabbi.... du bist der König von
Israel", bloß weil ihm Christus etwas kund tat, was nur dieser Israelit
wissen konnte und was dennoch kein Wunder war. Für Nikodemus hatten
zwar Wunder ihre Bedeutung, aber ausschlaggebend für ihn war einzig die
Wahrheit einer Lehre; auch lag ihm der Gedanke nicht fern: wenn ein
Rabbi im Auftrag Gottes lehrt, dann könnte er ein von Gott gesandter
Prophet sein. Außerdem war damals die religiöse Atmosphäre von
Messiaserwartungen geschwängert. In dieser Situation fand es Christus
für nötig, von der heiligen Taufe zu sprechen und ihre Notwendigkeit zu
offenbaren.
Indessen: es endete für Nikodemus, einem "Oberen der Juden", sein
nächtlicher Besuch mit einer Katastrophe, zumal ihm mehr und mehr
bewußt wurde, daß sein theologischer Bildungs-stand gar nicht so
bedeutend war und er bereites die Frage nach dem Himmelreich falsch
gestellt hatte, obwohl er sich tatsächlich um ein Reich handelte, aber
der Eintritt in dasselbe ihm und dem "auserwählten Volk" verschlossen
war. Von daher versteht man die ironische Bemerkung Christi: "Du bist
(von Amts wegen) der Lehrer Israels und verstehst das nicht?". Damit
aber stehen wir inmitten der heutigen Zeit, die noch viel übler ist als
die damalige. Denn das, was Nikodemus zunächst nicht verstand, ist auch
nichts anderes als das, was heute viele ebenfalls nicht mehr verstehen,
nämlich die unbedingte " 'Wiedergeburt' von oben her" und den sich erst
dadurch ermöglichenden Eintritt in das "Reich Gottes" (in die berühmte
"basileia tou Theou"). Sogar zweimal mußte Christus dem Nikodemus mit
Nachdruck ins Gewissen reden und ihn mit höchster Autorität belehren:
"Wahrlich, wahrlich, ich sage dir..."! - Solche und ähnliche
Formulierungen bezeichnet man als Dogmata Christi, an denen es nichts
zu rütteln und zu deuteln gibt. Das sind Marksteine für die
Glaubens-Erkenntnis, die ja nicht durch Geschichtchenerzählen, fromme
Sprüche oder "gläubige Bekenntnisse" fundiert werden kann.
Eine Wiedergeburt "von unten", d.h. von seiten der menschlichen Natur,
ist schon aus philosophischen Erkenntnissen heraus ein Ding der
Unmöglichkeit, da die Zeugung des Men-schen immer nur eine
vollständige, in sich abge-schlossene, singuläre und unwiederholbare
In-dividualperson zum Ziel hat und weil die menschliche Seele, die eine
geistige (immateri-elle) ist, weder gezeugt noch erzeugt werden
kann. Der sog. Glauben an die Wiedergeburt, der sich in manchen
primitiven Religionen fin-det, beruht auf einem jeder Moral
zerstörenden Wunsch-denken und ist nichts anderes als ein Aberglaube
mythologischen Ursprungs. Das hat Nikodemus, trotz seines etwas dummen
Gere-des, sicherlich gewußt, so daß Christus auf sol-che Irrtümer erst
gar nicht einging und ihm damit zu verstehen gab, daß es Pharisäern und
Schriftgelehrten überhaupt nichts einbringt, wenn sie beabsichtigen,
ihm, der sie alle durch-schaute, irgendwelche Fangfragen zu stellen.
Darum das plötzliche und entschiedene "Wahr-lich, wahrlich!" und der
Hinweis auf eine Wie-dergeburt ganz anderer Art, von der der Mensch
bislang nichts gewußt hat und auch nichts wis-sen konnte und die durch
den Menschen erst recht nicht möglich sein und werden kann. Denn diese
ist nicht natürlichen, sondern absolut übernatürlichen Ursprungs und
bewirkt ein übernatürliches Wiedergebore-werden, eine reale
Neuschöpfung des Menschen in seiner geistigen Seele; dadurch wiederum
empfängt und erhält er eine qualitative Disposition, die es ihm
ermöglicht, einmal "das Reich Gottes zu schauen", ja überhaupt erst in
dieses Reich "eintreten" zu können, was sonst schlechthin unmöglich
ist. So etwas hören zu müssen, dürfte den Ratsherrn ziemlich betroffen
gemacht haben. Wer ist heute noch betroffen in Ansehung ungetaufter
Kinder und Jugendlicher oder von Taufen, deren Gültigkeit gar nicht
mehr gewährleistet ist? Ohne dieses neue Geborenwerden "von oben her"
bleibt der Mensch einge-bunden und verstrickt in seiner Wesens-Natur
und ausgeliefert dem ererbten Verlust eines übernatürlichen Lebens,
einem geistigen Seelen-Tode aufgrund der Ur- und Erbsünde seiner
Stammeltern. Denn der natürliche Mensch zeugt immer nur den natürlichen
Menschen und kann ihm immer nur geben, was er hat, nicht aber, was er
nicht hat. Er tradiert eine des übernatürlichen Lebens verlustig
gegangen "gefallene Natur" (natura lapsa) mit allen ihre Folgen,
angefangen mit der Verdunkelung des Verstandes, so daß er Irrtümer
nicht vermeiden kann, und der Erschlaffung des Willens, wodurch er
ständig zum Bösen geneigt ist und in die Sünde fällt. Eine solche
Kreatur aber ist weder geeignet noch fähig, des Reiches Gottes
teilhaftig zu werden - eines Reiches, das zwar nicht von dieser Welt
ist, wohl aber auf sie bezogen und in ihr ist und dessen König niemand
anderer ist als der von den Toten auferstanden göttliche Men-schensohn.
