KIRCHE OHNE RELIGION
UND RELIGIONSLOSE KIRCHEN
von
Prof.Dr. Diether Wendland
Ein Engel erschien und sprach:
Selig die Glaubenden, denn sie werden erleuchtet werden.
Selig die Erleuchteten, denn sie werden Gott begegnen.
Selig die Unwissenden, denn sie werden getröstet werden.
Selig die keine Religion haben, denn sie werden frei sein.
Vorbemerkung:
Es wäre an der Zeit, sich in einem größeren Zusammenhang mit einer
falschen Prophétie zu befassen, die viele Geister verwirrt und die
spezifisch christliche Religion von innen heraus zersetzt, weltweit und
mit Erfolg. Die Sache selbst, um die es geht, ist kein Problem des
religiösen Glaubens, sondern ein Gegenstand der geistigen Erkenntnis,
sowohl der natürlichen im allgemeinen als auch der philosophischen im
besonderen. Deshalb kann sie auch von jedem Menschen, der noch ein
wenig Vernunft und Verstand besitzt, erfaßt werden. Einfach ist das
allerdings nicht und vor allem dann nicht, wenn jemand dazu neigt,
etwas für selbstverständlich zu halten, was gar nicht
selbstverständlich ist. Dazu aber gehört die Religion.
Das Christentum ist doch sicherlich eine Religion, auch wenn so manche
aies bestreiten oder anzuzweifeln genötigt werden, wenn sie sich ihre
Mitbürger, die Christen, etwas näher betrachten in ihrer
Christlichkeit, die so wenig vom Christentum in Erscheinung treten
lassen. Bei Katholiken, die doch auch Christen sind (oder etwa nicht?),
aber wird es noch etwas heikler, wenn man sie über das Christentum oder
über "Christentum und Kirche" reden hört und worüber man sich nur noch
wundern kann. Es ist nämlich das Christentum weder eine "katholische
Religion" noch eine Sache irgendeines "katholischen Glaubens" noch die
eines religiösen"Bekenntnisses", zumal man sich ja zu vielem und auch
vieles bekennen kann, ohne dabei jemals etwas wirklich erkannt zu
haben.
Außerdem kann man leicht und überall die Erfahrung machen: Wer sich
zu
Gott bekennt, der weiß oft gar nichts von Ihm und kann Ihn gar nicht
meinen, sondern ganz etwas anderes, das überhaupt nicht Gott ist.
Dennoch aber sind solche Katholiken sogar davon überzeugt, im
christlichen Sinne "religiös" zu sein. Wer zudem immer noch an das
protestantische Märchen glaubt, daß es im Christentum immer mehrere
Konfessionen gegeben habe und auch geben müsse, der irrt sich genau so
gründlich wie diejenigen, die heute in ihrem dunklen Drange einen neuen
Tempel suchen, einen "heiligen Bezirk", der irgendwo zwischen den
("inter-konfessionell") oder oberhalb der Konfessionen
("überkonfessionell") liegt. Manche hören sogar schon die Glocken, die
von dort her tönen ein "neues Zeitalter" (New Age) einläuten mit einem
neuen Christentum. Dem gegenüber erscheint der Ökumenismus-Zirkus noch
harmlos. Das Christentum aber war nie eine Konfession, sondern eine
Religion.
Schon Nietzsche machte sich über die "Christenthümler" seiner Zeit
lustig und meinte dann ironisch, aber nicht ohne Grund: "Um Menschen zu
ärgern preist ihr 'Gott und seine Heiligen1, und wiederum, wenn ihr
Menschen preisen wollt, so treibt ihr es so weit, daß Gott und seine
Heiligen sich ärgern müssen. Ich wollte, ihr lerntet wenigstens die
christlichen Manieren, da es euch so an der Manierlichkeit des
christlichen Herzens gebricht." Dieser Pastorensohn kannte seine
protestantischen Pappenheimer in der konfessionellen "Christenheit". Es
klang sogar prophetisch, als er schrieb "So wie wir die Moral (gemeint:
den verlogenen Moralismus) nicht mehr nötig haben, so auch nicht mehr
die Religion (gemeint: das religiöse Gefühl dekadenter Liebe). Das 'ich
liebe Gott'... ist in die Liebe meines Ideals umgesetzt, ist
schöpferisch (= kreativ) geworden: lauter Gott-Menschen!" Und die
christliche Demut? Was war aus ihr schon damals geworden bzw. gemacht
worden? Nun, diese hatte auch nichts mehr zu tun mit hochherzigem Mut
(magnanimitas), wohl aber eine ganze Menge mit Feigheit und frömmelnder
Sklavenmoral. Besonders die Superreligiösen glaubten, Demut (=
Dien-Mut) zu besitzen und demütig zu sein, indem sie sich angeblich
selbst, aber mehr noch die anderen zu "verdemütigen" trachteten. Die
Zeit war bereits reif, um für das Christentum ein großes
Staatsbegräbnis vorzubereiten - am besten auf demokratischer Grundlage,
versteht sich,
und was sich auch sehr bald zeigen sollte. Denn man hatte (zuerst
verdeckt, dann aber offen) "die Demokratie" verabsolutiert und mit
göttlichen Attributen ausgestattet, so daß sie heute zu einem
religiösen Tabu geworden ist und eine geradezu göttliche Verehrung
genießt - im Gegensatz zu den 'Kirchen', die so gar nichts 'Göttliches'
und Verehrungswürdiges mehr an sich haben. Echte moralische Autorität
hat keine mehr, sondern nur noch eine mehr oder weniger politische auf
Grund der Anzahl ihrer Mitglieder und nach Maßgabe ihrer Vorsteher oder
Obrigkeiten, die unter verschiedenen Namen in der Öffentlichkeit
auftreten. Ansonsten steckt, wenn man vom Gott des Geldes und einigen
Besitztümern, die als Kulturgut fungieren, absieht, nichts dahinter.
Ein kritischer Blick hinter die Kulissen genügt, um dies festzustellen.
Es ist den wahren und unwahren Prophetien gemeinsam, daß sie sich auf
glaubensbereite und glaubenswillige (nicht auf gläubige oder
ungläubige) Menschen beziehen und eine Heilsverheißung zu ihrem Inhalt
haben, verbunden mit einem Heilsversprechen. Darum sollte man sich die
Propheten und das, was sie verkünden, sehr genau anschauen und vor
allem diesen Leuten nichts glauben, auch wenn sie in der Öffentlichkeit
ein großes Ansehen genießen. Es gab sogar katholische Theologen, die
das Vatikanum 2, das von einem nachweislich falschen Propheten
einberufen wurde und auf dem es dann gleich mehrere große und kleine
Propheten gab, als ein prophetisches Konzil ausgaben.
Verständlicherweise sprach dann auch der gesamte Klerus von dem Konzil
und bezeichnetes es als das Konzil schlechthin, als habe es eine so einzigartige und
tolle Sache noch nie gegeben. Doch nur die Glaubensbereiten und
Glaubenswilligen glaubten das, Christgläubige mit kritischem Verstand
aber glaubten das nicht, weil sie erkannten, daß und
warum dies unmöglich und purer Nonsens war; sie wunderten sich nur
darüber, daß es so viele geistig minderbemittelte Bischöfe gab, die
doch wohl auch die "heilige Theologie" studiert hatten oder zumindest
tiefere Erkenntnisse in das Wesen der christlichen Religion besitzen
mußten als die naiven und alles glaubenden "Priester und Gläubigen". Es
wäre gewiß kein Nachteil, sich an dieses in alle Welt ausgestrahlte
römische Welttheater zu erinnern. Denn was wir heute sehen, das sind
doch nur die zwangsläufigen Folgen. Die realen Ursachen aber liegen
ganz woanders. Woher kommt es denn, daß ein Papst kein Papst, Bischöfe
keine Bischöfe, Priester keine Priester und katholische Laien
nicht katholisch sind? Glaubt man denn immer noch, dies alles habe
nichts mit der Religion zu tun?
Wo eigentlich findet man noch in Staat und Gesellschaft die christliche
Religion verwirklicht und wirksam? Oder haben sich inzwischen die
friedliebenden Christen schon von Gott befreit und beten fremde Götter
an, Götter, die viele noch gar nicht kennen und die ihnen, den Menschen
ihrer Huld, das Heil verheißen? Nicht wenige dieser katholisierenden
Christen haben sogar eine Art Göttin, die vielerorts erscheint,
Botschaften in Ohren flüstert und lange Predigten hält, die zwar
theologische Irrtümer beinhalten, aber das macht ja nichts, denn
Prophetien sind eben "dunkel und geheimnisvoll" und verständlich nur
den 'Eingeweihten'. Offenbar weiß man nicht mehr, daß falsche Propheten
im biblischen Sinne de facto wirkliche und dem Anschein nach echte
Propheten sind, die jedoch Unwahres verkünden und verheißen, wie dies
in jeder dämonischen Mantik der Fall ist. Der vielleicht größte falsche
Prophet war der Stifter des Islam, Mohammed, dessen primitiver
Monotheismus wohl ziemlich einmalig ist.
