DAS DRITTE GEHEIMNIS VON FATIMA
von
Frère Michel de la Sainte Trinité
übers. von Eugen Golla
nach APPROCHAES, Supplement zu Nr.93
Vorwort:
Am 24. November 1985, am Eröffnungstag der sog. außerordentlichen
'Bischofssynode' in Rom, stellte Frère Michel de la Sainte Trinité, ein
Angehöriger der von Abbé G. de Nantes geleiteten Gemeinschaft, in einer
Pressekonferenz die ersten drei Bände seines umfangreichen Berichtes
"Toute la vérité sur Fatima" ("Die ganze Wahrheit über Fatima"),
erschienen im Verlag von CRC, F-10260 Saint-Parres-Les-Vaudes, vor. Zu
der Konferenz, die im Augustinianeum - in der Nähe des ehemaligen Hl.
Offiziums gelegen, einen Steinwurf von St. Peter entfernt - stattfand,
hatte der Leiter des Internationalen Fatima-Rosenkranz-Kreuzzuges,
Father Nicholas Grüner aus Kanada, eingeladen; sie wurde vom
Kommandanten Daniele / Brasilien geleitet. Außerdem nahmen an ihr Prof.
Cristiani /Italien, Abbé Pierre Caillon / Frankreich und der inzwischen
verstorbene Herausgeber von APPROACHES, Hamish Fraser aus Schottland
teil.
Der Überblick, den Frère Michel über seine umfangreichen Recherchen auf
dieser Pressekonferenz gab, dürfte auch für die Leser unserer
Zeitschrift interessant sein, zumal sich die nüchterne Analyse und die
Auswertung der bekannt gewordenen Tatsachen mit den Vermutungen
weitgehend decken, die bereits in der EINSICHT über das dritte
Geheimnis von Fatima geäußert wurden. Sie räumen zudem mit den Grüchten
und Spekulationen auf, die dadurch entstanden sind, weil uns die
Warnung bzw. die Botschaft der Gottesmutter vorenthalten werden, deren
Veröffentlichung sie für 1960 angeordnet hatte.
Wie bereits erwähnt, ist der Autor Parteigänger von Abbé de Nantes,
der
trotz massiver Kritik, auch im dogmatischen Bereich, die Autoritäten
der Konzils-'Kirche' aus legalistischen Gründen noch immer für die
legitime Hierarchie der katholischen Kirche hält - im Gegensatz zu der
von uns vertretenen Position. Diese legalistische Grundhaltung eines
Abbé de Nantes spiegelt sich auch in dem vorliegenden Beitrag wieder.
Dieses Manko hat jedoch wiederum den Vorteil, daß wir uns auf einen
unverdächtigen Zeugen berufen können.
Eberhard Heller
***
Da das dritte Geheimnis noch nicht enthüllt ist, mag es auf den ersten
Blick einleuchtend erscheinen, daß wir über seinen Inhalt nichts wissen
können. Dies ist jedoch ein Irrtum: wenn auch dieses letzte Geheimnis
von 1917, zu dem Zeitpunkt, als es von der hl. Jungfrau den drei
kleinen Schafhirten von Aljustrel geoffenbart wurde, absolut verborgen
war und es auch blieb bis 1944, als es Schwester Lucia niederschrieb,
oder sogar bis 1960, als es der Welt durch Johannes XXIII. hätte
verkündet werden sollen, so stimmt dies gegenwärtig nicht mehr. Seit
über vierzig Jahren mehrt sich nämlich die Anzahl bekannt gewordener
Tatsachen, welche es betreffen. Heutzutage bilden sie eine
beeindruckende Sammlung von sicheren Informationen, auf deren Grundlage
der Historiker die gesamte Entwicklung genau nachkonstruieren und die
wesentlichen Teile seines Inhaltes mit großer Wahrscheinlichkeit
aufdecken kann. Dies war meine Absicht bei der Abfassung des dritten
Bandes von "Toute la vérité sur Fatima", der ausschließlich dem
Mysterium des dritten Geheimnisses gewidmet ist. (...)
I. - EINE DRAMATISCHE GESCHICHTE
Es war im Juli oder August 1941, als Schw. Lucia in ihren dritten
Memoiren zum erstenmal die Aufteilung des Geheimnisses von Fatima in
drei gesonderte Abschnitte erwähnte: "Das Geheimnis enthält drei
voneinander getrennte Botschaften, und ich werde zwei davon enthüllen."
Die erste betraf die Höllenvision sowie die Anempfehlung des
Unbefleckten Herzens Mariens als das großartigste, von Gott empfohlene
Mittel zur Rettung der Seelen: "Um sie zu retten, wünscht Gott weltweit die Andacht zu Meinem
unbefleckten Herzen einzusetzen." Das zweite Geheimnis enthielt die
große Prophezeiung hinsichlich des wunderbaren Friedens, den Gott der
Welt zu gewähren beabsichtigte mittels der Weihe Rußlands an das
Unbefleckte Herz Mariens und der Abhaltung von Sühnekommunionen an
jedem ersten Samstag im Monat: "Wenn meine Forderungen erfüllt werden,
wird sich Rußland bekehren und es wird Frieden herrschen (...)." Auch wurden furchtbare
Strafen für den Fall angekündigt, daß man es ablehnen sollte, ihrem
Willen zu gehorchen. Bezüglich des dritten Teils des Geheimnisses
erklärte Schw. Lucia im Jahre 1941, daß ihr gegenwärtig die Enthüllung
nicht erlaubt sei.
Das Geheimnis wird niedergeschrieben und weitergeleitet.
Die dramatische Geschichte der Niederschrift und Übermittlung der
letzten Botschaft begann 1943. Damals lebte Schw. Lucia im Kloster der
Dorotheerinnen in Tuy / Spanien. Im Juni 1943 erkrankte sie plötzlich
schwer. Ihr Zustand war derart besorgniserregend, daß der Bischof von
Leiria, Mgr. da Silva, sich Sorgen machte aus Angst, sie könne sterben,
bevor sie das dritte Geheimnis Unserer Lieben Frau bekannt gegeben
habe, wobei er sich wohl gewarnt fühlte, da dies den Verlust einer für
die Kirche seltenen Gnade bedeuten würde. Kanonikus Gamba, des Bischofs
Freund und Berater, schlug ihm eine ausgezeichnete und kluge Idee vor:
er solle Schw. Lucia zumindest bitten, den Text des dritten
Geheimnisses ohne Verzug niederzuschreiben und ihn dann in einen mit
Wachs versiegelten Umschlag zwecks späterer Öffnung zu stecken. In
dieser Absicht begab sich also Bischof da Silva am 15. September 1943
nach Tuy und ersuchte Schw. Lucia, das Geheimnis niederzuschreiben -
falls sie bereit sei, es zu tun. Die Seherin war - möglicherweise durch
die Einwirkung des Hl. Geistes - mit diesem unbestimmten Auftrag nicht
einverstanden. Sie bat ihren Bischof um einen völlig eindeutigen,
formellen und schriftlichen Auftrag. Dies sei nämlich sehr wichtig: die
letzte Botschaft der Jungfrau von Fatima sei - wie die beiden
vorhergehenden Forderungen mit ihren wunderbaren Prophezeiungen, die
alle miteinander übereinstimmen - eine beispiellose Gnade, die von Gott
unserem zwanzigsten Jahrhundert angeboten würde, um seinen dringensten
Nöten zu begegnen. Nichtsdestoweniger müßten die Hirten der Kirche genügend Glauben und Gelehrsamkeit
besitzen, um gemäß dem Vorhaben des Himmels das Werkzeug für den Strom
dieser Gnaden zu sein, welche Gott durch die milde Vermittlung Seiner
Unbefleckten Mutter über die Welt ausgießen wolle. 1943 war es
offensichtlich der Wille Gottes, daß der Bischof von Leiria Seine
Botschafterin mit der Niederschrift des dritten Geheimnisses
beauftragen sollte.