Nikodemus verstand den "Rabbi" hinsichtlich seiner Verheißung des
Himmelrei-ches nicht, weil er nicht erkannte, wen er vor sich hatte und
wer zu ihm sprach. Darum fühlt man sich heute geradezu in die damalige
Situation zurückversetzt, als Christus sprach: "Wenn ich vom Irdischen
(=den natürlichen Dingen in ihrer Verfallenheit) zu euch redete und ihr
glaubt (dieses) nicht, wie werdet ihr glauben (= dies als wahr
erfassen) wenn ich (erst) von Himmlischen zu euch spreche?"! (Joh. 3,
12)
Ohne ein Wissen um die notwendige Wieder- bzw. Neugeburt von oben und
die Reich-Gottes-Wirklichkeit wird die christliche Taufe sinnleer und
bedeutungslos, auch wenn bei ihrer Spen-dung ein rituelles Tauftheater
aufgeführt und bestimmt Worte gebraucht werden. Manche glauben sogar,
sie hätten getauft, ja sogar "ka-tholisch getauft", weil sie da etwas
nach Vor-schrift "richtig gemacht" und sprachlich richtig "aufgesagt"
haben. Diese Leute beachten nicht im geringsten das, was Christus dem
Nikodemus mit harten Worten an den Kopf warf: "Wenn einer (gleichgültig
ob Jude oder Heide) nicht geboren wird aus Wasser und Geist, (dann)
kann er in das Reich Gottes nicht eintreten"; das ist schlechthin
unmöglich. Es könnte in diesem Zusammenhang gut möglich sein, daß
Nikodemus Bezug genommen hatte auf den Propheten Johannes, der bereits
mit Wasser taufte und damit eine "heilige Handlung" voll-zog. War das
etwa nichts oder nicht genug? Nun, das war zwar schon etwas, aber im
Wesentlichen nichts. Denn er tat nur, was er tun konnte, ganz abgesehen
davon, daß Christus von ihm sagte: "Unter den vom Weibe geborenen ist
keiner größer als Johannes: aber der Kleinste im Gottesreich ist größer
als er." (Lk 7, 28) Im übrigen muß Nikodemus in seiner amtlichen
Stellung gewußt haben, daß die Taufe des bei den Pharisäern verhaßten
Propheten Johannes mit dem Wasser des Jordans nur eine Bekehrungs-Taufe
war zum Zwecke der Sünden-vergebung für die am Fleische Beschnittenen
(den männlichen Mitgliedern des jüdischen Volkes). Doch genügte dies
bereits, um die Pharisäer gegen ihn aufzubringen. Denn eine Be-kehrung
- Gott bewahre uns vor diesem asketischen Propheten und seinen Jüngern!
- hatten diese arroganten "Lehrer Israels" ja selbst nicht nötig, zumal
doch immer nur "die anderen" sün-digen, nicht aber die "echten" Söhne
Abrahams, obwohl es ihnen gar nichts ausgemacht hatte, das mosaische
Gesetz zu verfälschen. Wie le-bensnahe und modern das doch klingt, wenn
man solche Dinge auf die heutige Zeit im analogen Sinne richtig
überträgt! Es dürfte sich im Zuge der Heils- bzw. Unheilsgeschichte
nichts Wesentliches verändert haben. Indessen blieb die "Wassertaufe"
des hl. Johannes zur Vergebung persönlicher Sünden wirkungslos ohne
echte Bekehrung und strenge Buße und hatte auch, was von noch größerer
Bedeutung ist, keinerlei positive Wirkung auf die Schuld und Strafe der
Erbsünde (peccatum originale), d.h. sie hatte nicht die Kraft, diese
Sünde zu tilgen, zu vernichten und auszulöschen. Das Reich Gottes blieb
nach wie vor dem Menschen verschlossen. -NB: man kann es sich auch
recht gut vorstellen, in welchen Konflikt der hl. Johannes der Täufer
gekommen sein muß, als er von Jesus Christus, damit das Gesetz erfüllt
werde, veranlaßt wurde. "Jesus zu taufen", obwohl und gerade weil er
wußte, daß das "Lamm Gottes" absolut ohne jedwede Sünde war. Es ist
gewiß kein Nachteil, die Hl. Schrift realistisch und vernunftbezogen zu
lesen, anstatt in einer "gläubigen Gesinnung", die den Verstand
verdunkelt und ohne Denken auszukommen glaubt. Im übrigen hat der Hl.