Wenn man in Ruhe bedenkt und sich dessen wirklich bewußt wird, daß die
christliche Religion überhaupt keine Selbstverständlichkeit ist und
dies auch nie sein kann, ja sogar eine viel schwierigere Sache ist, als
man gewöhnlich annimmt, und daß es bei ihr um das Heil geht, d.h. um
das übernatürlich-ewige Leben in Gott eines jeden einzelnen, dann wird
man bald damit aufhören, sich selbst und andere zu betrügen oder der
Lüge Vorschub zu leisten, es ginge auch ohne sie und sogar noch viel besser. Diejenigen, die diese Propaganda betreiben oder sie
mittragen, wissen noch im Gegensatz zu vielen Christen und Katholiken,
daß die Religion ein soziales Macht-Phänomen in der Welt ist. Dabei ist
es gleichgültig, ob eine Religion nun wahr oder unwahr ist. Denn die
Wirkung auf ein soziales Ganzes ist die gleiche. Daraus aber folgt
nicht, daß sie auch gleich gut oder gleichermaßen berechtigt ist. Ein
demokratischer Staat, der verschiedene Religionen in aer Gesellschaft
zuläßt und sie als gleichwertig behandelt bzw. ihnen den gleichen
sittlichen Wert zumißt, ist kein Rechtsstaat, sondern ein Staat, der
seine Macht und das Recht mißbraucht. Denn jeder Staat ist dem
Sittengesetz unterworfen und kann von sich aus nicht bestimmen, was
sittlich gut oder schlecht ist, ja nicht einmal, was dem Gemeinwohl
dient und was nicht. Das Gebot Christi, "gebt dem Kaiser, was des
Kaisers ist", impliziert auch die Pflicht: gebt dem Kaiser nicht, was
ihm nicht zusteht, und entzieht ihm alles, was er sich unrechtmäßig
angeeignet hat. Es steht auch nirgendwo geschrieben, daß man der staatlichen Autortität
bedingungslosen Gehorsam schuldet. Im übrigen gilt das gleiche auch
gegenüber der kirchlichen Autorität oder sonstigen "geistlichen
Autoritäten", die in Religionsgemeinschaften auftreten.
Schließlich aber sei noch auf etwas hingewiesen, das nicht nur eine
große Verwirrung hervorgerufen hatte, sondern auch prinzipiell gegen
die christliche Religion und gegen die römisch-katholische Kirche
gerichtet war. Wir meinen das Spiel mit den begriffsleeren Worten
"Religionsfreiheit", "religiöse Freiheit" und "Menschenwürde". Es ist
nämlich nicht bloß unwahr, sondern eine Häresie zu behaupten: Was das
Vatikanum 2 "über das Recht des Menschen auf religiöse Freiheit
erklärt, hat seine Grundlage in der Würde der Person, deren Forderungen
der menschlichen Vernunft durch die Erfahrungen der Jahrhunderte
vollständiger bekannt geworden sind (innotuerant)". (Vgl. Declaratio de
libértate religiosa, Nr.9) Denn die religiöse Freiheit hat ihr
Fundament nur in der personalen Existenz der sittlichen Persönlichkeit,
die ein Höchstwert und ein unantastbares Gut des Menschen ist. Außerdem
gibt es keine Würde der Person, wohl aber eine Personwürde, die einen
bestimmten geistigen Existenzialwert bedeutet, der dem Menschen auf
Grund seiner Wesens-Natur notwendig zukommt. Im übrigen sollte man
damit aufhören, ständig von der religiösen Freiheit zu reden und sie in
den Himmel zu heben. Es wäre nützlicher, sich mit der religiösen
Willkür zu befassen, die seit dem Vatikanum 2 auch im Neukatholizismus
ihre Triumphe feiert. Zudem hat es immer schon einen religiösen
Despotismus gegeben, der sich heute wieder ausbreitet und in dem sich
große und kleine Tyrannen tummeln, die von der Macht der Religion
fasziniert sind und sie für ihre Zwecke mißbrauchen.
Dies kann auf die verschiedenste Weise geschehen, da der Mensch nicht
bloß faktisch, sondern notwendig ein religiöses und soziales Wesen ist.
Wer behauptet, zwischen Religion und Gesellschaft oder Religion und
Staat bestehe kein innerer Wesenszusammenhang, der ist nich bloß ein
großer Schwätzer und maßlos dumm, sondern bereits ein ausgemachter
Feind des Menschen, auch wenn er sich noch so menschenfreundlich
aufspielt. Auch sollte man lieber nicht von der Menschenwürde reden,
wenn man von der Würde des Menschen nichts weiß oder sich von derselben
nur falsche Vorstellungen macht. Es wird und kann auch nie gelingen,
das menschliche Dasein in die säkularisierte Zwangsjacke von "Freiheit,
Gleichheit, Brüderlichkeit" zu pressen, denn der Mensch neigt von Natur
aus, wie die Erfahrung lehrt, zum Bösen sowie zum ständigen Mißbrauch
der Macht und des Rechts.
Diese Folgen der Erbsünde sind allen gemeinsam, auch wenn viele dies
nicht wahr haben wollen, einschließlich derjenigen, die in ihrer
sentimentalen Religiosität und naiven "Gläubigkeit" realitätsblind
geworden sind, so daß sie auch eine wahre Religion von einer falschen
oder unwahren nicht mehr unterscheiden können. Dies jedoch ist immer
die hohe Stunde (Kairos) des Auftretens falscher Propheten und falscher
Prophetien, bei denen oft nicht einmal festgestellt werden kann, von
woher sie ihren Ausgang nahmen. Sie waren gleichsam plötzlich da und in
aller Munde. Auch dies gehört zu der Eigenart solcher und ähnlicher
geistiger Realitäten, die auf viele einwirken und in ihren Bann ziehen. So
geschah es auch beim sog. "Pastoralkonzil", das sich völlig zu Unrecht
als "Sacrosanctum concilium oecumenicum Vaticanum (!) II" bezeichnete,
da es alle früheren Konzilien unterlief und neutralisierte. So etwas
aber ist nur möglich durch die Häresie einer "Religion der Macht"
(Gustav E. Kafka"), die ja nicht dasselbe ist wie die Macht der
Religion.
Das möge als Vorbemerkung genügen für unsere Thamatik, die in einem
solchen Rahmen ihren ontologischen Topos (Ort) hat. Und wenn man sich
zudem noch darüber klar wird, daß Christus kein Religionsstifters,
sondern der Gründer (conditor) einer Kirche, die Sein Werk ist, dann
folgt daraus, daß Christentum und Kirche nich identisch sind, sondern
zwei verschiedene Sachverhalte, die allerdings nicht voneinander
getrennt werden können. Nur die Unwissenden und die alles Glaubenden
haben keine Probleme und verhalten sich auch dementsprechend,
gleichgültig, ob sie nun (vermeintlich) "religiös" sind oder nicht.
***
In der programmatischen Erklärung des Vatikanums 2 "über das Verhältnis
der Kirche zu den nicht-christlichen Religionen" steht u.a. der
moralisch verwerfliche Satz: die "katholische Kirche" "mahnt (fordert
auf) ihre Söhne, daß sie mit Klugheit und Liebe durch Gespräche und
Zusammenarbeit mit den Anhängern (asseclis) anderer Religionen (...)
jene geistlichen und sittlichen Güter sowie auch jene
sozial-kulturellen Werte, die sich bei ihnen finden, anerkennen,
bewahren und fördern." Dies schließt natürlich auch die fanatischen
Anhänger und Agitatoren unwahrer Religionen ein, wie z.B. des
Islanaoder des talmudischen Judentums, und die sich dann bei diesen
Neukatholiken sicherlich nicht für deren Mithilfe in eigenen
Angelegenheiten sehr höflich bedanken werden. Man muß schon ziem lieh
naiv oder, was wohl eher zutrifft, ein ausgemachter Heuchler sein, um
das Gegentei anzunehmen und zu propagieren. War den Priestern des
niederen Klerus und den frommen Laien denn nicht bewußt, um welche
Zumutung es sich dabei handelte und was unmöglich auf das Wirken des
Hl. Geistes auf einem Konzil zurückgeführt werden konnte? Anstatt die
Glieder der Kirche vor Schaden zu bewahren, setzte man sie dem Zugriff
unheilvoller Mächte aus. Wir ersparen es uns jetzt, Worte der Hl.
Schrift zu zitieren, die das reine Gegenteil fordern.
Noch unheilvoller aber wurde es, als man sich mit der
zwielichtig-unwahren Lehrmeinung konfrontiert sah: "Die katholische
Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und
heilig ist. Mit aufrichtigem Ernst betrachtet sie (...) jene
Vorschriften und Lehren, die zwar in vielem von dem abweichen, was sie
selber nicht selten einen Strahl jener Wahrheit (Veritatis) erkennen
lassen, welche alle Menschen erleuchtet. Unablässig aber verkündet sie
(...) Christus, der ist 'der Weg, die Wahrheit und das Leben', in dem die Menschen die Fülle des
religiösen (!) Lebens finden, in dem Gott alles mit Sich versöhnt hat"
(ebd., Nr.4). Es ist uns nicht bekannt, daß die katholische Kirche
jemals so etwas, das zudem noch konfus ist, gelehrt hat. Denn nicht der
"verkündete Christus", sondern nur der reale und inkarnierte Logos-Sohn
ist es, von dem ausgesagt werden kann, daß Er Selbst "der (einzige)
Weg, die (absolute) Wahrheit und das (ewige) Leben IST", d.h. wesenhaft
und notwendig. Darum kommt niemand zu Gott, dem Vater, es sei denn
durch Ihn, der somit auch der alleinige Mittler ist. Es ist leicht, die
Offenbarungen Christi in ihrem Wahrheits-Sinn zu verdrehen, zu
verfälschen und umzudeuten.