Schließlich entschloß sich Bischof da Silva hierzu Mitte Oktober 1943.
Er schrieb an Schw. Lucia und gab ihr den bestimmten Auftrag, um den
sie ihn gebeten hatte. Indessen erhoben sich weitere Schwierigkeiten. Etwa
drei Monate durchlebte Schw. Lucia eine geheimnisvolle, furchtbare
Agonie. Sie berichtete, daß sie jedesmal, wenn sie sich an den
Schreibtisch setzte und die Feder in die Hand nahm, um das Geheimnis
niederzuschreiben, eine Behinderung verspürte. Dies darf wohl
zweifellos als Satans Wutausbruch gegen die Botschafterin der
Unbefleckten interpretiert werden und als Zeichen seines Argwohns, was
für eine furchtbare Waffe wiüer seine Herrschaft über die Seelen diese
großartige Prophezeiung sein würde, wenn sie niedergeschrieben wäre und
seine Absicht aufdeckte, gerade das Herz der Kirche zu treffen. Diese
Feuerprobe für die Seherin bezeugt die Bedeutung des bevorstehenden Ereignisses.
Am Heiligen Abend vertraute sie ihrem Seelenführer an, daß sie bis
jetzt nicht imstande gewesen sei, den ihr gegebenen Auftrag
auszuführen.
Schließlich erschien am 2. Januar 1944 die Jungfrau wiederum Schw.
Lucia, was kaum bekannt ist. Sie bestätigte ihr, daß dies der Wille
Gottes sei und gab ihr die Erleuchtung und die Kraft zur Durchführung
des erteilten Auftrages. Die äußerste Sorgfalt, welche Schw. Lucia
anschließend aufwandte, um die Botschaft an den vorgesehenen Empfänger,
Bischof da Silva, weiterzuleiten, ist ein weiterer Beweis für die
außerordentliche Wichtigkeit, die sie diesem Dokument beimaß. Es war
der Erzbischof von Gurza, Mgr. Ferreira, der am 17. Juni 1944 den mit
Wachs versiegelten Umschlag, der das kostbare Dokument enthielt, von
Schw. Lucia empfing. Er leitete ihn am gleichen Abend noch an Bischof
da Silva weiter.
Hinsichtlich der Weiterleitung des Geheimnisses an die Hierarchie
müssen vier Tatsachen von höchster Bedeutsamkeit besonders
hervorgehoben werden:
1. Der Brief war in erster Linie an Bischof da Silva gerichtet, und
dieser hätte sofort lesen dürfen. Das sagte ihm Schwester Lucia auch im
Namen der Allerseligsten Jungfrau Maria. Aber aus Furcht vor der
Verantwortung, die er damit auf sich hätte nehmen müssen, wagte er es
nicht, noch wollte er sich mit dem Inhalt bekannt machen. Er versuchte
daher, den Brief dem Hl. Stuhl anzuvertrauen. Aber Rom lehnte die
Annahme ab. Man kam daher überein, daß im Falle des Ablebens von
Bischof da Silva das Kuvert dem Patriarchen von Lissabon, Kard.
Cerejeira, anvertraut werden sollte. Daher ist die Behauptung, die nach
1960 so oft wiederholt wurde, falsch, daß das dritte Geheimnis
ausdrücklich und ausschließlich für den Heiligen Vater bestimmt war.
2. Nichtsdestoweniger ist es wahr - und in meinem Buch gibt es hierfür
mehrere Beweise -, daß Schw. Lucia wünschte, Papst Pius XII. solle ohne
weiteren Verzug davon Kenntnis nehmen. Unglücklicherweise geschah dies
aber nicht.
3. Als Schw. Lucia erkannte, daß Bischof da Silva in seiner Weigerung
verharrte, den Umschlag zu öffnen, ließ sie ihn, wie Kanonikus Gamba
berichtet, "das Versprechen ablegen, das dritte Geheimnis zu öffnen und
es vor aller Öffentlichkeit zu verlesen - entweder bei ihrem Tode oder
1960, je nachdem, was zuerst eintreffen sollte,
4. Schließlich entsprach das Versprechen, das Geheimnis entweder
unmittelbar nach dem Tode von Schw. Lucia oder jedenfalls "nicht später
als 1960" bekanntzugeben, sicherlich dem Wunsche der allerseligsten
Jungfrau. Tatsächlich gab die Seherin, als sie 1946 von Kanonikus
Barthas gefragt wurde, wozu es nötig sei, bis 1960 zu warten, in
Gegenwart von Bischof da Silva die Antwort: "Weil es der Wunsch der
allerseligsten Jungfrau ist."
Kurzum, wir haben, wie ich in meinem Buch über die bloße Frage hinaus
nachweise, alle nötigen Beweise, daß Gott wollte, daß das letzte
Geheimnis
Unserer Lieben Frau loyal von den Hirten der Kirche geglaubt und den
Gläubigen eröffnet würde, so bald wie möglich nach 1944, und nicht
später als 1960, denn dann, so fügte Schw. Lucia bei, "würde es klarer
werden".
Die Weiterleitung nach Rom
Kann ich hier nicht bei einer Episode meines Berichtes über das dritte
Geheimnis verweilen, die noch immer mysteriös ist? Im Jahre 1957
verlangte das Hl. Offizium den Text, der bis dahin in der bischöflichen
Residenz von Leiria aufbewahrt wurde. Wer ergriff die Initiative? zu
welchem Zweck? Eine detaillierte Untersuchung der Tatsachen befähigte
mich, eine plausible Hypothese aufzustellen, aber zu völliger
Sicherheit gelangte ich nicht.
Mitte März 1957 wies Bischof da Silva seinen Weihbischof Mgr. Venancio
an, das kostbare Dokument an den Apostolischen Nuntius in Lissabon,
Mgr. Cento, weiterzuleiten. Mgr. Venancio bat seinen Bischof, wenigstens das
Geheimnis zu lesen und eine Photokopie anfertigen zu lassen, bevor er
das Handschreiben nach Rom weiterleiten würde. Aber der alte Bischof
bestand bei seiner Weigerung, dieses zu tun. Wie mir Mgr. Venancio am
13. Febr. 1983 in Fatima erzählte, mußte er sich damit begnügen, das
Kuvert gegen das Licht zu halten. Als er das tat, vermochte er innen
ein schmales Blatt Papier zu sehen und seine genaue Größe zu messen.
Deshalb wissen wir, daß das dritte Geheimnis nicht sehr umfangreich
ist, wahrscheinlich 2o bis 25 Zeilen, etwa genau so lang wie das zweite
Geheimnis. Wir können daher mit Sicherheit mehrere Texte, die
wesentlich länger sind und die uns Fälscher als das wahre Geheimnis von
Fatima vorlegen wollten, als nicht authentisch verwerfen. Am 16. April
1957 kam der versiegelte Umschlag in Rom an. Er wurde im Büro von Papst
Pius XII. in eine Lade mit der Aufschrift "Secretum Sancti Officii"
gelegt.
Las Pius XII. das Geheimnis? So verwunderlich es erscheinen mag: mit
größter Wahrscheinlichkeit nicht! P. Alonso folgend, habe ich
stichhaltige Beweise, um das zu verneinen, insbesondere das Zeugnis von Kard.
Ottaviani und von Mgr. Capovilla, dem Sekretär Johannes XXIII., welcher
sagt, der Umschlag sei noch versiegelt gewesen, als der Heilige Vater
ihn 1959, ein Jahr nach dem Ableben Pius XII., öffnete.
Wir können daher die ernsten Worte verstehen, die Schw. Lucia am 24.