Geist in seinem Wirken noch nie das vernunftgemäße Denken ersetzt,
weder bei Laien noch bei Priestern noch bei Bischöfen. Nur naive
Gläubige und Sektierer behaupten das Gegenteil.
Wenn man bedenkt, in welche Situation ein Pharisäer des Hohen Rates bei
seinem "Meister, wir wissen..." (was nicht als Schmeichelei zu
verstehen ist) geraten war, da könnte einen die-ser Nikodemus schon
fast leid tun. Denn er kannte doch die Hl. Schrift und darum auch die
Prophetie des großen Propheten Ezechiel: "Dann sprenge ich über euch
reines Wasser, damit ihr gereinigt seid; von all euren Unreinheiten und
von all euren Götzenscheusalen will ich euch säubern. Ich gebe euch
dann ein neues Herz und lege neuen Geist in eure Brust, ich entferne
das Herz aus Stein aus eurem Leib und lege ein Herz aus Fleisch hinein.
Meinen Geist lege ich in eure Brust und will es bewirken, daß ihr nach
meinen Satzungen wandelt, meine Rechtsame beobachtet und sie
vollbringt" (36, 25-27). Das war klar und deutlich genug für je-den,
der Verstand besaß, um zu erkennen, welches tödliche Übel in der
menschlichen Seele begraben lag, das nur durch eine "Geisttaufe"
aufgehoben und restlos beseitigt werden kann. Dazu aber ist ein Mensch
gar nicht in der Lage und selbst dann dazu nicht fähig, wenn er ohne
Sünde oder, wie Johannes der Täufer, ein Heili-ger und von Gott
gesandter Prophet sein würde, der er ja gewesen war und bestätigt durch
den göttlichen Menschensohn. Man kann nicht ausschließen, daß der immer
kleinlauter gewordene Nikodemus langsam begriff, wovon Christus sprach
und worüber er ihn belehrte, zumal er sich später bekehrt hatte. Er
begann, kurz ge-sagt, folgendes zu verstehen, was für ihn, den
Pharisäer, nicht so einfach gewesen ist: ein jeder muß, um überhaupt
des Reiches Gottes teilhaf-tig und gerechtfertigt werden zu können,
zuerst einmal aus reinem fließenden Wasser (ex aqua) und aus dem
(gleichzeitigen) Wirken des heiligen Geistes Gottes (ex Spiritu sancto)
wieder-geboren werden (renasci); doch neugeboren wird ein jeder, ob
Jude oder Heide, nur durch Jesus Christus, den göttlichen Menschensohn.
Letzteres scheint Christus dem Nikodemus noch nicht geoffenbart zu
haben, zumal es diesem schon schwer genug gefallen sein dürfte, die
Einsicht zu gewinnen, daß er und das "auser-wählte Volk" vom "regnum
Dei" ausgeschlossen seien, und zwar nicht wegen der Sünden und
Schandtaten, die man beging, sondern wegen einer ganz anderen Sache,
vor der man in seinem Hochmut die Augen und Ohren verschlossen hatte.
Von daher versteht man, warum der Apostel in die Belehrung Christi vom
Himmlischen, dem Reiche Gottes, die Worte einschob: "Was wir wissen
(nämlich von Christus selbst und was auch Nikodemus hätte wissen
können), reden wir; und was wir gesehen haben, bezeugen wir; aber ihr
(Juden) nehmt unser Zeugnis nicht an. (Joh 3, 11) Daran hat sich bis
heute nichts geändert, abgesehen davon, daß dieses Wort seit geraumer
Zeit auch auf Leute zutrifft, die sich als Christen und Katholiken
bezeichnen, ja sogar als "Volk Gottes". Die Verwirrung ist komplett und
wird noch vertieft durch die Häretiker und Apostaten der "röm.