Außerdem ist Christus weder ein "Erleuchter" noch ein
apollonischer"Lichtbringer" sondern Er war und ist, wie es im
Johannesprolog heißt, "das wahre Licht", das jeden Menschen erleuchtet,
sofern er sich erleuchten läßt, und nur dieses Licht, das Er selber
ist, leuchtet nach wie vor - aber "in der Finsternis, die Finsternis
aber hat es nicht er-griffen" und auch nicht auslöschen können, obwohl
"die Welt" es ständig versucht. Denn immer noch gilt: "Er war in der
Welt (...), aber die Welt hat Ihn nicht erkannt". Daraus aber folgt:
Wenn es viele Religionen gibt, dann kann nur eine wahr sein, und alle
übrigen besitzen keinen "Strahl" der Wahrheit Christi. Diese Lehren des
Vatikanums 2 sind durch und durch unwahr und häretisch. Sie sind auch
bestens geeignet, die christliche Religion von Grund auf zu zersetzen.
Die seinerzeitige generelle Reaktionslosigkeit von Katholiken gegenüber
solchen Lehren zeigte deutlich, was es mit deren Christentum auf sich
hatte. Man starrte nach Rom - wo manche Bischöfe (sie waren wahrhaftig
davon überzeugt) sogar das Wehen des Hl. Geistes gespürt haben wollen,
wenn sie sich in der Konzilsaula zum "Dialog" versammelt hatten,
erwartete großartige Erleuchtungen, ja sogar neue Wahrheiten - und
machte in den Pfarrgemeinden kräftig in Liturgie-Deform und "neuem
Geist", der alle fortschrittlichen Liturgen und Zelebranten ergriffen
hatte. Es war nichts mehr mit "ein Haus voll Glorie schauet". Vielmehr
bewahrheitete sich das Dichterwort: "die Wüste wächst".
In den nicht-christlichen Religionen ist seit dem Auftreten des letzten
Propheten, des wahrhaft heiligen Johannes des Täufers, nichts mehr
"wahr und heilig", sondern alles zur Disposition gestellt mit der
Forderung: "Bekehret euch, denn das Himmel-Reich hat sich genaht" und
"bereitet den Weg des Herrn, machet gerade seine Pfade!" (Mt. 2,2-3).
Andere Pfade sind Irrwege, die ins Verderben führen, und zwar an Leib
und Seele sowie in Staat, Gesellschaft und 'Kirchen'. Im übrigen gilt
immer noch die alte Wahrheit: Vieles ist wahr, aber dadurch noch lange
nicht heilig, und vieles scheint nur wahr, ohne wirklich wahr zu sein.
Es ist nicht jedem gegeben, dies intellektiv zu erfassen und klar zu
unterscheiden, am wenigsten den sentimentalen 'Gläubigen', die
problemlos davon überzeugt sind, besonders 'religiös' zu sein... Wer
kennt nicht diese katholisierenden 'Christlichen' in ihrer
Geistlosigkeit und in ihrem introvertierten Sektierertum? Diese
Zeitgenossen erfassen nicht einmal, was um sie herum im
innerkirchlichen Bereich wirklich vorgeht und wohin sie geführt werden.
Aber nicht nur sie, sondern auch andere glauben nach wie vor in ihrem
Gewohnheitskatholizismus, daß sie sich in der katholischen Kirche
befinden, weil ihre römische Fassade noch steht und die alte äußere
Struktur noch sichtbar ist, obwohl auch diese verändert wurde. Vom
Wesen der christlichen Religion und ihrer schwierigen Verwirklichung
ist jedoch so gut wie nichts mehr bekannt; sie ist auch in der
politischen Problematik der sog. 'christlichen Parteien' mit ihren
anti-christlichen FunktionärscifqS&n1? Ein orthodoxer Katholik
steht dort heute auf verlorenem Posten und wird sogar durch Rufmord dem
ständigen Verdacht ausgesetzt, kein Demokrat zu sein, weil er den 'hl.
Democratius' nicht anbetet und ihm kein brennendes Kerzlein stiftet.
Nun aber ist es noch niemandem gelungen, einen religionslosen Menschen
aufzutreiben, der einmal zu denken angefangen hat. Auch aufgeklärte
Atheisten und moderne Freigeister verschiedenster Couleur sind nicht
religionslos, auch wenn sie vom Gegenteil überzeugt sein würden, was
jedoch nur selten vorkommt. Religionslos sind nur Tiere, kleine Kinder
und Geisteskranke im letzten Stadium. Es ist nicht bloß schrecklich
dumm, sondern es hat auch gar keinen Sinn, die Tatsache zu leugnen, daß
es den religionslosen Menschen überhaupt nicht gibt und geben kann (wie
manche büogischen Anthropologen behaupten, aber dadurch den Verdacht
nahelegen, daß sie vielleicht nur selbst vom Affen abstammen). Als 1848
der heue weltweit bewunderte falsche jüdische Prophet Karl Marx
verkündete, Religion sei "das Opium des Volkes" (d.h. nur ein
Rauschmittel für das dumme Volk, um sein Elend leichter zu ertragen),
da bekundete er nicht seine Religionslosigkeit, sondern nur seine
eigene A-Religiosität, A-Moral und Menschenverachtung.
Das hinderte freilich viele nicht daran, ihm diese seine 'Weisheit' bis
zum heutigen Tage mit einer gerade religiösen Inbrunst nachzubeten;
allein die Ausdrucksweise hat sich geändert. So sagt man statt Opium
z.b. "Entfremdung" und rührt kräftig die Humanitätstrommel, als sei
Religion schon an sich, nicht erst ihre öffentliche Ausübung,
anti-human. Es war deshalb auch recht amüsant, als das Vatikanum 2 in
seltsamer Unlogik und bar jeder Erkenntnis das herzergreifende
Bekenntnis ablegte: "Wenn auch die Kirche den Atheismus gänzlich
verwirft, so bekennt sie doch aufrichtig, daß alle Menscher Glaubende
und Nicht-Glaubende (credentes et non credentes), zum richtigen Aufbau
dieser Welt zusammenarbeiten müssen" (Vgl. "Gaudium et spes", Nr.21).
Denn ein Atheist ist kein Nichtglaubender und ein Theist kein
Glaubender, zumal beide, da sie mit Vernunft begabte Menschen sind,
nicht religionslos sind und sein können, selbst wenn sie einen falschen
Glauben haben. Religion und christlicher Glaube_ aber sind nicht
identisch, sondern zwei grundverschiedene Dinge. Eine Religion kann
wahr oder unwahr sein; der christliche Glaube jedoch muß, wenn er das ist, was er ist, notwendig wahr und kann
unmöglich unwahr sein. Außerdem ist es sinnlos und die reinste
Spiegelfechterei, wenn eine sich katholisch nennende Kirche
programmatisch verkündet: "Die Atheisten aber lädt sie humaniter (!)
ein, (d.h. schlicht menschlich und ganz leutselig), die Frohbotschaft
Christi offenherzig zu erwägen (zu würdigen)" (ebd.); denn die
Atheisten haben dies doch immer schon getan, sie aber dann ad acta
gelegt. Warum wohl? Etwa aus Unverstand oder weil sie noch nicht
genügend "erleuchtet" waren? Offenbar verwechselt man einen Atheisten
in seiner Irreligiosität mit einem Anti-Theisten in seiner
Gottlosigkeit und ist unfähig geworden, die Geister zu unterscheiden.
Mit einem Atheisten kann man noch reden; mit einem Anti-Theisten
überhaupt nicht mehr. Außerdem ist es bei beiden unmöglich, mit ihnen
einen, wie es so schön heißt, "Heilsdialog" zu führen, was der reinste
Unsinn ist.
Christus hatte die Apostel und Jünger nicht gesendet mit dem Auftrag:
nun dialogisiert mal schön! Der hl. Paulus hätte ein solches Wort nicht
einmal in den Mund genommen, da ihm der Unterschied klar war zwischen
einem geforderten sittlich guten religiösen Eifer und einem
amoralischen religiösen Fanatismus, zu dem die Juden neigten. Das
begriffsleere Konzilswort vom "Dialog" war in aller Munde und wird heute weltweit gebraucht,
sogar von Gläubigen und Ungläubigen und natürlich dann auch von
Politikern, insbesondere von typisch demokratischen Politikastern, die
gar nicht wissen, wovon sie reden. Es haben eben auch falsche
Prophetien ihre Wirkung!