Dezember 1957 an P. Fuentes, den Postulator für die Seligsprechung von
Jacinta und Francesco, richtete: "Die allerseligste Jungfrau ist sehr
traurig, weil niemand, weder die Guten noch die Bösen, ihrer Botschaft
Beachtung schenkten. Die Guten setzen ihren Weg fort, ohne sich mit der
Botschaft zu beschäftigen. Ich vermag über keine Einzelheiten zu
sprechen, da es noch ein Geheimnis ist. Nur der Heilige Vater sowie der
Bischof von Fatima können es nach dem Willen der allerseligsten
Jungfrau erfahren. Aber sie wollten es nicht, um nicht von ihm
beeinflußt zu werden!" So mag es wahrscheinlich Pius XII. vorgezogen
haben, bis 1960 warten zu wollen. Aber er starb bereits vorher. Welch
ein Schaden für die Kirche!
Eine inbrünstige allgemeine Erwartung
Ältere Leute mögen sich erinnern, daß - als das Jahr 1960 näher rückte
- die gesamte Christenheit die versprochene Veröffentlichung der
Botschaft erwartete. Und Sie als Italiener wissen wahrscheinlich, daß
im Jahre 1959 eine große Welle der Andacht zum Unbefleckten Herzens
Mariens durch das ganze Land ging. Für einige Monate zog die Jungfrau
von Fatima in einer Prozession quer durch die Halbinsel, begeisterte
Massen in ihrem Kielwasser hinter sich her ziehend und überall
wunderbare Gnaden verschenkende eine außerordentliche Glut,
Konversionswunder, Taubenwunder. Am 13. September 1959 weihten alle
Bischöfe im Land Italien feierlich dem Unbefleckten Herzen Mariens.
Unglücklicherweise erhielt die Bewegung eine solch kärgliche Unterstützung von Papst
Johannes XXIII., daß sein Schweigen und seine Kälte nicht unbemerkt
bleiben konnten, Johannes XXIII. liest das Geheimnis von Fatima und weigert sich, es zu verkünden.
Wir wissen, daß man das Kuvert mit dem dritten Geheimnis am 12. August
1959 durch Mgr. Philippe, ein Mitglied des Hl. Offiziums, dem Papst
nach Castelgandolfo brachte. Es muß besonders darauf hingewiesen
werden, daß die Weiterleitung des Geheimnisses an den obersten Pontifex
einen offiziellen Charakter annahm und von einer Art Feierlichkeit
begleitet war: ein Beweis, wie hoch damals Fatima eingeschätzt wurde.
Johannes XXIII. öffnete den Umschlag nicht sofort. Er erklärte einfach:
"Ich behalte mir das Recht vor, es mit meinem Beichtvater zu lesen."
Mgr. Capovilla stellt fest, daß das Geheimnis einige Tage später
gelesen wurde. Aber aufgrund von bestimmten Schwierigkeiten, die
mundartliche Ausdrücke boten, wandte man sich hilfesuchend an Mgr. Paulo Jose
Tavares, den späteren Bischof von Macao, der damals portugiesischer
Übersetzer im Staatssekretariat war. Später las es Johannes XXIII.
Kard. Ottaviani, dem Präfekten des Hl. Offiziums, vor.
Für einen Augenblick möchte ich nun abschweifen. Wir wissen natürlich,
daß es Sache der Hierarchie ist, über "Privatoffenbarungen" zu
urteilen.
Indessen ist der Fall des Geheimnisses von Fatima vollständig klar.
1960 hatte die Kirche bereits offiziell den göttlichen Ursprung der
Erscheinungen von Fatima anerkannt, der außerdem zwingender als bei
anderen Fällen durch eindeutige Prophezeiungen sowie großartige Wunder
belegt war. In Übereinstimmung mit dem durch Schw. Lucia übermittelten
Auftrag der allerseligsten Jungfrau Maria hatten sich die zwei
verantwortlichen Prälaten - der Bischof von Leiria und der Patriarch
von Lissabon - öffentlich verpflichtet, den vollständigen Text nicht
später als 1960 bekannt zu geben. Während mehr als 15 Jahre hatte
niemand durch eine offizielle Verlautbarung dieses Versprechen
widerrufen, welches weltweit von Kardinalen, Bischöfen und Autoritäten
wiederholt
weiter verbreitet worden war. Außerdem schuf die mit Zustimmung von
Pius XII. erfolgte Veröffentlichung der ersten beiden Geheimnisse einen
Präzedenzfall. Folglich konnten die Gläubigen zu Recht die versprochene
Bekanntgabe seitens der obersten Autorität erwarten. Zumindest besaßen
sie das Recht auf eine korrekte und ehrenhafte Erklärung des Hl.
Vaters. Aber leider! Am 8. Februar 1960 erfuhr man überraschend durch
einen einfachen Pressebericht, daß das dritte Geheimnis nicht
veröffentlicht würde. Es war dies eine völlig undurchsichtige,
verantwortungslose Entscheidung. Welche Gründe veranlaßten sie? Das
Kommunique des Vatikans gab nur ungereimte und überdies
widersprüchliche Entschuldigungen. Es endete sogar mit einer
verräterischen Bemerkung: "Obwohl die Kirche die Erscheinungen von
Fatima anerkennt, wünscht sie nicht, die Verantwortung für die Worte zu
übernehmen, welche, wie die drei Hirtenkinder sagten, die Jungfrau
Maria an sie gerichtet habe"!
Nach Mgr. Capovilla wurden mehrere römische Prälaten konsultiert. Eines
ist sicher: die verantwortlichen portugiesischen Autoritäten wurden
verächtlich zurückgewiesen; denn weder Mgr. Venancio noch Kard.
Cerejeira wurden von Rom um Rat gefragt oder benachrichtigt.
Wenn wir diese bedauerliche Erklärung vom 8. Februar 1960 oder den in
der Tat erbärmlichen Artikel, veröffentlicht von P. Caprile S.J. im
Juni-Heft von 1960 in CIVILT¿ CATTOLICA, lesen, ekelt uns die Menge von
Ungereimtheiten, Irrtümern und Lügen bezüglich Fatima direkt an, die
dann von den verantwortlichen Autoritäten und Rom selbst in Umlauf
gesetzt wurden. Dies zeigt, wie ungerecht und unverantwortlich die
Entscheidung war, den ausdrücklichen Auftrag der Unbefleckten Jungfrau,
der Königin der Apostel zu ignorieren, die wünschte, daß ihr Geheimnis
1960 veröffentlicht werden sollte. Zweifellos fügte dieses Vorhalten
dem Anliegen von Fatima ungeheuren Schaden zu. Man kann sagen, daß von
diesem Datum an, nach der öffentlichen Ächtung des "Geheimnisses
Marias" die Verehrung der allerseligsten Jungfrau Maria registrierbar,
dann sogar alarmierend innerhalb der Kirche selbst abnahm. Mehr denn je
bewahrheiteten sich die Worte von Schw. Lucia: "Die allerseligste
Jungfrau Maria ist sehr traurig, denn man nimmt keine Kenntnis von
ihrer Botschaft." Wir wagen es auszusprechen: dieses Versäumnis sollte
unberechenbare Konsequenzen haben; denn durch die Mißachtung der
Prophezeiungen und Forderungen von Fatima sind es die Jungfrau Maria
und Gott selbst, welche vor der Welt verachtet und verspottet werden.
Die darauf folgende Strafe, die in der Warnung der Unbefleckten
angekündigt wurde, wird sich dann tragischerweise und unausweichlich
erfüllen.