Konzilskirche". Denn diese wissen noch viel weniger als der Nikodemus,
daß nämlich der von Christus geoffenbarte heilige Geist Gottes
(Spiritus sanctus) kein anderer ist als der aus dem Vater und dem
Logos-Sohne hervorgehende "Heilige Geist", der Spiritus Sanctus, den
Johannes der Täufer in Gestalt einer Taube gesehen hat und der in der
christlichen Taufe ein mit der Erbsünde belastetes Geschöpf Gottes
wieder heilt und heilig macht und somit auch befähigt, in das Reich
Gottes eintreten zu können. Wer nicht...., der kann nicht....; darüber
ließ Christus den Nikodemus nicht im unklaren. Heilig aber macht der
gerechte und barmherzige Gott sein in der Erbsünde verstricktes und
sündiges Geschöpf nur durch eine unverdiente und unverdienbare
(rechtliche) Begnadung in Verbindung mit einer Gnaden-Gabe, durch die
er die menschliche Seele zu einem neuen, übernatürlichen Leben erweckt.
Rechtfertigende Begnadigung und heilig-machende Mitteilung einer Gnade
sind nicht trennbar und ein Eines, wenn der trinitarische Gott eine
Teilnahme an seinem Leben gewährt. Die christliche Taufe ist ein
notwendiges Mittel hierfür, und darum heißt sie auch heilige Taufe,
nicht aber deswegen, weil dabei eine "heilige Handlung" vollzogen oder
eine Zeremonie zele-briert wird. Sie ermöglicht sich aus dem
trinita-rischen Gott und nur von ihm her, und sie wird wirklich nur
durch das "Lamm Gottes, das hin-wegnimmt die Sünde der Welt" (Joh 1,
29). Da-durch aber wird auch der Weg beschritten zu ei-nem Eintritt in
das Reich Gottes. Einen anderen Weg gibt es nicht. Darum ist die
christliche Taufe zum Heil des Menschen schlechthin not-wendig (necesse
est), nicht etwa bloß "nötig" (necessarie) oder nur "nützlich" und
schon gar nicht in das Belieben irgendwelcher Leute ge-stellt, die in
Wahrheit gar nicht wissen, was sie tun und dadurch nur ein sinnleere
Handlung an einem Menschen vollziehen, d.h. eine Tauf-Mimikry
aufführen. Darüber sollte sich niemand "fromme Glaubens" täuschen oder
täuschen las-sen. Denn so einfach, wie sich das manche vor-stellen,
liegen nun leider die Dinge nicht, nicht einmal bei der Taufe. Dafür
sollte schon der Ni-kodemusbericht allen eine Warnung sein.
Nun aber ist das Sakrament der christlichen "Geisttaufe" (wie übrigen
auch jedes andere Sakrament) ein instrumentales (werkzeughaftes)
Gnaden-Mittel, das Vermittlung der Gabe der heiligmachenden
übernatürlichen Gnade an eine natürliche Gegebenheit bindet und mit ihr
fest verknüpft, die für jedermann "sichtbar", wahrnehmbar, sinnenhaft
erfaßbar ist und sein muß. So hatte es Christus festgelegt und
be-stimmt, als er vom reinen Wasser sprach. (NB: daß diesem Wasser
gewöhnlich benediziertes Chrisma beigemischt wird, ist unwesentlich und
nur ein frommer Brauch; viel wichtiger in einem Taufritus sind jedoch
die Exorzismen, auf die wir aber bei unserer Thematik nicht einzugehen
brauchen, obwohl sie für den Täufling und auch für die Eltern und Paten
von großer Bedeutung sind.) Dieses Wasser wiederum muß fließendes bzw.
zum Fließen gebrachtes Wasser sein, zur Erinnerung an die "Taufe Jesu"
im Jordanfluß und damit eine symbolische Abwaschung zum Ausdruck kommt,
und es muß unbedingt an den Kopf des Täuflings gebracht werden, denn
das Haupt des Menschen ist der "Sitz" seines geisti-gen Erkennens und
Wollens und vernunftbezogenen religiösen Glaubens. Darüber hatten sich
schon die Kirchenväter Gedanken gemacht, doch waren sie sich im
Hinblick auf das Wesen des Tauf-Sakramentes und seine konstitutiven
Elemente nie ganz klar geworden, was freilich verständlich ist. Auch
die tradierte Auffassung des hl. Augustinus, auf die man sich oft
beruft, erscheint nur eindeutig und klar, ohne es wirk-lich zu sein.
Denn es genügt nicht, kurzschlüssig zu sagen und dabei ein Problem zu
übersehen: "Es tritt das Wort zum Element und es wird das Sakrament"
(Accedit verbum ad elementum et fit sacramentum - cf. In Joan. Tract.