Die Religion geht mit Notwendigkeit hervor aus der Wesens-Mitte der
menschlichen Person in ihrer Geistigkeit auf Grund der Kreatur1ichkeit
des Menschen, von der seine unwandelbare Wesens-Natur innerlich
bestimmt ist. Darum ist die Religion unausrottbar; man kann sie nur
unterdrücken und hat dafür schon die merkwürdigsten Methoden ersonnen
zum Schaden der Völker und Nationen. Der Erfolg aber war letztlich
gleich Null. Dies haben sogar die Jakobiner in der Französischen
Revolution sehr bald einsehen müssen, ja selbst die Sowjets sind
inzwischen etwas klüger geworden, was man im sog. 'freien Westen'
offensichtlich gar nicht bemerkt. Die Religion wurzelt nicht, wie viele
meinen, in einem'religiösen Glauben", da sie auf keiner besonderen
subjektiven Anlage oder einer psychischen Disposition beruht,
geschweige denn auf einem "Glückseligkeitsbetrieb" oder auf der Furcht
vor dem Tode, worüber sich schon die Stoiker der Antike amüsierten, da
sie sehr deutlich den mit der Religion gegebenenund unaufhebbaren
antagonischen Widerspruch in der menschlichen Natur erkannten, der
zwischen der geistigen Erkenntnis, dem höchsten Lebensvollzug, und dem sittlichen
Leben besteht. Dies wiederum führte dann zu der irrigen Meinung: Nur
der Weise weiß, wie man diesen Antagonismus im von Natur aus religiösen
Menschen aufheben oder auflösen kann, nämlich durch einen im vollen
Bewußtsein und freiwillig vollzogenen Selbstmord, einem vermeintlich
"göttlichen Freitod", leidenschaftslos und ohne Furcht. Die sittliche
Größe eines Menschen aber zeigt sich nicht in einer überlegten und
freien Tat-Handlung, sondern in einer freiwilligen Annahme des Leidens,
das schon durch die Kreatürlichkeit und Hinfälligkeit des Menschen
gegeben ist. Der Mensch ist in seiner personalen Existenz eben nicht
nur ein religiöses, sondern auch ein erlösungsbedürftiges Wesen im
eigentlichen Sinne des Wortes, d.h. der Mensch ist unfähig, sich selbst
zu erlösen und von dem Leid zu befreien.
Schon Buddha lehrte nur Moral, aber er wußte trotz angeblicher
Erleuchtung nicht, was Religion ist. Heute jedoch lehrt man A-Moral und
freie "Selbstverwirklichung", um den antagonischen Widerspruch
loszuwerden und sich so von der Religion zu befreien. Das geht viel
weiter als das alte Programm: Religion ist Privatsache! Sozialisten,
Liberale und Freimaurer waren immer schon Feinde der Religion und
begünstigten deshalb auch nur solche Religionsgemeinschaften bzw. deren
Vertreter, die ihnen für ihre machtpolitischen Zwecke nützlich
erschienen. Das war auch beim National-Sozialismus der Fall, der sich
sogar als Religions-Ersatz anpries, angefangen mit der Verheißung "Sieg
(und) Heil!" und eines "tausendjährigen" d.h. eines lang dauernden und
den Frieden bringenden "Reiches"! Das war in einer religiös und
politisch verwahrlosten europäischen Landschaft wirklich neu und wirkte
deshalb auch auf viele faszinierend. Das Glaubens-Bekenntnis reduzierte
sich auf das Wort "gottgläubig". Das klang religiöser als
"parteigläubig".
Die Religion ist kein Zufallsprodukt in der Geschichte des Menschen und
der Völker und schon gar nicht eine Erfindung von Menschen (z.B. einer
Priesterkaste) oder eines "religiösen Genies", das plötzlich aus dem
Dunkel kam und das Heil verhieß. Sie kommt auch nicht gleichsam "von
außen" in den Menschen hinein, etwa durch ein "höheres Wesen", das sich
seiner bemächtigt, um mit ihm seine Spielchen zu treiben, obwohl es
solche Eingriffe nicht-menschlicher geistiger Wesen gibt, die einen und
sogar viele Menschen an sich binden. Wir meinen hier nicht das Phänomen
der Besessenheit, das sich in allen Religionen findet, aber nichts mit
dem Wesen der Religion zu tun hat, die eine geistige Realität ist,
nicht jedoch eine sinnliche.
Sehr oft wird auch die Religion mit einem religiösen Kult verwechselt,
da es eine Religion ohne Kult nicht gibt, der aus ihr hervorgeht, aber
nicht mit ihr identisch ist, weil ein Kult nicht einfachhin
Gottesdienst ist, sondern entweder Gottesdienst oder Götzendienst (zu
dem auch der Personenkult in Politik und Kultur gehört). Darum hat auch
jede falsche Religion einen ihr entsprechenden Kult, zumal da der Kult
die Religion logisch (cum fundamento in re) voraussetzt, in der er sich
darstellt und sie mehr oder weniger zum Ausdruck bringt. Deshalb ist es
möglich, über einen Kult eine bestimmte Religion nur vorzutäuschen. Es
war sehr traurig und verhängnisvoll zugleich, daß unter Katholiken die
klare Erfassung der Ordnung von Religion, Kult, Ritus, Zeremonie,
Liturgie schon lange aus dem Bewußtsein verschwunden war, so daß
klerikale Scharlatane ihre Possenspiele ungestraft aufführen konnten.
Der Masse der 'Kirchengläubigen' war es nicht einmal bekannt, daß der
Ordo Missae eine Religions-Sozietät voraussetzt, die einen gemeinsamen
Kult vollzieht. Es ist darum verständlich, wenn die sog.
Traditionalisten in ihren Gruppen und Grüppchen als geistlose
Folklorekatholiken bezeichnet werden. Es ist überflüssig, sich darüber
zu erregen. Zudem sollte man klar unterscheiden zwischen dem Kult einer
Religion und einem kirchlichen Kult, sonst erkennt man gar nicht, wozu
ein solcher mißbraucht werden kann, so daß dann auch die Riten
verfälscht werden und zu einem leeren Zeremonialtheater entarten,
begleitet von Orgelmusik und frommen Liedern, die so richtig "ans Herz
gehen". Von einem Kult der christlichen Religion war da nichts mehr zu
erblicken. Viele waren zutiefst davon überzeugt, durch Gewohnheit und
Brauchtum religiös und katholisch zu sein. Heute haben sich die Nebel
verzogen und einer fühlbaren Leere Platz gemacht, die kein Aktivismus
beseitigen kann, und dies schon gar nicht ein "ökumenischer".
Nun hat aber doch die Religion ohne jeden Zweifel etwas mit Gott zu
tun, indessen nichts mit dem 'lieben Gott' und auch nichts so einfachin
mit dem "sittlichen Bewußtsein" des Menschen. Denn Religion läßt sich
nicht auf Moralität reduzieren, zumal auch amoralische Menschen nicht
religionslos sind, und sogar sehr 'religiös' erscheinen oder sich geben
können. Religiosität und Religion sind zwei verschiedene Dinge, und
auch die Volksmeinung, nach welcher ein gutes Gewissen ein sanftes
Ruhekissen sei, ist nichts anderes als ein frommer Selbstbetrug, ganz
abgesehen von der Tatsache eines sich irrenden Gewissens. Insbesondere
die besonders frommen und 'strenggläubigen' Bekenntnischristen, die
sich immer für ungemein religiös und moralisch halten, obwohl ihnen der
Puritanismus und die Bigotterie im Gesicht geschrieben stehen,neigen
dazu, dies geflissentlich zu übersehen und sich schnell auf ihr
Gewissen zu berufen, wenn man kritische Fragen stellt oder es
anzweifelt, daß es die "Stimme Gottes" ist, die da in ihrem Gewissen
spricht. Darum sind die weniger Frommen höchst erstaunt darüber, daß
diese Stimme im Hinblick auf dieselbe Sache bei dem einen so, aber bei
einem anderen ganz anders spricht, und daß die nämlichen Religiösen und
Religionen aber auch gar nichts wissen vom Wesen der Religion und ihrem
geistigen Ursprungs-Grund (principium intellectuale) in der
Wesens-Natur des Menschen. Die ganz Konfusen meinen sogar, sie käme
"aus dem Herzen", denn der hl. Paulus habe gesagt, "mit dem Herzen
glaubt man" (was jedoch einen ganz anderen Sinn hat und das Problem der
Religion gar nicht berührt).
Religion ist auch nicht Gottes-Verehrung, wie eine traditionelle
und
weit verbreitete fromme Meinung kritiklos behauptete. Denn Verehren
kann man nur, was man wirklich kennt, und im eigentlichen Sinne nur
eine Person. Gott aber ist keine Person! Darum sagt Thomas v. Aquin mit
Recht: "Die Religion hat Gott nicht zum Gegenstand, sondern zum Ziel"
(Virt. 1,12 ad 11), und wobei schon das Ziel (finis) als solches die
Logizität (ratio) eines absolut Letzten impliziert, im fundamentalen
Gegensatz zu einem Endzweck (terminus). Sogar der hl. Augustinus war
sich darüber noch nicht zureichend klar geworden, weil er Religion und
Kult nicht deutlich genug unterschieden hatte. Hier zeigt sich auch,
daß man die "traditio ecclesiastica", die ja nicht dasselbe ist wie die
"traditi£ divino-apostolica", nicht blind akzeptieren und
ohne Verstand weitergeben darf, wie es generell geschehen ist. Und
diejenigen, die sich heute als Traditionalisten oder Konservative
bezeichnen, sollten sich wohl besser einen anderen Namen zulegen, als
gutgläubigen Katholiken Sand in die Augen zu streuen.