II. - DAS DRITTE GEHEIMNIS ENTHÜLLT ?
Kard. Ottaviani beobachtete, daß Johannes XXIII. das Geheimnis
weitergab, "damit es in eines jener Archive gelegt werde, die wie ein
Brunnen sind, wo das Papier tief in die Finsternis hinabfällt und wo
niemand mehr etwas unterscheiden kann". Im vorliegenden Fall wissen wir
jedoch sehr gut, was aus Schw. Lucias Niederschrift wurde, und in der
Rückschau können wir auch seinen wesentlichen Inhalt aufdecken.
Was sagte uns die Mutter Gottes in dieser Warnung, die sie für unsere
Zeit am 13. Juli 1917 verkündete? Vor allem vermögen wir vier Tatsachen
bezüglich des Geheimnisses festzuhalten, die gesichert und objektiv
sind, und die uns große Schritte in Richtung einer Aufdeckung des
Geheimnisses ermöglichen.
1. Die erste fundamentale Tatsache: Wir kennen den Zusammenhang, in dem
das dritte Geheimnis anzusiedeln ist. Richtig betrachtet: es gibt in
Wirklichkeit nur ein Geheimnis, das zur Gänze am 13. Juli 1917
offenbart wurde. Sicherlich, von dem zusammenhängenden Ganzen kennen
wir nur drei von vier Teilen. Wir kennen den Anfang - die beiden ersten
Teile des Geheimnisses - und das Ende, das sicherlich die
Zusammenfassung bildet: "Zum Schluß" - Unsere Liebe Frau verspricht es
uns - "wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren, der Heilige Vater wird
mir Rußland weihen, es wird sich bekehren und eine Periode des Friedens
wird der Welt verheißen werden." In diesem bekannten Zusammenhang, nach
dem etc., welches Schw. Lucia selbst einfügte, steht das dritte
Geheimnis. Das ist die erste Tatsache, welche ein wichtiges Kriterium
ist, das uns befähigt, bei der Enthüllung des Inhaltes des letzten
Geheimnisses vorwärts zu schreiten. Denn es muß sich ja in seinen
unmittelbaren Zusammenhang einfügen und in Übereinstimmung mit der
gesamten Botschaft von Fatima stehen, was in diesem Zusammenhang
besonders angemerkt werden muß.
2. Die zweite grundlegende Tatsache: Wenn die Umstände bei der
Offenbarung ein Beweis für deren fundamentale Einheit sind, so lassen
uns die dramatischen Umstände anläßlich seiner Abfassung seinen
tragischen Ernst erkennen.
3. Eine dritte, sehr bezeichnende Tatsache: Einzig wegen seines
Inhaltes weigerten sich seit 1960 sämtliche Päpste, das Geheimnis zu
lüften: zuerst, wie wir sahen, Johannes XXIII., und das trotz der
bangen und enthusiastischen Erwartung der gesamten katholischen Welt.
Paul VI. nahm die gleiche Halturgein. Einige Zeit nach seiner am 21.
Juni 1963 erfolgten Wahl verlangte er den Text des Geheimnisses - ein
Beweis für die intensive Beschäftigung mit dieser Materie. Da niemand
wußte, was Johannes XXIII. damit gemacht hatte, wurde Mgr. Capovilla,
sein Sekretär danach gefragt, und er zeigte den Platz, wo die
Niederschrift hingelegt worden war. Sicherlich las sie Papst Paul VI.,
aber er sprach nicht darüber. Man weiß nur, daß zu der Zeit, als sich
das Jubiläum der Erscheinung näherte, Kard. Ottaviani im Namen des
Papstes eine lange Erklärung über das dritte Geheimnis von Fatima
abgab, um zu erläutern, warum es noch nicht verkündet werden könne. In
meinem Buch zitiere und analysiere ich diesen Text. Den portugiesischen
Experten folgend muß ich feststellen, daß zwecks Rechtfertigung der
Nicht-Veröffentlichung des Geheimnisses um jeden Preis, der Oberste
Hüter des Glaubens der Kirche gezwungen war, eine Menge deutlich
erkennbarer Irrtümer, Widersprüche und Fälschungen einzufügen. Wie wir
sehen werden, sind die 1984 von seinem Nachfolger, Kard. Ratzinger
vorgebrachten Gründe ohne jeden Zusammenhang... Papst Johannes Paul I.
war ein großer Verehrer Unserer Lieben Frau von Fatima. Er hatte sich
im Jahre 1974 auf eine Pilgerreise nach Cova da Iria begeben, und
kurioserweise bat Schw. Lucia selbst um ein Treffen mit ihm. So ging
Kard. Luciani zum Karmel von Coimbra und hatte eine längere Unterredung
mit der Seherin. Ich bin in der Lage festzuhalten, daß Schw. Lucia mit
ihm über das dritte Geheimnis sprach und ihm den wesentlichen Inhalt
eröffnete. Er war davon außerordentlich beeindruckt und teilte auf der
Heimreise nach Italien seiner Umgebung seine Erregung und Schwere der
Botschaft mit. Als er Papst wurde, entschied er sich zweifellos für i
die Inangriffnahme einer öffentlichen Stellungnahme, bevor er etwas
unternahm. Unglücklicherweise wurde er auf tragische Art von uns
genommen, bevor er dazu etwas sagen konnte. Papst Johannes Paul II.:
Vor seiner Wallfahrt nach Fatima am 13. Mai 1982 verlangte er die Hilfe
eines portugiesischen Übersetzers der Kurie, um sich gewisse, typisch
portugiesische Redewendungen im Geheimnis übersetzen zu lassen. Auch er
las also das dritte Geheimnis, wollte es aber gleichfalls nicht bekannt
geben. Schließlich wissen wir, daß Kard. Ratzinger das Geheimnis
ebenfalls gelesen hat. Er sagte das dem italienischen Journalisten
Vittorio Messori. Er sprach auch darüber bei zwei Gelegenheiten, einmal
im Oktober 1984 und dann im Juni 1985, indem er den Inhalt jeweils in
sehr verschiedenen Termini wiedergab, was für uns höchst bedeutsam ist.
Ich veröffentliche einen Überblick über die aufeinander folgenden
Versionen und kommentiere sie in meinem Buch.
4. Die vierte fundamentale Tatsache: Die Prophezeiung des dritten
Geheimnisses erfüllt sich seit 1960 vor unseren Augen. Daraus ergibt
sich eine Zeittafel, und es ist uns so möglich, uns hinsichtlich der
Punkte, die wir in der Erfüllung der Prophezeiungen von Fatima erreicht
haben, zu vergewissern. Einerseits ist es sicher, daß wir noch nicht
bei dem Zeitpunkt angelangt sind, der in der Zusammenfassung des
Geheimnisses
angekündigt wird. Warum? Weil Rußland noch nicht dem Unbefleckten
Herzens Mariens geweiht ist, wie es sein muß und es eines Tages auch
sein wird. Schw. Lucia machte das klar bekannt, gerade nach dem Akt vom
25. März 1984. Rußland hat sich noch nicht bekehrt und die Welt ist
noch ohne Frieden, ist weit davon entfernt! So sind wir nicht beim
Schlußpunkt der Prophezeiung angelangt. Andererseits betreffen die im
dritten Geheimnis vorausgesagten Ereignisse nicht nur unsere Zukunft:
wir haben nämlich noch einen anderen Bezugspunkt: das Jahr 1960. Die
Jungfrau verlangte, daß das Geheimnis 1960 bekannt gegeben werden
sollte, wie es Schw. Lucia Kard. Ottaviani sagte, denn "1960 wird die
Botschaft klarer erscheinen". Nun ist der einzige Grund, der eine
Prophezeiung ab einem gewissen Datum verständlicher machen kann, ohne
Zweifel der Beginn ihrer Erfüllung. Und wir besitzen auch noch eine
andere Erklärung von Schw. Lucia, weil sie sagte, "die von der
Muttergottes angekündigte Bestrafung habe bereits begonnen". Da somit
der Anfangs- und Endpunkt der prophezeiten Ereignisse bereits
festgesetzt sind, können wir sicher sein, uns nunmehr in jener Periode
zu befinden, von der sie spricht. Wir erleben also den Vollzug der
prophezeiten Ereignisse. Wir sind Zeugen der Vorgänge, die es
ankündigt.