80, 3), weil in der Konstituierung eines instrumentalen Gnaden-Mittels
nichts "hinzutritt".-Das zu gebrau-chende Wasser (materia) und das zu
sprechende Wort (forma) sind keine getrennten Stücke, die wie
selbständige Dinge zusammengebunden werden; sie sind nicht das, was ein
Gnaden-mittel zu dem macht, was sie ist, sondern das, wodurch es zu
einem solchen werden kann und wird, wenn es von seiner ihm vorgegebenen
Ur-Sache her und auf sie hin - sachadäquat, sach-richtig und
sachgerecht - konstitutiv "conficiert" wird. Dazu aber ist zuzüglich
der materia und forma noch eine Intentio erforderlich, die objektiv
eine "recta" ist und sein muß. Wir werden in einem anderen Zusammenhang
auf diese Begriffe, bei denen es sich um genuin philosophische handelt,
noch zurückkommen und näher eingehen, damit man nicht aus dem Spender
(collator) eines Sakramentes, der ge-wöhnlich ein Priester ist, einen
Hexenmeister und aus einem Sakrament ein "magisches Mittel" macht und
das Ganze dann "opus operatum" nennt. Auch die dogmatische Forderung,
bei der Spendung eines Sakramentes "zu tun, was die Kirche tut", wird
ohne nähere Bestimmungen sinnleer und verliert ohne innere Logizität
ihren Bedeutungswert. Das beweisen schon die realen Folgen, die sich
aus einer unbegriffenen Sache ergeben haben und offenkundig sind. Schon
das Verhältnis von Materie und Form im Wesen ei-ner sakramentalen Sache
ist bei keinem Sakra-ment das gleiche. -Ein Sakrament wird nicht
konsekriert, sondern konstitutiv konfiziert, wo-durch es zu einem
Gnaden-Mittel erhoben und ein solches wird. Konsekriert (geheiligt)
wird nur ein vermittelndes instrumentales "materielles Zeichen", damit
aus einer von Christus (nicht etwa von der Kirche) eingesetzten und
festgelegten "res sacra" die Gnaden-Gabe einer "res sancta" wird.
Christus selbst hat nie das Sa-krament der Taufe "gespendet", wohl aber
die "Geisttaufe" vollzogen, und zwar auf eine Wei-se, die nur Ihm
möglich war, weil nur Er dazu die Macht besaß, nämlich durch Sein
heiliges und heiligendes Wort allein, wie es z.B. gesche-hen ist, als
Er, selbst am Kreuze aufgehängt, zu dem reuigen Verbrecher sprach:
"Wahrlich, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Para-diese
sein" (Lk 23, 43). Nicht die Kirche tauft, sondern Christus ist
derjenige, welcher tauft. Darum heißt es im Taufritus auf die Frage,
was begehrst du von der Ecclesia Dei, nicht: die Taufe, sondern: den
Glauben (fidem). Ein Ritus, der von alledem nichts mehr weiß, ist das
reinste Affentheater, das unter der Regie desjenigen Geistes steht, den
die alte Kirche als den "Affen Gottes" bezeichnet hat und der natürlich
auch seine Affenherde weidet und zu vermehren trachtet. Außerdem sollte
man beachten, daß es Riten gibt, die ein christliches Vokabular
benut-zen, das aber nichts mehr mit den Begriffen
christlich-katholischer Theologie zu tun hat, an-gefangen mit dem
Begriff des Glaubens.
Die erste Wirkung der Wieder- und Neuge-burt "von oben" (ex hydatos kai
pneumatos, wie es im Griechischen heißt) aber ist das
Gegen-wärtigwerden des trinitarischen Gottes durch ei-ne
rechtfertigende und heilig-machende Gnade bei gleichzeitiger Tilgung
der Schuld und Strafe der Erbsünde und aller bis dahin begangener
persönlicher Sünden bei denen, die des Vernunftgebrauches fähig
geworden sind, wodurch die menschliche Seele zu einem übernatürlichen
Leben bereitet wird und erwacht. Dies alles aber hat uns der göttliche
Menschensohn durch sein frei gewolltes blutiges Leiden bis zum Tode am
Kreuze aus Gerechtigkeit und Liebe verdient und erkauft. Darum wird,
wie der hl. Paulus sagt, durch die christliche Taufe der zu Taufende
"in die Ähnlichkeit" des Todes Jesu Christi versenkt. Und nur
derjenige, welcher auf diese Weise gestorben und mitgestorben ist, "der
ist losgesprochen von der Bindung an die (Ur- und Erb-) Sünde" und
wirklich "gerechtfertigt" (Röm 6, 3-7). Auch dies bewirkt "das Bad des
Wassers im Worte des Lebens" (Eph 5, 26), denn nur der göttliche
Menschensohn "ist das Leben", wie Er selbst geoffenbart hat. Deshalb
gereicht denen, "die in Christus Jesus sind" und die heilig-machende
Gnade bewahren, "nichts mehr zur Verdammnis", "denn es hat das Gesetz
des Geistes in Christus Jesus (und durch Ihn) dich vom Gesetz der Sünde
und des Todes befreit" (Röm 8, 1-2). Durch das Gnaden-Mittel der
heiligen Taufe wird die menschliche Seele von allem gereinigt, was
verdammenswert und dem Schöpfer-Gott ein Greuel ist. In den so Wieder-
und Neugeborenen bleibt, wie das Konzil von Trient lehrt, nichts übrig,
was Gott hassen könnte und haßt (nihil odit Deus), so daß auch nichts
mehr da ist, was sie prinzipiell daran hindern könnte, des Reiches
Gottes teilhaftig zu werden (nihil prorsus eos ab ingressu coeli
remoretur). Doch darf man bei alledem niemals vergessen, WER die
heilige Taufe als ein Gnaden-Mittel eingesetzt hat und daß es sich
hierbei um einen objektiven, komplexen und kausalen Sachverhalt
handelt, an den ein solches Gnaden-Werkzeug sakramental gebunden ist.