Gottesverehrung sowie auch Gottesdienst sind religiöse Kult-Akte, nicht
mehr und nicht weniger, die sich weder durch sich selbst noch aus sich
selbst auf Gott beziehen, was man klar erkennen sollte. Es genügt
völlig, um dies zu erfassen, auf die dämonischen Kulte und ihre
Kultmysterien zu verweisen, die echte Kulte sind, nicht jedoch
Gaukelspiele mit feierlichem Charakter. Im übrigen kann man auch aus
einer "Missa solemnis" eine Komödie mit Gesang und Musik machen.
Wie schon gesagt: verehren kann man nur Personen. Dennoch aber würde es
keinem vernünftigen Mensch einfallen, einem lebenden oder toten
Menschen eine religiöse Verehrung angedeihen zu lassen. Indes gibt es
eine Menge Leute, die sich sogar 'heilige Tiere' halten, Schlangen,
Kühe, Affen oder irgendein anderes Getier. Im übrigen kann man eine
Person nur dann religiösverehren, wenn sie ohne jeden Zweifel heilig
ist, d.h. ohne Sünde. Zudem setzt jede Verehrung die
Verehrungswürdigkeit einer Person voraus. Dies ist jedoch keine Sache
irgendeines Glaubens, sondern des Wissens auf Grund eines sicheren
Urteils. Ein a-moralischer und die Gerechtigkeit verletzender Mensch
"in Amt und Würden" ist "dem Herrn ein Greuel", da es sich um ehrlose
Menschen handelt. Es ist deshalb kein Nachteil, sich diejenigen
Zeitgenossen in ihrem Denken und und Tun doch etwas genauer zu
betrachten, die ständig von der Menschenwürde reden, aber mit so
manchem ausgemachten Verbrecher in Politik und Kultur freundschaftlich
umgehen.
Wie ist es doch so schön und einträglich und nützlich für sein
Renommee, immer zu einem 'Dialog' bereit zu sein und niemals das Kind
beim Namen zu nennen! Es verhält sich schon recht merkwürdig mit der
Menschenwürde des Menschen ohne Würde. Oder meint da jemand, das
ehrlose Gesindel sei im Aussterben begriffen oder werde im Zuge der
Freiheit und des Fortschritts von der Bildfläche verschwinden? Der
Mensch hat sich noch nie zu etwas Höherem entwickelt als zu dem, was er
seinem unwandelbaren Wesen nach ist und sein kann. Wer hat darüber noch
klare und allgemein-gültige Erkenntnisse? Wenn man sich die staatsund
gesellschaftspolitische Gesetzgebung kritisch anschaut, dann kann sie
einen das Fürchten lernen. Was sind das bloß für liebe und nette
Mitbürger, die sich Christen nennen, aber dafür überhaupt nicht
interessieren, weil dies angeblich nicht ihr wertes Seelenheil berühre?
Das ist moralische und religiöse Dekadenz in Reinkultur.
Es ist auch gleichgültig und ohne jede Bedeutung, zu welcher Religion
im öffentlich-rechtlichen Bereich sich jemand "gläubig be-kennt", wenn
er nicht die mindeste Ahnung davon hat, was Religion ist und wodurch
sie sich ermöglicht. Das gilt sowohl für die Religion im allgemeinen
als auch für die spezifisch christliche im besonderen. Schon die
vorkonziliaren "Kirchengläubigen" (Priester und Laien) zeichneten sich
diesbezüglich durch eine unglaubliche und beängstigende Unwissenheit
aus, die das Schlimmste befürchten ließ. Das ist eine historische
Tatsache, die nur ungebildete Leute leugnen, vor allem aber Kleriker,
weil sie bis heute ihre Schuld an einem solchen Zustand nicht zuzugeben
bereit sind. Auch dies ist eine leicht nachprüfbare Tatsache. Die Folge
davon aber war, daß man u.a. auch von dem Verhältnis nichts mehr wußte,
das zwischen christlicher Religion und Kirche bestand und besteht. Es
setzt nämlich die Kirche, gleichgültig was man sich unter diesem
Gebilde nun vorstellt (in der Regel allerdings nur etwas Konfuses, das
da in der Welt 'west'), die Religion als solche voraus, nicht etwa
umgekehrt. Deshalb gibt es ja auch Religionen ohne Kirche und Kirchen
ohne Religicr zu denen seit 1965 das eigentümliche Gebilde der
'römischen Konzilskirche' gehört, das sich nach außen katholisch gibt,
ohne in seinem Wesen christlich und katholisch zu sein.
Es ist durchaus verständlich, daß und warum es vielen sehr schwer
fällt, einen solchen Sachverhalt deutlich zu erfassen und in seinen
Ursachen und Gründen zu erkennen und damit zu durchschauen. Das ist
auch nicht ganz einfach, wenn man sich immer nur in sinnlichen
Vorstellungsbildern bewegt, anstatt intellektiv-abstraktiv zu denken,
um eine Sache in ihrem Wesen oder wenigstens quidditativ zu erfassen.
Das ist im religiösen Bereich auch nicht anders als im piofanen; nur
Gnostiker, Mystizisten, Illuminaten und falsche Propheten,
einschließlich der charismatischen Dadaisten, die ihren Verstand
verloren haben, behaupten, Gläubige hätten eine höhere Erkenntnis als
Ungläubige. Darum habe ich immer schon in Sachen der christlichen
Religion und des religiösen Glaubens vor einem blinden
Autoritätsglauben nachdrücklich gewarnt, weil er bestens geeignet ist,
den Geist des Menschen zu verwirren.
Wenn man mit Vernunft die Aussage macht, der Mensch sei ein religiöses
Wesen, dann ist damit nicht gmeint, daß er religiös, fromm oder gläubig
ist, sondern daß er von seinem Wesen her notwendig Religion besitzt und
niemals religionslos existiert. Das hatten schon früher die geistlosen
Ordens- und Klosterleute, die auf ihr vermeintlich "geistliches Leben"
mächtig stolz waren und sich hoch erhaben dünkten über die
(selbstverständlich!) ungeistlichen "Weltleute" oder "Weltmenschen",
nicht mehr begriffen. Es waren ihnen in ihren frommen Gefühlchen auch
völlig unbekannt geworden, daß das Gebet nicht ein Akt des Glaubens,
sondern ein Akt der Religion ist (Thomas von Aquin). Man brauchte sie
mit dieser an sich einfachen Sache nur hart zu konfrontieren - und schon kam ihre Konfusität zum Vorschein. Es war zum
Heulen in Ansehung eines solch beklagenswerten geistigen und
geistlichen Zustandes. Von christlicher Religion war da weitgehend
nichts mehr zu erblicken. Wissen das die Traditionalisten, die
angeblich den "katholischen Glauben" in sektiererischen "Meßzentren"
verteidigen, denn nicht oder tun sie nur so? Von einer Verteidigung der
christlichen Religion aber war bei diesen "Gläubigen" schon von Anfang
an rein gar nichts festzustellen.
Fiel das denn niemandem auf? Schon der deutsche Dichterfürst Goethe,
den man nicht ganz zu Unrecht als einen "katholischen (besser:
katholisierenden) Heiden" bezeichnete, irrte sich gründlich, als er die
Weisheit verkündete: "Wer Wissenschaft und Kunst besitzt, hat auch
Religion; wer diese beiden nicht besitzt, der habe Religion" (Xenien),
da es niemandem freigestellt ist, ob er Reliigon hat oder nicht hat,
denn der Mensch ist kein religionsloses Wesen.
An solch dummen Sprüchen berauschten sich dann die Studenten und
Hofprediger in ihrem typisch "deutschen Gemüt", und bald sang man auch
in deutschen Landen, "leise, leise, fromme Weise" oder "wir winden dir
den Jungfrernkranz mit veilchenblauer Seide"! Nur Nietzsche, dem das
"religiöse Klima" ganz und gar nicht behagte, war da entschieden
anderer Meinung und verblüffte etwas später seine Zeitgenossen mit der
These: "Der Ursprung der Religion liegt in den extremen Gefühlen der
Macht", womit er der Wahrheit schon ziemliach nahe kam, denn Religion
ist auch und nicht zuletzt ein Macht- und Rechtsphänomen in der Welt,
nicht jedoch ein rührseliger Zustand mit "Blick nach innen" oder "nach
oben" mit verdrehten und tränenumflorten Augen. Nietzsche wußte auch,
daß es Recht ohne Macht nicht gibt und woraus wiederum folgt, daß sich
das Recht auf Religion nicht ohne Macht verwirklichen läßt, und daß die
Freiheit eben nicht das höchste Gut des Menschen ist, sondern die
Wahrheit. Christus Jesus, der göttliche Menschensohn, der der Weg ist,
hat weder gesagt "Ich bin die Freiheit" noch "Ich bin die Liebe",
worüber man öfters nachdenken sollte, anstatt sich in fixen Ideen oder
Wahnvorstellung zu bewegen.