Falsche Geheimnisse und falsche Hypothesen.
Indem wir von diesen sicheren Fakten ausgehen, können wir eine ganze
Reihe von falschen 'Geheimnissen' ausschließen, die in den letzten 25
Jahren der Reihe nach veröffentlicht worden sind. Ich zitiere sie alle
in meinem Buch und beweise, daß z.B. das meist bekannte 'Geheimnis'
unter diesen, welches 1963 in der deutschen Zeitschrift NEUES EUROPA
veröffentlicht und danach pausenlos von unzähligen Zeitschriften
übernommen wurde, eine Fälschung ist. In diesem Text sind verschiedene
kolossale Irrtümer enthalten, die einen hinreichenden Beweis erbringen,
daß es falsch ist. Obwohl angeblich nur 'Auszüge' von dem 'Geheimnis'
existieren sollen, wie wir anführen, sind diese sog. 'Auszüge' allesamt
mindestens viermal länger, als daß sie auf dem Blatt Papier Platz
hätten, auf welchem Schw. Lucia das gesamte dritte Geheimnis
niederschrieb.
Wir können ferner eine große Anzahl von falschen Hypothesen fallen
lassen. Es handelt sich sicherlich nicht nur um eine Aufforderung "zu
Gebet und Buße", wie P. Caprile zu behaupten wagte. Die Jungfrau Maria
hätte von Schw. Lucia nicht verlangt, entweder bis 1944 oder bis 1960
mit der Veröffentlichung einer Botschaft zu warten, die Wort für Wort
ihre öffentliche Botschaft vom 13. Oktober 1917 wiederholt hätte. Das
wäre sinnlos!
Auch betrifft sie keine freudige Ankündigung: das dritte Geheimnis von
Fatima stimmt sicherlich nicht überein mit der optimistischen
Vorausschau von Johannes XXIII., als er verkündete, das Konzil würde
"ein neues Pfingsten", "ein neuer Frühling für die Kirche" sein. Wäre
es so, hätten er oder seine Nachfolger es uns verkündet. Treffend sagte
Kard. Cerejeira: "Wäre es freudig, so hätte man es uns eröffnet. Da man
uns nichts sagte, muß es traurig sein." Ja, es ist sicherlich ernst und
tragisch. Es beinhaltet auch nicht die Ankündigung des Weltendes, da
die Prophezeiung von Fatima mit einen wunderbaren, an keine Bedingung geknüpften
Versprechen endet, welches zur rechten Zeit oder Unzeit verkündet
werden soll. Denn es ist der Quell unerschütterlicher Hoffnung: "Am
Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren, der Heilige Vater wird
mir Rußland weihen, das sich bekehren wird, und eine Zeit des Friedens
wird der Welt gewährt werden."
Kann es die Ankündigung eines dritten Weltkrieges, eines Atomkrieges
beinhalten? Es wäre verständlich, so etwas anzunehmen, denn dann würde
die Prophezeiung die scharfsichtige politische Analyse bestätigen... Soll
also die Jungfrau Maria nicht eine solche Zukunft, also einen
furchtbaren Krieg, vorausgesagt haben, der uns auf so tragische Weise
bedroht? P. Alonso folgend glaube ich, daß dies wahrscheinlich nicht
der wesentliche Kern des dritten Geheimnisses sein dürfte und zwar auf
Grund einer vernünftigen Schlußfolgerung: die Ankündigung von Strafen
materieller Art, neue Kriege und Verfolgungen der Kirche, bilden
bereits den spezifischen Inhalt des zweiten Geheimnisses. Haben wir
schon hinreichend über die furchtbare Bedeutung der folgenden
schlichten Worte nachgedacht: "Die Guten werden gemartert werden, der
Heilige Vater wird viel zu leiden haben, verschiedene Völker werden
vernichtet werden"? "Die heilige Jungfrau sagte uns", Schw. Lucia
vertraute es P. Fuentes an, "daß viele Nationen vom Antlitz der Erde
verschwinden werden, daß Rußland das Werkzeug des Himmels für die
Züchtigung der Welt sein werde, sofern wir nicht die Bekehrung dieses
armen Volkes bewirken würden." Dies ist der Grund für die Furcht, daß
das Wort "vernichtet" im buchstäblichen Sinne zu verstehen ist, in
seiner offensichtlichen Bedeutung: totale Zerstörung. Diese furchtbare
Drohung, welche 1917 unwahrscheinlich klang, ist für uns in der
heutigen Zeit, im Atomzeitalter, nur allzu wahrscheinlich.
Es ist somit klar, daß auch die schrecklichsten materiellen
Züchtigungen, die uns bedrohen, wie z.B. ein Nuklearkrieg oder die
Verbreitung des Kommunismus über die gesamte Welt, bereits von Unserer
Lieben Frau in ihrem zweiten Geheimnis angekündigt wurden, so daß wir
die übernatürlichen Mittel zu ihrer Vermeidung kennen, bevor es zu spät
ist. P. Alonso teilte uns mit, wir könnten sicher sein, daß keines von
ihnen im dritten Teil des Geheimnisses wiederholt würde, oder es dürfte
zumindest nicht den wichtigste Teil der Botschaft des dritten
Geheimnisses ausmachen, wie ich hinzufügen möchte.
Eine Züchtigung der Seele.
Sicherlich handelt es sich in erster Linie um eine Frage einer
seelischen Züchtigung, die weitaus schrecklicher und furchtbarer ist
als Hunger und Krieg und Verfolgung; denn sie betrifft die Seele, ihre
Erlösung oder ihren ewigen Untergang. Der verstorbene P. Alonso, der
von Mgr. Venancio zum offiziellen Experten von Fatima ernannt wurde,
zeigte dies in seinem vierzehn Bände umfassenden großen kritischen
Werk, dessen Veröffentlichung unglücklicherweise verboten wurde.
Dennoch war er vor seinem am 12. Dezember 1981 erfolgten Tode imstande,
uns mit seinen Folgerungen in verschiedenen Broschüren und zahlreichen
Artikeln in theologischen Zeitschriften bekannt zu machen. Meine
eigenen Forschungen erlauben mir, seine Thesen, welche durch neue
Dokumente bekräftigt wurden, zu erläutern, zu ergänzen und
übersichtlicher darzustellen.
Hier die wichtigsten Neuigkeiten. Am 10. September 1984 erklärte Mgr.
Cosme do Amarai, der derzeitige Bischof von Leiria-Fatima während einer
Diskussion in der großen Aula der Technischen Universität von Wien:
"Das Geheimnis von Fatima spricht weder von Atombomben noch
SS-20-Raketen. Es handelt", so betonte er, "nur von unserem Glauben.
Das Geheimnis mit Vorhersagen über Katastrophen oder einen nuklearen
Holokaust gleichzusetzen, bedeute, den Sinn der Botschaft zu
entstellen. Der Glaubensverlust eines Kontinentes ist schlimmer als die
Vernichtung einer Nation, und es ist Tatsache, daß der Glaube in Europa
sich in stetigem Niedergang befindet."
Noch zehn Jahre zuvor bewahrte der Bischof von Fatima absolutes
Stillschweigen hinsichtlich des Inhaltes des dritten Geheimnisses. Wenn
er nun seinen Mund öffnete und solch eine schwerwiegende öffentliche
Erklärung abgab, können wir moralisch sicher sein, daß er es nicht ohne
vorherige Beratung mit Schw. Lucia tat. Dies darf um so gewisser
angenommen werden, als er schon 1981 einigen falschen 'Geheimnissen'
widersprach, indem er sagte, er habe diesbezüglich die Seherin befragt.