Es ist leicht, sich als "Verwalter der Sakramente" auf-zuspielen und zu
sagen: Ego te baptizo..., wenn man nicht mehr weiß oder nicht wissen
will, was man tut. Darum macht man ja auch Kreuz-zeichen, ohne zu
bedenken, was das Zeichen des Kreuzes ist.
Die Hl. Schrift und die apostolische Überlie-ferung setzen bei der
heiligen Taufe auf beson-dere Weise den Glauben voraus - aber nicht den
sog. "katholischen Glauben", von dem man heute ständig redet, sondern
die "vera fides", die in der "fides divina" wurzelt. Darum hatte schon
der hl. Augustinus die "Geisttaufe" mit Recht als das "sacramentum
fidei" bezeichnet, eingedenk der Tatsache, daß niemand, auch kein
Papst, "einen anderen Grund legen kann als den, der gelegt ist: das ist
Jesus Christus" (1 Kor 3,11), der göttliche Menschensohn. Er allein
nämlich ist es, der tauft, indem er die Wieder- und Neugeburt der
menschlichen Seele vollzieht, nicht jedoch irgendein "Diener der
Kirche", auch wenn die Sakramente Gnadenmittel der Kirche sind. Es hat
immer schon genügend Leute gegeben, die tun, was Er nicht will und wozu
Er sich auch gar nicht hergibt. Niemand kann Gott zu etwas zwingen,
auch nicht zur Gewährung der Taufgnade, die heilig macht. Eine rituelle
Handlung ist nicht schon deswegen eine "heilige" oder ein
"sakramentales Tun", weil sie eine rituelle ist, oder wenn dabei in
Wahrheit gar nichts con-fiziert wird. Man kann sich nur noch wundern
über solche Selbsttäuschungen, die allerdings in ihren Ursachen leicht
erkennbar sind. Die heilige Taufe ist das Sakrament des Glaubens, weil
nur durch den trinitarischen Offenbarungsglauben die Heilsnotwendigkeit
dieses Gnaden-Mittels erkannt und eingesehen werden kann. Darum heißt
es: "Wer glaubt und sich taufen läßt, wird gerettet werden; wer aber
nicht glaubt, wird verdammt werden" (Mk 16, 16). Also: "Was zögerst du?
Steh auf, laß dich taufen und deine Sünden abwaschen, nachdem du seinen
Namen angerufen hast" (Apg 22,16)! Das gilt heute auch für diejenigen,
die in dem Irrglauben leben, von den Religionsdienern der "röm.
Konzilskirche" die christliche Taufe empfangen zu haben.
Nur durch das von Christus eingesetzte Sa-krament der heiligen Taufe
ist es möglich, ein Glied am Corpus Jesu Christi mysticum zu wer-den.