Nieztsche hatte auch ganz Recht, wenn er einmal meinte: "Die Freiheit
ist die Frucht der Liebe", aber wohlgemerkt: nur eine Frucht derselben,
und dann sogar zu der wahren Erkenntnis gelangte: "Aus der Liebe läßt
sich keine Institution machen", also auch keine "Liebes-Kirche", und so
etwas selbst dann nicht, wenn man das Christentum zu einer billigen und
geistlos-humanitären "Religion der Liebe" umfunktioniert und
pervertiert, wie es schon früher der Fall gewesen war und heute so
richtig populär geworden ist, dank des die Erde küssenden, Hände
schüttelnden und Kinder tätschelnden "Pilgers" und falschen Propheten
aus Rom, der sich "Johannes Paul der zweite" und "Papst" nennt.
Millionen Gläubige und Ungläubige glauben das. Außerdem raunt und
flüstert es überall im katholischen Blätterwald, wenn die Winde gehen
und die Blätter fallen: es können sich doch unmöglich so viele irren ! 0 doch, das können sie, leider und zum Leidwesen aller,
die daran nichts ändern können. - Das Christentum ist nicht eine
Religion der Liebe, sonst müßte es auch eine Religion des Hasses geben,
da konträre Gegensätze aufeinander bezogen sind und sich gegenseitig
fordern. Damit aber leugnen wir ganz und gar nicht, daß das Christentum
sogar eine ganze Menge mit der geistigen Liebe (dilectio) zu tun hat,
allerdings nur mit einer wahren, nicht jedoch mit einer falschen und
unwahren. Der echte Islam jedoch ist eine Religion des Hasses wegen seiner Lehre, daß
alle in seinem Sinne Ungläubigen zu vernichten sind (wenn es möglich
ist). Darüber täuschen sich nur diejenigen, die sein Wesen nicht
kennen, ganz abgesehen von dem psychopathologischen Stifter dieser
Religion, die aus jüdischen und christlichen Momenten hervorgegangen
ist.
Im übrigen könnte man den Monotheismus des Mohammed recht gut mit einem
Wort von Nietzsche als einen "Monotono-Theismus" bezeichnen. Der letzte
wahre Prophet aber war kein anderer als der hl. Johannes der Täufer,
kurz vor dem Ende des Alten Bundes und als die "Fülle der Zeit"
gekommen war. Darum hüte man sich vor den falschen Propheten von heute,
die in Schafskleidern daherkommen und ständig von der Menschenliebe
reden oder von einer christlichen Liebe, die stärker sei als der Tod,
obwohl sie doch laut göttlicher Offenbarung "nur" so stark ist wie der
Tod. Alles andere muß man der Gerechtigkeit und der Barmherzigkeit
Gottes, die nicht voneinander trennbar sind, restlos überlassen kraft
der übernatürlichen Tugend der Hoffnung, die bekanntlich reine Gnade
ist.
In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, daß schon die geistig
hochstehenden Heiden der Antike, insbesondere die weisen Gesetzgeber,
die großen Philosophen und die religiösen Tragödiendichter klar erkannt
hatten, daß der Tod des Menschen kein rein natürliches Phänomen ist und
daß es auch mit der Gerechtigkeit Gottes auf die sich der religiöse
Mensch bezieht, eine ganz besondere Bewandtnis habe. Darum schreibt
Piaton im "Theaitetos": "Gott ist niemals und auf keine Weise
ungerecht, sondern bis zum Äußersten gerecht, und nichts ist ihm
ähnlicher, als wenn jemand aus uns (= den Menschen) der Gerechteste
ist. Und darauf bezieht sich auch die wahre Meisterschaft eines Mannes
sowie seine Nichtigkeit (...). Denn (nur) die Erkenntnis hiervon ist
wahre Weisheit und Tugend, und die Unwissenheit in dieser Sache ist
offenkundige Torheit und Schlechtigkeit." Freilich gäbe es genug
Banausen und stupide Leute, denen es wohl unbekannt zu sein scheint,
"was am wenigsten jemandem unbekannt sein sollte, (nämlich) die Strafe
der Ungerechtigkeit, aber nicht, was sie dafür halten, Leibesstrafe und
(leiblichen) Tod, wovon ihnen oft nichts widerfährt (...), sondern
eine, welcher zu entfliehen unmöglich ist." Die alten Heiden waren sich
(im Gegensatz zu den 'aufgeklärten' von heute) noch klar darüber, daß
Gott ein gerechter Vergelter ist und daß der Mensch, der niemals ein in
Wahrheit und wirklich Gerechter sein und werden kann, auf Grund seiner
Natur ein erlösungsbedürftiges Wesen ist, daß aber durch sich selbst
und aus eigener Macht überhaupt nicht erlösungsfähig ist. Darum sind
auch alle Selbsterlösungslehren nichts anderes als ein religiöser Wahn.
Es gibt nun einmal kein Paradies auf Erden, wovon heute alle
'Selbstverwirklicher' träumen, die der prophetischen Verheißung einer
falschen Freiheit auf den Leim gekrochen sind und nun nach "höherer
Lebens qualität" lechzen. Diese liberalen oder sozialistischen
Zeitgenossen und -genossinnen sind nicht im mindesten
'fortschrittlich', sondern rückschrittlich, erstaunlich geistlos und
erschreckend dekadent. Nur, sie bemerken es nicht an sich selbst - oder
doch?
Damit aber erhebt sich die Frage: was sind das bloß für Mitmenschen,
die auf dem Boden der christlichen Religion zu stehen glauben, deren
Wissen um den Menschen jedoch, wie einmal die Hl. Schrift sagt, nicht
weiter reicht als "er ward geboren, er lebte, nahm ein Weib und starb"?
Nebenher setzte er natürlich auch Kinder in die Welt, die nicht bloß
einfachhin sterben werden, sondern als Menschen auf den Tod zugehen.
Wer kann unverschuldet behaupten, jene Wahrheit vergessen zu haben:
"Gott hat den Tod nicht gemacht noch freut er sich am Untergang der
Lebenden. Vielmehr hat er alles erschaffen zum Sein (...). Es ist kein
Gift (in der Erschaffung des Menschen), und das Totenreich hat keine
Herrschaft auf Erden. Denn Gerechtigkeit kennt keinen Tod. Die
Gottlosen aber rufen ihn herbei, vergehen vor Sehnsucht nach dem
vermeintlichen Freund, und schließen ein Bündnis mit ihm. Sie verdienen
auch, sein Eigentum zu sein!" (Vgl. Weish., 1,13-16) Es steckt nichts
hinter der frommen Phantastik von einem "lieben Gott" oder einem
"lieben Himmelvater", dem vermeintlich die "Barmherzigkeit" in den Bart
tropft. Hierbei handelt es sich um erkenntnisleere Anthropomorphismen,
die auch den Begriff von,der Barmherzigkeit Gottes verdunkelt und
verfälscht haben. Es ist wirklich erstaunlich, was nicht alles aus der
christlichen Religion schon gemacht wurde, um die lieben Christen um
ihren Verstand zu bringen und ihnen auf diese Weise ihr "religiöses
Leben" zu erleichtern! Und heute braucht man, wie schon gesagt, nur
noch "Glaubende", nicht jedoch Christgläubige mit begründeter
Glaubens-Erkenntnis. Diese ist absolut unerwünscht, allerdings nur von
Seiten derer, die klug sind wie die Schlangen, aber in keinerlei
Hinsicht sanft wie die Tauben (auch wenn sie Tauben fliegen lassen oder
auf Transparente malen mit einem grünen Friedenszweiglein im Schnabel).
Aus dem bisher Dargelegten aber folgt: Weder der religiöse Glaube noch
die Liebe noch das moralische Gewissen noch die innere Erfahrung noch
irgendein 'religiöses Gefühl' oder wozu auch immer man seine Zuflucht
nehmen will - um sich selbst zu betrügen oder anderen den Geist zu
verwirren - ist die Wurzel (radix) oder die Quelle (fons) der Religion
des Menschen, sondern nur seine sich im Denken reflektierende geistige
Erkenntnis, und zwar sowohl die Selbsterkenntnis als auch die
Erkenntnis Gottes, der - worauf schon hingewiesen wurde - keine Person
ist, wohl aber ein unerschaffenes und persönliches reines Geist-Wesen.
(N.b.: Gott ist kein Geist, sondern: Gott ist Geist und der absolute
Geist.) Es ist ein Widerspruch in sich selbst und geradezu lachhaft,
wenn unlogische Leute, Wissenschaftler und Theologen eingeschlossen,
behaupten, es gäbe Religion ohne (objektive) Selbst- und
Gotteserkenntnis. Schon die geistig hochstehenden alten Griechen haben
die Religion in Zusammenhang gebracht mit der Selbsterkenntnis und der
Weisheit. Unter Weisheit aber verstanden sie ein Haben Gottes, des
Wahrhaft-Seienden oder des absolut Ur-Einen oder des das Wahre
lichtenden Logos, durch Erkenntnis und liebende Hingabe und wodurch der
Mensch objektiv in die Ehr-Furcht gestellt wird und sich Gott
unterwirft.