Mit anderen Worten: die These von P. Alonso ist nun öffentlich
bestätigt worden durch den Bischof von Fatima, daß nämlich das, was die Unbefleckt Empfangene
Jungfrau speziell für unsere Zeit ankündigte, eine schreckliche Krise
der Kirche und der Verlust des Glaubens sein würde, falls man ihre
Anordnungen nicht hinreichend erfüllte. Und dies ist das Drama, dessen
Zeugen wir seit 1960 sind...
Der Verlust des Glaubens.
Im ersten Kapitel lege ich die Gründe dar, die beweisen sollen, daß das
dritte Geheimnis vom Glaubensverlust spricht. Der Hauptgrund hierfür
ist der uns bereits bekannte Teil des dritten Geheimnisses. Tatsächlich
kennen wir bereits mehr als den Zusammenhang. Schw. Lucia wollte uns
auch seinen ersten Satz offenbaren: "In Portugal wird das Glaubensdogma
immer beachtet werden", etc. Dieser kurze, von der Seherin sicherlich
mit Absicht anläßlich ihrer vierten Gedächtnisniederschrift, als sie
das Geheimnis zum zweiten Mal abfaßte, eingefügte Satz ist sicherlich
bedeutsam. Er liefert uns sehr vorsichtig den Schlüssel zum dritten
Geheimnis. Hier nun der kluge Kommentar von P. Alonso: "Der Satz: 'In
Portugal wird das Glaubensdogma immer beachtet werden' ist in dem Sinne
zu verstehen, daß sich der Glaube in anderen Ländern in einer
kritischen Situation, d.h. in einer Krise befinden wird, während
Portugal seinen Glauben bewahren wird". "Daher", fügt P. Alonso bei,
"wird sich in der Zeit, welche dem großen Triumph des Herzens Mariens
vorausgeht, Furchtbares ereignen, was der Gegenstand des dritten
Geheimnisses sein dürfte. Was ist das aber? Wenn man in Portugal die
Glaubensdogmen immer beachten wird... dürfen wir logischerweise
schließen, daß in anderen Gebieten der Kirche diese Dogmen entweder
verdunkelt oder sogar verschwinden werden."
Viele Experten unterstützen diese Interpretation: Pater Martins dos
Reis, Kanonikus Galamba, Mgr. Venancio, Pater Luis Kondor, Pater
Messias Dias Coelho. Am 18. November, während der Konferenz, die er in
Paris gab, kam auch Pater Laurentin zu dieser Lösung und favorisierte
sie. Lassen Sie mich noch hinzufügen, daß auch Kard. Ratzinger sich in
diesem Sinne zu Vettorio Messori äußerte, indem er sagte, das dritte
Geheimnis behandle "die Gefahren, welche den Glauben sowie das Leben
der Christen bedrohen". Schließlich ist, wie wir bereits sagten, der
derzeitige Bischof von Fatima noch deutlicher. Er gibt uns zu
verstehen, daß es sich um eine Frage der Glaubenskrise solchen Ausmaßes
handle, daß sie mehrere Völker und ganze Kontinente betreffe... Ein
solcher Abfall hat in der Hl. Schrift einen Namen: Apostasie.
Möglicherweise könnte dieses Wort auch im Text des Geheimnisses angetroffen werden.
Das Versagen und die Bestrafung der Hirten.
In einem zweiten Kapitel zeige ich, daß hier noch etwas anderes
vorliegt. Sicherlich wird das dritte Geheimnis auf die große
Verantwortung ausdrücklich hinweisen, welche in dieser nie dagewesenen
Glaubenskrise, die die Kirche seit 25 Jahren befallen hat, die
geweihten Seelen, Priester, Bischöfe und der Papst haben. Ich gebe
verschiedene Beweise und sehr klare Anzeichen dafür. Hier kann ich
nicht mehr tun, als P. Alonso zu zitieren: "Es ist also sehr
wahrscheinlich, daß sich der Inhalt des dritten Geheimnisses konkret
auf die Glaubenskrise in der Kirche sowie auf die Nachlässigkeit der
Hirten bezieht." Weiter spricht er von Streitigkeiten im Innern der
Kirche und schweren pastoralen Fahrlässigkeiten seitens der oberen Stufen der Hierarchie und von deren Unzulänglichkeiten.*)
Sicherlich schrieb P. Alonso solch schwerwiegende Worte nicht schwarz
auf weiß nieder, ohne sich vorher über ihre Tragweite Gedanken gemacht
zu haben. Soll er, der offizielle Experte für Fatima, nach zehn Jahren
Arbeit und zahlreichen Gesprächen mit Schw. Lucia einen so kühnen
Standpunkt gegenüber einem so kontroversen Gegenstand eingenommen
haben, ohne sich vorher wenigstens des stillschweigenden
Einverständnisses der Seherin zu versichern? Die Antwort läßt wohl
keinen Zweifel aufkommen. Diese Anzeige des Versagens der Hierarchie
und selbst der Päpste erklärt alles: den glühenden Eifer der drei Seher, die sich heldenhaft bemühen zu
beten, oft zu beten und ständig Opfer für den Heiligen Vater zu
bringen, und die drei Monate dauernde unüberwindliche Qual, die Schw.
Lucia hatte erleiden müssen, bevor sie es wagen konnte, den Inhalt
niederzuschreiben. Schließlich erklärt dies auch, warum die Päpste,
angefangen beim optimistischen Johannes XXIII., die Veröffentlichung
ununterbrochen verzögerten und hinausschoben, indem sie mit allen
Mitteln versuchten, es zu unterschlagen.
Eine Teuflische Welle der Verwirrung.
Ich zeige in einem dritten Kapitel, daß sich Schw. Lucia ohne Zweifel
auf den Inhalt des dritten Geheimnisses in manchen Worten ihrer Briefe
bezog, wenn sie die Freilassung des Teufels in unserer Zeit
nachdrücklich hervorhebt. Bereits 1957 vertraute sie P. Fuentes
folgendes an: "Die allerseligste Jungfrau sagte mir, daß der Teufel
sich zum Endkampf mit der Jungfrau vorbereitet... Und da er weiß, was
Gott am meisten beleidigt und was ihm am schnellsten ermöglicht, die größte Anzahl der Seelen zu
gewinnen, unternimmt er alles, was er vermag, um Gott geweihte Seelen
an sich zu reißen. Auf diese Weise läßt er so die Seelen schutzlos
zurück und er kann sich ihrer um so leichter bemächtigen."
Ihre Benutzung eindringlicher Worte zur Beschreibung der gegenwärtigen
Krise der Kirche ist besonders in einer Reihe sehr wichtiger,
allerdings weniger bekannter Briefe aus den Jahren 1969-197o anzutreffen. (...)
"Ich entnehme Ihrem Brief" so schrieb sie an einen Priester, "daß Sie
sich über die Verwirrung in unserer Zeit Sorgen machen. Es ist in der
Tat traurig, daß sich so viele Menschen von der teuflischen Strömung,
die über die Welt rast, beeinflussen lassen und infolge ihrer Blindheit
unfähig sind, den Irrtum zu bemerken! Ihr Hauptfehler ist, daß sie das
Beten aufgaben. So trennten sie sich von Gott, und ohne Gott fehlt ihnen
alles... Der Teufel ist sehr schlau und sucht uns an der schwächsten
Stelle anzugreifen. Wenn wir nicht eifrig darum bemüht sind, von Gott
Kraft zu erhalten, werden wir fallen, denn unsere Zeit ist böse, und
wir sind schwach. Nur die Stärke Gottes vermag uns aufrecht zu halten."
In einem Brief an eine Freundin, eine eifrige Marienverehrerin,
bedauerte Schw. Lucia: "Der Rosenkranz sollte täglich gebetet werden.