Daraus aber folgt nicht, daß man dadurch bereits endgültig
gerechtfertigt wäre und ein le-bendiges Glied bleiben müsse. Vielmehr
wird man vor allem durch die Todsünden der Häresie und des Abfalls vom
wahren Glauben ein totes Glied der Kirche des göttlichen
Menschensoh-nes. Daran ändert der durch das Sakrament der Taufe der
menschlichen Seele eingeprägte metaphysische "character indelebilis"
nichts. Im Gegenteil! Er wird zu einem unauslöschlichen Zeichen des
Verrates und der "aversio a Deo", schlimmer noch als es das
Kainszeichen jemals gewesen ist. Nicht einmal in der Hölle
ver-schwindet ein solcher Charakter, eben weil er unzerstörbar ist. Und
in dieser Unzerstörbarkeit eines durch die göttliche Gnade Jesu Christi
er-wirkten Charakters (Prägemekmals) liegt auch der Grund, daß und
warum die heilige Taufe unwiederholbar ist. Der einmal Getaufte bleibt
ontologisch das, was er ist -und dies dann in be-sonderer Weise
entweder zu seinem persönli-chen Heil oder Unheil. Darum ist es auch
ein sehr großer Unterschied, ob ein Heide oder Jude stirbt oder ein
Christ mit einem Taufsiegel, das sein Heilig-sein zu besiegeln bestimmt
war. Es entspricht auch nicht der Wahrheit, wenn be-hauptet wird, es
müsse doch derjenige, welcher irgendeinen christlichen Glauben
"bekennt" oder irgendein Credo "anerkennt", dadurch schon ein "wahrer
Christ" sein. Wer sich in solchen Phantasmagorien bewegt, der hat noch
nie in seinem Leben die Besorgnis des hl. Paulus verstanden, als er
schon damals mit Nachdruck gefordert hatte: „ein (einziger) Herr, ein
(wahrer) Glaube, eine (heilig-machende) Taufe" (Eph 4, 5). Damit ist
das Fundament der christlichen Religion programmatisch bezeichnet, so
daß sich, wenn es fehlt, alles andere in blauen Dunst auflöst. Dieser
Auflösungsprozeß war schon lange vor dem Vatikanum 2 in vollen Gange,
und nur ungebildete Leute oder Scharlatane mit "römischer Collarium"
(Halskragen) haben das Märchen von einer unversehrten und intakten
"röm.-kath. Kirche" verbreitet. Heute jedoch ist es den alten und
altbekannten "Priestern und Gläubigen" (schon diese Formulierung
beinhaltet eine Häresie) in einem erschreckenden Ausmaß völlig
gleichgültig geworden: 1. was man glaubt, wenn man nur glaubt und ohne
überhaupt daran zu denken, was das ist: der zum Heil notwendige wahre
Glaube; 2. ob ein Mensch, der eine von Gott erschaffene unsterbliche
geistige Seele besitzt, wirklich getauft ist oder nicht - wenn da nur
ein dekorierter Kultdiener auftritt und ein rituelles
Initations-Theater aufführt zur Freude der "Gemeinde" wegen ihres neuen
Mitgliedes (auch wenn es noch keine Kirchensteuer bezahlt); und 3. ob
das einzige HAUPT und der alleinige HERR Seiner Kirche der göttliche
Menschensohn ist oder nicht, dem alle Gewalt gegeben ist im Himmel und
auf Erden. Man hat in der Tat den "Eckstein" verworfen und aus dem
"Haus Gottes" eine Räuberhöhle gemacht und die "Arche des Neuen Bundes"
verlassen. Nicht bloß in dem Religions-Gebilde der "röm.
Konzilskirche", sondern auch außerhalb desselben weiß man generell
nicht mehr von dem Verhältnis, das zwischen der christlichen
Offenbarungsreligion und der "una et apostolica Ecclesia" besteht. Das
alles ist in einer großen Verwirrung und tiefgehenden Verdunkelung der
Geister aus dem religiösen Gedächnis verschwunden und wobei ein
Systematik offenkundig wird, die von einem Geist gelenkt ist, der nicht
der heilige Geist Gottes, und schon gar nicht der lebensspendende
Spiritus Sanctus, der gesendete "Geist der Wahrheit", ist und sein
kann. Denn dieser lehrt, vertieft und bringt Licht nur in das, was der
göttliche Menschensohn gelehrt hat -das "wahre Licht" das "in die Welt
kam" und "jeden Menschen er-leuchtet" (Joh 1,9) und was uns Seine von
Ihm belehrten Apostel als das "depositum fidei" für Seine Kirche
hinterlassen haben.
Heute gibt es schon seit geraumer Zeit Bischöfe, die keine Bischöfe
sind, und Priester, die sich als "katholische Bischöfe" ausgeben, die
herumreisen und Kinder bzw. irrgläubigen Jugendlichen die "heilige
Firmung spenden", obwohl diese armen Menschen in Wirklichkeit gar nicht
getauft sind. Woran liegt es denn, daß man nicht erkennt, daß und wie
um uns herum in der herrlichen BRD und den angrenzenden Staaten (nicht
etwa bloß in Honolulu oder in den Dschungeln Südamerikas etc.) eine
"katholische" Generation waschechter Heiden heranwächst? Die
Auswirkungen davon sind bereits offenkundig und überall mit Händen
greifbar. Denn es fehlt ja für das reale Christ-sein die durch das
Sakrament der heiligen Taufe "von oben her" bewirkte qualitative
Disposition der menschlichen Seele. Warum wird nicht mehr in der
Glaubens-Erkenntnis vernunftgemäß erfaßt, was Christus dem Nikodemus
mit harten Wor-ten und in aller Entschiedenheit geoffenbart hat? Ohne
die "Geisttaufe" kein Eintritt und keine Aufnahme in das Reich Gottes,
des Vaters und der Sohnes und des Heiligen Geistes! Vor dem engen
Zugang zu diesem Reich, in dem sich (auch) die "Ecclesia militans et in
via" bewegt, aber stehen Engel mit flammenden Schwertern, und zwar
dieselben Kerubim, die einstmals das Paradies verschlossen hielten...