In der Selbsterkenntnis, d.h. in der klaren Erkenntnis seiner selbst,
wird jedoch wiederum jedem normalen Menschen auf irgendeine Weise
bewußt, daß er nicht aus sich selbst existiert, nicht aus sich sein
Sein hat, nicht sich selbst oder jemand anderem das Dasein verdankt,
und daß er eine defekte Wesens-Natur besitzt, insbesondere eine in sich
gebrochene, defiziente Freiheit, und was auf einer originativen Schuld
beruhen muß, in der er sein raum-zeitlich begrenztes Leben lebt, mehr
schlecht als recht. Von daher stammt der Seufzer: "Es wäre vielleicht
besser gewesen, ich wäre nie geboren worden und hätte nie das Licht der
Welt erblickt."
Dennoch weiß jeder daß es besser ist, da zu sein als nicht zu sein, und
daß es ein strafbares Übel ist, freiwillig nicht so zu sein, wie man
unbedingt sein sollte. Anders ausgedrückt: Der Mensch erkennt deutlich
genug, daß er ständig von sich selbst und seinem Seinswert (bonitas
boni) abfällt, sowohl im Denken als auch im Tun, und was gar nicht
möglich wäre, wenn er kein religiöses Wesen sein würde oder
religionslos existieren könnte. Gott hinwiederum ist weder ein
religiöses Wesen noch hat er Religion. Auch darüber hatte das Licht der
Vernunft die gebildeten Heiden in der Zeit vor Christus aufgeklärt. Sie
wußten nur nicht, was genau und wie sie beten sollten. Aber auch die
Apostel wußten das nicht, sonst hätten sie ja nicht Christus die Bitte
gestellt: "Herr, lehre uns zu beten!" Heute freilich betet man nicht
mehr, sondern spricht Gebete und sagt sie auf oder hört sich das
Wortgeklingele wohlwollend an. Ausnahmen bestätigen die Regel. Vor
langer Zeit sprach Gott zu den Juden: "Ich habe eure Opfer restlos
satt"; heute spräche er zu den Christen: "Hört endlich auf mit dem
Geschwätz!"
Der Ursprungs-Grund (principium originale) der Religion liegt also im
Intellekt der geistigen Natur des Menschen. Daraus aber folgt nicht,
daß nun der Mensch der Urheber (auctor) der Religion wäre, denn dieser
ist Gott alein, ohne jedoch ihr Subjekt zu sein, d.h. er ist dies nur
insofern, als er der Schöpfer (creator) der personalen menschlichen
Natur ist, in der und durch die eine individuierte Einzelperson ihre
Existenz vollzieht. Somit geht, wie jeder denkende Mensch einsehen
kann, die Religion zutiefst im Medium geistiger Erkenntnis aus der
Kreaturlichkeit des ganzen Menschen hervor - nicht aber aus der Sünde,
wie häretische Theologen behauptet haben und wonach dann noch
schwachsinnigere Feinde der Religion irrtümlich meinten und
propagierten: es könne die Religion am besten aus der Welt vertrieben
werden, wenn man den Menschen das Sündenbewußtsein nehmen bzw. sie
davon befreien könnte!!! Dieses Gelichter hat im Zuge eines
hemmungslosen Fortschrittes ohne geistige Kultur (wofür die
Weltverbesserungs-Ideologie des US-Amerikanismus typisch ist) die
Eigenschaft, sich wie Ratten zu vermehren. Zur Tarnung gebrauchen diese
Leute oft die Worte Humanität oder Zivilisation, in deren Namen sogar
Kriege und Revolutionen vorbereitet werden, die dann angeblich
plötzlich und "zur Bestürzung aller" ausgebrochen wären. Nicht die
religiösen Menschen sind vielen ein Dorn im Auge, denn diese lassen
sich leicht manipulieren oder hinter's Licht führen, sondern die
Religion, weil sie den Menschen zu einer Entscheidung zwingt, nachdem
er die Wahl hatte, zwischen Gut und Böse zu wählen. Im übrigen ist der
Mensch in seiner personalen Existenz insofern überhaupt nicht frei, da
er zwischen seinem Sein und Nicht-Sein nicht wählen kann. Zudem löscht
die Tötung eines Menschen seine Existenz nicht aus, sondern beraubt ihn
nur end-gültig seines leiblichen Lebens in Raum und Zeit, nicht aber
seines Lebens schlechthin, da die menschliche Geist-Seele nicht
sterblich ist. Darum darf man Religionsfreiheit und religiöse Freiheit
nicht miteinander verwechseln, wie es so oft geschieht. Das kommt
davon, daß man nicht mehr weiß, was Religion ist.
Der Schöpfer-Gott ist der Urheber der Religion, der Mensch jedoch ihr
Ursprungsgrund wegen seiner Kreatürlichkeit, die ihn gänzlich
(totaliter) bestimmt - nicht bloß ganz (totum). Dadurch aber ist der
Mensch restlos und bis in die tiefsten Tiefen seiner selbst von Gott
abhängig, so daß er sich seinem Schöpfer, dem er sein Sein verdankt und
zu dem er in einem nicht umkehrbaren Verhältnis steht, weder entziehen
noch auf ihn einwirken kann. Dieses Abhängigkeitsverhältnis ist nicht
erfahrbar, sondern nur der intellektiv-abstraktiven Erkenntnis
zugänglich, so daß man sich vor Illusionen hüten sollte, denen nicht
wenige in einem religiösen Wahn verfallen (besonders die angeblich
'Begnadeten'). Außerdem gibt es hier in dieser Beziehung weder einen
Freiraum noch einen rechtsfreien Raum, den verständlicherweise immer
nur religiöse Fanatiker oder machtpolitische Dunkelmänner unermüdlich
suchen, um den religiösen Menschen in die Hand zu bekommen und zu
beherrschen. Auch dies sollte man sich einmal klar bewußt machen, wenn
in Staat, Gesellschaft und 'Kirchen' über Religion geredet wird,
gleichzeitig aber im abgewirtschafteten 'christlichen Abendland1
nirgendwo mehr eine vernunftgemäße Religions-Lehre in Erscheinung
tritt.
Andererseits sprießen die verrücktesten Glaubens-Lehren überall wie
Pilze aus dem Boden. Fällt das denn niemandem auf? Sind denn alle
Katholiken, die sich Christen nennen, unfähig geworden, diese
Dialektik, die sowohl eine ideelle als auch eine reale ist, zu
begreifen und zu durchschauen? Wer eigentlich hat sie um ihren gesunden
Menschenverstand gebracht? Etwa der Teufel? Nun, das sicherlich nicht,
denn so etwas schafft der sich klug dünkende Mensch schon ganz von
selbst, ohne größere Schwierigkeiten, und die schlauen Vordenker sorgen
schon dafür, insbesondere Theologen, Soziologen, Politologen und die
Leute von der sog. 'freien Presse', die sich als das "Gewissen der
Nation" aufspielen. Sie haben alle einen Fetisch ihrer Freiheit, die
nur sie meinen, im Tornister. Warum erkennt man das nicht und fällt auf
jeden religiös oder philanthropisch getarnten Schwindel herein? "Titel,
Thesen, Temperamente!" und ein jeder hat das Recht auf, so wird ständig
wider besseres Wissen suggeriert, öffentliche (!) "freie
Meinungsäußerung", auch wenn es sich um evident Unwahres und moralisch
Verwerfliches handelt. Dies aber sind nur reale Folgen einer schon
lange propagierten Irrlehre, deren Axiom lautete: Moral und Recht sind
grundverschiedene Dinge und von einander trennbar. Das fing an den
Universitäten an und schwängerte dann die 'blöde Masse'. Im Ausland
aber lachte man über das Volk der "Dichter und Denker", anstatt sich
mit denen anzufreunden, die in diesem Volke nicht mehr lachten und
nichts mehr zum Lachen hatten.
Die Religion als solche beruht auf einem zwischen Gott und Mensch nicht
umkehrbaren Verhältnis und geht auf Grund der Kreatürlichkeit des
Menschen aus seinem Sein und Wesen mit Notwendigkeit hervor,
gleichgültig, ob er dies nun will oder nicht,oder ob dies dem
einzelnen, der Individualperson, deutlich ins Bewußtsein tritt oder
nicht - und ganz verdrängen läßt sich das übrigens auch nicht, wie
sogar bestimmte psychopathologische Krankheitssyndrome eindeutig
beweisen. (Sarkasten und Ironiker formulieren das so: die moderne
Zivilisation hat zwar die Priester, d.h. die religiösen Ausbeuter,
abgeschafft, aber, o Graus, jetzt braucht sie ja noch mehr Psychiater!
Die Freigeister müssen das wohl übersehen haben!) Die Religion sitzt
nun einmal dem Menschen sehr tief in seiner Seele und ist unausrottbar.