Das ist es, was Maria bei ihren sämtlichen Erscheinungen wiederholte,
um uns zu warnen vor diesen Zeiten teuflischer Verwirrung, damit wir
nicht von den falschen Lehren betrogen werden. Leider ist der größte
Teil der Durchschnittsmenschen auf religiösem Gebiet unwissend und läßt
sich daher in alle Richtungen zerstreuen. Daher die große Verantwortung
dessen, der die Aufgabe hat, sie zu führen... Teuflische Verwirrung
bricht in die Welt ein und betrügt die Seelen! Es muß Widerstand
geleistet werden."
Am 16. September 1970 teilte sie einer befreundeten Ordensfrau mit:
"Unser armer Herr erlöste uns mit so viel Liebe und Er wird so wenig
verstanden, so wenig geliebt! So schlecht wird Ihm gedient! Es ist
furchtbar, eine solche Verwirrung zu sehen und Sünden bei so vielen
Personen, die sich in verantwortlicher Stellung befinden!... Wir
müssen, soweit wir hierzu imstande sind, versuchen, Sühne zu leisten,
indem wir uns mehr und mehr innig mit Unserem Herrn vereinen... Es tut
mir weh, daß das, wovon Sie mir erzählen, auch hier bei uns
geschieht!... Tatsache ist, daß der Teufel mit Erfolg das Böse unter
der Gestalt des Guten einsickern ließ, und daß die Blinden weiterhin
Blinde führen, wie es der Herr in der Hl. Schrift sagt, und die Seelen
sich so täuschen lassen. Ich bin bereit, mich selbst zu opfern und mein
Leben Gott darzubieten für den Frieden Seiner Kirche, für die Priester
und alle Gott geweihten Seelen, insbesondere für die, welche so arg
getäuscht wurden und sich im Irrtum befinden!"
Für die Vertraute der Jungfrau Maria befindet sich das Übel nicht nur
in unserer "dekadenten" Welt, die "in die Finsternis des Irrtums, der
Unmoral und des Stolzes versunken" ist, es steckt in der Kirche selbst,
wo der Teufel seine "Gefolgsleute" und "Helfer" hat, "die sich mit
Verwegenheit und Kühnheit nach vom durcharbeiten". Ihnen stehen viele
"ängstliche Menschen" gegenüber, die davor zurückschrecken, sich zu
gefährden! Schw. Lucia fürchtet sich nicht festzustellen, daß sich
unter diesen viele Bischöfe befinden. Außerdem handele es sich nicht
einfach um Fälle von Lauheit oder Nachlässigkeit in der Seelsorge.
Schw. Lucia gibt klar zu verstehen, daß der Glaube selbst angegriffen
wird. Sie spricht von"falschen Lehren", von "teuflischer Verwirrung"
und "Blindheit"... und die unter denen, "welche große Verantwortung in
der Kirche besitzen". Sie beklagt es, daß sich so viele Hirten "vom
teuflischen Strom, der in der Welt einbrach, treiben lassen". Könnte es
eine bessere Beschreibung der Krise der Kirche geben, welche sich
selbst einer Welt geöffnet hat..., deren Fürst Satan ist?
Bis jetzt besteht Schw. Lucia darauf, daß die Jungfrau wußte, diese
Zeiten "diabolischer Verwirrung" würden kommen. All diese Worte der
Seherin und so vieles andere, was wir nicht anführen können, ist vollständig
ausgeführt in ihrer wahren Schau, als die Jungfrau am 13. Juli 1917 in
ihrem dritten Geheimnis in der Tat vorhersagte, daß "eine diabolische
Verwirrung" über die Kirche plötzlich hereinbrechen würde, wenn ihren
Anordnungen nicht gehorcht würde.
Die Heilige Schrift sagt die große Apostasie der "letzten Zeiten" voraus.
Befragt über den Inhalt des dritten Geheimnisses sagte Schw. Lucia
einmal: "Es steht im Evangelium und der Apokalypse, lesen Sie das!" Sie
vertraute auch P. Fuentes an, daß die Jungfrau Maria deutlich machte,
"daß wir in den letzten Zeiten der Welt leben". (Wir müssen darauf
aufmerksam machen, daß damit nicht die Zeit des Weltendes und des
Jüngsten Gerichtes gemeint sind, denn zuvor muß noch der Triumph des
Unbefleckten Herzens Mariens kommen.) Kard. Ratzinger selbst führte bei
diskreter Behandlung des dritten Geheimnisses drei wichtige Momente an:
"die Gefahren, die den Glauben bedrohen", die "große Bedeutung der
letzten Zeiten" sowie die Tatsache, daß die Prophezeiungen, "welche im
dritten Geheimnis enthalten sind, den Voraussagen in der Heiligen
Schrift entsprechen". Wir wissen auch, daß Schw. Lucia einmal die
Kapitel 8-13 der Apokalypse anführte.
III. - DIE DRINGLICHKEIT, ENDLICH AUF UNSERE LIEBE FRAU VON FATIMA ZU HÖREN.
Warum muß das dritte Geheimnis veröffentlicht werden?
1. "Weil es der Wille der allerseligsten Jungfrau ist". Wir wissen, daß
ihr Wille sich seit der Gnadenstunde am 13. Juli 1917, als sie dies den
drei kleinen Schafhirten offenbarte, oder seit dem 2. Januar 1917, als
sie Schw. Lucia im Kloster zu Tuy erschien und sie beauftragte, den
Inhalt des Geheimnisses niederzuschreiben, nicht geändert hat.
2. Zum Heil der Seelen. Denn im Gegensatz zu einer oft wiederholten
Lüge ist das Geheimnis nicht ausschließlich für den Hl. Vater
reserviert. Wie die zwei vorausgehenden ist es vielmehr an sämtliche
Gläubige gerichtet. Als Kinder der Kirche sind wir auch Kinder Mariens.
Wir alle haben das Recht, eine heilsame Warnung zu kennen, welche die
Himmelsmutter uns mitteilt, um uns in dieser Stunde der Gefahr zu
helfen, uns, unseren Kindern und allen, die uns nahe stehen, um den wahren katholischen
Glauben, den wir von unseren Vätern empfingen, unversehrt und lebendig
in unseren Herzen zu bewahren.
3. Weil der Weltfrieden weiterhin ständig bedroht bleibt, solange
dieses Geheimnis noch nicht enthüllt ist: Wir sind davon überzeugt, daß
Rußland sich so lange nicht bekehren wird, als es nicht dem
Unbefleckten Herzen Mariens geweiht ist. Und so lange es nicht bekehrt
ist, d.h. befreit vom atheistischen Druck und den bolschewistischen
Verfolgungen, angeführt von der Handvoll satanischer Menschen, die es
knechten, wird das Risiko der nuklearen Apokalypse bestehen bleiben als
eine schreckliche Bedrohung der Welt. (...) Folgendes lehrt die
Geschichte: Seit 1960 geht das vorsätzliche, verachtenswerte
Verheimlichen des Geheimnisses Unserer Lieben Frau Hand in Hand mit der
starrsinnigen Ablehnung, ihren Willen genau zu erfüllen. Dagegen wäre
die Bekanntgabe des dritten Geheimnisses ein deutliches Zeichen, daß
die Kirche öffentlich den göttlichen Ursprung und die Wichtigkeit der
Botschaft von Fatima in ihrer Gesamtheit anerkennen würde. Eines der
Haupthindernisse für die Bekehrung Rußlands wäre dann aus dem Wege
geräumt.