bis Er kam, der göttliche Menschensohn, um zu retten, was verloren war,
und schließlich seinen Aposteln befahl: gehet hin und lehret und taufet
und machet.... Dann aber entschwand Er, indem er sie segnete, langsam
ihren Blicken. Diese Auser-wählten jedoch fielen, wie dies auch
erforderlich war, "anbetend vor ihm nieder und kehrten mit großer
Freude nach Jerusalem zurück" (Lk 24,52), in eine Stadt der Finsternis,
wo sie nichts Gutes erwartete. Warum also diese Freude? Nun, weil ihr
Herr und König ihnen einiges Versprochen hatte und zuerst, daß er
dennoch bei Ihnen und ihnen ganz nahe sein werde "alle Tage bis ans
Ende der Welt(zeiten)" (Mt 28, 18-20), d.h. aber auch bei allen, die an
Ihn glauben und glauben werden und anbetend vor Ihm nie-derfallen. Wer
tut das heute, privat und öffentlich?
Es gibt Traditionalisten, sehr fromme sogar, die, wenn sie einmal nicht
von der "christlichen Liebe" oder der "alten Messe" sprechen oder von
neuen "Botschaften Mariens" abgelenkt werden, wie ihnen dies auch der
Gottesmutter "geweihte" "marianische Priester" suggerieren, von einen
Wiederaufbau der Kirche reden und nach einem Bischof suchen, der die
ganze Sache ankurbeln möge oder solle oder müsse. Meine Freunde und ich
sind sich noch nicht sicher, ob man darüber lachen oder weinen soll.
Denn ein solcher Wiederaufbau ist unmöglich ohne das paulinische
Fundament der christlichen Religion in einer in ein Neuheidentum
zurücksinkenden Welt und Umwelt und ohne die Basis der
heils-notwendigen christlichen Taufe und der Sicher-stellung ihres
Sakramentes, das ein instrumen-tales Gnaden-Mittel ist. Dieses aber ist
weder in seinem Wesen noch in seinem Vollzug vom sakramentalen
Priestertum abhängig, weder in-nerlich noch äußerlich. (NB:
protestantische "Geistliche" sind nicht einmal Laien im strengen Sinne,
denn der Protestantismus ist und hat kei-ne Kirche, da ihm jegliche
Apostolizität und Einheit fehlt; er ist nur eine Großsekte und hat nur
"Denominationen".)
Bevor Christus mit dem Ratsherrn Nikode-mus über eine Taufe sprach, die
wirklich heilig macht, säuberte er den Tempel, real und meta-phorisch.
Und dabei sprach er das tiefsinnige Wort: "macht das Haus meines Vaters
nicht zu einem Kaufhaus!" (Joh 2, 16) für große und kleine Geschäfte
oder sonstige Betrügerein. Also fange man an, die heutigen Tempel und
Gebetshäuser von ihrem Unrat zu säubern. Aber es werden sich wohl kaum
Traditionalistengruppen "e.V." finden, welche sich zu Räumkommandos
formieren, um z.B. die NOM-Tische umzustoßen oder die ausgelegten
Schriften in die Mülltonne zu werfen, abgesehen davon, daß man diese
Chance schon lange verpaßt hat. Andererseits jedoch wird niemand daran
gehindert, auf eine andere Weise mit einem großen Hausputz anzufangen.
Ein solcher aber beginnt in der Glaubens-Erkenntnis und im Denken.
"Wißt ihr nicht" so fragte der hl. Paulus die berüchtigten Korinther,
die ihm das Leben schwer machten, "daß ihr ein Tempel Gottes seid
(durch Jesus Christus) und der Geist Gottes in euch wohnt?" (1 Kor
3,16)! Seid ihr in eurem frommen Getue schon so stupide geworden, daß
ihr bereits vergessen habt, einmal die heilig machende Taufe und das
Siegel Christi empfangen zu haben? Es gibt gewiß noch Katholiken, die -
vielleicht - "ex aqua et Spiritu Sancto" getauft worden sind. Wir sagen
wohlüberlegt "vielleicht". Denn viele haben dies als selbstverständlich
einfach vor-ausgesetzt, indessen in ihrem späteren Leben niemals auch
nur einen einzigen Gedanken an dieses Problem "verschwendet". Wir
wissen, was schon früher, vor dem Vatikanum 2, so manche Pfarrer
gemacht und "praktiziert" haben. Man muß schon sehr naiv und
realitätsblind sein, um annehmen zu können, daß es nach diesem
häretischen und apostatischen "Sacrosanctum Concilium", auf dem der
Geist Satans wehte, besser geworden sei. Der Satz "ubi Episcopi ibi
Ecclesia" hatte sich sogar "sichtbar" als unwahr bewiesen. Wer hat
heute noch die Stirn, dies zu leugnen?
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