Doch damit haben sich, biblisch gesprochen, "die Mächte und die Söhne
der Finsternis" noch nie abgefunden und führen bisweilen sogar
blindwütig einen heißen oder kalten Krieg gegen etwas, das sich gar
nicht beseitigen läßt. Das entbehrt nicht einer gewissen Komik. Deshalb
meinen dann andere, die etwas schlauer sind, es wäre doch viel besser
und auch zweckmäßiger, die Religion zu verderben, was möglich ist, z.B.
durch Protektion sich gegenseitig ausschließender Religionen und durch
Schaffung neuer. Dadurch werde dann die Religion schon von selbst
aussterben. Nur die imperialistischen Sowjets sind bislang auf so etwas
noch nicht gekommen. Dazu fehlt ihnen die Erfahrung, die man nur im
'freien Westen' machen kann, verständlicherweise! Es läßt sich jedoch
der Mensch und die Religion nicht auseinanderdividieren; denn was Gott
notwendig verbunden hat, das kann der Mensch nicht trennen, wie leicht
einzusehen ist.
Schon Thomas v. Aquin lehrte mit Recht in seiner realistisch nüchternen
Art, daß Religion onto-logisch und im eigentlichen Sinne ein
"Hingeordnetsein auf Gott" bedeutet ("proprie import‚t ordinem ad
Deum") und woraus folgt, daß es sich hierbei nicht um ein gegenseitiges
reales Verhältnis oder Wechselverhältnis handelt, da ja ein solches
durch die Kreatürlichkeit des Menschen absolut ausgeschlossen ist. An
dieser Seinsposition der Religion sind, nebenbei bemerkt, alle
Pantheisten, Panentheisten, Deisten und Agnostiker aller Schattierungen
gescheitert und konnten schon aus diesem Grunde eine wahre Religion von
einer unwahren oder falschen nicht mehr unterscheiden. Sie verirrten
sich, wie Sachkundige wissen, in ihrer Borniertheit in unsäglich
düstere Gefilde, worüber sogar ein Häuptling der uralten Völkerschaft
der Pygmäen nur noch gelacht haben würde, da er sicher wußte, daß
zwischen dem "Gott-Geist, neben dem nichts ist und der doch alles
gemacht hat" und dem Menschen kein gegenseitig reales Verhältnis
besteht (was die ernsthafte religionswissenschaftliche Forschung mit
Verblüffung zur Kenntnis nehmen mußte). Was wird sich wohl ein solcher
Pygmäenhäuptling gedacht haben, als er die ersten zivilisierten
Kolonialisten und später dann die Pouristen "auf Bildungsurlaub" zu
Gesicht bekam?! Wir wissen das leider nicht.
Nun aber bleibt der kreatürliche Mensch trotz seiner absoluten
Abhängigkeit von Gott und seines notwendigen Hingeordnetseins auf Gott
frei, d.h. Herr über seine Akte im Denken und Wollen, durch welche Akte
er sich nunmehr als Person und persönlich auf Gott beziehen und so Akte
der Re-ligion setzen und vollziehen kann (nicht muß), also freie Akte
der Rückbindung auf Gott hin und der Bindung an ihn. Solche Akte nennt
man religiöse Akte. Indessen - und dies sollte man nun doch möglichst
kritisch betrachten und niemals übersehen -: es entscheidet allein die
Erkenntnis Gottes darüber, ob der Akt der Religion (actus religionis)
in sich wahr oder unwahr, richtig oder falsch, sach-adäquat oder
sachwidrig ist. Daraus aber folgt: daß eine Religion nur dann wahr sein
kann, wenn ihre Gotteserkenntnis wahr ist, und daß, wenn es viele
Religionen gibt, nur eine von ihnen wahr sein kann, alle übrigen jedoch
unwahr (nicht etwa mehr oder weniger wahr). Religionen ohne
Gotteserkenntnis sind keine Religionen, sondern Ideologien oder
"Weltanschauungen" oder Lebensanschauungen (way of life), deren
'religiöser Charakter' ganz anderen Quellen entstammt, in der Regel
sehr trüben.
Wenn sich jemand im Zweifel darüber befindet, ob seine Gotteserkenntnis
auch wirklich wahr ist, oder wenn er nur glaubt (meint, annimmt,
vermutet), er habe eine solche Erkenntnis, dann kann er unmöglich einen
echten Akt der Religion setzen und was sich hernach auch zwangsläufig
auf das ganze sog. religiöse Leben negativ auswirkt. Eine wahre
Religion zu haben, ist nämlich absolut keine
Selbstverständlichkeit, auch wenn der kreatürliche Mensch auf Grund
seiner Wesens-Natur niemals religionslos existiert. Dies hängt auch
damit zusammen, daß die Religion, einschließlich der christlichen - was
man wissen und worüber man sich einmal klar werden sollte - Gott
niemals zum Besitz, sondern immer nur zum Ziel hat (per ordinem ad
Deum)! Das gilt sowohl für die natürliche als auch für die
übernatürliche Religion. In dieser Sache herrscht nicht erst seit heute
oder gestern eine erstaunliche Unwissenheit und die größte Verwirrung.
Die christliche Religion bezieht sich nicht auf einen anderen
persönlichen Schöpfer-Gott, sondern sie bezieht sich auf Ihn nur
anders, und zwar radikal und schlechthin anders! Außerdem sind
christliche Religion und christlicher Glaube weder dasselbe noch stehen
sie untereinander im Widerspruch, da beide Modalitäten geistiger
Erkenntnis sind. Es gibt weder eine erkenntnisleere wahre Religion noch
einen erkenntnisleeren wahren (religiösen) Glauben. Darum ist beides
auf seine Wahrheit überprüfbar. Nur geistig Minderbemittelte,
Obskuranten und religiöse Scharlatane behaupten das Gegenteil. Heute
findet man solche Zeitgenossen überall, auch und nicht zuletzt in den
'Kirchen' oder anderen 'Glaubensgemeinschaften', die freilich weder
wissen, was Kirche noch was christlicher Glaube ist. Das kann jeder,
der noch über einen kritischen Verstand verfügt, sehr leicht in
Erfahrung bringen.
Eine Religion muß wahr sein, sonst ist sie überhaupt nichts wert, weder
vor Gott noch unter Menschen. Aber wahr kann sie nur dann sein, wenn
sie sich im Medium der geistigen Erkenntnis nicht bloß intentional auf
den persönlichen Schöpfer-Gott bezieht,sondern auf Ihn wirklich (actu)
bezogen ist (est), und zwar auf Ihn als das erste und letzte Ziel
(finis primarius et ultimus). Alles andere gehört in die Kategorie
religiöser Phantasien oder frommer Illusionen, die erkenntnisleer sind
und die spezifisch christliche Religion von Grund auf verderben. Woher
kommt es denn, daß Christen und heute sogar katholische Christen von so
vielen gar nicht mehr ernst genommen werden, die doch auch nicht
religionslos sind und sich sehr wohl über Gott und die Welt Gedanken
machen? Oder ist man sich schon seines Heils gewiß, wie die
bekennenden, aber nichts erkennenden Protestanten in ihrem blinden
fideistischen Glauben und ohne Religion? Schon bald nach Luther sang
man in den deutschen Landen phantasiereich und dumm das Lied: "Mein
Gewissen beißt mich nicht, Moses darf mich nicht verklagen; der mich
frei und ledig spricht, hat die Schulden abgetragen." (Neumeister).
Sünden sind nur Entgleisungen, die zwangsläufig gegeben sind wegen
einer angeblich total "verderbten" menschlichen Natur. Später lehrte
dann der irrende Kant auf philosophisch: der Mensch ist ein "radikal
endliches" Wesen. Ein solches könnte und kann freilich keine Religion
haben. Wozu dann aber auf gut preußisch das spätere Kommando: "Helm ab
zum Gebet!" ?
Eine Religion ist nicht wahr, weil sie eine Religion ist und viele
Anhänger hat, sondern weil sie sich als eine wahre von einer unwahren
prinzipiell und objektiv unterscheidet. Darum ist die sich durch eine
wahre Gotteserkenntnis ermöglichende natürliche Religion ein absoluter
Wert in sich, den man durch nichts ersetzen kann; sie läßt sich nur
verderben, verdunkeln und bis zur Unkenntlichkeit entstellen.
Doch schon die Unterschätzung der natürlichen Religion durch viele
Priester und Theologen (von ihrer Diskreminierung durch diese Leute,
die schon bald nach dem Konzil von Trient einsetzte, wollen wir erst
gar nicht reden!) hatte verheerende Folgen für die christliche
Religion. Man versteht die heutige sog. 'kirchliche Situation' gar
nicht, wenn man darüber keine Kenntnisse besitzt, wie es bei allen
Traditionalisten und Konservativen der Fall ist: sie sind auf irreale
Dinge fixiert und sehen immer nur, bildlich gesprochen, die verdorrten
Zweige und die abgefallenen Blätter eines Baumes, aber seinen Stamm
sehen sie nicht, geschweige denn seine Wurzeln. Inzwischen jedoch
rutscht ihnen der Boden unter den Füßen weg.
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