4. Letztlich und hauptsächlich für das Heil der Kirche. In einer Zeit,
in welcher die Kirche durch die wahrscheinlich größte Krise in ihrer
Geschichte hindurchgehen muß, wo Häresien aller Art gelehrt und
propagiert werden, die überall die Gläubigen vergiften, ihre
"Selbstzerstörung" seit 1960 ohne Unterlaß fortschreitet und der "Rauch
Satans" in das Heiligtum eindrang - hier zitieren wir Redewendungen
Pauls VI. -, wäre es unendlich bedauernswert und sicherlich
verbrecherisch, die heilsamen Worte der Jungfrau Maria hinsichtlich
gerade dieser "Glaubenskrise", die wir erleiden müssen, weiterhin zu
ignorieren und zu verachten. Da die Himmelskönigin 1917 die Gefahren
vorausgesagt hatte und sie mit Sicherheit ihre wahren Ursachen angab
und wirksame Heilmittel vorschlug, ist es deshalb nicht ein Skandal,
daß seit 25 Jahren Millionen Seelen an dieser "diabolischen Verwirrung"
leiden und sich in Gefahr befinden, verdammt zu werden, ohne daß die
Hirten der Kirche sich dazu herablassen, die außergewöhnliche Hilfe des
Himmels anzunehmen?
Wir müssen unsere Bittgesuche wiederholen.
Es bestehen viele Gründe, die es einem zur Pflicht machen, von neuem
Bittgesuche an den Hl. Vater zu richten, das Geheimnis von Fatima
bekannt zu geben.**) (...) Man sage nicht, wie kürzlich ein Gerücht uns
glauben machen wollte, das Geheimnis von Fatima könne nicht
veröffentlicht werden "wegen der Gefahr einer Mißdeutung"! Hätte denn
die Königin der Propheten, die 1917 so viele Ereignisse voraussah
und ankündigte, Dinge, die man damals nicht vorhersehen konnte, die wir
aber inzwischen erlebt habe, gerade diese Gefahr nicht erkennen können,
um so das Geheimnis völlig wertlos für die Kirche zu machen? Das wäre
unbegreiflich! (...) Wagen wir vielmehr die Behauptung: sollte es nicht
vielmehr die außerordentliche Klarheit sein, welche unsere Hirten verwirrt?***) Es
ist schon spät, aber Schw. Lucia sagt uns: "Es wird nie zu spät sein,
seine Zuflucht zu Jesus und Maria zu nehmen."
Nun zum Schluß noch folgendes. Wenn schon der Hl. Vater sich nicht dazu
entschließen kann, das letzte Geheimnis Mariens bekannt zu geben, um so
seine persönliche Autorität einzusetzen, sollte er dann nicht
wenigstens dem Präfekten der Glaubenskongregation volle Freiheit
gewähren oder dem Bischof von Leiria oder der Seherin selbst, um so den
ausdrücklichen Willen Unserer Lieben Frau zu erfüllen, indem der Welt
das Geheimnis mitgeteilt wird? Denn hier handelt es sich um eine
bestürzende Tatsache: Seit mehr als 25 Jahren ist das Geheimnis von
Fatima - und es allein! - sozusagen "auf dem Index". Schw. Lucia - und
sie allein - wurde zum Schweigen gebracht. Am 15. November 1966 hob
Papst Paul VI. die Artikel 1399 und 2318 des Kirchenrechts auf, welche
die Veröffentlichung von Büchern und Schriften verboten, die kirchlich
nicht anerkannte Erscheinungen, Offenbarungen und Prophezeiungen
propagierten. Diese Aufhebung ist auch im neuen Kodex festgeschrieben.
Seit 1966 kann somit jedermann die phantastischsten Offenbarungen unter
den Christen veröffentlichen und verbreiten, jedweden Betrug oder
jedwedes Teufelszeug. (...) Und der "Fürst der Lüge" nützt
schlauerweise diese Freiheit aus, verbreitet all die trügerischen
Erscheinungen und hinterhältigen Botschaften in der ganzen Welt, die
überall willkürlich verstreut zahllose Gläubige vom rechten Weg
abbringen. Das Geheimnis der Jungfrau von Fatima jedoch, die sicherste
und fraglos göttliche Botschaft, bleibt, welche Schande! "auf dem
Index"! (...)
Unsere letzte Hoffnung - Unsere Liebe Frau von Fatima!
Tatsächlich offenbaren uns ihre drei Geheimnisse die dreifache Kraft
und die dreifache Sendung, die Gott ihr anvertraute, deren Glanz Er
unserem Jahrhundert kundtun will. (...) Durch sie - ihre Forderungen,
Verheißungen und Drohungen ihres dritten Geheimnisses - wünscht Er, die
Christenheit zu retten und uns vor furchtbaren Kriegen und der
bolschewistischen Sklaverei zu bewahren; denn Er machte sie zur
"Königin des Friedens". Durch sie - mittels der Prophétie des dritten
Geheimnisses - verlangt Er gegenwärtig die Überwindung des "teuflischen
Sturmes", der über die Kirche dahinrast, der Gottlosigkeit inmitten des
Heiligtumes sowie sämtlicher obskurer Kräfte, welche die moderne
Apostasie fördern. Denn sie ist der "Wall" des wahren Glaubens, und sie
allein erhielt von Ihrem Sohn die Gewalt, alle Häresien in der Welt zu
überwinden.
Und dieser dreifache Auftrag unserer unbefleckten Mittlerin, der uns in
ihrem großen Geheimnis offenbart wurde, ist auch die unerschütterliche
Grundlage unserer unbeirrbaren Hoffnung. Ja, wir können versichert
sein, daß die treue und mächtige Jungfrau ihre wunderbaren
Versprechungen erfüllen wird, sobald ihr gesamtes Geheimnis schließlich
bekannt gegeben und als authentisch anerkannt wird, wenn ihr Rußland
feierlich geweiht und die Sühneandachten am ersten Samstag (eines
Monates) offiziell genehmigt werden.
Anmerkungen:
*) Anm.d.Red.: Eine allgemeine Kritik an der Amtsführung der
Hierarchie, ja selbst der Päpste (bzw. 'Päpste'), würde die hartnäckige
Unterschlagung des dritten Geheimnisses "mit allen Mitteln", d.h. im
Klartext: mit allen Mitteln des Betruges, der Fälschung und
Irreführung, nicht erklären. Da hatte die Mutter Gottes in La Salette
hinsichtlich des Klerus schon viel härtere Worte fallen lassen:
"Kloaken der Unreinigkeit". Die Weigerung, dem Befehl der Gottesmutter
nachzukommen und das Geheimnis zu veröffentlichen, ist nur dann
verständlich, wenn die Hierarchie, die obere und höchste wohlgemerkt,
der Apostasie (und damit verbunden dann des Amtsverlustes) darin
überführt würde.
**) Solche Bittgesuche zu stellen, ist aus mehreren Gründen sinnlos.
Ich erspare es mir, darauf einzugehen. Frère Michel folgt hier der
Methodik seines Chefs, Abbé de Nantes, der seinen "Liber accusationis"
an Paul VI. richtete, dami dieser sich selbst anklagen, also Richter
und Angeklagter in einer Person sein sollte. Es ist verwunderlich, daß
der Autor des vorliegenden Berichtes, Frère Michel, keine Erklärung für
das Schweigen von Schw. Lucia anführt. Man hätte doch von ihr am
ehesten die Bekanntgabe des dritten Geheimnisses erwarten dürfen,
nachdem sich die Hierarchie (bzw. 'Hierarchie') dem eindeutigen Auftrag
der Mutter Gottes widersetzt, und nicht die Rede davon ist - soweit mir
bekannt -, daß es für sie reserviert war! Wenn man also jemanden
bestürmen sollte, das Schweigen zu brechen, dann doch Schw. Lucia!
***) Die vorausgesetzte Klarheit der Aussagen "verwirrt" die
derzeitigen 'Autoritäten' bestimmt nicht! Sie fürchten sie
höchstwahrscheinlich.
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